Nach langer Zeit kehrte ein Brahmane namens Parnada zurück und sprach zur Tochter Bhimas:
Oh Damayanti, während meiner Suche nach Nala kam ich in die Stadt Ayodhya und trat vor Bhangasuri. Dort wiederholte ich deine Worte in Anwesenheit des gesegneten Rituparna. Doch weder der Herrscher der Menschen noch seine Höflinge antworteten darauf, obwohl ich sie mehrmals sprach. Später entließ mich der Monarch, und ein Mann im Dienste Rituparnas mit Namen Vahuka sprach mich an. Vahuka ist der Wagenlenker des Königs, von unansehnlicher Gestalt und mit kurzen Armen. Dafür ist er sehr geschickt im schnellen Fahren und beherrscht die Kunst des Kochens. Er seufzte unablässig, weinte immerzu, erkundigte sich nach meinem Wohlergehen und sprach dann diese Worte: „Edle und keusche Frauen beschützen sich selbst, auch wenn sie in Not sind, und sichern sich damit den Himmel. Auch wenn sie von ihrem Gatten getrennt sind, werden sie deswegen nicht zornig, denn noble und züchtige Damen hüllen sich in die Rüstung ihres tugendhaften Betragens. Es ziemt sich für sie nicht, ärgerlich zu sein, denn der sie verließ war vom Elend übermannt und ohne alle Freude. Eine schöne und tugendhafte Frau sollte nicht mit einem Elenden wütend sein, der von Vögeln seiner Kleidung beraubt wurde, während er für Nahrung sorgen wollte. Ob nun gut oder schlecht behandelt, solch eine Gattin sollte niemals im Zorn versinken, wenn sie ihren Ehemann in dieser Notlage sieht – ohne Königreich, ohne Wohlstand, und von Hunger und Elend geplagt.“ Als ich diese Worte vernahm, kam ich schnell zu dir zurück. Nun weißt du alles. Handle, wie es dir beliebt und laß es den König wissen.
Mit tränenfeuchten Augen lief da Damayanti zu ihrer Mutter und sprach unter vier Augen zu ihr:
Oh Mutter, König Bhima darf unter keinen Umständen von meinem Plan erfahren. Vor deinen Augen möchte ich diesem Besten der Brahmanen, Sudeva, einen besonderen Auftrag geben. Wenn du mir Gutes wünschst, dann soll mein Plan vor König Bhima geheim bleiben. Laß Sudeva sogleich nach Ayodhya reisen, damit er Nala herbringe, so wie er mich nach glücksverheißenden Riten hierherbrachte.
In der Zwischenzeit hatte sich Parnada etwas erholt. Die Prinzessin von Vidharba ehrte ihn mit reichen Geschenken und sprach:
Wenn Nala wieder hier ist, oh Brahmane, werde ich dir noch viel mehr Reichtum geben. Du hast mir einen vorzüglichen Dienst erwiesen wie es niemand sonst tat, denn mit deiner Hilfe, oh bester Zweifachgeborener, werde ich meinen Gatten wiederfinden.
Der hochbeseelte Brahmane beruhigte sie mit segnenden Worten tiefster Bedeutung und ging nach Hause, denn seine Mission erachtete er als erfolgreich. Nachdem er gegangen war, rief die aufgeregte und besorgte Damayanti Sudeva zu sich und sprach zu ihm in Gegenwart ihrer Mutter:
Oh Sudeva, geh nach Ayodhya und fliege dabei so schnell wie ein Vogel. Sprich zum dort lebenden König Rituparna: Bhimas Tochter, Damayanti, wird eine weitere Gattenwahl abhalten. Alle Könige und Prinzen sind schon unterwegs. Doch die Zeremonie wird bereits morgen stattfinden. Oh Feindebezwinger, für dich ist es möglich, rechtzeitig anzukommen, wenn du sofort startest. Morgen nach Sonnenaufgang wird sie einen zweiten Ehemann wählen, denn sie weiß nicht, ob ihr heldenhafter Nala noch lebt.
So begab sich Sudeva auf den Weg, und richtete Rituparna alles aus, was Damayanti ihm auf den Weg gegeben hatte.