Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 225 – Geburt von Skanda

Markandeya fuhr fort:
Oh Herr der Menschen, die Gemahlin vom Rishi Angira war Siva, schön, von makellosem Charakter und großen Tugenden. Swaha nahm zuerst ihre Gestalt an und suchte Agni auf, zu dem sie sprach:
Oh Agni, mich quält die Liebe zu dir. Bitte wirb um mich, denn wenn du dies nicht tust, werde ich mich selbst vernichten. Ich bin Siva, die Gattin Angiras. Ich kam zu dir auf Anraten der anderen Gemahlinnen der Rishis, die mich nach angemessener Überlegung losschickten.

Agni fragte sie:
Wie habt ihr erfahren, daß mich die Leidenschaft nach euch quält?

Swaha antwortete:
Du warst uns immer lieb, doch wir fürchteten dich auch. Nun haben wir deine Gedanken an wohlbekannten Zeichen erkannt, und die schickten mich zu dir, um meine Begehren zu erfüllen. Doch beeil dich, deiner Leidenschaft zu folgen, denn die anderen Damen warten auf mich, und ich muß bald zurück.

Mit großer Freude und Entzücken heiratete Agni Swaha in Gestalt von Siva, und die Dame verband sich genußvoll mit ihm. Doch seinen Samen bewahrte sie in ihren Händen und überlegte dann, wenn jemand sie als Siva im Wald mit Agni entdeckte, würde das den Ruf der Brahmanen Dame unverdient schwer schädigen, und daß es besser wäre, die Gestalt eines Vogels anzunehmen, um unentdeckt aus dem Wald zu kommen. Das tat die Dame und schwang sich auf zu den Gipfeln der Weisen Berge, die voller Heidekraut, Gebüsch und Bäumen waren, von seltsamen Schlangen mit sieben Köpfen und giftigen Blicken bewacht, voller Rakshasas beiderlei Geschlechts, Pisachas, gräßlichen Geistern und vielen Tieren. Die Dame flog auf einen der Gipfel und warf den Samen in einen goldenen See. Ohne weiter Zeit zu verlieren nahm sie dann nacheinander die Gestalten der anderen Rishi Frauen an und vergnügte sich lustvoll mit Agni. Nur Arundhatis Gestalt konnte sie nicht annehmen, denn diese Dame verfügte über sehr viel asketischen Verdienst und war ihrem Ehemann Vasishta außerordentlich ergeben. So warf Swaha an diesem ersten Tag des Monats sechsmal den Samen von Agni in den See. Dort wurde er zu einem Jungen mit großer Macht. Die Rishis meinten später, da der Samen weggeworfen wurde, sollte das Kind Skanda heißen. Der Knabe hatte sechs Gesichter, zwölf Ohren, ebenso viele Hände, Augen und Füße, aber nur einen Nacken und einen Bauch. Am zweiten Tag des Monats nahm der Junge bereits Gestalt an, und wuchs am dritten Tag zu einem kleinen Kind heran. Am vierten Tag entwickelten sich die Glieder von Guha, welcher von riesigen roten und blitzdurchzuckten Wolken umgeben war und wie die Sonne strahlte. Er ergriff den schrecklichen und gewaltigen Bogen Rudras, welcher der Vernichtung der Feinde der Götter diente, und schrie so laut, daß die drei Welten mit allen ihren Wesen vor Ehrfurcht erbebten. Auch die großen Nagas Chitra und Airavata zitterten aus Furcht vor dem Gebrüll, welches dem Donnergrollen großer Wolkenberge glich. Doch der draufgängerische und strahlende Knabe ergriff die Zitternden mit zwei Händen. In einer anderen Hand hielt er einen Pfeil und in einer weiteren einen dicken Hahn mit rotem Kamm. So spielte er vergnügt unter großem Getöse. Mit zwei weiteren Händen hielt der langarmige Sohn Agnis ein vorzügliches Muschelhorn und blies drauf zum großen Terror selbst der mächtigsten Wesen. Er boxte mit zwei Händen in die Luft und tobte auf dem Berg herum, als ob er die drei Welten verschlingen wollte. Dabei strahlte er so hell wie der Sonnengott beim Aufstieg in den Himmel. Dann setzte sich das wunderbar mächtige und unvergleichlich starke Wesen auf dem Gipfel nieder, schaute mit seinen sechs Gesichtern in alle Himmelsrichtungen gleichzeitig und entdeckte viele Dinge, dabei beständig laut brüllend. Die Kreaturen erfüllte sein Gebrüll mit großer Angst, so daß sie bebend und furchtsam seinen Schutz suchten. Dabei wurden alle, die bei ihm Schutz suchten, zu seinem mächtigen, brahmanischen Gefolge. Sich erhebend, beschwichtigte er die Ängstlichen, spannte dann seinen Bogen und entließ seine Pfeile auf die Weißen Berge. Die Pfeile zerrissen den Berg Krauncha, den Sohn des Himavat, und deshalb ziehen nun die Schwäne und Geier zum Gipfel des Sumeru. Krauncha fiel zutiefst verwundet und mit gräßlichem Ächzen, was die anderen Berge weinen ließ. Der mächtige Knabe blieb bei all dem Getöse unbewegt, hob seine Keule und ließ seinen Schlachtruf erschallen. Dann wirbelte er die glänzende Keule und spaltete den nächsten Gipfel der Weißen Berge, die nun voller Furcht vor ihm waren. Sie trennten sich von der Erde und flohen davon, was ihrerseits die Erde zittern ließ, denn sie war ohne allen Schmuck zurückgelassen worden. So verbeugte sich auch die Erde vor dem Knaben Skanda, und strahlt wieder in vollem Glanz. Auch die Gipfel kehrten zurück, verbeugten sich vor ihm, und nahmen ihren Platz wieder ein. So ehrten allen Kreaturen den mächtigen Skanda am fünften Tag des Monats (seiner Geburt).


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