Pushpak Mahabharata Buch 3Zurück WeiterNews

Indralokagamana Parva

Kapitel 42 – Arjuna wird in den Himmel geleitet

Vaisampayana sprach:
Nachdem die Lokapalas gegangen waren, dachte Arjuna an Indras Wagen und sogleich kam das strahlende Gefährt von Matali gelenkt in Sicht. Es zerteilte die Wolken, erleuchtete das Firmament und erfüllte das Himmelsgewölbe mit dem Rattern seiner Wagenräder, als ob riesige Gewitterwolken dröhnten. Schwerter und Geschosse der furchtbarsten Art, Keulen, deren Beschreibung schon schrecklich war, geflügelte Pfeile von himmlischem Glanze, Tutagudas mit Rädern, atmosphärischer Reichweite und lautem Knall, grellste Blitze und Donnerschläge begleiteten den Wagen. Auch furchtbare und riesige Nagas mit glühenden Mäulern waren auf dem Wagen sowie Berge von rein weißen Steinen. Der Wagen wurde von zehtausend goldfarbenen Pferden gezogen, die so schnell wie der Wind waren. Ausgestattet mit der Kraft der Illusion bewegte sich der Wagen so schnell, daß das Auge kaum seine Bewegung verfolgen konnte. Und Arjuna erkannte auf diesem Wagen den glänzenden Flaggenmast namens Vaijayanta, der so gerade wie der Bambus, dunkel wie ein Smaragd und mit goldenen Ornamenten verziert war. Der Wagenlenker war mit Gold geschmückt, und Arjuna wähnte ihn sogleich himmlischen Ursprungs. Und während Arjuna noch staunend den Wagen betrachtete und an nichts anderes denken konnte, stieg Matali schon vom Wagen ab, verbeugte sich vor ihm und sprach:
Oh glücklicher Sohn von Shakra, dein Vater wünscht dich zu sehen. Besteige unverzüglich den Wagen, den er dir sandte. Der Anführer der Unsterblichen, dein Vater, der Gott der hundert Opfer befahl mir: „Bring den Sohn der Kunti her. Die Götter sollen ihn schauen.“ – Shakra wartet bereits mit all den Rishis, Gandharvas und Apsaras auf dich. So steig ein, folge dem Geheiß Indras und komm mit mir in die Regionen der Himmlischen. Nachdem du Waffen errungen hast, wirst du zurückkehren.

Arjuna antwortete:
Oh Matali, besteige du zuerst diesen vorzüglichen Wagen, den man nicht mit hunderten von Rajasuya- und Pferdeopfern erlangen kann. Selbst wirklich reiche Könige, die große Opfer mit immensen Gaben an die Brahmanen durchgeführt haben, oder manche Götter und Danavas sind nicht fähig, auf diesem Wagen zu fahren. Wer keinen asketischen Verdienst hat, ist nicht in der Lage, den Wagen zu sehen oder zu berühren, geschweige denn, auf ihm zu fahren. Oh Gesegneter, nachdem du den Wagen bestiegen hast und die Pferde sich beruhigt haben, werde auch ich ihn erklimmen, wie ein tugendhafter Mensch den hohen Pfad der Ehrlichkeit betritt.

So bestieg Matali, der Wagenlenker Shakras, den Wagen und beruhigte die Pferde. Dann reinigte sich Arjuna frohen Herzens mit einem Bad in der Ganga und wiederholte beständig die üblichen Gebete in seinem Geist. Er befriedigte die Ahnen mit Gaben von Wasser und rief zuletzt noch Mandara (den Berg, mit dem Götter und Dämonen den Ozean gequirlt hatten) an, diesen König der Berge:
Oh Berg, du bist die Zuflucht der heiligen und himmelssuchenden Munis von tugendhaftem Benehmen. Durch deine Gnade, oh Berg, gelangen Brahmanen, Kshatriyas und Vaisyas ohne alle Ängste in den Himmel, um sich dort mit den Himmlischen zu vergnügen. Oh König der Berge, du bist Wohnstatt für die Munis und trägst auf deiner Brust viele geheiligte Schreine. Glücklich lebte ich auf deinen Höhen. Doch nun scheide ich von dir und nehme Abschied. Oft schaute ich auf deine Ebenen und Laubenhaine, deine Quellen und Bäche und die heiligen Schreine auf deinem Rücken. Ich aß von den schmackhaften Früchten, die auf dir wachsen, und habe meinen Durst an duftendem Wasser gestillt, welches aus deinem Körper quillt. Das Wasser aus deinen Quellen ist so süß wie Amrit. Oh Berg, wie ein Kind selig auf dem Schoß seines Vaters schläft, so lebte ich vergnügt an deiner Brust, welche von den süßtönenden Stimmen der Apsaras und den vedischen Gesängen erfüllt ist. Oh du Hoher, ich habe jeden Tag auf deinen Ebenen glücklich verbracht.

So verabschiedete sich Arjuna vom Berg und bestieg hell strahlend wie die Sonne den himmlischen Wagen. Mit frohem Herzen durcheilte der mit großer Klugheit gesegnete Kuru Prinz die Lüfte in diesem strahlenden und außergewöhnlichen Gefährt. Nachdem er für Sterbliche unsichtbar geworden war, erblickte er tausend wunderschöne andere Wagen. In diesem Bereich gab es weder Sonne noch Mond, welche Licht hätten geben können. Die ganze Region erstrahlte in ihrem eigenen Licht, welches aus Tugend und asketischem Verdienst kam. Diese funkelnden Regionen sieht man von der Erde aus als Sterne. Sie scheinen klein, weil sie so weit weg sind, und sind doch riesengroß. Arjuna sah diese glitzernden Welten alle an ihrem Platz, hell leuchtend, voller Schönheit und in sich selbst strahlend. Er sah viele, viele königliche Weise, die mit asketischem Verdienst gekrönt waren, Helden, die ihr Leben in der Schlacht gegeben hatten, und solche, die sich den Himmel mit asketischer Enthaltsamkeit errungen hatten. Er sah auch abertausende Gandharvas mit sonnengleich strahlenden Körpern, Guhyakas, Rishis, und verschiedenste Apsaras. Staunend betrachtete Arjuna diese von selbst strahlenden Welten, und begann, Matali danach zu befragen. Und Matali antwortete ihm freudig:
Oh Sohn der Pritha, du siehst hier tugendhafte Wesen an ihrem angemessenen Ort. Von der Erde aus hast du sie als Sterne wahrgenommen.

Dann erblickte Arjuna den schönen und allseits siegreichen Elefanten Airavat, am Tor zu Indras Bereich wachend. Er hatte vier Stoßzähne und war so groß wie der Berg Kailash. Wie er dem Pfad der Siddhas folgte, glich der Sohn des Pandu mit seinen Lotusaugen in Schönheit diesem besten der Könige Mandhata, und durchquerte die Region, welche für tugendhafte Könige geschaffen ist. Und schließlich, nachdem der gefeierte Arjuna viele glückselige Himmelsbereiche durchfahren hatte, erblickte er auch Amaravati, die Stadt Indras.


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