Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Über die hohe Bedeutung der Brahmanen

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, oh höchst Herrlicher, was wird aus jenen Menschen, die aufgrund einer verblendeten Vernunft den Brahmanen das vorenthalten, was ihnen gebührt? Oh Erster aller Rechtschaffenen, sage mir, was diesbezüglich die Aufgaben sind. Wahrlich, wohin geht der Übelgesinnte, der nicht gibt, obwohl er gelobt hat zu geben.

Bhishma sprach:
Wer das Versprochene nicht gibt, sei es wenig oder viel, hat den Nachteil, daß er alle seine Hoffnungen unfruchtbar sehen wird, wie ein Eunuche bezüglich seiner Nachkommenschaft. Was für gute Taten solch eine Person zwischen dem Tag seiner Geburt und dem Tag seines Todes vollbringt, oh Bharata, was für Trankopfer er ins Opferfeuer gießt, welche Geschenke er gibt und was für Askese er übt, das alles wird nur wenig fruchtbar sein. Das, oh Führer der Bharatas, erklären die Kenner der heiligen Schriften als ihre Meinung, welche sie mithilfe einer wohlgebildeten Vernunft gewonnen haben. Diese Kenner sind auch der Meinung, daß solch ein Mensch nur noch gereinigt werden kann, indem er tausend Pferde mit dunklen Ohren verschenkt. Diesbezüglich wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen einem Schakal und einem Affen erzählt. Während beide noch Menschen waren, oh Feindevernichter, lebten sie als vertraute Freunde. Nach ihrem Tod wurde einer von ihnen zum Schakal und der andere zum Affen. Und als der Affe eines Tages den Schakal einen Tierkadaver mitten auf einem Leichenplatz fressen sah, da sprach der Affe, der sich an seine ehemalige Menschengeburt und die seines Freundes erinnerte, zu ihm:
Wahrlich, welche schreckliche Sünde begingst du in deinem letzten Leben, da du jetzt auf diesem Leichenplatz ein solches Schicksal erleidest und dich von faulenden Kadavern ernähren mußt?

So angesprochen antwortete der Schakal dem Affen:
Ich versprach einem Brahmanen etwas zu geben, das ich dann nicht gegeben habe. Für diese Sünde, oh Affe, bin ich in diese elende Art der Existenz gefallen. Und aus diesem Grunde muß ich solche Nahrung verzehren, wenn mich der Hunger quält. Doch welche Sünde hast du begangen, da du ein Affe geworden bist?

Und der Affe sprach:
In meinem letzten Leben pflegte ich, die Früchte zu ergreifen, die den Brahmanen gehörten. Dadurch bin ich ein Affe geworden. Damit ist klar, daß man als Mensch mit Intelligenz und Wissen niemals das nehmen sollte, was Brahmanen gehört. Wahrlich, wie man sich davon enthalten sollte, so sollte man auch allen Streit mit Brahmanen vermeiden. Was ihnen gegeben wurde, sollte man niemals nehmen.

Bhishma fuhr fort:
Dies hörte ich, oh König, von meinem Lehrer, während dieser Rechtschaffene mich über die Brahmanen belehrte und die alten und heiligen Lehren diesbezüglich rezitierte. Ich hörte es auch von Vyasa, oh König, während er über die Brahmanen sprach. Oh Sohn des Pandu, das, was den Brahmanen gegeben wurde, sollte man niemals nehmen. Sie sollten stets in Ruhe gelassen werden. Ob arm oder reich, jung oder alt, man sollten sie niemals mißachten. Das haben mich die Brahmanen stets gelehrt. Wer ihnen eine Gabe verspricht, der sollte sie auch geben. Ein würdiger Brahmane sollte hinsichtlich seiner Erwartungen nie enttäuscht werden. Man sagt, oh König, ein Brahmane, in dem sich eine Erwartung erhebt, gleicht einem aufflammenden Feuer. Und wenn solch ein Brahmane seine Augen auf einen Menschen richtet, der diesem Feuer nicht opfert, oh Monarch, dann wird dieser sicherlich wie ein Haufen Stroh verbrennen. Doch wenn ein Brahmane, der (mit Verehrung und Gaben) vom König zufriedengestellt wurde, diesen König mit heilsamen und liebevollen Worten anspricht, dann wird er ihm, oh Bharata, eine Quelle von großem Nutzen sein, weil er weiterhin im Königreich (als geistige Stütze) lebt, wie ein Arzt im Kampf gegen die verschiedenen Erkrankungen des Körpers. Solch ein Brahmane wird durch seine Kraft und heilsame Wirkung die Söhne, Enkel, Verwandten, Minister, Beamten und Tiere sowie die Städte und Länder des Königs im Guten bewahren. Solcherart ist die mächtige Energie der Brahmanen, vergleichbar dem Sonnengott Surya mit seinen tausenden Strahlen über der Erde. Deshalb, oh Yudhishthira, wenn man zu einer höheren Geburt im folgenden Leben gelangen möchte, dann sollte man den Brahmanen das geben, was ihnen gebührt. Indem man die Brahmanen beschenkt, kann man sicherlich zum höchsten Himmel gelangen. Denn wahrlich, das selbstlose Geben ist von allen Taten die höchste, die man erreichen kann, und durch das Beschenken der Brahmanen werden Götter und Ahnen gleichermaßen unterstützt. Wer deshalb klug ist, sollte den Brahmanen stets Gutes tun. Oh Führer der Bharatas, Brahmanen werden als höchst würdig für Geschenke betrachtet. Und niemals sollte ein Brahmane ohne gebührende Verehrung empfangen werden.


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