Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 54 - Der Segen von Chyavana

Bhishma sprach:
Als die Nacht vergangen war, erwachte der hochbeseelte König Kushika und führte seine Morgenriten durch. Gemeinsam mit seiner Ehefrau ging er dann zu diesem Wäldchen, das der Rishi zum Wohnsitz erwählt hatte. Doch als sie dort angekommen waren, erblickte der Monarch einen Palast, der völlig aus Gold gemacht war. Er hatte tausend Säulen aus Edelsteinen und Juwelen und erschien wie ein Palast der Gandharvas. König Kushika sah in jedem Teil dieses Bauwerks die himmlische Kunst. Und er erblickte auch Hügel mit entzückenden Tälern, Seen mit Lotusblüten, Herrenhäuser mit kostbaren Artikeln sowie Tore und Torbögen, oh Bharata. Der König sah viele Gärten und Felder, die mit saftigem Gras bewachsen waren oder goldenem Korn. Er sah viele blühende Sahakaras, Ketakas, Uddalakas, Dhavas, Asokas, Kundas, Atimuktas, Champakas, Tilakas, Bhavyas, Panasas, Vanjulas, Karnikaras und andere Bäume. Der König sah auch viele Varanapushpas und Ashtapadika Büsche, die in schönster Weise verschnitten waren, sowie Bäume, auf denen lotusgleiche Blüten aller Varianten in ihrer ganzen Herrlichkeit erstrahlten. Er erblickte viele Herrenhäuser, die wie himmlische Wagen oder schöne Berge erschienen, sowie Zisternen und Seen mit kühlem Wasser und andere voll warmem oder sogar heißem Wasser. Es gab verschiedene Arten von ausgezeichneten Sitzen und kostbaren Betten aus Gold und Edelsteinen, die mit wertvollen Stoffen und Teppichen von größter Schönheit bedeckt waren. So gab es auch enorme Mengen an wohlzubereiteter Nahrung. Überall sah man sprechende Papageien, Stare, Kuckucks, Spechte, Kiebitze, Pfauen, Hähne, Hühner, Schwäne, Kraniche, Gänse und andere Vögel sowie auch Affen. Hier und dort erblickte er sogar die sich erfreuenden Scharen der Apsaras und glücklichen Gandharvas, oh Monarch, die überall erschienen und sogleich wieder verschwanden. Der Monarch hörte Wohlklänge von Musik und Gesang, sowie die angenehmen Stimmen von Lehrern, die vor ihren Schülern die Veden und anderen Schriften rezitierten. Sogar das Geschnatter der Gänse, die sich in den Seen vergnügten, war voller Harmonie. Beim Anblick dieser höchst wunderbaren Dinge begann der König nachzudenken und sprach zu sich:
Ist das ein Traum oder eine Verwirrung meines Geistes? Oder ist das alles echt? Oh, ich habe ohne meine irdische Hülle abzulegen die Glückseligkeit des Himmels erreicht! Dieses Land ist entweder das heilige Uttara Kuru oder die Wohnstätte Amaravati des Führers der Himmlischen. Oh, was für Wunder, die ich hier sehe!

Mit solchen Gedanken erblickte der Monarch schließlich den Ersten der Rishis. In jenem Palast aus Gold, dessen Säulen aus Juwelen und Edelsteinen waren, lag der Sohn von Bhrigu auf einem kostbaren und bequemen Bett ausgestreckt. So näherte sich der König mit seiner Ehefrau voller Freude dem Rishi, der dort ruhte. Doch sogleich verschwand Chyavana mit dem ganzen Bett, und der König erblickte den Rishi in einem anderen Teil dieses Waldes auf einer Matte aus Kusha Gras sitzend und in das Rezitieren hoher Mantras vertieft. So verwirrte dieser Brahmane durch seine Yogamacht den König und im nächsten Moment verschwand sogar dieser ganze entzückende Wald mit den Scharen der Apsaras und Gandharvas sowie all den wunderschönen Bäumen. Das Ufer der Ganga lag wieder still wie bisher und präsentierte die gewohnte Ansicht mit dem Kusha Gras und den Ameisenhaufen. Als König Kushika mit seiner Königin dieses Wunder erst erblickte und dann so schnell wieder verschwinden sah, war er höchst erstaunt. Und mit erfreutem Herzen sprach der Monarch zu seiner Ehefrau:
Schau nur, oh Liebenswürdige, die verschiedenen angenehmen Sehenswürdigkeiten, die es nirgends sonst gibt und die wir beide gerade bezeugen durften! All das geschah durch die Gnade des Sohns von Bhrigu und die Kraft seiner Entsagung. Wahrlich, durch Entsagung wird alles erreichbar, was man sich denken kann. Entsagung ist mächtiger als die Herrschaft über die drei Welten. Durch wohlgeführte Entsagung kann man sogar die Befreiung erreichen. Schau nur die Macht des hochbeseelten und himmlischen Rishi Chyavana, die aus seiner Entsagung kommt! Er kann nach Belieben sogar neue Welten erschaffen. So werden die Brahmanen in diese Welt geboren, um heilsame Worte, Gedanken und Taten zu entfalten. Wer sonst als Chyavana konnte all das vollbringen? Der Status eines Brahmanen ist im Vergleich zur Herrschaft viel schwerer zu gewinnen und auch viel mächtiger. Denn durch die Macht eines Brahmanen geschah es sogar, daß wir an einen Wagen wie wohlgezüchtigte Tiere angespannt wurden.

Diese Gedanken des Königs erkannte Chyavana und sogleich sprach er zu ihm: „Komm schnell hierher!“ So aufgefordert, näherten sich König und Königin dem großen Asketen, und mit geneigten Köpfen zollten sie ihm die Verehrung, die er verdiente. Daraufhin segnete der weisheitsvolle Rishi den Monarchen, oh Führer der Menschen, beruhigte ihn und sprach: „Setz dich auf diesen Sitz!“ Danach, oh Monarch, lobte der Sohn von Bhrigu voller Wahrhaftigkeit den König mit vielen freundlichen Worten und fuhr fort:
Oh König, du hast die fünf Handlungsorgane und die fünf Sinnesorgane mit dem Denken als sechstes vollkommen gezügelt und beherrscht. Deshalb bist du unversehrt aus dieser feurigen Qual entkommen, die ich dir bereitet habe. Ich bin auf rechte Weise von dir, oh Sohn, geachtet und verehrt worden. Du hast nicht die geringste Sünde in dir. So entlasse mich nun, oh König, denn ich werde jetzt dahin zurückkehren, woher ich gekommen bin. Wahrlich, oh Monarch, ich bin höchst zufrieden mit dir. So nimm den Segen an, den ich bereit bin, dir zu geben.

Und Kushika antwortete:
In deiner Anwesenheit, oh Heiliger, stand ich wie in der Mitte eines lodernden Feuers. Daß ich darin nicht völlig verbrannt wurde, oh Bester der Bhrigus, ist bereits genug und ein höchster Segen. Und daß du, oh Brahmane, mit mir zufrieden bist und daß ich meinen Stamm vor dem Untergang retten konnte, oh Sündloser, ist für mich selbst ein noch größerer Segen. All das betrachte ich als sichere Beweise deiner unendlichen Gnade, oh gelehrter Brahmane. Das Ziel meines Lebens ist damit vollbracht worden. Dies sehe ich sogar als das eigentliche Ziel meiner ganzen Herrschaft hier auf Erden. Wahrlich, das ist die höchste Frucht all meiner Entsagung. Doch wenn du, oh gelehrter Brahmane, mit mir zufrieden bist und noch einen Segen gewähren willst, dann bitte ich dich, oh Freude des Bhrigu, mir einige Zweifel zu erklären, die in meinem Geist sind.


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