Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 30 – Alarkas innerer Kampf

Die Ahnen fuhren fort:
Wir erzählen dir dazu eine alte Geschichte. Wenn du sie gehört hast, solltest du danach handeln, oh bester Zweifachgeborener. Es gab einmal einen königlichen Weisen namens Alarka, der strengste Buße übte. Er wußte um alle Pflichten, sprach immer die Wahrheit, hatte eine edle Seele und war äußerst standhaft in seinen Gelübden. Mit seinem Bogen hatte er die ganze Erde erobert, die sich bis zu den Meeren erstreckt, und dabei schwierigste Leistungen vollbracht. Nun neigte er seinen Geist dem Subtilen zu. Er setzte sich auf die Wurzel eines großen Baumes, oh du Kluger, und seine Gedanken verließen all seine großen Taten und kehrten sich vom Weltlichen ab.

Alarka sprach zu sich selbst:
Mein Geist ist stark geworden. Hat man den Geist bezwungen, ist der Sieg permanent. Auch wenn ich von Feinden umringt bin, werde ich ab jetzt meine Pfeile auf andere Dinge schießen. Mit seiner Unbeständigkeit drängt der Geist alle Sterblichen zu Taten. Und so werde ich scharfe Pfeile auf den Geist schießen.

Da sprach der Geist:
Diese Pfeile, oh Alarka, können mich nie durchbohren. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Alarka vernahm diese Worte, dachte über sie nach und sprach:
Hat die Nase einmal Wohlgerüche empfangen, sehnt sie sich nur noch nach Düften. Ich werde also spitze Pfeile auf die Nase schießen.

Doch die Nase erwiderte:
Diese Pfeile werden mich niemals durchbohren, oh Alarka. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Nachdenklich sprach Alarka als nächstes:
Die Zunge erfreut sich an Köstlichkeiten und will immer mehr davon. Ich werde extra scharfe Pfeile auf die Zunge schießen.

Die Zunge gab zur Antwort:
Diese Pfeile werden mich niemals durchbohren, oh Alarka. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Alarka überlegte und sprach sodann:
Die Haut sehnt sich nur nach zärtlichen Berührungen. Ich werde sie mit Pfeilen abtrennen, die mit Kanka Federn beflügelt sind.

Doch die Haut gab zurück:
Diese Pfeile werden mich niemals durchbohren, oh Alarka. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Wieder dachte Alarka eine Weile nach, um alsdann zu sprechen:
Nach wohltönenden Klängen verlangt das Ohr. Ich werde es mit gewetzten Pfeilen beschießen.

Und das Ohr erwiderte:
Diese Pfeile werden mich niemals durchbohren, oh Alarka. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Nachdenklich sprach Alarka also:
Nach angenehmen Formen und Farben verlangt das Auge. Ich werde es mit angespitzten Pfeilen vernichten.

Das Auge gab zurück:
Diese Pfeile werden mich ganz und gar nicht durchbohren können, oh Alarka. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Alarka sprach:
Diese Gedanken bilden viele Entschlüsse und Meinungen mittels Überlegung. Ich schieße also gewetzte Pfeile auf die Gedanken.

Doch auch die Gedanken sprachen:
Diese Pfeile werden mich niemals durchbohren, oh Alarka. Nur deine lebenswichtigen Organe werden sie treffen, und dann wirst du sterben. Du mußt dir schon andere Pfeile suchen, wenn du mich vernichten willst.

Die Ahnen fuhren fort:
So konnte also Alarka, der die strengste Buße geübt hatte und äußerst enthaltsam war, selbst mit größter Kraft die Sieben nicht mit Pfeilen vernichten. Fromm war er und konzentrierte sich wohl, reflektierte für lange Zeit und fand nichts Besseres als Yoga. So konzentrierte er seinen Geist auf ein Objekt, blieb vollkommen still und verweilte im Yoga. Und da er voller Energie war, schlug er schnell und mit nur einem Pfeil alle Sinne, denn mittels Yoga war er in seine Seele eingetaucht und zu höchstem Erfolg gelangt.

Und staunend sang der königliche Weise folgende Verse:
Ach, welch Unglück, daß wir uns äußeren Handlungen widmen. Welch Verschwendung, vom Durst nach Vergnügen getrieben bis jetzt all die Herrschaft erjagt zu haben. Ich hab es erst im Nachhinein erkannt. Es gibt keine Glückseligkeit, die höher wäre als Yoga.

Erkenne dies, oh Parasurama. Hör auf, die Kshatriyas zu schlagen. Übe strenge Enthaltsamkeit. Und dann wirst du zum Guten gelangen.

Der Brahmane erzählte weiter:
Parasurama folgte dem Rat seiner Großväter, übte härteste Askese und erlangte höchst gesegnet den Erfolg, der so schwer zu erlangen ist.


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