Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 8 - Wer Verehrung verdient

Yudhishthira sprach:
Wer verdient Verehrung? Vor wem soll man sich verneigen? Vor wem, oh Bharata, würdest sogar du dich verneigen? Und wer sind die, die du besonders liebst? Belehre mich darüber, oh König. Worin gründet sich dein Geist, wenn das Leiden dich überwältigt? Sage mir, was diesbezüglich nützlich und heilsam ist, hier im Reich der Menschen und auch für die jenseitige Welt.

Bhishma sprach:
Ich liebe besonders die Brahmanen, deren höchster Reichtum das Brahman ist, dessen Himmel in der Selbsterkenntnis besteht und dessen Entsagung im fleißigen Vedenstudium. Mein Herz verneigt sich vor denen, in deren Familien Jung und Alt sorgfältig und unermüdlich das Erbe ihrer Ahnen bewahren. Brahmanen, die in den Zweigen des Wissens wohlgelehrt sind, selbstbeherrscht, freundlich, wohlwollend, in den heiligen Schriften erfahren und gesegnet mit tugendhaftem Verhalten und der Erkenntnis des Brahman, solche Brahmanen sprechen vor würdiger Versammlung wie weiße Schwäne fliegen. Vorzüglich, angenehm, bedeutungsvoll und wohlartikuliert sind ihre Worte, oh Yudhishthira, die sie mit einer Stimme so tief wie das Grollen der Wolken sprechen. Voller Glück und Heil sowohl im Moment als auch in der langfristigen Wirkung lehren sie auf diese Weise am Hofe der Monarchen, nachdem sie ehrenvoll und aufmerksam empfangen und behandelt wurden. Mein Herz verneigt sich auch vor den Weisen und Tugendhaften, die von allen respektiert werden und in Versammlungen oder am Hofe der Könige diese Worte erhören. Mein Herz, oh Yudhishthira, verneigt sich vor denen, die zu ihrem Wohlergehen den Brahmanen verehrungsvoll Nahrung geben, die gut gekocht, sauber und gesund ist. Denn es ist viel leichter, in der Schlacht zu kämpfen, als so ein Geschenk ohne Stolz und Hochmut darzubringen. In dieser Welt, oh Yudhishthira, gibt es tapfere Menschen und Helden zu Hunderten. Zählt man sie auf, sollten die Helden im Geben als höher betrachtet werden. Oh Liebenswürdiger, wäre ich auch nur ein mittelmäßiger Brahmane gewesen, ich hätte mich als weitaus gesegneter betrachtet, nicht zu sprechen von einem Brahmanen, der in einer edlen Familie geboren wird und voller Gerechtigkeit, Tugend, Hingabe, Entsagung und Weisheit ist. Es gibt keinen, oh Sohn des Pandu, der mir in dieser Welt lieber wäre als du, oh Führer der Bharatas, außer den Brahmanen. Und weil, oh Bester der Kurus, mir die Brahmanen besonders lieb sind, so hoffe ich, daß ich mich Kraft dieser Wahrheit in all jene Bereiche der Glückseligkeit erheben kann, die mein Vater Shantanu erreicht hat.

Weder mein Vater, noch mein Großvater oder irgend jemand anderes aus meiner Verwandtschaft ist mir lieber als die Brahmanen. Wenn ich die Brahmanen verehre, erwarte ich keine Gegenleistung, weder eine kleine noch eine große (denn ich verehre sie wie Götter, allein, weil sie solche Verehrung verdienen). Aufgrund meines Verhaltens zu den Brahmanen in Gedanken, Worten und Taten fühle ich heute keinen Schmerz (auch wenn ich auf diesem Bett aus Pfeilen liege). Wenn die Leute über mich sprechen als einen, der den Brahmanen hingegeben ist, dann erfreut mich diese Meinung sehr. Den Brahmanen Gutes zu tun, ist von allen heiligen Taten die heiligste. So sehe ich viele Bereiche der Seligkeit auf mich warten, weil ich ehrfürchtig den Brahmanen gefolgt bin. Sehr bald werde ich zu diesen zeitlosen Regionen aufsteigen, oh Sohn.

In dieser Welt, oh Yudhishthira, beziehen sich die Aufgaben der Frauen auf ihre Ehemänner, und sie hängen von ihnen ab. Wahrlich, für eine Frau ist der Mann der Gott und das höchste Ziel, wofür sie kämpfen sollte. Und wie der Mann für die Frau, so sind die Brahmanen für die Kshatriyas. Wäre da ein Kshatriya mit ganzen hundert Jahren und ein guter Brahmanen-Sohn von nur zehn Jahren, dann sollte der letztere wie ein Vater und der erstere wie ein Sohn betrachtet werden, weil unter diesen beiden der Brahmane wahrlich höher ist. Wie eine Frau, die ihren Mann verloren hat, dessen jüngeren Bruder als Beschützer anerkennt, ebenso hat sich die Erde allein aus Ermangelung einer Brahmanen-Herrschaft den Kshatriya als ihren Beschützer erwählt. Deshalb sollten die Brahmanen wie Söhne beschützt und wie Väter oder Lehrer verehrt werden. Wahrlich, oh Bester der Kurus, man sollte ihnen mit Verehrung aufwarten, wie die Leute mit Verehrung ihre Opferfeuer pflegen. Die Brahmanen sind voller Einfachheit und Gerechtigkeit. Sie sind stets der Wahrheit gewidmet und wirken beständig zum Wohle aller Wesen. Nur wenn sie zornig werden, gleichen sie giftigen Schlangen. Aus diesen Gründen sollte man sie stets achten und ihnen mit Verehrung und Demut dienen.

Oh Yudhishthira, zwei sollte man stets fürchten, die Energie (der Kshatriyas) und die Entsagung (der Brahmanen). Beide sollte man auf Abstand halten und eine Vermischung vermeiden, denn diese zwei sind sehr mächtig. Die Entsagung ist sogar noch mächtiger, denn ein Brahmane voller Entsagung, der in Zorn gerät, oh Monarch, kann das Ziel seines Zornes augenblicklich verbrennen (unabhängig von der Energie des Objektes). Wenn Energie und Entsagung in vollstem Maße aufeinandertreffen, dann neutralisiert sich die Energie, wenn sie gegen einen Brahmanen gerichtet wird, der den Haß und die Begierde überwunden hat. Wenn diese beiden, Energie und Entsagung, gegeneinander gerichtet werden, dann würden beide auf Zerstörung treffen, aber nicht ohne einen Rest. Denn wenn Energie auf Entsagung trifft, wird nur die Energie restlos vernichtet, und die Entsagung geht niemals ganz verloren. Wie ein Hirte mit dem Stock in der Hand die Herde behütet, so soll der Kshatriya stets die Veden und Brahmanen behüten. Wahrlich, der Kshatriya sollte alle rechtschaffenen Brahmanen beschützen, wie ein Vater seine Söhne. Er sollte immer ein wachsames Auge auf das Haus der Brahmanen haben, um zu vermeiden, daß ihr Unterhalt bedroht wird.


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