Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 21 - Bhimas Antwort

Bhima sprach:
Schande auf die Kraft meiner Arme und Schande auf den Gandiva von Arjuna, weil sich deine Hände, die vorher rot (vom Henna) waren, jetzt mit Schwielen bedecken. Ich hätte wahrlich am Hof von Virata wie ein rasender Elefant ein Gemetzel veranstaltet, hätte der Sohn der Kunti mich nicht verneinend angeblickt. Ich hätte ohne viel Bedenken das Haupt von Kichaka zerquetscht, der von Stolz und Überheblichkeit berauscht ist. Als, oh Draupadi, ich dich von Kichaka getreten sah, da stand im gleichen Moment der Rachetod vieler Matsyas vor meinen Augen. Doch Yudhishthira verbot mir mit einem kurzen und scharfen Blick dieses Vorhaben, und, oh wunderschöne Dame, seine Absicht verstehend, habe ich mich zurückgehalten.

Daß wir unseres Königreiches beraubt wurden, daß ich diese Kurus noch nicht vernichtet habe, daß ich die Häupter von Duryodhana und Karna, sowie von Shakuni, dem Sohn von Suvala, und des übelgesinnten Dushasana noch nicht abgeschlagen habe, diese offenen Schulden, oh Dame, wollen mir jedes Glied verbrennen. Diese Gedanken bohren in meinem Herz wie ein brennender Speer. Doch, oh Schönhüftige, opfere die Tugend nicht. Oh edelherzige Dame, unterwirf deinen Zorn. Wenn König Yudhishthira solche Vorwürfe von dir hört, wird er sicher sein Leben beenden. Selbst wenn Dhananjaya und die Zwillinge dich so sprechen hörten, auch sie würden ihr Leben aufgeben. Und wenn meine Brüder ihr Leben beenden, oh schlanke Dame, werde auch ich meines nicht mehr ertragen können.

In alten Zeiten folgte die Tochter von Sarjati, die schöne Sukanya, dem Chyavana aus dem Bhrigu Geschlecht in die Waldeinsamkeit, dessen Geist völlig kontrolliert war, und über dem die Ameisen sogar einen Hügel gebaut hatten, während er in asketischer Meditation vertieft war. Du hast wohl auch gehört, daß Indrasena, die in Schönheit Narayani selbst glich, ihrem Ehemann eintausend Lebensjahre beistand. Oder daß Sita, die Tochter von König Janaka und Prinzessin von Videha, ihrem Herrn ebenfalls folgte, als er in die dunklen Wälder ging. Und diese Dame mit den anmutigen Hüften, die geliebte Frau von Rama, die mit verschiedenstem Elend gequält und durch Rakshasas verfolgt wurde, gewann schließlich die Gesellschaft von Rama zurück. Auch Lopamudra, oh Furchtsame, die mit Jugend und Schönheit begabt war, vollbrachte das kaum Erreichbare, gab alle Dinge des Vergnügens auf und folgte Agastya (als seine Ehefrau). Auch die kluge und reine Savitri folgte ihrem heroischen Satyavan, dem Sohn von Dyumatsena, ganz allein in die Welt von Yama. So wie diese reinen und schönen Frauen, die ich dir genannt habe, mögest auch du, oh Selige, mit jeglicher Tugend erblühen. Gedulde dich noch eine kurze Zeit, nur noch einen knappen Monat lang. Und wenn das dreizehnte Jahr abgeschlossen ist, wirst du wieder die Königin eines regierenden Königs sein.

Diese Worte hörend, antwortete Draupadi:
Oh Bhima, unfähig meinen Kummer zu ertragen, quellen meine Tränen unaufhörlich aus diesem Elend. Ich tadle Yudhishthira nicht. Noch ist es nützlich, an Vergangenem zu haften. Doch, oh mächtiger Bhima, schreite jetzt schnell voran zum Werk dieser Stunde. Sudeshna, die auf meine Schönheit eifersüchtig ist, quält mich durch ihre Versuche, den König davon abzuhalten, an mir Gefallen zu finden. Und diese Situation von ihr versteht der übelgesinnte Kichaka und bedrängt mich ständig auf unmoralische Art. Verärgert über ihn, unterdrückte ich meinen Zorn und antwortete diesem Schuft, dessen Sinne von der Begierde geraubt wurden: „Oh Kichaka, schütze dich. Ich bin die geliebte Königin und Ehefrau von fünf Gandharvas. Jene Helden werden dich im Zorn töten, der du so unvernünftig handelst.“

So angesprochen antwortete mir Kichaka mit der sündigen Seele: „Ich habe nicht die kleinste Angst vor den Gandharvas, oh Sairindhri mit dem süßen Lächeln. Ich werde hunderttausend Gandharvas töten, wenn ich im Kampf auf sie treffe. Deshalb, oh Furchtsame, nimm meinen Antrag an.“ All das hörend, widersprach ich dem lustgequälten Suta: „Du kannst dich mit jenen berühmten Gandharvas nicht vergleichen. Als anständige Dame bin ich der Tugend verbunden und wünsche niemals den Tod von irgend jemandem. Aus diesem Grunde, oh Kichaka, sage ich dir diese Worte!“

Daraufhin brach dieser übelgesinnte Schuft in lautes Gelächter aus. Und so kam es, daß Sudeshna, von Kichaka bedrängt und durch Zuneigung zu ihrem Bruder bewegt, ihm einen Gefallen tun wollte und mich mit den Worten zu ihm schickte: „Mögest du, oh Sairindhri, Wein aus dem Hause von Kichaka holen!“ Als der Suta Sohn mich dort erblickte, da sprach er mit süßen Worten zu mir. Und als das scheiterte, wurde er äußerst wütend und wollte gewalttätig werden. Das Ansinnen des übelgesinnten Kichaka verstehend, eilte ich schnell in die Nähe des Königs. Dort warf mich der Schuft auf den Boden und trat mich mit den Füßen in der Anwesenheit des Königs und vor den Augen von Kanka und vielen anderen, einschließlich der Wagenlenker, der Höflinge, Elefantenführer und Bürger. Daraufhin rügte ich den König und Kanka wieder und wieder. Der König jedoch hinderte weder Kichaka, noch bestrafte er ihn. Denn der Hauptverbündete von König Virata im Krieg, der grausame und untugendhafte Kichaka wird sowohl vom König als auch von der Königin geliebt.

Dieser kriegerische, überhebliche, stolze, sündige, ehebrecherische und in den vergnüglichen Dingen Versunkene verdient riesigen Reichtum vom König und raubt die Besitztümer von anderen, selbst wenn sie in ihrer Qual nach Hilfe rufen. Er wandelt nie auf dem Pfad der Tugend, noch vollbringt er eine einzige gute Tat. Dieser Übelgesinnte ist bösartig, hochmütig, hinterhältig und unablässig gequält durch die Pfeile der Begierde. Er wird mich erneut erniedrigen, wenn er mich erblickt, auch wenn er vorerst zurückgeschlagen wurde. Wahrlich, dann werde ich mein Leben aufgeben. Und obwohl du dich um Tugend bemühst, werden dadurch auch deine höchst lobenswerten Taten zunichte. Sie, die jetzt ihrem Versprechen folgen, werden dann ihre Ehefrau verlieren.

Indem man die Ehefrau beschützt, werden die Nachkommen beschützt, und indem man die Nachkommen beschützt, bewahrt man sein eigenes Selbst. Und weil man sein Selbst durch die Frau bewahrt, nennen die Weisen die Ehefrau auch Jaya (Sieg). So sollte der Mann die Frau beschützen und sich immer fragen: „Wie sonst könnte ich meine Geburt nehmen als in ihrem Leib?“

Ich habe es von den Brahmanen gehört, welche die Aufgaben der verschiedenen Kasten erklärten, daß ein Kshatriya keine andere Aufgabe hat als das Überwinden von Feinden. Oh Weh! Kichaka trat mich mit seinen Füßen in der Gegenwart von Yudhishthira, dem König der Gerechtigkeit, und auch von dir, oh Bhimasena, dem Mächtigen. Du warst es, oh Bhima, der mich vom schrecklichen Jatasura befreite. Du warst es auch, der mit seinen Brüdern Jayadratha besiegte. Mögest du auch jetzt diesen Schuft töten, der mich so beleidigt hat. Oh Bharata, Kichaka, dieser Günstling des Königs, hat mein Elend unerträglich vergrößert. Deshalb zerschlage diese lüsterne Kreatur wie einen irdenen Krug, den man auf einen Stein schleudert.

Wenn, oh Bharata, die morgige Sonne seine Strahlen immer noch auf ihn ergießt, der mir eine Quelle von unsäglichem Kummer ist, dann werde ich sicher Gift trinken. Denn niemals kann ich mich Kichaka ergeben! Dann wäre es viel besser, oh Bhima, vorher in den Tod zu gehen.

Vaisampayana fuhr fort:
So sprach Draupadi, verbarg ihr Gesicht an der Brust von Bhima und begann zu weinen. Bhima umarmte sie und gab ihr Trost, so viel es in seiner Macht stand. Und ein wenig getröstet, mit Worten voll ernstem Grund und Sinn, trocknete er mit seinen Händen das tränenüberschwemmte Gesicht der wunderschönen Tochter von Drupada. Und an Kichaka denkend, leckte er mit der Zunge seine Mundwinkel und sprach dann zornerfüllt zur beunruhigten Dame folgende Worte.


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