Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 95 - Über die Geschenke von Schirmen und Schuhen

Yudhishthira fragte:
Oh Führer der Bharatas, durch wen wurde die Gewohnheit, Schirme und Sandalen in Sraddhas zu verschenken, eingeführt, warum und zu welchem Zweck? Nicht nur in Sraddhas werden sie gegeben, sondern auch in anderen religiösen Riten und bei vielen Gelegenheiten, um Verdienst zu erwerben. Oh Zweifachgeborener, ich möchte im Detail die wahre Bedeutung dieser Gewohnheit erfahren.

Und Bhishma sprach:
Oh Prinz, höre mir aufmerksam zu, wie ich ausführlich über die Gewohnheit spreche, Schirme und Schuhe in religiösen Riten zu verschenken, und wie und von wem sie eingeführt wurde. Ich werde dir auch erklären, wie dies Geschenk die Kraft eines dauerhaften Gelübdes erhielt, und wie es kam, daß es als eine lobenswerte Tat angesehen wurde. Diesbezüglich möchte ich dir ein Gespräch zwischen Jamadagni und dem hochbeseelten Surya berichten. Vor langer Zeit, oh mächtiger König, pflegte der berühmte Jamadagni aus dem Stamm von Bhrigu mit seinem Bogen zu üben. Hatte er sein Ziel einmal erfaßt, schoß er Pfeil auf Pfeil ab. Seine Ehefrau Renuka pflegte, die Pfeile danach wieder einzusammeln und diesem Nachkommen des Bhrigu mit der feurigen Energie zurückzubringen. Er freute sich über das Zischen der Pfeile und das Sirren seiner Bogensehne und amüsierte sich damit, seine Pfeile wiederholt zu entsenden, die Renuka ihm dann zurückbrachte. So sprach der Brahmane auch eines Tages gegen Mittag im Hochsommer zu Renuka, nachdem er alle seine Pfeile verschossen hatte:
Oh großäugige Dame, geh und hol mir die Pfeile, die von meinem Bogen entsandt wurden, oh Schöne, damit ich sie erneut verschießen kann.

So ging die Dame, um den gewünschten Dienst zu vollbringen, aber mußte sich bald in den Schatten eines Baums setzten, weil Kopf und Füße durch die Hitze der Sonne versengt wurden. Die schwarzäugige und anmutige Renuka ruhte nur kurze Zeit, denn sie fürchtete den Fluch ihres Mannes und wandte sich deshalb sogleich ihrer Aufgabe zu, die Pfeile zu sammeln und zurückzubringen.

Als sie alle aufgesammelt waren, kehrte die berühmte Dame mit den anmutigen Eigenschaften mit gequälten Sinnen und schmerzenden Füßen zurück. Vor Furcht zitternd, näherte sie sich ihrem Ehemann, und der Rishi, der schon zornig war, fragte wiederholt seine Gattin mit dem schönen Gesicht:
Oh Renuka, warum kehrst du so spät zurück?

Und Renuka antwortete:
Oh Entsagungsreicher, mein Kopf und meine Füße wurden durch die Strahlen der Sonne versengt. Benommen von dieser Hitze, mußte ich mich im Schatten eines Baumes ein wenig ausruhen. Das war die Ursache für die Verzögerung. Mit diesem Wissen, oh Herr, mögest du mir nicht böse sein!

Da sprach Jamadagni:
Oh Renuka, noch an diesem Tag werde ich mit der glühenden Energie meiner Waffen den Stern des Tages mit seinen heißen Strahlen zerstören, der dich auf diese Weise gequält hat!

Bhishma fuhr fort:
Sogleich spannte er seinen himmlischen Bogen und nahm viele Pfeile auf. Dann stand Jamadagni mit dem Gesicht zur Sonne gerichtet und visierte ihren Lauf an. Doch als die Sonne, oh Sohn der Kunti, ihn kampfbereit sah, da näherte sich der Sonnengott Surya in Gestalt eines Brahmanen und sprach:
Was hat Surya dir getan, daß er dein Mißfallen erregt hat? Durch das Himmelsgewölbe wandernd, saugt er die Feuchtigkeit von der Erde auf und sendet sie in Form von Regen wieder herab. Damit, oh Zweifachgeborener, entsteht die Nahrung für die Menschen, die ihnen so angenehm ist. Die Veden sagen, daß die Nahrung den Lebensatem bildet. Oh Brahmane, verborgen in den Wolken und eingehüllt in ihre Strahlen segnet die Sonne die sieben Inselkontinente mit Schauern von Regen. Oh Mächtiger, diese herabkommende Feuchtigkeit geht in die Blätter und Früchte der Gemüsepflanzen und Kräuter ein und wird damit zu Nahrung umgestaltet. Oh Sohn von Bhrigu, die Riten der Geburt, religiöse Gelübde aller Art, die Initiation mit der heiligen Schnur, Geschenke von Kühen, Hochzeiten, alle Artikel für Opfer, die Herrschaft der Menschen, jegliche Geschenke, die Fortpflanzung und der Erwerb von Reichtum - alle haben ihren Ursprung in der Nahrung. Das weißt du genau! Alle guten und angenehmen Dinge in der Welt und alle Werke der Lebewesen fließen aus Nahrung. So sage ich auf rechte Weise, was dir wohlbekannt ist! Wahrlich, du weißt alles, was ich zu dir gesprochen habe. Deshalb, oh zweifachgeborener Rishi, beruhige deinen Zorn! Was wirst du gewinnen, indem du die Sonne vernichtest?


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