Pushpak Mahabharata Buch 4Zurück WeiterNews

Samayapalana Parva

Kapitel 13 - Die ersten zehn Monate bei Virata und der Ringkampf Bhimas

Janamejaya fragte:
Was taten jene Nachkommen der mit großen Heldenmut versehenen Kuru Rasse, als sie verkleidet in der Stadt der Matsyas lebten, oh Zweifachgeborener?

Vaisampayana sprach:
Höre, oh König, was jene Nachkommen von Kuru taten, während sie verborgen in der Stadt der Matsyas wohnten und ihren König verehrten. Durch die Gnade des Weisen Trinavindu und des hochbeseelten Herrn der Gerechtigkeit begannen die Pandavas unerkannt vor den Augen der Welt in der Stadt von Virata zu leben.

Oh Herr der Menschen, auch als Höfling zeigte sich Yudhishthira immer freundlich vor Virata, seinen Söhnen und allen anderen Matsyas. Als ein Meister in den Mysterien des Würfelns spielte der Sohn des Pandu mit ihnen zum Vergnügen, wie mit Vögeln, die an einer Schnur gefangen waren. Und den Reichtum, den er von König Virata gewann, verteilte Yudhishthira, dieser König der Gerechtigkeit, im Verborgenen unter seinen Brüdern. Bhimasena gab ihm dafür verschiedene Lebensmittel, die er vom König erhielt. Auch Arjuna verteilte unter seinen Brüdern den Erlös aus den abgenutzten Kleidern, die er in den inneren und großzügigen Luxusgemächern des Palasts verdiente. Und Sahadeva, der als Kuhhirte verkleidet war, gab seinen Brüdern Milch, Quark und geklärte Butter. Auch Nakula teilte mit ihnen den Reichtum, den er vom König erhielt, welcher mit seinem Dienst an den Pferden sehr zufrieden war. Und so kümmerte sich auch Draupadi in ihrer leidvollen Situation um all die Brüder und benahm sich auf solche Weise, daß sie unerkannt blieb. Auf diese Art lebten jene mächtigen Krieger sich untereinander helfend in der Hauptstadt von Virata, vor den Augen der Welt versteckt, als wären sie noch einmal im Leib ihrer Mutter. In dieser Zeit wachten diese Herren der Menschen, die Söhne von Pandu, die wegen der Gefahr durch den Sohn von Dhritarashtra höchst besorgt waren, im Verborgenen unermüdlich über ihre Frau Draupadi.

Nachdem drei Monate vergangen waren, wurde im vierten das großartige Fest zu Ehren des göttlichen Brahma mit allem Prunk im Lande der Matsyas gefeiert. Dazu kamen tausende Athleten aus allen Gegenden, wie die Heerscharen der Himmlischen zur Wohnstätte von Brahma oder Shiva, um dieses Fest zu beleben. Sie kamen mit riesigen Körpern und großem Heldenmut, wie die Kalakhanjas genannten Dämonen. Sie waren berauscht von ihrer Energie und stolz auf ihre Kraft, und wurden vom König hoch geachtet. Ihre Schultern, Hüften und Hälse glichen denen von Löwen. Ihre Körper waren gereinigt und ihre Herzen hingegeben. Sie alle hatten bereits viele Erfolge auf den Turnierplätzen im Angesicht von Königen errungen. Unter ihnen gab es auch einen Helden, der die anderen überragte und sie alle zum Kampf herausforderte. Und bald gab es niemanden mehr, der es wagte, sich ihm zu nähern, wenn er voller Stolz in die Arena trat. Als alle Athleten traurig und mutlos standen, ließ der König der Matsyas seinen Koch zum Kampf holen. Vom König zum Kampf gedrängt, fühlte Bhima etwas Widerwillen, weil er das königliche Geheiß nicht offen mißachten konnte. Aber nachdem dieser Tiger unter den Männern den König verehrt hatte, betrat er die geräumige Arena mit den sorglosen Schritten eines Tigers.

Dann gürtete der Sohn von Kunti seine Lenden zum großen Erstaunen der Zuschauer. Und Bhima forderte den als Jimuta bekannten Athleten heraus, der dem Asura Vritra glich und dessen Heldentaten weit bekannt waren. Beide waren mit großem Mut und gewaltiger Kraft begabt. Wie zwei riesige, wütende und alterfahrene Elefantenstanden sie sich gegenüber. So trafen sich diese tapferen Tiger unter den Männern mit Freude zum Ringkampf und waren begierig, den anderen zu besiegen. Gewaltig war ihre Begegnung, wie der Kampf zwischen dem Donnerblitz und einem Bergmassiv. Beide waren äußerst stark und von der Kraft ihres Gegners höchst begeistert. Nach Sieg begierig, versuchte jeder eifrig die Fehler des anderen auszunutzen. Sie waren beide mit Freude dabei und glichen rasenden Elefanten von erstaunlicher Größe. Ganz unterschiedlich war die Art ihrer Angriffe und der Verteidigung, die sie mit geballten Fäusten zur Schau stellten. Jeder rannte gegen den anderen und schleuderte den Gegner davon. Und jeder warf den anderen nieder und drückte ihn dicht auf den Boden. Und jeder stand wieder auf und drückte den anderen mit seinen Armen. Jeder warf seinen Gegner gewaltsam zurück, indem er mit der Faust dessen Brust traf. Und jeder hielt den anderen an den Beinen, wirbelte ihn herum und warf ihn zu Boden. Sie schlugen sich mit ihren Fäusten, die ebenso hart trafen wie der Blitz. Und sie stachen sich gegenseitig mit ihren ausgestreckten Fingern, und wie Speere bohrten sich die Nägel in den Körper des anderen. Gewaltig prallten sie aufeinander. Sie schlugen mit Knie und Kopf gegen den Kopf des Gegners, wie zwei Steine aufeinander stoßen. Und auf diese Weise wütete der Kampf zwischen diesen Kriegern auch ohne Waffen immer weiter, einzig gestützt auf die Macht ihrer Arme und ihrer körperlichen und geistigen Energie, zum unendlichen Entzücken der zuschauenden Menge.

Und alle Leute, oh König, waren vollkommen hingerissen von dieser Begegnung der mächtigen Ringer, die wie der Götterkönig Indra und der Asura Vritra kämpften. Sie jubelten den beiden mit lauten Beifallsbekundungen zu. Und die breitbrüstigen und langarmigen Meister im Ringen zogen, drückten, wirbelten, warfen und schlugen sich, und brachten während dieser Zeit ihre gegenseitige Verachtung mit lauten Stimmen zum Ausdruck. Und so kämpften sie mit ihren bloßen Armen auf die gleiche Weise, wie mit gespickten Keulen aus Eisen. Doch schließlich ergriff der starkarmige Bhima, der Feindebezwinger, mit einem lauten Schrei den gegnerischen Athleten mit seinen Armen, wie der Löwe den Elefanten angreift, hob ihn vom Boden ab und stemmte ihn nach oben. Dann begann er, zum großen Erstaunen der versammelten Athleten und der Leute von Matsya, seinen Gegner in der Luft herumzuwirbeln. Und nachdem er ihn bis zur Bewußtlosigkeit hundertfach gedreht hatte, warf der starkarmige Vrikodara den Athleten wie leblos auf die Erde.

Als der tapfere und berühmte Jimuta auf diese Weise besiegt wurde, waren König Virata und seine Freunde höchst entzückt. Und im Überfluß seiner Freude belohnte der edeldenkende König Bhima sogleich mit der Großzügigkeit des Gottes Kuvera. So erfreute Bhima den König auch weiterhin, indem er noch viele andere Athleten und Helden vor seinen Augen besiegte. Und als man niemanden mehr finden konnte, der ihm auf dem Turnierplatz begegnen wollte, da ließ ihn der König mit Tigern, Löwen und Elefanten kämpfen. Auch zum Vergnügen der Damen aus den inneren Gemächern veranstaltete der König solche Schaukämpfe mit wütenden und mächtigen Löwen. Und Arjuna erfreute den König und alle Damen mit Gesang und Tanz. Nakula gewann das Herz von Virata, diesem Besten der Könige, indem er ihm schnelle und gut erzogene Rosse präsentierte, die ihm folgten, wohin auch immer er ging. Und der König, der damit sehr zufrieden war, belohnte ihn mit prächtigen Geschenken. Auch Sahadeva wurde vom König reich belohnt, als dieser die großen Herden mit gutgepflegten Rindern erblickte. Und Draupadi, oh König, seufzte unaufhörlich und ertrug die Qual, diese großen Krieger so leiden zu sehen. Auf diese Weise lebten diese Edelsten der Menschen unter ihrer Verkleidung und dienten dem König Virata.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter