Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 267 – Draupadi lehnt ab und wird entführt

Mit schönen, vor Zorn geröteten Wangen, flammenden Augen und erregt hochgezogenen Augenbrauen tadelte Draupadi den Herrscher der Suviras:
Schämst du dich denn gar nicht, solch beleidigende Worte über diese gefeierten und schrecklichen Krieger zu verlieren, von denen ein jeder dem Indra gleicht, die alle ihren Pflichten hingegeben sind und niemals in der Schlacht schwanken, auch wenn es gegen Yakshas und Rakshasas geht? Oh Sauvira, gute Menschen sprechen niemals schlecht über gelehrte Personen, die sich Enthaltsamkeit und Studium widmen, ganz gleich, ob diese in der Wildnis leben oder im Palast. Nur Schufte reden so niedrig wie du. Ich meine, daß es niemanden in der ganzen Runde der Kshatriyas gibt, der dich an der Hand halten und vor dem Fall in die Grube bewahren könnte, die du gerade unter deinen Füßen öffnest. Wenn du hoffst, König Yudhishthira, den Gerechten, zu überwältigen, dann hoffst du den Führer einer Elefantenherde mit nur einem Stäbchen von seinen Gefährten abzudrängen, während er so groß wie ein Berg und mit dem Saft seiner Stärke an den zerfurchten Schläfen durch die Täler des Himalaya zieht. Mit kindlicher Torheit weckst du den schlafenden Löwen, weil du ihm ein Härchen aus dem Bart zupfen möchtest. Doch wenn du Bhima im Zorn erblickst, wirst du davonlaufen müssen! Du schäkerst mit einer Schlacht mit dem zornvollen Arjuna! Und wenn du den Kampf mit den beiden zornigen Jünglingen suchst, dann scheint mir das, als ob du mit Absicht auf dem Schwanz einer schwarzen Kobra mit gespaltener Zunge und tödlichem Gift herumtrampelst! Der Bambus, das Schilf und die Platane tragen Früchte, um dann nicht weiter zu wachsen, sondern zu vergehen. Und auch die Krabbe empfängt, um dann auf ihren Tod zu treffen. Und so wird es dir ergehen, wenn du Hand an mich legst, denn ich werde von diesen mächtigen Helden beschützt.

Jayadratha antwortete ihr:
All dies weiß ich, oh Draupadi, und ich kenne die Macht dieser Prinzen. Doch mit diesen Phrasen kannst du mich nicht in Schrecken versetzen. Auch wir gehören durch unsere Geburt zu den siebzehn hohen Familien und haben die sechs königlichen Eigenschaften (militärisches Geschick: Krieg, Frieden, Marschieren, Halten, Uneinigkeit säen, Schutz suchen). Und so schauen wir auf die Pandavas als Unterlegene herab. Komm, oh Tochter des Drupada, besteige diesen Elefanten oder jenen Wagen dort, denn mit deinen Worten kannst du mich nicht aufhalten. Zumindest, sprich weniger hochmütig, und bitte um den Schutz des König der Sauviras.

Doch Draupadi erwiderte ihm:
Obwohl als Herrscher erfahren, warum erachtet der König von Sauvira mich als so schwach? Es ist wohlbekannt, daß ich mich auch aus Furcht vor Gewalt niemals so erniedrigen könnte. Nicht einmal Indra könnte der Frau Gewalt antun, die von Krishna und Arjuna gemeinsam im selben Streitwagen fahrend beschützt wird. Nicht zu reden von einem schwachen, menschlichen Wesen. Wenn Arjuna wegen mir in deine Reihen einbricht, wird er alles um sich herum vernichten, wie das Feuer trockenes Heu im Sommer verschlingt. Die kriegerischen Prinzen von Andhaka und Vrishni und die großen Bogenkämpfer der Kaikeya Stämme werden mir alle voller Glut folgen. Arjunas schreckliche Pfeile, von seinem starken Arm und Gandiva abgeschossen fliegen mit unheimlicher Kraft und dem Lärm von Gewitterwolken durch die Lüfte. Und spätestens wenn du Arjunas dichte Geschoßhagel wie Heuschreckenschwärme auf dich zukommen siehst, wirst du deine Torheit bitter bereuen. Stell dir lieber vor, wie du dich fühlen wirst, wenn der große Krieger mit Gandiva bewaffnet, sein Muschelhorn blasend und die Handschuhe tragend, welche die Rückschläge der Bogensehne dämpfen, deine Brust immer und immer wieder mit seinen Pfeilen durchbohrt. Oh wenn Bhima auf dich mit seiner Keule in der Hand zukommt, und die Söhne der Madri nach allen Seiten das Gift ihres Zorns ausschütten, dann wirst du schlimme Schmerzen der Reue dulden müssen, die für immer anhalten werden. Ich war zu meinen würdigen Herren niemals falsch, und bei diesem Verdienst werde ich das Vergnügen haben, dich besiegt und von den Söhnen Prithas über den Boden geschleift zu sehen. So grausam wie du bist, kannst du mich doch nicht das Fürchten lehren, wenn du mich gewaltsam packst, denn schon bald werden mich meine kriegerischen Gatten erspähen und zurückbringen.

Noch einmal warnte Draupadi die raubgierigen Männer:
Besudelt mich nicht mit eurer Berührung!

Und schrie dann laut nach Dhaumya, ihrem spirituellen Lehrer. Doch Jayadratha ergriff sie an ihrem Oberkleid, während Draupadi sich heftig wehrte und ihn von sich stieß. Der König war auf ihre Gegenwehr nicht gefaßt und fiel wie ein gefällter Baum zu Boden. Doch wieder packte und hielt er sie, doch diesmal so eng, daß Draupadi nach Atem ringen mußte. Jayadratha schleppte sie auf seinen Wagen, und Draupadi konnte nur noch Dhaumyas Füße ehren, der herbeigeeilt war. Nun sprach Dhaumya zum König:
Beachte die uralten Regeln für Kshatriyas, oh Jayadratha. Du kannst sie nicht davontragen, bevor du die großen Krieger besiegt hast. Diese verabscheuungswürdige Tat wird dir schmerzhafte Früchte einbringen, denn sie führt zur Schlacht mit den heldenhaften Pandu Söhnen mit Yudhishthira, dem Gerechten, an ihrer Spitze.

Dann folgte Dhaumya der ruhmreichen Prinzessin inmitten von Jayadrathas Infanterie.


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