Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 224 – Der Feuergott verliebt sich in die Frauen der sieben Rishis

Die Dame entgegnete:
Ich bin die Tochter Prajapatis (Brahma) und heiße Devasena (lit. die Heerscharen der Devas). Meine Schwester Daityasena (lit. die Heerscharen der Daityas) und ich kamen mit Erlaubnis unseres Vaters ständig hierher, um uns in den Manasa Bergen die Zeit zu vertreiben. Der große Dämon Kesin machte uns täglich den Hof. Ich hörte nicht auf ihn, doch meine Schwester ließ sich umgarnen. Da trug er sie davon, und du hast mich mit deiner Macht vor demselben Schicksal gerettet. Doch nun, oh Herr der Himmlischen, wünsche ich, daß du einen unbesiegbaren Gatten für mich wählst.

Indra erwiderte:
Du bist meine Cousine, denn deine Mutter ist eine Schwester meiner Mutter Dakshayani. Doch ich möchte etwas über deine Vorzüge hören.

Die Dame sprach:
Oh Held mit den langen Armen, ich bin Avala (schwach), doch mein Ehemann muß mächtig sein. Durch die Kraft des Segens meines Vaters wird er von Göttern und Dämonen gleichermaßen geachtet werden.

Als nächstes erkundigte sich Indra:
Oh makelloses Wesen, ich möchte von dir hören, welche Art von Macht du deinem Ehemann wünschst.

Die Dame sprach:
Er soll männlich, stark und ruhmreich sein, und immer Brahma hingegeben. Er soll alle Himmlischen besiegen können, auch Dämonen, Yakshas, Kinnaras, Uragas, Rakshasas und die übelgesinnten Daityas. Mit dir soll er alle Welten besiegen.

Nach diesen Worte wurde Indra recht traurig und dachte bei sich:
Ach, einen solchen Ehemann, der die Beschreibung der Dame erfüllt, gibt es nicht.

Dann wandte der hell strahlende Gott seine Aufmerksamkeit der Sonne zu, wie sie sich über dem Udaya Gipfel erhob, während der große Soma (Mond) in die Sonne glitt. Es war die Zeit des Neumonds, und in diesem Raudra Moment (zu Rudra gehörend, der hier für Krieg, Gewalt und Zorn steht) sah der Gott der hundert Opfer, wie die Götter und Dämonen an jenem Berg kämpften, wo die Sonne aufging. Die Morgendämmerung war mit roten Wolken durchsetzt, und die Heimstatt Varunas färbte sich rot vom Blut. Er sah auch wie Agni die Opfergaben übertrug, die mit den Hymnen von Bhrigu, Angira und anderen auf den Weg gebracht worden waren, und in die Sonnenscheibe eintrat. Auch nahm Indra die vierundzwanzig Parvas wahr, wie sie die Sonne verehrten, und in ihrer Mitte der herrliche Soma (Mond) stand. Während er die furchtgebietende Konjunktion von Sonne und Mond betrachtete, dachte Indra:
Dieses Zeichen sagt eine gräßliche Schlacht für morgen voraus. Indus fließt wie mit frischem Blut, und die Schakale heulen mit verzerrten Gesichtern die Sonne an. Diese Konjunktion von Sonne, Mond und Feuer ist furchtbar, voller Energie und wunderbar zugleich. Wenn Soma jetzt einen Sohn gebären würde, dann könnte dieser der Ehemann der Dame werden. Agni ist gerade von ihnen allen umgeben, und er ist ein Gott. Wenn er jetzt einen Sohn zeugte, wäre dies der passende Ehemann für die Dame.

Mit diesen Gedanken begab sich der ruhmreiche Gott in die Region Brahmas, nahm Devasena (lit. seine himmlischen Heerscharen) mit sich und grüßte den Großen Vater mit folgenden Worten:
Ernenne du einen ruhmreichen Krieger zum Gatten dieser Dame.

Brahma antwortete:
Oh Bekämpfer der Dämonen, es sei, wie du geplant hast. Das Ergebnis dieser Vereinigung wird mächtig und kraftvoll gleichermaßen sein. Der große Sohn wird der Gatte der Dame und der Heerführer deiner Armeen sein.

Da verbeugten sich Indra und die Dame vor Brahma und begaben sich an den Ort, an dem die großen Brahmanen, die himmlischen Rishis wie Vasishta und andere lebten. Nach Indra kamen auch all die anderen Götter zu den Opfern der Rishis, denn sie wollten Soma Saft trinken und ihren angemessenen Teil des Opfers erhalten. Die hochbeseelten Brahmanen führten die Zeremonien mit dem hell strahlenden Feuer durch und boten den Himmlischen die Gaben an. Das Adbhuta Feuer wurde mit Mantras eingeladen. Das herrliche Feuer trat aus der Sonnenscheibe hervor, trat schweigend in das Opferfeuer ein und überbrachte den Bewohnern des Himmels die Gaben. Als er den Ort wieder verließ, erblickte er die Ehefrauen der himmlischen Rishis entspannt schlafend auf ihren Ruhelagern. Sie hatten goldig schimmernde Gesichter, waren so makellos wie die Mondstrahlen, so sinnlich wie lodernde Flammen und glichen funkelnden Sternen. Mit begierigen Augen schaute er auf die Frauen, und sein Geist wurde unruhig, denn ihr Zauber berührte ihn tief. Doch er zügelte sein Herz, denn er erachtete es für unangemessen, so bewegt zu sein. Er sagte zu sich:
Diese Gemahlinnen der großen Brahmanen sind keusch, treu und jenseits aller Begierden nach anderen. Ich bin zwar mit Begehren erfüllt, doch kann ich meine Blicke nicht lüstern auf ihnen ruhen lassen oder sie berühren, solange sie nicht auch mit Leidenschaft erfüllt sind. So werde ich mich damit begnügen, sie täglich anzuschauen, indem ich das Feuer in ihrem Haushalt (Garhapatya) werde.

So verwandelte sich das Adbhuta Feuer in ein häusliches und war sehr erfreut, täglich die schönen Damen zu sehen und sie mit seinen Flammen leicht zu berühren. Von ihrem Zauber ergriffen lebte er lange Zeit bei ihnen, und sein Herz war mit tiefer Liebe zu ihnen erfüllt. Doch nach langer Zeit quälte ihn die Liebe immer mehr, denn er vermochte nicht, die Herzen der Brahmanen Damen zu gewinnen, und so zog er sich verzweifelt in den Wald zurück. Einige Zeit zuvor hatte Swaha (die personifizierte Anrufung vor dem Opfer), die Tochter von Daksha, ihm ihre Liebe gewidmet. Die vorzügliche Dame hatte lange gesucht, um einen schwachen Moment bei ihm auszumachen, was der makellosen Dame allerdings bisher nicht gelungen war, denn der Feuergott war still und gesammelt gewesen. Doch nun hatte er sich von den Schmerzen der Liebe gepeinigt zurückgezogen.

Und sie dachte bei sich:
Ich bin auch von Liebe aufgewühlt, und werde die Gestalt der sieben Gemahlinnen der Rishis annehmen. Wenn ich dann den verliebten Feuergott aufsuche, werden er und ich zufrieden sein, denn unser Verlangen wird gestillt.


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