Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Kapitel 69 – Damayanti kehrt nach Vidharba zurück

Sudeva sprach:
Du kennst den tugendhaften und ruhmreichen Herrscher der Vidharba, Bhima mit Namen. Diese gesegnete Dame hier ist seine Tochter, weithin bekannt unter dem Namen Damayanti. Und der König, welcher die Nishadas regiert, heißt Nala, Sohn des Virasena. Damayanti ist die Ehefrau dieses gerechten und weisen Monarchen. Sein Bruder besiegte ihn beim Würfelspiel, und so verlor König Nala sein Reich und ging, von Damayanti begleitet, davon. Niemand wußte, wohin. Wir wanderten über die ganze Erde und suchten nach Damayanti. Und schließlich wurde sie im Hause deines Sohnes gefunden. Es gibt keine Frau, die eine Rivalin in Schönheit für sie wäre. Zwischen den Augenbrauen der immer jugendlichen Dame ist seit ihrer Geburt ein lotusgleiches Mal. Ich sah es früher, doch nun schien es verschwunden, denn ihre Stirn hält sie bedeckt, wie der Mond sich hinter Wolken verhüllt. Der Schöpfer gab ihr das Zeichen, welches für Wohlstand und Reichtum steht. Nur ein wenig war es zu sehen, wie sich die Mondsichel am ersten Tag der hellen Monatshälfte zaghaft zeigt. Und obwohl sie verhärmt ist und ihr Äußeres vernachlässigt, hat ihre Schönheit nicht gelitten und strahlt fest und golden. So erkannte ich das gottähnliche Mädchen an ihrer Gestalt und dem Mal, wie ein verstecktes Feuer an der Hitze erkennbar ist.

Da entblößte Sunanda das Mal auf Damayantis Stirn, und es wurde allen deutlich sichtbar. Die Königinmutter und auch Sunanda begannen stumm zu weinen und umarmtem Damayanti eine Weile. Dann sprach die Königinmutter sanft und immer noch unter Tränen:
Ja, ich erkenne das Mal der Tochter meiner Schwester. Oh schönes Mädchen, deine Mutter und ich sind Töchter des hochbeseelten Sudaman, dem Herrscher der Dasharnas. Sie wurde König Bhima vermählt und ich dem Viravahu. Ich war bei deiner Geburt im Palast unseres Vaters in Dasharna zugegen, und so ist mein Haus für dich wie dein Haus. Und dieser Reichtum hier ist ebenso dein wie mein, oh du Schöne.

Da verbeugte sich Damayanti vor der Schwester ihrer Mutter mit freudigem Herzen und sprach zu ihr:
Auch unerkannt habe ich bei dir glücklich gelebt. Alle meine Wünsche wurden erfüllt, und du sorgtest dich um mich. Dies kann jetzt nur noch glücklicher werden. Doch, oh Mutter, lange genug lebte ich wie im Exil. So gewähre mir nun den Abschied. Mein Sohn und meine Tochter leben in meines Vaters Palast. Sie müssen ihre Tage recht traurig verbringen, so ganz ohne Vater und Mutter. Wenn du mein Wohl wünschst, dann gib mir ein Gefährt und laß mich unverzüglich nach Vidharba reisen.

Die frohe Antwort war:
So sei es.

Und Damayanti wurde mit Erlaubnis der Königinmutter und ihres Sohnes in einer schönen Sänfte von starken Männern nach Vidharba getragen. Eine stattliche Eskorte beschützte die Dame, und es gab genug vorzügliche Speisen und beste Kleidung für die Reise. Schon bald erreichten sie das Land von Vidharba, und alle Verwandten empfingen Damayanti mit Respekt. Als die Schöne ihre Kinder, Eltern, Verwandten und Dienerinnen gesund und wohl fand, da dankte sie den Göttern und ehrte die Brahmanen aufs Höchste. Und der über alle Maßen frohe König gab Sudeva tausend Kühe, viele Schätze und ein ganzes Dorf.

Die Suche nach Nala beginnt

Nur eine Nacht verbrachte Damayanti im Hause ihres Vaters, erholte sich von der Reise und sprach am nächsten Morgen sofort zu ihrer Mutter:
Oh Mutter, wenn du möchtest, daß ich am Leben bleibe, dann sage ich dir ehrlich: Tue alles, damit Nala, dieser Held unter den Männern, gefunden und hergebracht wird.

Diese Worte ihrer Tochter erfüllten die ehrwürdige Königin mit Besorgnis und Trauer. In Tränen gebadet konnte sie zuerst nicht antworten. Auch verfielen die Bewohner der inneren Gemächer bei diesem Anblick ebenso in tränenreiches Wehklagen. Doch dann sprach die Königin zum mächtigen Monarchen Bhima:
Deine Tochter Damayanti betrauert ihren Ehemann so sehr, daß sie alle Scheu beiseite ließ und mir offen ihre Gedanken enthüllte. Laß deine Leute nach dem gerechten Nala suchen, oh König.

Sogleich sandte der König viele Brahmanen in alle Richtungen aus und bat sie, nach Nala zu suchen. Bevor diese sich auf den Weg machten, traten sie vor Damayanti und informierten sie über die Reise, die sie vorhatten. Und Bhimas Tochter instruierte sie alle wie folgt:
Sprecht in allen Orten und Versammlungen auf dem Weg folgende Worte: „Oh geliebter Spieler, wohin gingst du, nachdem du die Hälfte deines Kleides abgeschnitten und deine liebe und hingebungsvolle Gattin schlafend im Wald allein gelassen hast? Das Mädchen wartet auf dich in ihrem halben Kleid und brennt im Kummer. Oh König, oh Held, gib nach und sprich zu ihr, die unablässig weint.“ Dies und mehr sollt ihr sagen, damit sich sein Mitgefühl mir zuneige. Denn vom Wind angefacht, kann ein Feuer einen ganzen Wald verschlingen. Dann sprecht weiter: „Die Gemahlin sollte immer vom Mann beschützt und unterhalten werden. Du bist so gut und kennst alle Pflichten. Warum hast du diese beiden Pflichten vernachlässigt? Du hast Ruhm und Weisheit, eine edle Abstammung und ein liebenswertes Gemüt. Warum warst du unfreundlich? Ich fürchte, ich habe alles Glück verloren. So flehe ich dich an, oh Tiger unter den Männern, habe Mitleid mit mir. Denn ich hörte von dir, daß Freundlichkeit die höchste Tugend ist.“ Und wenn euch jemand auf diese Worte Antwort gibt, dann bekommt unter allen Umständen heraus, wer dieser Mensch ist und wo er lebt. Oh ihr Vorzüglichsten unter den Zweifachgeborenen, bitte tragt mir dann die Worte zu, die dieser Mensch euch zur Antwort auf eure Rede gibt. Doch seid achtsam, damit niemand herausfindet, daß ihr diese Worte in meinem Auftrag sprecht oder zu mir zurückkehrt. Und bitte, findet alles über diesen Mann heraus, der euch antwortet, sei er arm oder reich oder machtlos.

Folgsam machten sich die Brahmanen auf den Weg und suchten überall nach dem unglücklichen Nala. Sie durchstreiften die Dörfer und Städte in vielen Königreichen, die Einsiedeleien der Asketen und die Orte, an denen die Kuhhirten sich aufhielten. Und überall rezitierten sie Damayantis Worte, wie sie es ihnen aufgetragen hatte.


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