Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 44 – Der Streit eskaliert

Bhishma fuhr fort:
Sein Wunsch nach einem Kampf mit dir, dessen Stärke keine Grenzen kennt, kann kaum sein eigener Wille sein. Sicher ist es Krishnas Absicht, dieses Herrn des Universums. Oh Bhima, welcher König auf Erden würde es sonst wagen, mich so zu beschimpfen wie dieser Narr, der schon dem Tod verfallen ist? Dieser Starkarmige ist ganz gewiß ein Teil von Haris Energie, und der Herr nimmt sich nun seinen Anteil zurück. Daher brüllt dieser König der Chedi mit dem gemeinen Herzen so laut wie ein Tiger. Doch dies soll uns wenig kümmern.

Die letzten Worte konnte Sisupala nicht mehr ertragen. Er antwortete Bhishma wütend:
Mögen unsere Feinde so viel heldenhafte Tatkraft besitzen, wie dieser Kesava, dessen Lob du nicht müde wirst zu singen, und für den du dich wieder und wieder von deinem Sitz erhebst. Wenn sich dein Geist daran ergötzt, andere zu preisen, dann besinge diese Könige hier ohne Krishna. Lobe den hervorragenden König Darada, den Herrscher von Vahlika, welcher die Erde auseinanderriß bei seiner Geburt. Besinge Karna, den Herrscher über Anga und Vanga, der an Stärke dem Tausendäugigen gleicht, mit seinen mächtigen Armen den großen Bogen spannt und diese himmlischen Ohrringe trägt. Er wurde mit einer sonnengleichen Rüstung geboren und besiegte im Ringen den unvergleichlichen Jarasandha, der Vasava glich. Oh Bhishma, preise Drona und Aswatthaman, denn Vater und Sohn sind große Krieger, vorzügliche Brahmanen und allen Lobes würdig. Wenn einer der beiden erzürnt ist, kann er die ganze Erde vernichten mit allen Wesen, davon bin ich überzeugt. Ich sehe keinen Krieger hier, der Drona oder Aswatthaman im Kampfe ebenbürtig wäre, oh Bhishma. Warum lobst du nicht diese beiden? Du übergehst Duryodhana, diesen gewaltigen König der Könige, der keinen Rivalen kennt auf dieser meeresumgürteten Erde. Auch Druma beachtest du nicht, den Lehrer der Kimpurushas, der auf der ganzen Welt für seinen Heldenmut gerühmt wird. Was ist mit dem ehrwürdigen Kripa, Sharadwatas Sohn und Lehrer der Bharatas, der große Energie hat? Warum lobst du nur Krishna? Du übergehst diesen hervorragenden Bogenschützen, König Rukmi. Du erwähnst den tatgewaltigen Bhishmaka nicht, oder König Dantavakra, oder Bhagadatta, welcher für seine zahllosen Opferpfähle bekannt ist. Was ist mit Jayatsena, dem König der Magadha, Virata und Drupada, Shakuni und Vrihadvala, Vinda und Anuvinda von Avanti, Pandya, Shweta, Uttama, dem wohlhabenden Shankha, dem stolzen Vrishasena, dem kräftigen Ekalavya und dem großen Wagenkrieger Kalinga? Warum nur Krishna allein? Ach Bhishma, wenn dein Geist sich nach dem Loblied über andere drängt, warum besingst du nicht Shalya und all die anderen Könige dieser Erde?

Doch was kann ich tun, wenn es scheint, daß du keine Lehren von den tugendhaften und altehrwürdigen Männern angenommen hast? Hast du denn noch nie vernommen, oh Bhishma, daß Tadel und Verherrlichung von sich und anderen nicht die Mittel der Geachteten sind? Niemandem hier gefällt dein unermüdliches und hingebungsvolles Lob des unwürdigen Krishna, denn du lobst aus Unwissenheit. Wie kannst du nur aus einem Wunsch heraus das ganze Universum in diesem Diener und Kuhhirten gegründet sehen? Vielleicht stimmt diese Neigung von dir ja gar nicht mir deiner wahren Natur überein, wie beim Vogel Bhulinga? Dieser Vogel lebt auf der anderen Seite des Himalaya und spricht immer kluge Worte zu anderen: „Seid vorsichtig! Übereilt nichts!“Dabei versteht er nicht, daß er selbst immer unvorsichtig und begierig handelt. Mit wenig Klugheit pickt dieser Vogel die Fleischreste zwischen den Zähnen des Löwen heraus, während dieser selber frißt. Der Vogel lebt vom guten Willen des Löwen. Oh sündiger Narr, du sprichst wie dieser Vogel und lebst im guten Willen dieser Könige. Niemand sonst außer dir verliert sich so in eine Meinung, die niemand teilt.

Nach diesen rauhen Worten von Sisupala sprach Bhishma hörbar laut:
Es ist wahr, ich lebe im guten Willen dieser Könige. Doch ich denke, sie gleichen trockenem Stroh.

Vaisampayana erzählte weiter:
Sobald diese Worte ausgesprochen waren, entflammten die Könige im Zorn. Manchen standen die Haare zu Berge, und andere tadelten Bhishma für seine Rede. Die Träger von großen Bögen riefen laut:
Bhishma ist alt, närrisch und viel zu prahlerisch. Er verdient keine Gnade. Wir sind zornig erregt und entschlossen, ihn wie ein Tier zu töten. Oder laßt uns gemeinsam handeln und ihn selbst wie Stroh verbrennen!

Doch der kluge Bhishma sprach zu den Herren der Erde:
Ich sehe kein Ende dieser Reden, denn auf Worte folgen nur Worte. Hört, ihr Herren der Erde, was ich sage. Ob ihr mich nun wie ein Tier schlachten oder wie Stroh verbrennen wollt, ich setze ganz klar meinen Fuß auf die Häupter von euch allen. Hier ist Govinda, welcher keine Vernichtung kennt. Ihn habe ich verehrt. Wer sich einen schnellen Tod wünscht, soll den dunkelhäutigen Madhava zum Kampf fordern, diesen Träger von Diskus und Keule, soll in die Gottheit eintreten und sich fallend mit seinem Körper verbinden.


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