Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 22 - Der Kampf zwischen Bhima und Kichaka

Bhima sprach:
Oh Furchtsame, ich will deinen Worten folgen. Ich werde unverzüglich Kichaka mit allen seinen Freunden töten. Oh süß lächelnde Yajnaseni, wirf allen Kummer und alle Sorgen ab und vereinbare morgen abend ein Treffen mit Kichaka. Da gibt es einen Tanzsaal, den der König der Matsyas errichten ließ, und der von den Mädchen benutzt wird, um während des Tages zu tanzen. Des Nachts begeben sie sich jedoch in ihre Häuser zurück. Dort in diesem Saal steht ein ausgezeichnetes und gut plaziertes hölzernes Ruhebett. Wahrlich, dort werde ich ihn die Geister seiner verstorbenen Ahnen sehen lassen. Aber, oh Schöne, wenn du mit ihm sprichst, mußt du dafür sorgen, daß niemand euch beobachten kann.

Vaisampayana fuhr fort:
Indem sie so miteinander sprachen und viele Tränen im Kummer verschütteten, warteten sie auf die Morgendämmerung dieser Nacht mit schmerzhafter Ungeduld. Und als die Nacht vergangen war, da erhob sich Kichaka am Morgen und ging zum Palast, wo er Draupadi ansprach:

Wisse, ich warf dich am Hofe zu Boden und trat dich in Gegenwart des Königs. Angegriffen durch meine Macht, konnte dir niemand Schutz gewähren. Dieser Virata ist nur dem Namen nach der König der Matsyas. Als Befehlshaber der Armeen des Reiches bin ich der wirkliche Herr der Matsyas. Oh Furchtsame, akzeptiere mich aus freien Stücken, und ich werde dein Diener sein. Oh du mit den anmutigen Hüften, ich werde dir sofort hundert Goldmünzen geben, und hundert Diener und Dienerinnen dir verpflichten, sowie von Mauleseln gezogene Wagen bereitstellen. Oh furchtsame Dame, laß uns zusammen kommen.

Draupadi antwortete:
Oh Kichaka, wisse, was meine Bedingung ist. Weder deine Freunde noch deine Brüder sollen von unserem Treffen erfahren. Ich bin in höchster Sorge wegen der Entdeckung durch jene berühmten Gandharvas. Versprich mir das, und ich werde einwilligen.

Und als Kichaka diese Worte hörte, da sprach er:
Oh Schönhüftige, ich werde tun, was du sagst. Gequält vom Gott der Liebe werde ich, oh wunderschöne Dame, allein zur deiner Wohnstätte kommen, damit, oh du mit den wohlgeformten Schenkeln, jene hell strahlenden Gandharvas nichts von dieser Tat erfahren mögen.

Draupadi antwortete:
Gehe, wenn es dunkel ist, zum Tanzsaal, den der König errichten ließ, wo die Mädchen während des Tages tanzen und am Abend wieder nach Hause gehen. Die Gandharvas kennen diesen Ort nicht. Wir werden dann bestimmt unentdeckt bleiben.

Vaisampayana fuhr fort:
Draupadi mußte noch lange über dieses schicksalhafte Gespräch mit Kichaka nachdenken, und so erschien ihr der halbe Tag so lang wie ein ganzer Monat. Und der unwissende Kichaka ahnte nicht, daß es der Tod war, der die Form einer Sairindhri angenommen hatte, und kehrte mit größtem Entzücken nach Hause zurück. Durch die Begierde von Sinnen, begann sich Kichaka dort mit Salben, Girlanden und Ornamenten zu schmücken. Und während er damit beschäftigt war, dachte er unaufhörlich an die verheißungsvolle, junge Dame mit den großen Augen, und so schien ihm der Tag kein Ende zu haben. So loderte die Schönheit von Kichaka, der im Begriff war diese Schönheit auf immer zu verlassen, noch einmal hell auf, wie der Docht einer abgebrannten Lampe. Denn mit dem vollsten Vertrauen zu Draupadi war Kichaka, dessen Sinne von der Begierde umnebelt waren, so in Gedanken an das kommende Zusammentreffen vertieft, daß er nicht bemerkte, daß sein Tag zu Ende ging.

Inzwischen begab sich die schöne Draupadi in die Nähe ihres Mannes und stand in der Küche vor Bhima aus dem Kuru Geschlecht. Und diese Dame mit den schönen Löckchen sprach zu ihm: „Oh Geißel deiner Feinde, wie du befohlen hattest, habe ich Kichaka zu verstehen gegeben, daß unser Treffen im Tanzsaal stattfinden soll. Er wird allein des Nachts zum leeren Saal kommen. Töte ihn dort, oh Starkarmiger! Begib dich, oh Sohn der Kunti, zu diesem Tanzsaal und nimm, oh Pandava, das Leben von Kichaka, diesem vom Hochmut berauschten Sohn eines Suta. Durch seinen Hochmut allein, hat dieser Suta Sohn die Gandharvas beleidigt. Oh Bester der Kämpfer, enthebe ihn von der Erde, so wie Krishna einst die Naga (Kaliya) aus dem Fluß Yamuna in den Himmel erhob. Oh Pandava, trockne meine Tränen, denn ich bin gequält vom Kummer. Sei gesegnet und schütze deine eigene Ehre und die deiner Familie.“

Bhima sprach:
Willkommen, oh wunderschöne Dame! Außer dieser frohen Nachricht, welche du, oh Herrliche, mir bringst, benötige ich keinerlei andere Hilfe. Das Entzücken, das ich beim Gedanken an die kommende Begegnung mit Kichaka fühle, gleicht dem, das ich bei der Tötung des Dämonen Hidimba fühlte. Ich schwöre dir bei der Wahrheit, bei meinen Brüdern und bei der Gerechtigkeit, daß ich Kichaka töten werde, gerade wie der Herr der Himmlischen den Dämonen Vritra vernichtete. Entweder heimlich oder offen will ich Kichaka zerschmettern. Und wenn die Matsyas um ihn kämpfen, dann will ich auch sie zerschlagen. Und später werde ich auch Duryodhana besiegen, und die ganze Erde zurückgewinnen. Bis dahin laß Yudhishthira, den Sohn der Kunti, auch weiterhin dem König von Matsya seine Ehrerbietung erweisen.

Diese Worte von Bhima hörend, antwortete Draupadi: „Damit du, oh Herr, wahrhaftig bleibst und dein mir gegebenes Versprechen erfüllt wird, solltest du, oh Held, Kichaka im Geheimen töten.“ Und Bhima bekräftigte sein Wort und sprach: „Noch heute werde ich Kichaka zusammen mit seinen Freunden töten, unerkannt von anderen während der Dunkelheit der Nacht. Ich werde, oh reine Dame, wie ein Elefant eine Vela Frucht zerdrückt, das Haupt des übelgesinnten Kichaka brechen, der begehrt, was für ihn unerreichbar ist!“

Vaisampayana fuhr fort:
So begab sich Bhima des Nachts zum vereinbarten Ort, und setzte sich dort in seiner Verkleidung nieder. Hier wartete er geduldig auf Kichaka, wie ein Löwe, der den Hirsch belauert. Und Kichaka ging freudig und festlich angeputzt zur vereinbarten Zeit zum Tanzsaal, in der Hoffnung, Panchali zu gefallen. Unablässig an die Verheißung denkend, erreichte er den Saal. Und als er den in tiefe Dunkelheit eingehüllten Raum betrat, da traf dieser übelgesinnte Schuft auf den unvergleichlichen Helden Bhima, der etwas zuvor gekommen war und im Dunklen wartete. Wie sich ein Insekt einem brennenden Feuer nähert, oder ein Beutetier einem Löwen, so näherte sich Kichaka dem Bhima, der auf dem Bett lag und vor Wut brannte. Dabei dachte er an all die Beleidigungen gegen Draupadi, und so lag er dort, wie der Tod selbst.

Und der wollüstige Kichaka, voller Ekstase in Herz und Seele, sprach lächelnd: „Oh Schönäugige, ich gebe dir hiermit viele verschiedene Arten des Reichtums aus meinem Besitz, hundert Dienstmädchen und viele feine Kleider, auch einen Palast mit inneren Gemächern, der mit wunderschönen jungen Dienstmädchen und jeglicher Art der Vergnügung und Unterhaltung ausgestattete ist. All dies habe ich für dich vorbereitet, und dann bin ich schnell hierher geeilt. Und völlig unerwartet begannen die Frauen mich zu loben und sprachen: „Es gibt in dieser Welt keine andere Dame an Schönheit und Kleidung, wie sie!“

Das hörend, antwortete Bhima:
Es ist wunderbar, daß du so schön bist und dich herausgeputzt hast. Ich denke, daß du nie zuvor so ein großartiges Treffen hattest, wie heute! Unsere Berührung wird wie ein loderndes Feuer sein, aber du kennst ja die Wege der Tapferkeit. In Liebesspielen höchst erfahren, bist du ein Liebling für Frauen, unvergleichlich in dieser Welt!

Vaisampayana fuhr fort:
Mit diesen Worten erhob sich plötzlich der Sohn der Kunti, der starkarmige Bhima mit der ungezügelten Heldenkraft und sprach lachend: „Deine Schwester, oh Schuft, soll dich noch heute von mir am Boden herumgeschleppt sehen, wie ein mächtiger, bergesgroßer Elefant durch einen Löwen davon gezerrt wird. Mit deinem Tod wird die Sairindhri und wir, ihre Ehemänner, wieder in Frieden leben können.“

So sprach der mächtige Bhima und ergriff Kichaka an den Haaren seines mit Girlanden geschmückten Kopfes. Doch obwohl er mit großer Kraft an den Haaren gezogen wurde, befreite Kichaka, dieser Erste der Mächtigen, schnell seine Haare und ergriff die Arme von Bhima. Und dann erhob sich im Feuer der Wut zwischen jenen Löwen unter Männern, zwischen dem Führer des Kichaka Clans und diesem Besten der Männer, ein Ringkampf, wie zwischen zwei mächtigen Elefanten um eine Elefantenkuh im Frühling, oder wie damals vor langer Zeit jener Kampf zwischen den Löwen unter den Affen, den Brüdern Bali und Sugriva. Beide waren gleich wütend und eifrig auf den Sieg aus. So erhoben diese Kämpfer ihre Arme wie zwei fünfköpfige Nagas, und attackierten sich gegenseitig im lodernden Zorn mit ihren Nägeln und Zähnen. Und obwohl heftig angegriffen durch den starken Kichaka schwankte der entschlossene Bhima keinen einzigen Moment im Kampf. Gegenseitig umklammert, zerrten sie sich wie zwei mächtige Stiere. Und mit Nägeln und Zähnen als ihre Waffen tobte der Kampf wild und schrecklich, wie zwischen wütenden Tigern. Sich wutentbrannt niederwerfend, stießen sie aufeinander, wie ausgewachsene Elefanten mit saftigen Schläfen. So ergriff der mächtige Bhima Kichaka, aber Kichaka, der Erste der Starken, widerstand der Gewalt.

Als jene Mächtigen immer weiter kämpften, da schlugen ihre Arme mit einem lauten Krachen aufeinander, als würde Bambus splittern. Dann begann Vrikodara, der mit seiner ganzen Kraft Kichaka durch den Raum warf, ihn umherzuwirbeln, wie ein Orkan einen Baum rüttelt. Und so durch den starken Bhima im Kampf angegriffen, wurde Kichaka schwächer und begann zu zittern. Doch dessen ungeachtet zerrte er am Pandava, wie er nur konnte. So kämpfte der mächtige Kichaka, bis sogar Bhima ins Schwanken kam und von seines Gegners Knien getroffen, zu Boden stürzte. Doch gestürzt durch den starken Kichaka, erhob sich Bhima schnell wie Yama mit dem Stab der Zeit in der Hand. Und so kämpften der starke Suta und der Pandava, beide von ihrer Kraft und der Herausforderung berauscht, bis Mitternacht miteinander an diesem einsamen Ort. Als sie einander im Zorn anbrüllten, begann dieses hervorragende und wunderschöne Gebäude an allen Ecken zu zittern. Dann schlug der mächtige Bhima Kichaka gewaltig auf die Brust. Doch dieser brannte im Zorn und bewegte sich keinen einzigen Schritt zurück. Für einen Moment ertrug er diesen Angriff, den kein Irdischer ertragen kann. Doch von Bhimas Kraft überwältigt, wurde der Suta immer schwächer. Und wie Bhima diese Schwäche erkannte, zog ihn der überaus Starke an seine Brust und begann ihn hart an sich zu pressen.

Danach ergriff Vrikodara, der Beste aller Sieger, zornig und schwer atmend, Kichaka gewaltsam an den Haaren. Als er ihn so im Griff hatte, begann der mächtige Bhima wie ein hungriger Tiger zu brüllen, der ein großes Tier getötet hat. Und erschöpft wie Kichaka war, band ihn Vrikodara schnell mit seinen Armen, wie man ein wildes Tier mit einem Strick bindet. Dann begann Bhima den abgekämpften Kichaka im Kreis zu wirbeln, welcher wie eine zerbrochene Trompete schrecklich kreischte. Und um seinen Zorn wegen Draupadi zu stillen, griff Vrikodara nach dem Hals von Kichaka und drosselte ihn. Dann trat er mit seinen Knien Kichaka in die Hüfte und immer weiter, bis alle Glieder zerbrochen waren und seine Augen sich schlossen. So tötete ihn Vrikodara, wie man eine Bestie ermorden würde. Und als der völlig unbewegliche Kichaka vor ihm lag, da rollte der Sohn des Pandu ihn am Boden und sprach:

„Mit dem Tot dieses Lüstlings, der unsere Frau verletzen wollte, und wie ein Dorn die Sairindhri quälte, habe ich mich von der Schuld befreit, die ich meinen Brüdern gegenüber hatte. Nun bin ich wieder zufrieden.“

Mit diesen Worten ließ dieser Erste unter den Menschen mit zornesroten Augen Kichaka fallen, dessen Kleidung und Ornamente zerrissen waren, dessen Augen noch rollten und dessen Körper noch zitterte. Dann preßte dieser Beste der Starken noch einmal seine Hände aufeinander, biß wütend auf seine Lippen, griff seinen Gegner erneut an und stieß ihm Arme, Beine, Hals und Kopf in seinen Körper, als würde dem Halter des Pinaka (Shiva) ein Hirsch in einer formlosen Masse als Opfer dargebracht, um seinem Zorn zu entkommen. Und alle seine Glieder zerquetscht und zu einem Fleischkloß erniedrigt, präsentierte der mächtige Bhimasena dieses Werk vor Draupadi. Mit unversiegbarer Energie begabt, sprach dann dieser Held zu Draupadi, dieser Besten aller Frauen: „Komm herbei, Prinzessin von Panchala, und schau, was aus diesem lüsternen Schuft geworden ist!“

Und mit diesen Worten begann Bhima mit der fürchterlichen Kraft den Körper dieser übelgesinnten Kreatur mit seinen Füßen zu treten. Im Schein einer Lampe zeigte er Draupadi die Reste von Kichaka, und der Held sprach zu ihr: „Oh Schöne, all diejenigen, die dich als reines und tugendhaftes Wesen erniedrigen, werden durch mich ihren gewaltsamen Tod finden, wie dieser Kichaka, oh Furchtsame.“

Nachdem er diese schwere Aufgabe vollbracht hatte, die für Draupadi so befreiend war, verabschiedete sich Bhima von Draupadi, der Tochter von Drupada, und lief schnell zur Küche zurück. Und Draupadi, die Beste der Frauen, verlor ihren großen Kummer, als sie Kichaka vernichtet sah. Mit seinem Tod war ihr Zorn besänftigt, und sie fand ihre Freude wieder. Dann ging sie zum Hüter des Tanzsaals und sprach zu ihm: „Komm und schau Kichaka, der den Frauen anderer Männer nachstellte, und nun hier am Boden liegt, von meinen Gandharva Männern getötet.“

Und diese Worte hörend, kamen die Wächter des Tanzsaals bald mit Tausenden zu diesem Ort, alle mit Lampen in der Hand. Und sie betraten den Raum und schauten auf den leblosen Kichaka, der in seinem Blute auf dem Boden lag. Als sie ihn ohne Arme und Beine erblickten, da waren sie höchst erschrocken und überaus erstaunt. Und wie sie sahen, daß dieser Tod von Kichaka keine menschliche Tat sein konnte, da sprachen sie: „Wo ist sein Hals, und wo sind seine Beine?“ So beschlossen sie alle in dieser unbegreiflichen Situation, daß es wohl ein Gandharva war, der ihn getötet hatte.


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