Arjuna fuhr fort:
Mit dem Wohlwollen des Gottes der Götter, dieser Höchsten Seele Tramvaka, verbrachte ich die Nacht am selben Ort. Nachdem ich meine morgendlichen Rituale beendet hatte, kam wieder dieser Brahmane vorbei, und ich erzählte ihm, daß ich Mahadeva getroffen hatte und auch noch alles andere, was geschehen war.
Zufrieden waren daraufhin seine Worte zu mir:
Da du den großen Gott geschaut hast, den niemand sonst so schauen kann, wirst du auch bald Vaivaswata und die anderen Lokapalas treffen. Und Indra, der Herr der Himmlischen, wird dir ebenfalls Waffen gewähren.
Wieder und wieder umarmte mich der Strahlende nach diesen Worten, und ging schließlich seiner Wege. Am Abend desselben Tages wehte auf einmal eine erfrischende und reine Brise. Und dort, am Fuße des Himalaya, ganz in meiner Nähe, begannen plötzlich frische, duftende und schöne Blumen zu blühen. Von allen Seiten hörte ich zauberhafte und melodische Gesänge zu Ehren Indras, denn singende und musizierende Apsaras und Gandharvas schritten vor dem Herrn der Himmlischen her. Und auf ihren himmlischen Wagen kamen die Maruts, und das Gefolge von Mahendra, und all die Bewohner des Himmels. Zum Schluß erschienen Indra und Sachi auf einem Wagen mit sehr edlen und elegant geschmückten Pferden. Im selben Moment zeigte sich mir auch der außerordentlich prächtige Kuvera, welcher auf den Schultern der Menschen getragen wird. Ich sah Yama im Süden thronend, auch Varuna und die anderen Lokapalas in ihren entsprechenden Bereichen. Sie grüßten mich freundlich und sprachen dann zu mir:
Schau uns thronende Lokapalas, oh Arjuna. Um die Aufgaben der Götter zu erfüllen, hast du die Sicht auf Shiva erhalten. Empfange nun auch Waffen von uns.
Ich verbeugte mich vor diesen Besten der Himmlischen, und nahm mit großem Respekt ihre gewaltigen Waffen entgegen. Danach bezeichneten sie mich als einen der Ihren. Dann kehrten die Götter wieder in ihre Bereiche zurück. Und als der Herr der Himmlischen, der göttliche Maghavan, seinen herrlichen Wagen bestieg, sagte er zu mir:
Oh Phalguna, du wirst in die himmlischen Bereiche reisen. Ich wußte schon vor deiner Ankunft, daß du hierher kommen würdest. So habe ich mich dir nun gezeigt. Und weil du schon früher deine Reinigung in so vielen Tirthas durchgeführt hast und hier so strenge Enthaltsamkeit übtest, bist du wahrlich in der Lage, in die himmlischen Regionen aufzusteigen. Doch du mußt noch mehr harte Askese für deine sichere Reise in den Himmel üben. Matali wird dich auf meinen Befehl hin abholen, wenn du bereit bist. Doch heute haben dich die Götter und die himmlischen Weisen mit den großen Seelen schon anerkannt.
Da sprach ich zu Indra:
Oh Göttlicher, sei mir gnädig. Zum Erlernen der Waffenkunst flehe ich dich an, mein Lehrer zu werden.
Und Indra antwortete:
Nun mein Sohn, hast du einmal die Waffen erlernt, wirst du schreckliche Taten vollbringen. Dies ist deine Absicht. Und du wirst sie erhalten, wie du es begehrst.
Ich erklärte ihm:
Oh Feindebezwinger, niemals würde ich eine himmlische Waffe auf einen Sterblichen richten, außer, daß sich alle meine anderen Waffen als wirkungslos erweisen. Bitte, Herr der Himmlischen, gewähre mir Waffen, damit ich mir nachher die Region für Krieger gewinnen kann.
Und Indra erwiderte mir:
Oh Dhananjaya, um dich zu testen sprach ich diese Worte. Deine Rede ist deiner und damit meinem Nachfahren würdig. So reise in meine Wohnstatt und lerne alle Waffen von Vayu, Agni, Varuna, den Maruts, Siddhas, von Brahma, den Gandharvas, Uragas und Rakshasas, von Vishnu, den Vasus und Nairitas nebst allen Waffen, die bei mir sind.
Nach diesen Worten entschwand Indra meiner Sicht, und bald erblickte ich den wunderbaren, heiligen und himmlischen Wagen, den Matali mit edlen Rossen lenkte. Matali sprach zu mir:
Oh du mit dem großen Glanze, der Herr der Himmlischen wünscht dich bei sich. So gewinne dir Erfahrung, oh Starkarmiger, damit du deine Aufgaben erfüllen kannst. Komm und schau die Regionen, die man durch Verdienst erreicht, und vollbringe dies in deiner jetzigen Gestalt. Oh Bharata, der Gott mit den tausend Augen wünscht, dich zu sehen.
So nahm ich Abschied vom Himalaya, umrundete den vorzüglichen Wagen und stieg auf. Der in ewiger Kunst geübte und großzügige Matali lenkte die gedankenschnellen Pferde virtuos, der Wagen fuhr los und Matali sah verwundert in mein Gesicht, weil ich so unbewegt saß. Dann sprach der Wagenlenker:
Das wundert mich heute aber sehr und ist noch nie dagewesen, daß du beim Anfahren des Wagens nicht im Mindesten zusammengezuckt bist. Sogar der Herr der Himmlischen ruckt ein wenig, wenn die Pferde das erste Mal anziehen, oh Bharata. Doch seit der Wagen in Bewegung ist, sitzt du ganz unerschütterlich da. Das scheint mir sogar die Kraft von Indra zu übersteigen.
So stieg Matali in den Himmel auf und zeigte mir die Bereiche der Himmlischen und ihre Paläste. Wie die Pferde aufwärts zogen, priesen die Himmlischen und Weisen den Wagen. Und ich sah die Bereiche sich beliebig bewegen und den Glanz der höchst energetischen Gandharvas, Apsaras und himmlischen Weisen. Matali zeigte mir Nandana und die anderen schönen Gärten und Haine der Himmlischen. Dann erblickte ich Indras Heimstatt, die mit Juwelen, Bäumen und Früchten aller Begehr gefüllt war. Die Sonne verbreitet dort keine Hitze, und auch Kälte oder Müdigkeit haben keinen Einfluß. Die Himmlischen fühlen keine Sorge, oder Armut im Geiste. Sie kennen keine Schwäche oder Mattigkeit, oh König. Niemals spüren sie Ärger oder Habgier. In den Wohnstätten der Himmlischen sind die Wesen immer zufrieden. Die Bäume tragen immer grünes Laub, Früchte und Blüten, und in allen Seen und Teichen wächst duftender Lotus. Die Brise ist immer angenehm erfrischend und köstlich, duftend, rein und inspirierend. Auf dem Boden findet man alle Arten von Juwelen und Blumen. Ich habe zahlreiche, schön gestaltete Tiere gesehen und elegante Wanderer der Lüfte. Auch sah ich die Vasus und die Rudras, die Sadhyas mit den Maruts, die Adityas und die beiden Aswins, und ich ehrte sie alle. So segneten sie mich und gewährten mir Stärke und Entschlossenheit, Ruhm, Geschick und Sieg in der Schlacht. Dann betrat ich die romantische Stadt und stand mit gefalteten Händen vor dem tausendäugigen Herrn der Himmlischen. Liebevoll bot mir der Segensreiche die Hälfte seines Sitzes an und umarmte mich herzlich. Nun lebte ich also im Himmel mit den Göttern und Gandharvas und hatte immer im Sinn, alle Waffen zu erlangen und zu beherrschen. Chitrasena, der Sohn von Viswavasu (ein bekannter Gandharva), wurde mein Freund, und er übertrug mir die vollständige Waffenkunst der Gandharvas. Glücklich war mein Leben in Shakras Heimstatt, denn ich wurde wohlversorgt, alle meine Wünsche wurden erfüllt, ich studierte die Waffen, lauschte den himmlischen Liedern und schaute den vorzüglichen Apsaras beim Tanze zu. Zwar erlernte ich auch die schönen Künste, doch mein besonderes Interesse galt den Waffen. Damit war der Herr der Himmlischen sehr zufrieden, und ich verbrachte meine Zeit dort sehr angenehm.
Und als ich ausreichend in den neuen Waffen geübt war und Indras Vertrauen gewonnen hatte, nahm der Gott, dessen Reittier Uchaisrava ist, meinen Kopf in seine Hände und sprach zu mir:
Nun können dich nicht einmal die Himmlischen mehr besiegen, kaum zu reden von unvollkommenen Sterblichen auf Erden. Du wurdest unvergleichlich in Stärke und unfaßbar im Kampf.
Und eifrig fuhr er fort:
Oh Held, im Kampf mit den Waffen gibt es nun keinen Ebenbürtigen für dich. Du bist achtsam, gewandt, wahrhaft, beherrscht, kriegerisch, meisterhaft und ein Beschützer der Brahmanen. Mit dem fünffachen Wissen des Gebrauchs der Waffen hast du fünfzehn Waffen erlangt. Das macht dich einzigartig. Dein Wissen über das mehrfache Auslösen und Zurückziehen dieser Waffen ist vollkommen, ebenso dein Wissen über Prayaschitta (die Macht, friedfertige Wesen wiederzubeleben, welche von Waffen getroffen wurden) und deren Regeneration, falls sie abgewehrt wurden. Nun ist die Zeit gekommen, deinen Lehrern ihren Lohn zu zahlen. Versprich, deine Schuld bei ihnen einzulösen. Dann werde ich dir enthüllen, was du zu tun hast.
Daraufhin sprach ich zum Herrn der Götter:
Wenn die Aufgabe in meiner Macht liegt, dann erachte sie als bereits vollbracht.
Mit einem Lächeln sprach da Indra folgenden Worte zu mir:
Es gibt nichts in den drei Welten, was außerhalb deiner Macht läge. Meine Feinde, die Danavas namens Nivata Kavachas, leben im Leib des Ozeans. Sie sind dreißig Millionen an der Zahl. Sie sind berüchtigt, haben alle dieselbe Gestalt und Stärke und denselben Glanz. Töte sie, oh Sohn der Kunti. Das ist der Lohn für deine Lehrer.
Dann übergab er mir seinen himmlisch strahlenden Wagen, welchen Matali lenkte, und der mit Pfauenfedern geschmückt war. Auf mein Haupt setzte er dieses vorzügliche Diadem. Auch gab er mir Ornamente für meinen Körper, die den seinen glichen. Dann gewährte er mir eine undurchdringliche Rüstung, welche sich dennoch ganz weich anfühlte, und befestigte an Gandiva diese langlebige Sehne. Dann begab ich mich auf diesem strahlenden Wagen in den Kampf, wie einst der Herr der Götter, als er Vali schlug, den Sohn von Virochana. Durch das Rattern der Wagenräder aufgestört, fragten mich die Himmlischen:
Oh Phalguna, du bist es! Was hast du vor?
Ich erzählte es ihnen, wie es sich ergeben hatte:
Ich ziehe in die Schlacht. Wisset, ihr höchst Glücklichen, daß ich mich auf den Weg mache, die Nivata Kavachas zu schlagen. Oh ihr Sündenlosen, segnet mich.
Da lobten sie mich, wie sie sonst den Gott Indra loben und sprachen:
Auf diesem Wagen hat Maghavan Samvara im Kampf besiegt, und Namuchi und Vali, Vritra, Prahlada und Naraka, und außerdem tausende und Millionen Daityas. Durch deinen Heldenmut wirst auch du auf diesem Wagen die Nivata Kavachas besiegen, wie es damals der selbstbeherrschte Maghavan vollbrachte. Hier ist diese Beste aller Muscheln, mit ihrer Hilfe wirst du siegen. Mit ihr hat der hochbeseelte Shakra die Welten unterworfen.
Mit diesen Worten übergaben mir die Götter das Muschelhorn Devadatta aus den Tiefen des Meeres. Um des Sieges willen nahm ich es an, und die Götter priesen mich. So begab ich mich in die schreckliche Heimstatt der Danavas, ausgerüstet mit Muschelhorn, Rüstung, Pfeilen und meinem Bogen.