Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 51 – Brahma über Erlösung

Brahma sprach:
Da der Geist der Herrscher über die fünf Elemente ist, weil er sie kontrolliert und in Bewegung bringt, ist er die Seele der Elemente. Der Geist regiert immer über die Elemente. Verständnis bedeutet Macht und wird Kshetrajna genannt. Der Geist spannt die Sinne an wie ein Wagenlenker gute Pferde. Und Sinne, Geist und Verständnis sind immer mit dem Kshetrajna vereint. Die individuelle Seele besteigt den Wagen mit den starken Pferden, an dem die Zügel das Verständnis sind, und fährt in alle Richtungen. Ja, das ist der große Brahman- Wagen: Die Sinne ziehen ihn wie Pferde, der Geist ist der Wagenlenker, und das Verständnis fungiert als ewiger Zügel. Wahrlich, der Mensch mit Weisheit und Wissen, der den Brahman- Wagen beständig auf diese Weise erkennt, wird niemals von Illusion überwältigt, selbst inmitten der Vielzahl von Sinnesobjekten. Der Wald von Brahman beginnt mit den unentfalteten und endet mit den grobstofflichen Objekten. In ihm sind alle belebten und unbelebten Geschöpfe, er empfängt das Licht von Sonne und Mond und wird von Sternen und Planeten geziert. Von allen Seiten durchziehen ihn Flüsse und Berge. Alle Arten von Gewässern verschönern ihn, und er bietet vielen Wesen Nahrung. So ist er die Zuflucht aller lebenden Geschöpfe. In diesem Wald bewegt sich allseits der Kshetrajna. Doch was es auch in dieser Welt für Geschöpfe gibt, sie werden zuerst aufgelöst. Danach lösen sich die Eigenschaften der Elemente auf und danach die Elemente selbst. Das ist der Weg. Götter, Dämonen, Menschen, Gandharvas, Pisachas und Rakshasas entstehen alle aus ihrer Natur (angesammelt im Meer der Ursachen) und nicht durch andere Ursachen. Auch die Brahmas als Schöpfergötter des Universums werden wieder- und wiedergeboren. Und wenn die Zeit gekommen ist, wird alles, was von ihnen herrührt, in die fünf Elemente aufgelöst wie Wellen im Ozean vergehen. Dann lösen sich die groben Elemente, aus denen das Universum geschaffen wurde, in den subtilen Elementen auf, und diese in Brahma selbst. So wurde Brahma durch Entsagung zum Gott der Schöpfung. Und in derselben Weise gelangen die Rishis zur Göttlichkeit, indem sie Buße, Entsagung und Yoga üben, nur von Früchten und Wurzeln leben und die dreifache Welt erkennen und durchschauen. Heilkräuter und Weisheit werden nur durch Entsagung erlangt. Entsagung ist die Grundlage für jeden Erfolg. Was auch immer schwer zu lernen ist, schwer zu erlangen, schwer zu besiegen oder schwer zu durchdringen, das schafft man durch Entsagung, denn Entsagung ist äußerst kraftvoll. Sei es Alkoholsucht, Diebstahl, Mord, Abtreibung oder das Bett des eigenen Lehrers zu entweihen, durch wohl ausgeführte Entsagung wird man sogar von solch gräßlichen Sünden gereinigt. Ob nun Menschen, Ahnen, Götter, Tiere, Vögel oder Pflanzen, wenn sie sich der Entsagung widmen, werden sie mit Erfolg gekrönt. Auf diese Weise gelangten die Götter mit ihrer großen Macht in den Himmel. Selbst die größten Egoisten können durch Entsagung zu Brahma gelangen. Sie reinigen sich von Egoismus und jeden Gedanken an „mein“ und gelangen durch Kontemplation im Yoga bis in die besten und höchsten Regionen. Wer tiefgründig das Selbst erkennt, ist im Yoga gegründet. Sein Geist ist immer heiter, denn er ist in die unentfaltete Ansammlung von Glückseligkeit eingetreten. Und wenn ein solcher stirbt, geht er in die höchste Region, nämlich das Unentfaltete ein. Einst wurde er aus dem Unmanifesten geboren, nun kehrt er wieder zurück und wird von den Qualitäten der Dunkelheit und Leidenschaft befreit (Tamas und Rajas). Er neigt sich nur noch der Qualität der Güte zu (Sattwa), wird von allen Sünden erlöst und kann alles erschaffen. Ein solcher sollte als vollkommener Kshetrajna erkannt werden. Wer ihn erkennt, kennt wahrlich den Veda.

Sitzt der Asket beherrscht, erreicht er wahres Wissen mittels Zügelung der Gedanken. Es ist gewiß, daß man zu dem wird, woran man denkt. Das ist ein ewiges Mysterium. Was mit dem Unentfalteten beginnt und mit den grobstofflichen Dingen endet, das wird von Unwissenheit (bzw. Illusion) erfüllt. Doch versteht ihr das Eine, dessen Natur ohne Qualitäten ist? Mrityu, der Tod, hat zwei Silben und das ewige Brahman drei. Ichhaftigkeit ist der Tod, jenseits davon das Ewige. Manche verwirrte Menschen loben das (absichtsvolle) Handeln, was die hochbeseelten Uralten niemals taten. Durch solche Handlung wird ein Geschöpf geboren, dessen Körper aus den Sechzehn besteht (die fünf großen Elemente, die fünf Sinnesorgane mit dem Denken, und die fünf Handlungsorgane). Wahres Wissen verdaut den Körper, was die höchst verehrungswürdigen Schlürfer des Unsterblichkeitstranks erkannt haben. Deshalb haben jene, die ihre Sicht bis zum anderen Ufer (des Lebensozeans) ausdehnen, keine Bindung an Handlungen. Der Purusha (Höchster Geist bzw. reines Bewußtsein) ist voller Erkenntnis und ohne Handlungen. Wer IHN schaut, der unsterblich, unveränderlich, unbegreiflich, ewig und unzerstörbar ist, der stirbt nicht. ER ist die reine Seele und jenseits aller Anhaftungen. Wer diese höchste Seele versteht, die ungebildet ist, unvergänglich, unbesiegt und sogar von den Nektartrinkern nicht begriffen werden kann, der wird selbst unbegreiflich und unsterblich. Vertreibt alle Eindrücke, zügelt und reinigt die Seele und versteht, daß es nichts Größeres gibt als das glückselige Brahman. Wird die Erkenntnis klar, wird man ganz still und durchlässig, wie in einem Traum. Das ist das Ziel der nach Weisheit und Befreiung Strebenden. Sie durchschauen all diese Wirkungen (aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft), welche sich aus Karma entwickeln. Das ist das Ziel jener, die nicht mehr an der Welt anhaften, der ewige Weg und die Errungenschaft der Weisen. Dies ist untadeliges Verhalten. Es ist das Ziel jener, die alle Geschöpfe gleichwertig betrachten, ohne Anhaftung sind, ohne Erwartungen und voller Gleichmut. Nun habe ich euch alles erzählt, oh ihr besten Zweifachgeborenen. Nun handelt danach, damit euch Erfolg beschieden sei.

Der Lehrer fuhr fort:
So sprach Brahma damals zu den hochbeseelten Weisen, welche seinen Worten folgten und zu vielen glückseligen Bereichen gelangten. So handle auch du, oh Gesegneter, nach Brahmas Worten, wie ich sie dir wiedergegeben habe, oh du mit der reinen Seele. Dann wirst auch du erfolgreich sein.

Und Krishna endete:
Ja, auf diese Weise wurde der Schüler von seinem Lehrer belehrt. Gehorsam handelte er dementsprechend und erreichte die Befreiung, oh Sohn der Kunti. Er tat genau das, was er tun sollte, und begab sich somit in die Region, in der es keine Sorge gibt.

Da fragte Arjuna:
Wer war eigentlich der Brahmane, oh Krishna, und wer der Schüler? Wenn ich es hören darf, dann sag es mir, mein Herr.

Krishna antwortete:
Ich bin der Lehrer, oh Starkarmiger, und der Geist ist mein Schüler. Aufgrund meiner Zuneigung zu dir, oh Arjuna, habe ich dir dieses Geheimnis enthüllt. Und wenn du irgendeine Liebe für mich empfindest, oh du Vermehrer des Kuru Geschlechts, dann handle, wie du es von mir vernommen hast. Wenn du die Religion (Dharma) wahrhaft ausübst, oh du mit den vorzüglichen Gelübden, kannst du von jeder Sünde befreit und vollkommen erlöst werden, oh Vernichter deiner Feinde. Damals, in der Stunde der Schlacht habe ich dir genau diese Religion erklärt. So neige ihr deinen Geist zu. Doch nun, oh Anführer der Bharatas, habe ich meinen Vater lange nicht gesehen. Ich sehne mich nach ihm und wünsche mir, daß du mir den Abschied gewährst.

Und Arjuna gab zurück:
Wir werden noch heute nach Hastinapura aufbrechen. Dort werden wir den tugendhaften König Yudhishthira von deiner Absicht informieren, bevor du abreist.


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