Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 61 - Über die Verdienste des Schenkens und Opferns

Yudhishthira sprach:
Oh Bharata, ich möchte gern ausführlich erfahren, wie man den hohen Lohn von Geschenken und Opfern empfängt. Erntet man diesen Verdienst in dieser oder der kommenden Welt? Was ist verdienstvoller, das Schenken oder das Opfern? Wem, wie und wann sollten Geschenke und Opfer dargebracht werden? All das frage ich dich, oh gelehrter Herr. Bitte belehre mich zu den Aufgaben des Schenkens. Sage mir aufrichtig, oh Großvater, was zum höchsten Lohn führt!

Und Bhishma sprach:
Oh Sohn, ein Kshatriya ist gewöhnlich mit gewaltvollen Taten verbunden. In seinem Fall werden Opfer und Geschenke als Reinigung oder Heilung betrachtet. Die Guten und Rechtschaffenen (Brahmanen) akzeptieren nicht gern Geschenke von Mitgliedern der königlichen Kaste, die oft gewaltvolle Taten pflegen. Deshalb sollte der König Opfer mit reichen Geschenken in Form des Dakshina durchführen. Wenn dann die Guten und Rechtschaffenen die ihnen angebotenen Geschenke akzeptieren, oh Monarch, dann sollte der Kshatriya die Geschenke voller Hingabe und Vertrauen reichlich fließen lassen. Denn solche Geschenke sind voller Verdienst und höchst reinigend. So sollte man unter Beachtung der Gelübde die Opfer durchführen und solche Brahmanen mit Reichtum beschenken, die allen Wesen freundlich sind, voller Gerechtigkeit, in den Veden erfahren und vorzüglich in Taten, Verhalten und Entsagung. Wenn solche Brahmanen deine Geschenke nicht akzeptieren, dann fehlt es dir an Verdienst. So führe Opfer mit reichlichem Dakshina durch und gib den Rechtschaffenen gute und angenehme Speise. Mit solchen Taten des Schenkens solltest du dich als Ausführenden im Opfer betrachten und mit Geschenken jene Brahmanen verehren, die im Opfer helfen. Auf diese Weise wirst du deinen Anteil an den Verdiensten dieser Opfer empfangen. Du solltest diese Brahmanen wie deine Kinder versorgen, denn sie können die Menschen zum Himmel führen. Auf diese Weise wirst du sicherlich eine große Nachkommenschaft haben, ebenso groß, wie die Nachkommenschaft von Prajapati selbst. Wer rechtschaffen ist, der unterstützt und fördert alles, was rechtschaffene Taten hervorbringt. Deshalb sollte man alles geben, um solche Menschen zu versorgen, die allen Wesen Gutes tun.

Wenn du selbst im Wohlstand leben möchtest, oh Yudhishthira, dann gib den Brahmanen reiche Geschenke von Kühen, Ochsen, Nahrung, Schirmen, Roben, Sandelholz und Schuhen. Gib den opfernden Brahmanen geklärte Butter, Speise, Wagen mit Pferden und Wohnhäuser mit Betten. Solche Geschenke sind für den Gebenden voller Wohlstand und Fülle und werden als rein betrachtet, oh Bharata. Man sollte deshalb stets Ausschau halten nach jenen tugendhaften Brahmanen, die nicht genügend Mittel haben, um ihr Leben zu fristen. Dann hege sie versteckt oder öffentlich, indem du ihnen entsprechende Unterstützung gewährst. Ein solches Verhalten ist für Kshatriyas verdienstvoller als jedes Rajasuya- oder Pferdeopfer. So reinige dich von Sünde, und du wirst sicherlich den Himmel erreichen! Mit deiner gefüllten Schatzkammer solltest du deinem Königreich wirklich Gutes tun. Durch solches Verhalten wirst du zweifellos viel Wohlstand gewinnen und ein Brahmane werden (in kommenden Leben). Beschütze, oh Bharata, deine eigenen Mittel (um Hilfe und Gerechtigkeit zu sichern) und gleichzeitig die Mittel zum Lebenserwerb deines Volkes. Versorge deine Diener wie deine eigenen Kinder. Beschütze die Brahmanen mit dem, was sie haben, und gib ihnen das, was sie bedürfen. Möge dein Leben dem Dienst an den Brahmanen gewidmet sein! Laß dir niemals nachsagen, daß du den Schutz der Brahmanen versäumt hast. Doch bedenke auch, daß übermäßiger Reichtum und ausufernde Fülle auch für Brahmanen eine Quelle von Übel wird. Denn eine dauernde Verbindung mit übermäßigem Wohlstand wird einen Menschen mit Überheblichkeit erfüllen und dazu führen, daß er seine eigentlichen Aufgaben vergißt und träge wird. Und wenn die Brahmanen träge sind und in Narrheit versinken, dann werden sicherlich Gerechtigkeit und Pflichterfüllung abnehmen. Und wenn Gerechtigkeit und Pflichterfüllung schwinden, dann werden zweifellos Chaos und Zerstörung unter den Wesen zunehmen.

Ein König, der bereits viel Reichtum angehäuft hat, den er seinen Ministern und Wächtern der Schatzkammer übergeben hat, aber dann fortfährt, sein Königreich zu plündern, indem er zu seinen Beamten spricht „Bringt mir mehr Reichtum, soviel ihr im Königreich eintreiben könnt!“, und diesen Reichtum, den er unter dem Kommando der Angst und Gewalt gesammelt hat, in Opfern darbringen will, der sollte wissen, daß diese Opfer von keinem Rechtschaffenen gelobt werden. Der König sollte seine Opfer nur mit solchem Reichtum vollbringen, der seiner Schatzkammer durch wohlhabende Untertanen ohne Unterdrückung bereitwillig bezahlt wurde. Opfer sollten niemals mit Reichtum durchgeführt werden, der durch Gewalt erpreßt worden ist. Der König sollte nur dann große Opfer mit reichen Geschenken als Dakshina durchführen, wenn aufgrund seiner Hingabe zum Wohle seines Volkes die Untertanen bereitwillig große Schauer von Reichtum auf ihn regnen lassen. Der König sollte den Wohlstand all jener beschützen, die alt, behindert, blind oder anderweitig hilfebedürftig sind. Er sollte nie von denen Reichtum nehmen, die in einer Trockenzeit mit dem Wasser aus Brunnen mühsam um ihr Getreide kämpfen, noch von weinenden Frauen. Denn der Reichtum, der von Armen und Hilflosen genommen wurde, wird sicherlich das Königreich und den Wohlstand des Königs zerstören. Der König sollte stets die Rechtschaffenen und Tugendhaften fördern und mit seiner Wohltätigkeit ihre Angst vor dem Verhungern zerstreuen. Denn es gibt keine sündigeren Menschen als jene, denen hungrige Kinder wehmutsvoll beim üppigen Speisen zuschauen müssen. Wenn in deinem Königreich irgendein gelehrter Brahmane durch Hunger ermattet wie diese Kinder, dann trifft dich sogar die Sünde des Brahmanenmordes, weil du solche Zustände erlaubt hast. König Sivi sprach diesbezüglich:
Schande auf den König, in dessen Reich ein Brahmane oder anderer Mensch an Hunger stirbt!

Das Königreich, in dem ein Brahmane der Snataka Klasse durch Hunger ermattet, wird sicherlich vom Unglück überwältigt. Solch ein Königreich verdient mit seinem König schwere Kritik. So ist auch ein König bereits so gut wie tot, in dessen Königreich Frauen aus der Mitte ihrer Männer und Söhne leicht entführt werden können, und man überall die Rufe der Empörung und des Kummers hört. Die Untertanen werden sich bald selbst bewaffnen und diesen König stürzen, der sie nicht beschützt, nur ihren Reichtum plündert, alle Grenzen überschreitet, als Führer unfähig ist, kein Mitgefühl zeigt und sündhaft handelt. Ein König, der sich vor dem Volk als Beschützer aufspielt, aber nicht entsprechend tätig wird oder unfähig ist, sie zu beschützen, sollte von seinen vereinten Untertanen wie ein Hund getötet werden, der von der Tollwut getroffen und verrückt geworden ist. Es heißt, ein Viertel aller Sünden, welche die Untertanen begehen, haftet am König, oh Bharata, der sie nicht beschützt. Manche Gelehrten sagen sogar, daß solch ein König die ganze Sünde ansammelt. Wie auch immer, in Anbetracht der Gebote von Manu sind wir der Meinung, daß mindestens ein Viertel solcher Sünden den König trifft, der seine Aufgaben versäumt. Dagegen empfängt ein König, oh Bharata, der seinen Untertanen Schutz gewährt, auch ein Viertel aller Verdienste, die seine Untertanen unter seiner Herrschaft ansammeln. Deshalb handle, oh Yudhishthira, auf solche Art und Weise, daß alle deine Untertanen dich als ihre Zuflucht betrachten können, so lange du lebendig bist, so wie alle Wesen die Zuflucht des Regengottes suchen oder die geflügelten Bewohner der Luft die Zuflucht eines großen Baumes. Mögen alle deine Angehörigen, Freunde und Wohlgesinnten, oh Feindevernichter, dich als ihre Zuflucht betrachten, wie die Rakshasas den Kuvera oder die Götter den Indra.


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