Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 28 – Das Gespräch zwischen Asket und Priester

Der Brahmane fuhr fort:
Ich rieche, schmecke und berühre nicht. Auch sehe ich keine Formen mehr, noch höre ich Klänge, die sich erheben. Ich unterhalte keine Wünsche. Es ist die Natur, die sich angenehme Dinge wünscht und Unangenehmes haßt. Zu- und Abneigung entspringen der Natur, geradewegs wie die Lebenswinde auf- und abströmen, wenn die Seele in einen belebten Körper eintritt. Jenseits davon gibt es das, was die Ewigkeit kennt, diese Seele aller Geschöpfe, welche die Yogis im Körper schauen. Darin lebe ich und bin niemals irgendetwas untertan, trotz Begierde und Zorn, Alter und Tod. Die Natur verunreinigt mich nicht, so wie jeder Tropfen Wasser von einer Lotusblüte abperlt, denn ich begehre nichts Begehrenswertes, noch lehne ich Unangenehmes ab. Für die ewige Seele, welche auf die vielfältige Natur blickt, sind Verlockungen vergänglich und illusionär. Zwar handelt sie noch, aber alles Vergnügliche haftet nicht mehr an, so wie die Sonnenstrahlen nicht am Himmel kleben. Es gibt da diese alte Geschichte über ein Gespräch zwischen einem Yati (Asket) und einem Adhwaryu (Priester). Höre sie, du glorreiche Dame.

Als der Asket sah, wie ein Tier während einer Opferzeremonie mit Wasser besprenkelt wurde, da rief er empört zum dort sitzenden Priester:
Das ist Vernichtung von Leben!

Der Priester gab ihm zur Antwort:
Die Ziege wird nicht vernichtet. Opfertieren geschieht sehr viel Gutes, wenn die vedischen Erklärungen dazu wahr sind. Der Teil des Tieres, der zur Erde gehört, wird zur Erde zurückkehren. Der Teil, der aus Wasser geboren wurde, wird wieder ins Wasser eintreten. Das Auge der Ziege wird in die Sonne eingehen, seine Ohren kehren in alle Himmelsrichtungen zurück, und seine Lebenswinde steigen zum Himmel auf. Ich folge den Schriften, und so trifft mich kein Tadel (indem ich helfe, dieses Tier zu töten).

Der Asket sprach:
Wenn du meinst, daß es so gut für die Ziege ist, wenn sich ihre Lebenswinde abtrennen, dann ist es ein Opfer für die Ziege. Wozu bist du beteiligt? Mögen dir Mutter, Vater, Brüder und Freunde der Ziege ihre Erlaubnis geben. Befrage sie zuerst, denn die Ziege ist von ihnen abhängig. Es ziemte sich für dich, erst das Einverständnis ihrer Familie einzuholen. Und erst wenn du ihre Meinung kennst, dann kannst du überlegen, was zu tun ist. Die Lebenswinde der Ziege sollten zu ihren rechten Ursprüngen zurückkehren, denn nur der unbelebte Köper bleibt hier. Das ist es, was ich denke. Wer sich auf diese Weise Glück wünscht, macht den unbelebten Körper zum Brennstoff und sollte bedenken, daß das Tier selbst zum Brennstoff für das Opfer wurde. Doch die oberste Pflicht ist, jegliche Grausamkeit zu vermeiden. Das lehren uns die Altehrwürdigen. Wir wissen also, daß unsere Taten ohne Grausamkeit sein sollten. Die Lehre sagt: Kein Töten von lebendigen Wesen. Wenn ich mehr dazu sage, erscheinen deine Taten wohl als fehlerhaft. Denn nur, wer sich immer von Grausamkeiten anderen Geschöpfen gegenüber fern hält, kann unser Lob erlangen. Dabei verlassen wir uns auf unsere direkte Wahrnehmung, und nicht auf das, was nicht direkt erfaßt werden kann.

Der Priester antwortete:
Du verzehrst den Geruch, welcher der Erde gehört, wie auch den Geschmack des Wassers, die Farben und Formen des Feuers, die Gefühle des Windes, den Klang des Raumes und die Gedanken des Geistes. All diese Eigenschaften haben Leben, und das ist auch deine Meinung. Somit nimmst du ständig Leben und hältst dich nicht vom Töten fern. Wahrlich, es gibt kein Leben, ohne zu töten. Oder wie denkst du darüber, oh Zweifachgeborener?

Der Asket erwiderte:
Das Unvergängliche und das Vergängliche bilden die zwei Formen der Seele. Davon ist das Unzerstörbare das Wahre und das Zerstörbare das illusionär Existierende. Lebenswind, Zunge, Geist, die Qualität der Güte und der Leidenschaft sind alle existent. Wer sich von diesen existenten Objekten befreit hat, transzendiert alle Paare von Gegensätzen und hegt keine Erwartungen mehr. Er ist allen Geschöpfen gleichgesinnt und von der Idee eines „das ist mein“ befreit. Er hat sein Ich (Ego) besiegt und ist von allen seinen Folgen befreit. Für ihn gibt es keine Angst aus irgendeiner Quelle (und auch kein Töten).

Der Priester sprach:
Oh Weisester unter den Menschen, man sollte mit denen leben, die weise sind. Wenn ich deine Worte höre, dann erhellt sich mein Verständnis. Oh Ruhmreicher, ich glaube, du bist ein Gott, und nehme zu dir Zuflucht. Ich erkenne nun, wie ich keine Sünde begehe, wenn ich mithilfe von Mantras diese Riten ausführe, oh Ehrenwerter.

Der Brahmane sprach weiter zu seiner Frau:
Nach diesen Worten schwieg der Asket. Und der Priester vollbrachte das große Opfer ohne jegliche Illusion. So verstehen Brahmanen Befreiung, die höchst subtil ist und von jeglicher Art sein kann. Und haben sie verstanden, dann leben sie danach unter der Führung des Kshetrajna, dem Zeugen von allem.


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