Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 215 – Wie der Vogelfänger einst verflucht wurde

Nachdem der tugendhafte Vogelfänger dem Brahmanen seine Eltern als seine höchsten Gurus vorgestellt hatte, sprach er weiter:
Erkenne also die Macht meiner Tugend, durch die sich meine innere, spirituelle Sicht erweiterte. Deshalb sprach die wahrhafte und beherrschte Dame, die ihren Gatten so ergeben ist, zu dir:
Geh nach Mithila. Der dort lebende Vogelfänger wird dir die Mysterien der Religion erklären.

Der Brahmane antwortete:
Oh frommer Mann, du bist so standhaft in der Erfüllung deiner religiösen Pflichten. Ich erinnere mich an die Worte der gutmütigen, wahrhaften und treuen Dame. Und nun bin ich überzeugt, daß du wirklich über die höchsten Qualitäten verfügst.

Der Vogelfänger:
Ich habe keinerlei Zweifel, mein Herr, daß das, was die ihrem Ehemann so treue Dame dir über mich sagte, im vollkommenen Wissen der Fakten geschah. Nun, oh Brahmane, habe ich dir schon viel gesagt. Doch lausche noch einmal meinen Worten, denn sie gereichen deinem Wohle. Du hast, oh guter Brahmane mit dem untadeligen Charakter, nicht gut an deinen Eltern gehandelt, denn du verließest ihr Haus ohne ihre Erlaubnis, um die Veden zu studieren. Das war nicht recht von dir, denn deine asketischen und gealterten Eltern wurden aus Kummer über dein Verschwinden völlig blind. Geh zu ihnen nach Hause zurück und besänftige sie. Möge diese Tugend dich nie verlassen. Du hast einen hohen Geist, asketischen Verdienst und bist der Religion hingegeben. Doch dies alles wurde nutzlos für dich. Geh nun ohne zu zaudern zu deinen Eltern, wenn du meine Worte achtest. Handle nicht anders, denn ich sage dir, was gut für dich ist, oh Rishi. Geh noch heute nach Hause zurück.

Kausika sprach:
Du sprichst ganz und gar die Wahrheit, oh frommer Mann. Mögest du immer wohl sein. Ich bin mit deinen Worten einverstanden.

Der Vogelfänger:
Mit großem Eifer hast du die göttlichen, alten und ewigen Tugenden geübt, welche so schwer sogar von Menschen mit reinem Geist zu befolgen sind. Du erscheinst mir daher wie ein göttliches Wesen, oh guter Brahmane. Eile schnell an die Seite von Mutter und Vater, sorge für sie mit Achtung und Verehrung, denn ich kenne keine Tugend, die höher ist.

Der Brahmane:
Ein Stückchen einzigartiges Glück ließ mich herkommen und dich treffen. Es ist sehr schwer, in unserer Mitte einen Menschen zu finden, der die Mysterien der Religion so gut erklären kann wie du. Es gibt wohl kaum einen unter tausend, der sowohl gelehrt in der Religion ist. Ich bin so froh, oh großer Mann, daß ich deine Freundschaft gewann. Möge es dir immer wohl ergehen. Ich war bereits an dem Punkt, in die Hölle abzurutschen, doch du hast mich befreit. Es war mir wohl bestimmt, daß ich dich traf. Oh großer Mann, wie König Yayati von seinen tugendhaften Nachkommen gerettet wurde, so wurde ich von dir errettet. Ich werde deinem Ratschlag folgen und meine Eltern ehren. Denn ein Mensch mit unreinem Herzen kann niemals die Mysterien von Sünde und Gerechtigkeit begreifen. Ich erachte dich nicht als einen Shudra, weil es für einen Menschen, der in die Klasse der Shudras geboren wurde, sehr schwer ist, die Mysterien der ewigen Religion zu erlernen. Bestimmt gibt es ein Geheimnis in dieser Sache. Du hast sicher den Stand eines Shudra erlangt, aufgrund deines früheren Karmas. Oh großer Mann, ich möchte die Wahrheit darüber erfahren, erzähl sie mir, wie nur du es vermagst.

Der Vogelfänger:
Brahmanen sind immer meines Respekts würdig, so höre die Geschichte einer meiner früheren Existenzen. Ich war einst ein Brahmane, der die Veden und Vedangas als fähiger Schüler studiert hatte. Durch meinen eigenen Fehler wurde ich zu diesem (heutigen) Status degradiert, oh Sohn eines Brahmanen. Ich hatte einst einen König zum Freund, der ein großer Bogenschütze war. Durch seine Gesellschaft erlernte ich auch das Bogenschießen, und eines Tages ging ich mit dem König und seinem Gefolge auf Jagd. In der Nähe einer Einsiedelei erlegte der König viele, prächtige Hirsche, und auch ich, oh Brahmane, entließ einen gräßlichen Pfeil. Doch mein Pfeil verwundete einen Rishi mit gebeugtem Haupt, den ich für einen Hirsch hielt. Er fiel zu Boden und rief laut: „Niemandem fügte ich je ein Leid zu. Welch sündiger Mensch hat mir dies angetan?“ Als ich sah, daß mein Pfeil ihn ganz durchbohrt hatte, da trauerte ich zutiefst, und sprach beschämt zum laut klagenden Rishi mit der strengen Askese: „Das habe ich nicht absichtlich getan, oh Rishi. Oh bedenke, mir die Sünde zu vergeben.“ Doch der Muni sprach im Zorn: „Du sollst als grausamer Vogelfänger in der Kaste der Shudras geboren werden!“


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