Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 98 - Über die Gabe von Licht, Blüten, Düften und Nahrung

Yudhishthira sprach:
Von welcher Art ist das Geschenk des Lichtes, oh Führer der Bharatas? Wie entstand dieses Geschenk und welche Verdienste sind damit verbunden? Bitte erzähle mir alles darüber!

Und Bhishma sprach:
Zu diesem Thema, oh Bharata, wird eine Geschichte über ein Gespräch zwischen Manu, dem Stammvater der Menschheit, und Suvarna erzählt. In alter Zeit gab es einen Asketen, oh Bharata, dessen Farbe dem Gold glich. Deshalb wurde er Suvarna (der „Goldhäutige“) genannt. Mit reiner Abstammung, gutem Verhalten und ausgezeichneten Eigenschaften gesegnet, hatte er den ganzen Veda gemeistert. Wahrlich, durch seine Vollkommenheit übertraf er viele andere seiner hohen Ahnen. Eines Tages erblickte dieser gelehrte Brahmane Manu, den Stammvater der Menschheit, näherte sich ihm und machte die üblichen Anfragen der Höflichkeit. Sie beide waren im Gelübde der Wahrheit beständig, und so setzten sie sich auf dem entzückenden Rücken des Meru nieder, diesem Berg aus Gold. Und als sie dort zusammen saßen, begannen sie, über verschiedene Themen bezüglich der hochbeseelten Götter, Rishis und Dämonen aus alten Zeiten zu reden. Danach sprach Suvarna zum Swayambhu Manu:
Mögest du mir eine Frage zum Wohle aller Geschöpfe beantworten. Oh Herr aller Wesen, wie man sieht, werden die Götter mit Geschenken von Blumen und anderen guten Düften verehrt. Warum ist das so? Wie entstand diese Gewohnheit und welche Verdienste sind damit verbunden? Bitte erkläre mir alles zu diesem Thema.

Und Manu antwortete:
Diesbezüglich wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Sukra und dem hochbeseelten Vali erzählt. Eines Tages näherte sich Sukra aus dem Bhrigu Stamm dem Daitya Vali, diesem Sohn von Virochana, während er die Herrschaft über die drei Welten hatte. Dieser Führer der Dämonen, der Opfergaben in Hülle und Fülle darbrachte, verehrte den Nachkommen von Bhrigu mit Arghya und bot seinem Gast einen vorzüglichen Sitz an. Und bei dieser Gelegenheit wurde dieses Thema über die Verdienste des Schenkens von Blumen, Duft und Lampen besprochen, wonach du mich gefragt hast. Wahrlich, der Führer der Dämonen stellte diese hohe Frage dem Sukra, diesem Gelehrtesten aller Asketen.

Vali sprach:
Oh Erster aller Brahmakenner, was ist das wahre Verdienst, wenn man Blumen, Duft und Lampen gibt? Mögest du mir, oh Bester der Brahmanen, alles darüber erzählen.

Und Sukra sprach:
Zuerst kam die Entsagung ins Leben. Daraus entstand das Dharma (das Mitgefühl und andere Tugenden). Dazwischen traten viele Kräuter und andere Pflanzen ins Leben. Unzählig waren ihre Arten, und sie alle haben (den Gott) Soma als ihren Herrn. Einige der Pflanzen erschienen als Amrit, andere als Gift und manche neutral. Die Amrit-Gleichen geben dem Geist unmittelbare Zufriedenheit und Freude. Die Giftigen foltern den Geist bereits durch ihren Geruch. So erkannte man, daß Amrit heilsam und Gift unheilsam ist. Alle Heilkräuter sind damit wie Amrit, während das Gift aus der Energie des Feuers geboren wurde. Die Blüten der Pflanzen erfreuen den Geist und bringen Wohlstand. Deshalb schenkten rechtschaffene Menschen ihnen den Namen Sumanas (die „Schönen“). Wer sich gereinigt hat und den Göttern Blumen opfert, der wird sie zufrieden mit ihm finden und Wohlstand empfangen. Denn jene Götter, oh Herrscher der Dämonen, die man mit Blumen verehrt, während man ihre Namen rezitiert, sind aufgrund dieser Hingabe zufrieden. Pflanzen sind von verschiedenen Arten und besitzen verschiedene Energien. Sie können als aufreizend, beruhigend und stärkend klassifiziert werden. Höre mich jetzt, wie ich dir erzähle, welche Bäume zu Opferzwecken nützlich sind und welche nicht. Höre auch, welche Girlanden den Dämonen und welche den Göttern angenehm sind. Ich werde dir auch in der rechten Ordnung die gewünschten Girlanden für die Rakshasas, Nagas, Yakshas, Menschen und Ahnen beschreiben. Denn auch die Blüten sind von verschiedenen Arten. Einige sind wildwachsend und andere aus den Gärten der Menschen. Einige gehören zu Pflanzen, die nur auf gut kultiviertem Boden gedeihen, und andere wachsen sogar in den Bergen. Einige sind von stachligen Pflanzen und andere nicht. Man kann sie auch nach Duft, Schönheit oder Geschmack unterscheiden. Der Geruch von Blüten ist von zweierlei Art, angenehm und unangenehm. Die Blüten mit angenehmem Geruch sollten den Göttern dargebracht werden. Die Blüten von dornenlosen Pflanzen gelten allgemein als rein und sind damit den Göttern lieb, oh Herr. Girlanden aus Wasserpflanzen, wie die Lotusblume, sollte der Weise den Gandharvas, Nagas und Yakshas anbieten. Jene Pflanzen, die rote Blüten hervorbringen, einen scharfen Geruch haben und stachelig sind, gelten im Atharvan als passend für alle Beschwörungen, um Feinde zu verletzen. Jene Blüten mit feuriger Energie, deren Berührung schmerzhaft ist, die auf Bäumen und anderen Pflanzen mit Dornen wachsen und entweder blutrot oder dunkel sind, sollte den (üblen) Geistern und überirdischen Wesen dargebracht werden. Jene Blumen, die den Geist und das Herz erfreuen, die in der Berührung angenehm sind und schöne Formen haben, die gelten als würdig, oh Herr, den Menschen geschenkt zu werden. Jene Blumen, die auf Leichenplätzen wachsen oder an Orten, die den Göttern gewidmet sind, sollten dagegen nicht gebrochen oder für die Ehe und andere Riten verwendet werden, die Wachstum und Wohlstand beabsichtigen, oder auch für Tändeleien und Vergnügungen im Geheimen. Alle Blumen, die auf Bergen und in Tälern wachsen und in Geruch und Erscheinung angenehm sind, sollten den Göttern gehören. Mit Sandelholzpulver besprenkelt, mag man solche angenehmen Blumen gemäß den Geboten der heiligen Schriften darbringen. Denn die Götter werden mit dem Geruch von Blüten befriedigt, die Yakshas und Rakshasas mit ihrem Anblick, die Nagas mit ihrer Berührung und die Menschen mit allen drein, nämlich Geruch, Anblick und Berührung. Ein Opfer von Blüten befriedigt die Götter unverzüglich. Sie können damit jedes Ziel gewähren, einfach durch den bloßen Wunsch. Wenn sie von ihren Verehrern mit Blumen befriedigt wurden, sorgen sie dafür, daß all ihre Ziele vollbracht werden. Wenn sie zufrieden sind, befriedigen sie ihre Verehrer. Wenn sie geehrt sind, geben sie ihren Verehrern alle Ehren. Wurden sie jedoch mißachtet und beleidigt, dann werden sie zur Ursache für die Zerstörung und den Untergang dieser übelgesinnten Menschen.

Ich werde nun über die Verdienste sprechen, die mit dem Schenken von Düften verbunden sind. Wisse, oh König der Dämonen, daß es verschiedenartige Düfte gibt. Manche sind angenehm und andere unangenehm. Manche entstehen durch Ausdünstung und andere durch glimmendes Duftholz. Manche sind auch künstlich und werden per Hand aus verschiedenen Stoffen gemischt. So höre mich, wie ich ausführlich darüber spreche. Die Düfte des Boswellia Serrata (Weihrauch) sind den Göttern angenehm. Es gilt jedoch als sicher, daß Balsamodendron Mukul (indische Myrrhe) der beste Duft ist. Von allen Dufthölzern ist Aquilaria Agallocha (Adlerholzbaum) das vorzüglichste. Es ist den Yakshas, Rakshasas und Nagas sehr angenehm. Die Düfte von Weihrauch und ähnlichem werden auch von den Daityas gewünscht. Die Düfte von Shorea Robusta (Salbaum) und Pinus Deodara (Zeder) sind vermischt mit anderen starkriechenden Auszügen den Menschen bestimmt, oh König. Man sagt aber auch, daß solche Düfte sogleich die Götter, Dämonen und Geister befriedigen. Darüber hinaus gibt es viele Düfte, die von Menschen zum Zwecke des Vergnügens und der Freude verwendet werden. Und alle Verdienste, die mit dem Schenken von Blumen verbunden sind, gelten auch für die Darbringung von Düften.

Ich werde jetzt über die Verdienste des Schenkens von Lichtern sprechen, wer sie wann geben kann, auf welche Weise und welche Art von Lichtern es sein sollten. Licht wird als Energie und Herrlichkeit betrachtet und ist höchst erhebend. Deshalb erhöht das Geschenk des energievollen Lichtes die Energie der Menschen. Es gibt eine Hölle namens Andhatamas („blinde Finsternis“) und eine dunkler werdende Jahreshälfte, während die Sonne südwärts wandert. Um dieser Hölle und der dunklen Zeit zu entkommen, sollte man in der heller werdenden Jahreshälfte, während die Sonne nach Norden wandert, Lichter darbringen. Solches Verhalten wird von den Guten gelobt. Weil das Licht nach oben strebt und ein Mittel gegen die Dunkelheit ist, sollte man der Welt Licht geben. Das entspricht den Geboten der heiligen Schriften. Es geschah durch das ihnen gegebene Licht, daß die Götter mit Schönheit, Energie und Glanz begabt wurden. Durch das Fehlen von Licht bekamen die Rakshasas die entgegengesetzten Eigenschaften. Deshalb sollte man stets Licht schenken. Wer Licht schenkt, erreicht eine klare Sicht und strahlenden Glanz. Wer Licht gibt, wird als Vorbild dienen. Lichter sollten nie gestohlen oder ausgelöscht werden, wenn sie von anderen dargebracht wurden. Denn wer Licht stiehlt, wird blind. Solch ein Mensch wird durch die Dunkelheit gehen müssen und allen Glanz verlieren. Wer dagegen Licht gibt, der wird voller Schönheit in den himmlischen Bereichen erscheinen, wie eine Schar von Lichtern. Unter den Lampen sind jene am besten, in denen Ghee verbrannt wird. Danach kommt das Öl aus Pflanzen. Wer Wohlstand und Wachstum sucht, sollte das Fett von toten Tieren nicht verwenden. Wer Wohlstand und Wachstum sucht, sollte stets Lichter an steilen Bergeswegen, an Straßen durch dunkle Wälder, unter heiligen Bäumen in den Wohnorten der Menschen und an Straßenkreuzungen entzünden. Wer beständig Lichter gibt, der erhellt seine Familie, gelangt zu Reinheit der Seele und Glanz des Körpers. Wahrlich, solch ein Mensch erreicht nach dem Tod die Gesellschaft der Sterne am Firmament.

Jetzt werde ich zu dir über die Verdienste und Früchte der Opfergaben für die Götter, Yakshas, Nagas, Menschen, Geister und Rakshasas sprechen. Jene eigensinnigen und übelgesinnten Menschen, die selbst essen, ohne zuerst die Brahmanen, Götter, Gäste und Kinder versorgt zu haben, sollten als Rakshasas bekannt sein. Deshalb sollte man zuerst das bereitete Essen den Göttern widmen, nachdem man sie ordnungsgemäß mit gezügelten Sinnen und konzentriertem Geist verehrt hat. Man sollte es mit geneigtem Kopf darbringen, denn die Götter leben durch diese Nahrung des Hausvaters und segnen solche Häuser, in denen sie verehrt werden. Doch auch die Yakshas, Rakshasas, Nagas, Gäste und alle Bedürftigen sollten durch die Nahrung unterstützt werden, die von den Hausvätern gegeben wird. Wahrlich, die Götter und Ahnen ernähren sich aus solchen Darbringungen. Sind sie zufrieden damit, geben sie Langlebigkeit, Ruhm und Wohlstand. Den Göttern sollte stets sauberes Essen, das mit Milch und Quark gemischt und angenehm in Geruch und Erscheinung ist, zusammen mit Blumen angeboten werden. Die Opfergabe für die Yakshas und Rakshasas sollte dagegen reich an Blut und Fleisch sein zusammen mit Wein und Spirituosen und mit einer Schicht gebratenem Reis geschmückt. Eine Opfergabe mit Lotusblumen oder Utpalas ist den Nagas sehr angenehm. Sesamkörner, die in Rohzucker gekocht wurden, sollten den Geistern und anderen überirdischen Wesen angeboten werden. Wer niemals speist, ohne die Brahmanen, Götter und Gäste versorgt zu haben, erwirbt wahrlich das Recht auf den besten Teil der Nahrung. Solch ein Mensch wird mit Kraft und Energie gesegnet. Deshalb sollte man nie essen, ohne zuerst einen Teil davon den Göttern dargebracht zu haben, nachdem sie auf rechte Weise verehrt wurden. Ein Haus, in dem die Götter wohnen, erstrahlt stets voller Schönheit. Deshalb sollte jeder, der Gedeihen und Wohlstand wünscht, die Götter verehren, indem er ihnen den ersten Teil jeder Speise anbietet.

Solcherart wurde Vali, der Führer der Dämonen, vom gelehrten Sukra aus dem Bhrigu Stamm belehrt. Dieses Gespräch wurde danach von Manu dem Rishi Suvarna mitgeteilt, der es wiederum an Narada weitergab. Der himmlische Rishi Narada erzählte es mir bezüglich der Verdienste, die mit den erwähnten Taten verbunden sind. Und da du nun, oh Sohn, diese Verdienste kennst, so vollbringe die beschriebenen Handlungen!


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