Vaisampayana sprach:
Nachdem Mahadeva wie die untergehende Sonne vor den gebannten Augen Arjunas verschwunden war, staunte der Sohn des Pandu und sprach zu sich:
Ich habe den großen Gott der Götter geschaut. Wahrlich, ein glückliches Schicksal ist mir beschieden, denn meine Augen haben ihn gesehen und meine Hand hat den dreiäugigen Hara in seiner segenspendenden Gestalt berührt. Ich werde Erfolg haben. Ich bin wahrlich gesegnet, meine Feinde sind bereits von mir besiegt, und mein Ziel ist erreicht.
Als Arjuna noch sann, kam Varuna, der Gott der Gewässer, an jenen Ort. Er war schön und so glänzend wie Lapislazuli, wurde von allen Arten von Meeresgetier begleitet und erfüllte die Himmelsrichtungen mit seinem leuchtenden Glanz. Mit ihm kamen alle Flüsse, die Nagas, Daityas und Sadhyas. Auch Kuvera kam mit seinem goldglänzenden Körper. Er saß in seinem grell strahlenden Wagen und wurde von zahllosen Yakshas begleitet. Der Herr der Schätze war wunderschön und erleuchtete das Firmament, als er kam, um sich Arjuna zu zeigen. Es kam sogar der schöne Yama, dieser mächtige Vernichter aller Welten, und mit ihm kamen die Herren der Schöpfung, die Pitris, in körperlicher und geistiger Form. Der Gott der Gerechtigkeit mit der unfaßbaren Seele, der Sohn von Surya, dieser Vernichter aller Kreaturen, kam mit seiner Keule in der Hand auf seinem Wagen gefahren, ließ die drei Welten erglänzen nebst den Bereichen der Guhyakas, Gandharvas und Nagas wie eine zweite Sonne, wie sie sich am Ende des Yuga erhebt. Sie alle kamen, um Arjuna zu sehen, der asketische Enthaltsamkeit übte. Und im gleichen Moment kam auch Indra mit seiner Königin auf dem Rücken seines Elefanten Airavat und von allen anderen Gottheiten umgeben. Wegen des weißen Schirms über seinem Haupt glich er dem Mond inmitten fließender Wolken. Unter den Lobgesängen der Gandharvas und Rishis ließ er sich auf einem der Gipfel des Gebirges herab wie eine zweite Sonne.
Dann sprach der kluge und tugendhafte Yama, welcher sich auf einem der südlichen Gipfel niedergelassen hatte, mit tiefer, grollender Stimme folgende verheißungsvollen Worte:
Schau Arjuna, wie die Beschützer der Welten hierherkamen. Wir gewähren dir die Sicht, denn du bist würdig, uns zu schauen. Du warst früher der mächtige Rishi Nara mit der unermeßlichen Seele. Auf Geheiß Brahmas wurdest du als Mensch geboren, mein Sohn. Oh du Sündenloser, durch dich wird der höchst tugendhafte und energiereiche Großvater der Kurus, der Vasu Geborene Bhishma, in der Schlacht besiegt werden. Du wirst auch alle Kshatriyas besiegen, die in der Schlacht unter dem Kommando des Sohnes von Bharadvaja stehen. Du wirst die Danavas besiegen, welche unter Menschen geboren wurden, und auch jene Danavas, die als Nivatakavachas bekannt sind. Und, oh Sohn der Kunti, du wirst auch den heftigen Karna schlagen, der ein Teil meines Vaters Surya ist und wegen seiner Energie in den Welten gefeiert wird. Oh Feindebezwinger, du wirst alle Himmlischen, Danavas und Rakshasas besiegen, die sich auf Erden inkarniert haben. Von dir getötet werden sie in die Bereiche eintreten, die ihren Taten entsprechen. Oh Phalguna, der Ruhm deiner Taten wird auf ewig in der Welt verweilen, denn du hast sogar Mahadeva im Kampf erfreut. Gemeinsam mit Vishnu wirst du die Erde von ihrer Bürde befreien. Oh, nimm diese Waffe von mir an, den Stab, welcher kein Körper abwehren kann. Mit dieser Waffe wirst du große Taten vollbringen.
So empfing der Sohn der Pritha die Waffe von Yama mit allen Mantras, Riten und Mysterien des Gebrauchs. Als nächstes sprach Varuna, der Herr aller Meerestiere zu ihm. Er war so blau wie die Wolken und hatte einen Gipfel im Westen eingenommen, als er sich an Arjuna wandte:
Oh Sohn der Pritha, du bist der beste Kshatriya und folgst den Kshatriya Gebräuchen. Oh du mit den großen und glänzenden Augen, sieh mich an. Ich bin Varuna, der Herr aller Gewässer. Wenn ich diese Schlinge werfe, kann niemand widerstehen. Nimm sie von mir an, oh Sohn der Kunti, mit all ihren Geheimnissen, wie man sie entläßt und wieder zurückzieht. Mit ihr wurden einst in der Schlacht um Taraka (der Gattin Vrihaspatis) tausende Daityas gefangen und gefesselt. Nimm sie von mir an. Selbst wenn Yama dir im Kampf gegenüberstehen sollte, mit dieser Schlinge in deiner Hand wird er nicht in der Lage sein, dir zu entkommen. Wenn du mit dieser Waffe über das Schlachtfeld fegst, wird zweifellos jedes Land seiner Kshatriyas beraubt werden.
So übergab auch Varuna seine himmlische Waffe dem Arjuna. Nun meldete sich der Herr der Schätze, welcher sein Heim auf dem Berge Kailash hat, und sprach zu Arjuna:
Oh Sohn des Pandu, du mit der großen Macht und Weisheit, auch ich bin mit dir zufrieden. Dich zu sehen, bereitet mir eben soviel Freude, wie Krishna zu schauen. Oh du, der du den Bogen mit der linken Hand bedienen kannst, du mit den starken Armen, du warst ewig und ein Gott. In längst vergangenen Kalpas gingest du jeden Tag mit uns durch strengste asketische Enthaltsamkeit. Ich gewähre dir himmlische Sicht, du Bester aller Männer. Damit wirst du sogar unsichtbare Daityas und Danavas besiegen. Und nimm auch ohne zu zögern eine hervorragende Waffe von mir an, mit der du ganze Reihen der Armee von Dhritarashtra besiegen kannst. Hier ist meine Lieblingswaffe, Antardhana genannt. Mit Energie, großer Kraft und Glanz ist sie in der Lage, jeden Feind einschlafen zu lassen. Als der ruhmreiche Shiva (die dreifache, von Maya erbaute Stadt) Tripura schlug, war genau dies die Waffe, welche er abschoß, und mit der auch viele mächtige Dämonen geschlagen wurden. Oh du mit dem unbesiegbaren Heldenmut, ich nehme sie auf und übergebe sie dir. Du bist so würdig wie der Meru und in der Lage, sie zu bewahren.
In aller Form übernahm der mächtige Arjuna die himmlische Waffe von Kuvera. Danach sprach Indra, der Anführer der Himmlischen zu ihm in lieblichen Worten und tiefer, dröhnender Stimme:
Oh starkarmiger Sohn der Kunti, du bist ein uralter Gott. Du hast dir (als Mensch) höchsten Erfolg errungen und bereits göttlichen Status erreicht. Doch du mußt, oh Feindevernichter, noch die Aufgaben der Götter erfüllen. Steige dazu in den Himmel auf. Sei bereit, oh strahlender Held. Mein Wagen wird mit Matali als Wagenlenker schon bald herabkommen und dich abholen. Im Himmel werde ich dir alle meine himmlischen Waffen gewähren.
Während Dhananjaya all diese Beschützer der Welten auf den Höhen des Himavat versammelt sah, war er sehr erstaunt. Er ehrte die versammelten Lokapalas mit Worten, Wasser und Früchten. Die Himmlischen gaben die Ehren zurück und verschwanden sogleich (vor den Augen Arjunas). So schnell wie der Gedanke kehrten sie in ihre eigenen Bereiche zurück. Und Arjuna war hoch erfreut über all die Waffen, die er erhalten hatte. Er erachtete alle seine Wünsche als erfüllt und sich selbst mit Erfolg gekrönt.
Hier endet mit dem 41.Kapitel das Kairata Parva des Vana Parva im gesegneten Mahabharata.