Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 50 – Gespräch zwischen Dhritarashtra und Duryodhana

Janamejaya sprach:
Oh du Erster unter denen, die mit den Veden vertraut sind, was geschah bei diesem Würfelspiel, welches mit so viel Übel beladen war und meine Großeltern, die Söhne des Pandu, so leiden ließ? Welche Könige waren damals anwesend? Wer von ihnen billigte das Spiel, und wer war dagegen? Oh du Sündenloser und verehrter Zweifachgeborener, ich möchte alle Einzelheiten darüber erfahren, denn dies war der Anlaß für die Vernichtung der Welt.

Und Sauti fuhr fort:
Nach diesen Worten des Königs erzählte der energetische Schüler von Vyasa die ganze Geschichte.

Vaisampayana sprach:
Oh Bester der Bharatas, großer König, da du es zu hören wünschst, so lausche denn, wie ich dir alles genauestens erzähle.

Nachdem Dhritarashtra die Meinung Viduras gehört hatte, rief er nochmals Duryodhana zu sich und sprach vertraulich zu ihm:
Oh Sohn der Gandhari, du solltest vom Würfelspiel ablassen. Vidura spricht nicht gut darüber. Er ist wahrlich weise und würde mir niemals etwas raten, das schlecht für mich ist. Und ich erachte Viduras Meinung als außerordentlich nützlich für mich. Sei folgsam, mein Sohn, denn ich bin überzeugt, daß es auch für dich gut ist. Vidura kennt alle Mysterien und Künste, welche der ruhmreiche und weise Vrihaspati, dieser himmlische Rishi und spirituelle Führer von Indra, seinem Schüler entfaltet hat. Ich akzeptiere immer, was Vidura rät, mein Sohn. Der kluge Vidura wird unter den Kurus geachtet wie der weise Udhava unter den Vrishnis. Daher mein Sohn, laß ab vom Würfelspiel. Jeder weiß, daß die Würfel Streit bringen. Und Uneinigkeit ist der Untergang eines Königreichs. Laß ab von der Idee mit dem Spiel, mein Sohn. Du hast alles erhalten, was für dich bestimmt wurde und Mutter und Vater ihrem Sohn geben können, nämlich Rang und Habe. Du hast studiert, wurdest klug in allen Zweigen des Wissens, und deine Eltern haben dich in Liebe erzogen. Du wurdest als Ältester unter deinen vielen Brüdern in diesem Königreich geboren und erachtest dich als unglücklich? Oh du mit den mächtigen Armen, du bekommst Nahrung und Kleidung der allerbesten Sorte, welche gewöhnlichen Menschen versagt bleibt. Warum bist du betrübt, mein Sohn? Oh du Starkarmiger, täglich regierst du das Reich, welches von Menschen und Reichtümern überquillt. Du strahlst wie der Anführer der Himmlischen und du bist klug. Erklär mir, was der Grund für deinen Kummer und die Quelle deiner Melancholie sein kann.

Duryodhana antwortete:
Solange ich esse und trinke und den Wohlstand meines Feindes betrachte, bin ich ein sündiger Narr, oh König. Denn es wird gesagt, daß der Mann ein Narr ist, der ohne Ärger das Wohlergehen seines Feindes betrachten kann. Oh du Hoher, der gewöhnliche Prunk, den ich besitze, der befriedigt mich nicht mehr. Seit ich die strahlende Pracht des Sohnes von Kunti bestaunte, fühle ich Schmerzen. Ich sage dir, ich muß eine starke Natur haben, denn ich lebe noch, obwohl die ganze Erde der Herrschaft Yudhishthiras folgt. Die Nipas, Chittrakas, Kukkuras, Karaksaras und Lauhajanghas gehen im Palast Yudhishthiras ein und aus wie gute Freunde. Der Himavat, der Ozean, die Regionen der Meeresufer und zahllose andere Länder, welche Juwelen und Edelsteine hervorbringen, dünken sich arm im Vergleich zu Yudhishthiras Haus. Und oh Monarch, du meinst, ich wäre der älteste Bruder und verdiente Respekt. Nun, Yudhishthira empfing mich respektvoll und gab mir dann die Aufgabe, all die geschenkten Perlen und edlen Steine in Empfang zu nehmen. Ach Bharata, ich habe niemals zuvor solch wertvolle und auserlesene Schätze gesehen. Meine Hände waren schnell müde im Empfangen. Und als ich mich ausruhte, da warteten die Gäste geduldig, bis ich wieder in der Lage war, meine Aufgabe zu erfüllen.

Als der Asura Architekt Maya den Palast für die Pandavas erbaute, schuf er eine makellose, wassergleiche Fläche aus Kristall und brachte dazu Perlen aus dem See Vindu (Bindu) herbei. Als ich die künstlichen Lotusblüten darin sah, dachte ich, sie wären echt und meinte fälschlicherweise, hier wäre Wasser. Doch als ich meine Kleider hob, damit sie trocken blieben, lachte mich Bhima aus, weil er meinte, ich Armer würde keine Juwelen erkennen können und wäre verwirrt beim Anblick des Überflusses meines Feindes. Wenn ich nur könnte, würde ich Bhima dafür sofort töten. Doch, oh König, wenn wir versuchen würden, Bhima zu schlagen, wäre uns Sisupalas Schicksal gewiß. Oh Bharata, diese Demütigung durch den Feind brennt in mir.

Als ich etwas später einen ähnlichen Teich, der wirklich mit Wasser gefüllt war, für Kristall hielt, fiel ich hinein. Diesmal lachten nicht nur Bhima und Arjuna aus vollen Kehlen, auch Draupadi und die anderen Frauen fielen in das Gelächter mit ein. Die Pein zerriß mir das Herz! Auf Befehl des Königs brachten mir die Diener zwar trockene Kleidung, doch ich kann den Schmerz nicht vergessen. Ach König, höre noch von einem anderen Mißgeschick, was mir dort widerfuhr. Als ich durch eine Tür gehen wollte, die wie eine offene Tür aussah, stieß ich mir die Stirn und verletzte mich, denn es war nur geformter Stein. Die Zwillinge sahen mein Unglück aus der Ferne, kamen sogleich herbei, mich in ihren Armen zu stützen und waren sehr besorgt um mich. Sahadeva sagte immer wieder zu mir und schien dabei zu lächeln: „Dies, oh König, ist die Tür. Geh dort entlang.“ Bhima lachte gleich laut auf und rief: „Ach, Sohn des Dhritarashtra, die Tür ist hier!“

Oh König, von den Juwelen in diesem Haus kenne ich nicht einmal die Namen! Aus all diesen Gründen brennt mein Herz so sehr.


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