Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 71 – Rituparna und Nala eilen nach Vidharba

Vrihadashwa erzählte weiter:
Nachdem König Rituparna die Worte Sudevas vernommen hatte, sprach er bittend zu Vahuka mit sanften Worten:
Oh Vahuka, du bist erfahren im Führen von Pferden. Ich möchte in einem Tag bei Damayantis Gattenwahl sein, und bitte dich um den Gefallen.

Da spürte Nala sein Herz vor Trauer und Gram brechen. Und er dachte bei sich:
Vielleicht tut sie das, weil der Kummer sie blind gemacht hat. Oder vielleicht wurde sie wegen mir in eine große Intrige verwickelt. Ach, äußerst grausam trifft mich die Absicht dieser unschuldigen Prinzessin, die von mir Sündigem und Vernunftlosem unedel betrogen wurde. Oh, hier sieht die Welt, wie unbeständig die Natur des Weiblichen ist. Aber auch meine Kränkung war groß. Vielleicht handelt sie so, weil sie keine Liebe mehr für mich empfindet nach der langen Trennung. Aber dieses Mädchen mit der schlanken Taille würde auch aus Kummer und Verzweiflung wegen mir nie so handeln, wo sie doch die Mutter unserer Kinder ist. Nun, ob es nun wahr oder falsch ist, ich werde es nur herausfinden, wenn ich dorthin gehe. So werde ich Rituparnas und auch meinem Wunsche dienen.

Nach diesem Entschluß sprach Vahuka mit schmerzendem Herzen zu König Rituparna mit gefalteten Händen:
Oh Monarch, ich beuge mich deinem Befehl, du Tiger unter den Männern. Ich werde dich an einem einzigen Tag in die Stadt der Vidharbas bringen.

So begab sich Vahuka in die königlichen Ställe und musterte die Pferde. Rituparna drängte ihn, sich zu eilen, doch Vahuka wählte sorgfältig und erst nach langer Prüfung einige Pferde aus, die mager im Fleisch und doch stark waren, und mit Energie und Kraft lange laufen konnten. Sie waren von edler Zucht, fügsam, hatten keine unglückseligen Zeichen, die vollkommenen zehn Locken, weite Nüstern und schwellende Wangen, waren so schnell wie der Wind und im Lande der Sindhu geboren. Als der König seine Wahl sah, sprach er ärgerlich:
Was planst du zu tun? Du solltest nicht mit mir spaßen. Wie können diese an Kraft und Atem schwachen Pferde uns ziehen? Wie sollen die den langen Weg aushalten?

Vahuka erwiderte:
Jedes dieser Pferde trägt eine Locke auf der Stirn, zwei an den Schläfen, vier an den Seiten, vier auf der Brust und eine auf dem Rücken. Ich habe keine Zweifel, diese Pferde können bis ins Land der Vidharbas laufen. Wenn du andere Pferde wählen möchtest, oh König, zeige sie mir, und ich spanne sie an.

Doch Rituparna gab nach:
Oh Vahuka, du bist der Meister in der Pferdekunst und im Kutschieren. Spanne nur schnell die Pferde an, von denen du denkst, sie sind fähig.

Dies tat Nala geschickt, und die vier vorzüglichen, edlen, fügsamen und schnellen Pferde waren alsbald vor den Wagen gespannt. Sofort bestieg der König den Wagen, und die vier guten Pferde gingen alle zusammen in die Knie. Doch der gesegnete Nala besänftigte die starken und energetischen Pferde, ließ sie mit den Zügeln sich wieder erheben, hieß auch den Wagenlenker Varshneya, auf dem Wagen Platz zu nehmen, und machte sich bereit, mit großer Geschwindigkeit loszufahren. Da stürmten die von Nala angetriebenen Pferde davon, erhoben sich in den Himmel und ließen die Insassen des Wagens durcheinander purzeln. Zutiefst staunend beobachtete der gesegnete König von Ayodhya, wie seine windesschnellen Pferde den Wagen zogen. Auch Varshneya bemerkte das Rattern der Wagenräder und wie die Pferde geführt wurden und dachte verwundert bei sich:
Ist dies Matali, der Wagenlenker der Himmlischen? All seine herausragenden Fähigkeiten sehe ich auch bei dem heldenhaften Vahuka. Oder hat der Pferdekenner Salihotra eine menschliche Gestalt angenommen? Oder ist es König Nala, dieser Bedränger feindlicher Städte, der zu uns kam? Vielleicht beherrscht dieser Vahuka die Kunst, die auch Nala kennt, denn wie die beiden die Pferde führen, ist sich ganz ähnlich. Außerdem sind Vahuka und Nala ungefähr gleich alt. Wenn dieser hier auch nicht wie der heldenmütige Nala aussieht, so hat er doch das gleiche Wissen. Es geschieht immer wieder, daß ruhmreiche Menschen durch Unglück oder auch in Übereinstimmung mit den heiligen Traditionen in Verkleidung über die Erde wandern. Daß dieser Mensch ein unansehnliches Äußeres hat, muß meine Meinung nicht ändern, denn Nala könnte sein persönliches Aussehen verloren haben. Auch im Alter gleicht er dem Nala. Er trägt wohl nur eine andere Gestalt. Denn dieser Vahuka verfügt wahrlich über alle Fähigkeiten, und so denke ich, daß es Nala ist.

So sann Varshneya, der einstige Wagenlenker Nalas, lange hin und her und war ganz in seine Gedanken vertieft. Auch Rituparna entging die Meisterschaft von Vahuka nicht. Er freute sich ebenso sehr wie Varshneya über Vahukas Eifer und wie er die Zügel beherrschte.


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