Pushpak Mahabharata Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 8 - König Shalya und seine große Armee

Vaisampayana sprach:
Oh König, als Shalya die Nachrichten von den Boten vernommen hatte, begab er sich mit einer großen Armee und von seinen Söhne begleitet, die alle machtvoll im Kampf waren, auf den Weg zu den Pandavas. Sein Lager umfaßte ein Gebiet von anderthalb Yojanas. So gewaltig waren die Kräfte dieses Ruhmreichen. Und er selbst, oh König, war der Führer von einem ganzen Akshauhini und besaß große Heldenkraft und Tapferkeit. In seiner Armee gab es Helden, die farbige Rüstungen trugen, sowie verschiedene Arten von Bannern, Waffen, Ornamenten, Wagen und Tieren, welche alle mit ausgezeichneten Girlanden, schönen Roben und Verzierungen geschmückt waren. Hunderte und Tausende der Besten der Kshatriyas waren die führenden Helden seiner Truppen, gekleidet und geschmückt nach der Tradition ihres Heimatlandes. Und obwohl sie langsam zum Ort der Pandavas marschierten und viel rasteten, fühlten sich die Wesen der Erde sehr bedrängt, und die Erde selbst bebte unter dem Schritt der gewaltigen Truppen.

Und als König Duryodhana hörte, daß sich dieser großmütige und mächtige Held auf den Weg gemacht hatte, da eilte er herbei, oh Bester der Bharatas, um ihn zu verehren, und veranlaßte, daß die Plätze unterwegs fein geschmückt wurden, um ihn mit allerlei schönen Vergnügungen durch Musiker und Künstler zu empfangen. Er ließ girlandengeschmückte Pavillons errichten, die mit Fleisch und anderen Speisen, mit Getränken, Wasserbecken und allem, was das Herz erfreut, ausgestattet waren, sowie mit verschiedenen Gefäßen, Vorräten und geräumigen Gemächern. Und nachdem er in jedem Pavillon von den Dienern Duryodhanas wie ein Gott empfangen wurde, erreichte Shalya ein weiteres königliches Zelt, mit so wundervollen Erfreulichkeiten wie im Bereich der Himmlischen. Hier wurde er mit auserlesenstem Komfort begrüßt, der für übermenschliche Wesen geschaffen schien. So fühlt er sich glücklicher als der Götterherr selbst und erachtete Indra im Vergleich dazu als arm.

Da fragte der Erste der Kshatriyas voller Zufriedenheit die Diener:
Wo sind jene Männer von Yudhishthira, welche diese wunderbaren Orte der Erfrischung vorbereitet haben? Laßt sie, die dieses Wunder geschaffen haben, zu mir kommen. Denn ich halte sie für würdig, durch mich belohnt zu werden. Ich will sie beschenken, um damit den Sohn der Kunti zu erfreuen!

Die Diener waren überrascht, und trugen die ganze Sache Duryodhana vor. Und als Shalya äußerst zufrieden und sogar bereit war, sein Leben zu gewähren, da trat Duryodhana, der bis jetzt verborgen geblieben war, hervor und zeigte sich seinem Onkel mütterlicherseits. Und der König von Madras sah ihn und verstand, daß es Duryodhana war, der all die Mühen auf sich genommen hatte, um ihn zu empfangen. Und Shalya umarmte Duryodhana und sprach: „Ich will dir einen Wunsch gewähren.“

Daraufhin antwortete Duryodhana:
Oh du Vorzüglicher, laß dein Wort wahr sein, und gewähre mir einen Segen. Ich bitte dich, der Führer meiner ganzen Armee zu werden.

Vaisampayana fuhr fort:
Auf diese Worte sprach Shalya: „So sei es! Was soll sonst noch getan werden?“ Und darauf antwortete Duryodhana, der Sohn von Gandhari, wiederholt: „Damit ist alles getan.“

Und Shalya sprach:
Oh Duryodhana, oh Bester der Menschen, begib dich zu deiner Stadt zurück. Ich werde weiterziehen, um Yudhishthira, dem Feindebezwinger, meinen Besuch abzustatten. Oh König, oh Herrscher der Menschen, danach werde ich schnell zu dir zurückkehren. Denn diesen Besten der Menschen, Yudhishthira, den Sohn von Pandu, muß ich unter allen Umständen besuchen.

Und dies ertragend sprach Duryodhana:
Oh König, oh Herrscher der Erde, nachdem du den Pandava gesehen hast, kehre schnell zurück. Denn ich bin vollkommen auf dich, oh König der Könige, angewiesen. Erinnere dich an den Segen, den du mir gewährt hast.

Und Shalya antwortete:
Gutes möge dir geschehen! Ich werde schnell zurückkommen. Begib dich zu deiner eigenen Stadt, oh Beschützer der Menschen.

Dann umarmten sich diese zwei Könige, Shalya und Duryodhana, und nachdem er Shalya verehrt hatte, kehrte Duryodhana nach Hause zurück. Und Shalya ging, um die Söhne der Kunti von den Geschehnissen zu informieren. Nachdem er Upaplavya erreicht und sein Lager aufgeschlagen hatte, erblickte Shalya dort alle Söhne des Pandu. Und dieser Starkarmige akzeptiert von ihnen das gastliche Wasser zur Reinigung der Füße und die üblichen Geschenke zur Verehrung, einschließlich einer Kuh. Dann fragte der König der Madras, dieser Feindevernichter, nach ihrem Befinden und umarmte mit großem Entzücken Yudhishthira, Bhima, Arjuna und die Zwillingsbrüder, die Söhne seiner Schwester. Und als sich alle gesetzt hatten, sprach Shalya zu Yudhishthira, dem Sohn der Kunti:

Oh Tiger unter den Königen, oh Sonne der Kurus, geht es dir gut? Oh Erster der Sieger, wie hast du die Zeit in der Wildnis verbracht, oh König, oh Herr der Monarchen? Es war eine äußerst harte Aufgabe, die du bewältigt hast, als du zusammen mit deinen Brüdern und dieser edlen Dame hier in den Wäldern wohntest. Und eine besonders schwierige Herausforderung bestand noch darin, die Zeit der Verborgenheit zu meistern. Auch diese hast du vollbracht. Oh Nachkomme des Bharata, nichts als Elend erwartet den, der von seinem Thron gezogen wird! Oh König, wo wäre da noch Glück für ihn? Oh Feindebedränger, als Ausgleich für dieses ganze ausgedehnte Elend, das vom Sohn des Dhritarashtra hervorgebracht wurde, wirst du das entsprechende Glück erlangen, nachdem alle deine Feinde, oh großer König, oh Herr der Menschen, besiegt wurden. Denn die Wege der Welt sind dir bekannt. Deshalb, oh mein Sohn, wirst du bei all deinen Unternehmungen niemals von der Habgier geleitet werden. Oh Nachkomme des Bharata, du folgst den Fußspuren der alten, heiligen Könige. Oh mein Sohn Yudhishthira, bleibe beständig auf diesem Pfad der Großzügigkeit, der Selbstüberwindung und der Wahrhaftigkeit. Oh königlicher Yudhishthira, möge Gnade, Selbstkontrolle, Aufrichtigkeit, alldurchdringende Liebe und alle anderen Tugenden, die so kostbar in dieser Welt sind, immer in dir zu finden sein.

Du bist mild, großmütig, religiös, tolerant, und betrachtest die Tugend als das Höchste und Nützlichste. Oh König, vielfältig sind die Regeln der Tugend, die unter den Menschen herrschen, und alle sind dir bekannt. Oh mein Sohn, oh Feindebedränger, du kennst wahrlich alles bezüglich dieser Welt. Oh König, oh Bester der Bharatas, welch ein Glück, daß du alle deine Schwierigkeiten überwinden konntest. Welch ein Glück, oh König, oh Bester der Monarchen, oh Herr, daß ich dich heute mit deinen Freunden befreit vom Exil sehe, mit einer so tugendhaften Seele, wie ein Schatzhaus der Gerechtigkeit.

Vaisampayana fuhr fort:
Danach, oh Nachkomme des Bharata, sprach der König von seiner Zusammenkunft mit Duryodhana und gab einen ausführlichen Bericht über sein Versprechen und den Segen den er gewährt hatte. Und Yudhishthira, sprach:

Oh tapferer König, du hast gut daran getan, mit zufriedenem Herzen dein Versprechen an Duryodhana zu erfüllen. Möge dir Gutes geschehen, oh Herrscher der Erde. Nur um eine Sache bitte ich dich. Oh König, oh Bester der Menschen, mögest du es allein um meinetwillen tun, auch wenn diese Tat nicht angemessen erscheint. Oh Tapferer, höre, um was ich dich bitte. Oh großer König, du bist auf dem Kampffeld dem Krishna gleich. Oh Bester der Könige, wenn der Zweikampf zwischen Karna und Arjuna stattfinden wird, dann wirst zweifellos du den Wagen von Karna führen. Und wenn du mir Gutes tun möchtest, dann beschütze Arjuna in diesem Kampf. Oh König, mögest du dann so handeln, daß Karna, der Sohn des Suta, entmutigt wird und der Sieg unser sein kann. Dies scheint zweifellos unangebracht zu sein, aber ich bitte dich darum, oh mein Onkel.

Shalya sprach:
Gutes möge dir geschehen. Höre, oh Sohn des Pandu. Du sagst mir, daß ich so handeln soll, daß der gemeine Sohn des Suta im Kampf seine Kraft verlieren möge. Natürlich werde ich sein Wagenlenker auf dem Feld sein, denn er betrachtet mich immer als dem Krishna gleich. Oh löwenhafter Nachkomme des Kuru, wenn Karna begierig nach dem Kampf verlangt, dann werde ich zu ihm Worte sprechen, die ihn bedrängen und verwirren, so daß er seines Stolzes und der Tapferkeit beraubt, durch seinen Gegner leicht besiegt werden kann. Das verspreche ich dir aufrichtig. Von dir, oh mein Sohn, darum gebeten, bin ich entschlossen dazu. Auch was ich sonst noch tun kann, werde ich zu deinem Wohle tun.

Was auch immer von dir, oh Berühmter, an Mühseligkeiten zusammen mit Draupadi wegen des Würfelspiels ertragen wurde, die groben, unmenschlichen Worte des Suta Sohns, das Elend durch den Asura Jata und durch Kichaka, sowie alle anderen Entbehrungen, welche Draupadi erfahren mußte wie einst Damayanti, werden alle, oh Held, wieder in Heiterkeit enden. Du solltest darum nicht betrübt sein. Bedenke, daß nicht nur dir so etwas geschieht. Das Schicksal ist äußerst mächtig in dieser Welt. Oh Yudhishthira, auch hochgesinnte Personen müssen verschiedenartiges Elend ertragen. Sogar die Götter selbst, oh König, haben Unglück erfahren. Oh Nachkomme des Bharata, es wird erzählt, daß der hochgesinnte Indra, der Herr der Himmlischen, zusammen mit seiner Frau wirklich sehr großes Elend erleiden mußte.


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