Draupadi sprach:
Ach, wegen dieses unnachgiebigen Spielers stehe ich jetzt unter dem Befehl von Sudeshna und muß im Palast als eine Sairindhri leben. Oh Feindezerstörer, sieh nur die höchst schmerzliche Notlage, in der ich, eine Königin, jetzt bin. Ich lebe täglich in der Hoffnung, daß diese festgesetzte Zeit bald vorüber geht. Unsägliches Elend bringt mir diese Zeit. Doch jeder beabsichtigte Erfolg, jeder Sieg, aber auch jede Niederlage ist für Sterbliche vergänglich. Aus diesem Glauben heraus erwarte ich die Rückkehr des Wohlergehens für meine Ehemänner. Glück und Unglück kreisen wie ein Rad. Deshalb lebe ich in Erwartung einer glücklicheren Zeit für meine Männer. Die gleiche Ursache, welche die Niederlage brachte, wird bald auch den Sieg bringen. Diese Hoffnung habe ich noch. Sonst, oh Bhimasena, müßtest du mich als tot betrachten.
Ich habe oft gehört, daß manche, die reich und geizig waren, selbst betteln mußten, manche die getötet haben, selbst ermordet wurden, manche die andere unterdrückten, selbst von Feinden unterdrückt wurden. Denn nichts ist für das Schicksal unmöglich, und niemand kann dem Schicksal entgehen. Deshalb glaube ich an die Rückkehr glücklicherer Zeiten. Wie jeder Brunnen, der im Sommer austrocknet, in der Regenzeit wieder mit Wasser gefüllt wird, so hoffe ich auf eine Wende zum Besseren, und daß bald unser Wohlstand wieder kommen möge. Wenn man erkennt, daß ein gut geplantes Vorhaben bedroht wird, dann sollte der Kluge aufrichtig und hart darum kämpfen, den Erfolg dennoch zu sichern. Im Elend versunken, wie ich bin, will ich dir den Sinn meiner Worte weiter erklären. Ob gefragt oder ungefragt von dir, ich werde dir jetzt alles erzählen.
Als Königin der Pandu Söhne und Tochter von Drupada, wer sonst außer mir, würde unter solchem Leiden leben wollen? Oh Feindevernichter, das Elend das mich auf diese Weise eingeholt hat, hat wahrlich das ganze Kuru Geschlecht, die Panchalas und die Söhne von Pandu erniedrigt. Für andere Frauen wäre es ein Grund zur Heiterkeit, wenn sie von zahlreichen Brüdern, von Schwiegervater und Kindern umgeben sind. Warum ist es für mich so eine schmerzliche Qual geworden? Sicher habe ich in meiner Kindheit Handlungen begangen die höchst beleidigend für Dhata (den Träger des Universums) waren und sein Mißfallen erregten, und dafür, oh Stier der Bharatas, muß ich jetzt die schmerzlichen Folgen ertragen. Schau nur, oh Sohn des Pandu, welche Blässe über mein Gesicht gekommen ist, die nicht einmal das entbehrungsreiche Leben in den Wäldern hervorbringen konnte. Oh Pritha Sohn, du weißt, welches Glück mir früher eigen war. Oh Bhima, nun bin ich in solche Knechtschaft gesunken. Arg gequält kann ich nirgends mehr Ruhe finden.
Ach, könnte ich dies alles dem Schicksal allein zuschreiben, auch daß der starkarmige und schreckliche Bogenschütze, Dhananjaya, der Pritha Sohn, jetzt wie ein erloschenes Feuer leben soll. Es ist wohl so, oh Bhima, daß es für Menschen unmöglich ist, die Schicksale der Kreaturen in dieser Welt zu verstehen. Ich sehe deshalb euren Abstieg als ein Ereignis, welches durch keinerlei Bemühungen abgewendet werden konnte. Ach, sie hat euch Indragleiche als Ehemänner erhalten, um ihren Wohlstand zu bewahren. Doch obwohl sie rein und ehrbar ist, muß sie jetzt den Wohlstand von anderen bewahren, die ihr im Status weit untergeordnet sind. Schau, oh Pandava, diese, meine Notlage an. Das ist etwas, was ich nicht verdiene. Doch obwohl noch Leben in dir ist, schaust du dennoch diesem Verfall der Ordnung zu, den die Zeit gebracht hat. Sie, die einst die ganze Erde bis zum Ufer der Meere unter ihrer Kontrolle hatte, ist jetzt unter der Kontrolle von Sudeshna und lebt in Furcht vor ihr. Sie, die einst Dienerinnen hatte, welcher vor und hinter ihr liefen, ach, geht nun selbst als Dienerin vor und hinter Sudeshna.
Oh Kunti Sohn, da ist noch ein anderer Kummer, der untragbar ist. Oh, höre von ihm. Sie, die bis auf Kunti, nicht einmal für sich selbst Sandelpaste zubereitete, reibt jetzt, möge dir Gutes geschehen, das Sandelholz für andere. Oh Bhima, schau nur meine Hände an, niemals zuvor waren sie so.
Mit diesen Worten zeigte sie ihre schwieligen Handflächen. Und sie sprach weiter, daß sie weder Kunti noch ihren Ehemännern so dienen mußte, wie sie jetzt als Sklavin vor Virata arbeiten muß, immer besorgt darum, was der König der Könige bezüglich der richtigen Zubereitung der Pasten sagt. Denn Matsya möchte von niemand anderen mehr Sandelpaste haben.
Vaisampayana fuhr fort:
Auf diese Weise, oh Bharata, klagte Draupadi ihr Leid vor Bhimasena, und begann leise zu weinen, wobei sie ihre Augen auf Bhima richtete. Und dann sprach sie, mit in Tränen erstickten Worten und vielen Seufzern herzerweichend zu Bhima: „Groß, oh Bhima, müssen früher meine Vergehen gegen die Götter gewesen sein, weil ich jetzt so unglücklich bin. Doch immer noch ist Leben in mir, oh Pandava, obwohl ich eigentlich sterben sollte.“
Vaisampayana fuhr fort:
Dann bedeckte die Geißel aller feindlichen Helden, Vrikodara, sein Gesicht mit jenen einst feinen, und nun schwieligen Händen seiner Frau und begann zu weinen. Und viele schmerzliche Tränen liefen dem mächtigen Sohn der Kunti übers Gesicht, der die Hände von Draupadi hielt. Dann sprach er gequält von großem Elend folgende Worte.