Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 33 - Über die Verehrung der Brahmanen

Yudhishthira fragte:
Welche Tat, oh Großvater, ist die Beste von allen, die den Königen bestimmt wurde? Durch welche Tat kann ein König sowohl in dieser als auch in der kommenden Welt glücklich sein?

Bhishma sprach:
Die Verehrung der Brahmanen, oh Bharata, ist die Erste all jener Taten, die den ordnungsgemäß geweihten Königen bestimmt ist, falls er bestrebt ist, großes Wohlergehen zu erreichen. Das ist es, was die großen Könige beachten sollten. Erkenne es im rechten Licht, oh Führer der Bharatas! Der König sollte stets voller Respekt alle rechtschaffenen Brahmanen verehren, welche die vedischen Traditionen bewahren. Der König sollte mit Verneigung, freundlicher Rede und Geschenken jeglicher Art alle Brahmanen würdigen, die voller Weisheit sind und in seiner Stadt oder den Provinzen wohnen. Das ist die Erste aller Aufgaben der Könige. Wahrlich, das sollte er stets beachten. Er sollte sie beschützen und hegen wie sich selbst und seine Kinder. Und die Würdigsten unter den Brahmanen (bezüglich Weisheit und Heiligkeit) sollte ein König besonders ehren. Wenn diese Menschen von allen Bedrängnissen befreit werden, wird auch das ganze Königreich in voller Herrlichkeit erstrahlen. Sie sind der Verehrung würdig, und vor ihnen sollte der König sein Haupt verneigen. Wahrlich, man sollte sie ehren wie seine Väter und Großväter. Von ihnen hängt die Tugend ab, der die Leute in ihrem Verhalten folgen, wie die Existenz aller Wesen von Indra abhängt. Voll unüberwindlicher Kraft und großer Energie können solche Menschen, wenn sie wütend gemacht werden, das ganze Königreich verbrennen, allein durch ihren Willen, durch Beschwörung oder andere mächtige Mittel (deren Kraft aus ihrer Entsagung fließt). Ich sehe nichts, was sie besiegen könnte. Ihre Macht scheint unschlagbar zu sein und fähig, die Grenzen des Universums zu erreichen. Wenn sie zornig werden, fällt ihr Blick auf Menschen und Dinge, wie eine Feuersbrunst auf einen Wald. Sogar die mutigsten Männer spüren Ehrfurcht, wenn ihre Namen genannt werden. Ihre Tugenden und Mächte sind außergewöhnlich und unermeßlich. Einige unter ihnen gleichen Brunnen und Gruben mit Öffnungen, die von Gras und Kletterpflanzen bedeckt sind, während andere dem Himmel gleichen, der von Wolken und Dunkelheit frei ist. Manche unter ihnen sind von wildem Charakter (wie Durvasa), andere sind so mild und weich wie Baumwolle (wie Gautama). Manche unter ihnen sind sehr listig (wie Agastya, der den Asura Vatapi verschlang). Manche sind der Askese gewidmet, manche der Landwirtschaft (wie der Lehrer von Uddalaka), manche halten Kühe, manche leben von wohltätigen Almosen, und manche nehmen sich ihre Nahrung sogar wie Diebe (wie Valmiki in seinen frühen Jahren oder Vishvamitra während einer Hungersnot). Einige unter ihnen lieben den Disput (wie Narada), manche sind Schauspieler und Tänzer (wie Bharata), und manche können alle Taten vollbringen, die gewöhnlichen und auch die außergewöhnlichen (wie Agastya, der den ganzen Ozean austrinken konnte, als wäre es eine Handvoll Wasser).

Die Brahmanen, oh Führer der Bharatas, erscheinen in verschiedenen Formen und Verhaltensweisen. Deshalb sollte man die Brahmanen immer loben, die mit allen Aufgaben bekannt, in ihrem Verhalten rechtschaffen und den verschiedenen Arten der Handlungen und Berufen zum Lebenserwerb gewidmet sind. Die höchst gesegneten Brahmanen, oh Herrscher der Menschen, sind bezüglich ihres Ursprungs älter als die Pitris, Götter, Menschen, Nagas und Rakshasas. Diese Zweifachgeborenen können weder durch die Götter, Pitris, Gandharvas, Rakshasas, Asuras oder Pisachas besiegt werden. Die Brahmanen können eine Person in den Himmel zum Status der Götter erheben und sie wieder aus dem Himmel stürzen. Wen sie zum König wünschen, der wird ein König, und wen sie zum Bettler wünschen, der wird ein Bettler. Das sage ich dir aufrichtig, oh König, daß alle Dummen zweifellos auf ihren Untergang treffen, welche die Brahmanen verleumden und mißachten. Erfahren in Lob und Tadel und selbst der Ursprung bzw. die Ursache für den Ruhm oder die Schande anderer Leute, werden die Brahmanen, oh König, stets mit denen zornig, die sich bemühen, andere zu verletzen. Wen die Brahmanen loben, der wird im Wohlstand wachsen. Wen sie tadeln, der wird bald untergehen. So geschah es aufgrund der Abwesenheit von Brahmanen, daß die Sakas, Yavanas, Kambojas und andere kriegerische Stämme in den Zustand von Shudras gefallen sind. Auch die Dravidas, Kalingas, Pulandas, Usinaras, Kolisarpas, Mahishakas und andere Kshatriyas sind aufgrund der Abwesenheit von Brahmanen in ihren Stämmen zu Shudras erniedrigt worden. Eine Niederlage aus den Händen von Brahmanen ist dem Sieg über sie vorzuziehen, oh Erster aller Siegreichen. Und es gibt wohl keine größere Sünde in der Welt, als einen Brahmanen zu töten. Selbst die großen Rishis haben gesagt, daß ein Brahmanenmord die abscheulichste Sünde ist. Man sollte auch niemals verleumderisch oder mißachtend über Brahmanen sprechen. Wo solcherart gesprochen wird, sollte man mit hängendem Kopf sitzen oder den Ort schnell verlassen. Denn so ein Mensch wurde und wird in dieser Welt nicht geboren, der noch glücklich leben könnte, nachdem er einen Streit mit Brahmanen entfacht hat. Wahrlich, wie man den Wind nicht mit seinen Händen ergreifen kann, den Mond berühren oder die Erde mit seinen Armen stützen, so kann man auch in dieser Welt keinen Brahmanen besiegen, oh König.


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