Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 268 – Die Pandavas nehmen die Verfolgung auf

Vaisampayana erzählte weiter:
Mittlerweile hatten diese vorzüglichen Bogenschützen das Antlitz der Erde in alle Richtungen durchwandert, viele Hirsche und Büffel erlegt und sich wieder getroffen. Yudhishthira beobachtete den dichten Wald mit seinen wilden Tieren und ihren lauten und schrillen Schreien und sprach zu seinen Brüdern:
Alle Tiere sind höchst erregt in die Richtung unterwegs, die von der Sonne erleuchtet wird, und stoßen gar unheimliche Schreie aus. Das zeigt uns, daß im Wald eine große Armee unterwegs ist. Laßt uns sofort mit der Jagd aufhören, wir haben genug Wild erlegt. Mein Herz schmerzt und scheint zu brennen. Die Seele in meinem Körper überwältigt den Verstand und will ausfliegen. Der Wald von Kamyaka erscheint mir plötzlich wie ein See, den Garuda seiner großen Schlange beraubt hat, wie ein von durstigen Menschen geleerter Topf oder wie ein Königreich ohne König und Wohlstand.

So eilten die Krieger auf großen, schönen Wagen heimwärts, die von sturmschnellen und gewandten Rossen der Saindhava Rasse gezogen wurden. Auf ihrem Rückweg sahen sie einen Schakal, wie er ganz scheußlich nach ihrer linken Seite heulte. Und wieder sprach Yudhishthira:
Der Schakal gehört zu einer niederen Spezies von Tieren. Er schleicht zu unserer Linken und spricht in einer Sprache, die ganz deutlich sagt, daß sündige Kurus uns mißachten und Gewalt anwenden, um uns zu erniedrigen.

So kamen sie in die Einsiedelei mit ihrer Hütte und fanden Draupadis Dienerin Dhatreyika weinend und schluchzend. Indrasena sprang schnell vom Wagen ab, rannte zu ihr und fragte sie bestürzt:
Warum liegst du weinend auf dem Boden? Warum ist dein Gesicht so bekümmert und blaß? Ich hoffe, daß keine grausigen Lumpen der Prinzessin Draupadi etwas angetan haben, die mit ihrer unvergleichlichen Schönheit und ihren großen Augen die zweite Hälfte eines jeden der Pandavas ist. Dharmas Sohn ist so besorgt um sie, daß er und seine Brüder sie überall suchen würden, und wäre auch die Prinzessin in die Eingeweide der Erde verschwunden, in den Himmel aufgestiegen oder bis zum Grund des Ozeans getaucht. Welcher Narr würde dieses Juwel stehlen, was zu den mächtigen und immer siegreichen Helden gehört und das ihnen so lieb ist wie ihr eigenes Leben? Ich kann mir niemanden vorstellen, der nur daran denken würde bei den mächtigen Beschützern, welche die Prinzessin hat. Sie ist doch wie eine wandelnde Verkörperung ihrer Herzen! Wessen Brust werden noch heute gräßliche Pfeile durchbohren? Oh weine nicht um sie, ängstliches Mädchen, denn noch heute wird Draupadi wieder zu uns zurückkehren. Und die Söhne des Pandu werden wieder mit ihr vereint sein, nachdem sie die Feinde vernichtet haben.

Dhatreyika wischte ihr schönes Gesicht ab und sprach zu Indrasena:
Die fünf Indra gleichenden Söhne des Pandu verspottend, hat Jayadratha Draupadi gewaltsam verschleppt. Ihre Spur ist noch gut zu sehen und die zerbrochenen Zweige der Bäume noch nicht einmal trocken. So wendet eure Wagen und folgt ihr schnell. Die Prinzessin kann noch nicht weit sein. Legt eure schweren und schön gearbeiteten Rüstungen an, ihr starken Krieger, nehmt eure kostbaren Bögen und Köcher auf und eilt ihr nach, damit sie nicht von Brutalität überwältigt wird, ihre Sinne verliert und alle Farbe ihrer Wangen. Sie mußte sich einem erbärmlichen und unwürdigen Schuft ergeben, als ob geheiligte Butter mit der Opferkelle in einen Haufen Asche geschüttet wird. Doch heilige Butter wird nicht in ein unangezündetes Feuer von Reisspreu geschüttet, und Blumengirlanden werden nicht auf einem Friedhof verstreut. Oh sorgt dafür, daß der Somasaft im Opfer nicht von einer hündischen Zunge wegen der Unachtsamkeit des Opferpriesters aufgeleckt wird. Oh verhindert, daß die Lilie von einem nach Beute streunenden Schakal grob herausgerissen wird. Kein niedererer Lump darf mit seinen Lippen das strahlende und schöne Gesicht eurer Gattin berühren, so zart und rein wie die Strahlen des Mondes, mit der niedlichsten Nase und den schönsten Augen geschmückt, als ob ein Hund die geklärte Butter im Opfertopf ausleckt. Beeilt euch auf dieser Spur und laßt keine Zeit verrinnen.

Doch Yudhishthira entgegnete:
Zieh dich zurück, gute Frau, und hüte deine Zunge. Sprich nicht auf diese Weise vor uns. Denn Könige oder Prinzen, welche in ihre Macht vernarrt sind, kommen so sicher zu Schaden.

Nach diesen Worten eilten sie los und folgten dem Pfad, der ihnen gewiesen wurde, wobei sie von Zeit zu Zeit heftig atmeten und wie Schlangen zischten, oder die Sehnen ihrer großen Bögen sirren ließen. Schon bald erblickten sie die Staubwolke, welche Jayadrathas Armee aufwirbelte. Auch entdeckten sie Dhaumya, wie er inmitten der räuberischen Infanterie ausschritt, und die Pandavas ermahnte, ihre Schritte zu beschleunigen. Mit leichten Herzen baten die Pandavas Dhaumya, nun unbesorgt wieder heimzukehren. Und dann stürmten sie gegen das Heer mit großer Gewalt, wie ein Falke auf seine Beute niederstößt. Der Zorn über die Demütigung Draupadis erfüllte sie ganz, und gewaltig war ihre Entschlossenheit. Beim Anblick von Jayadratha und ihrer geliebten Gemahlin kannte ihr Zorn keine Grenzen. Sie riefen Jayadratha an, sich zu stellen, und schon damit geriet die feindliche Heerschar in große Verwirrung, so daß sie allen Richtungssinn verloren.


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