Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 331 - Fortsetzung der Belehrung

Narada sprach:
Wer diese segensreichen Lehren achtsam hört, die das Innerste beruhigen, den Kummer zerstreuen und das Heil fördern, der erreicht einen klaren Verstand und geht damit den Weg zur hohen Glückseligkeit. Tausende Ursachen für Sorgen und hunderte Ursachen für Angst quälen Tag für Tag einen Menschen mit verblendetem Verstand, aber nicht den Weisen. Deshalb höre jene alten Belehrungen, welche ich dir diesbezüglich gebe, um all deinen Kummer zu zerstreuen. Wer seinen Verstand reinigt, der kann wahrlich alles Leiden überwinden. Denn durch die Verbindung mit dem Unheilsamen und die Trennung vom Heilsamen werden die Unwissenden von vielfältigen Sorgen überwältigt.

Über das Vergangene sollte man sich nicht grämen, noch sich daran erfreuen. Wer an seiner Vergangenheit haftet, kann niemals Befreiung finden. Man sollte stets achtsam sein und die Nachteile erkennen, wenn man in Anhaftung verfällt. Wenn man beständig die Ursachen des Leidens darin erkennt, wird man sich bald davon befreien können. Der Mensch, der sich um das Vergangene grämt, kann weder Wohlstand noch Verdienst oder Ruhm erwerben. Was vergangen ist, ist vergangen. Man kann es nicht festhalten. Ständig gewinnen oder verlieren die Lebewesen ihren weltlichen Besitz. Alle körperlichen Wesen leiden darunter. Sei es Tod oder Verlust, wer sich um Vergangenes grämt, erntet Sorge über Sorge und aus jeder Sorge werden zwei neue. Wer jedoch den Lauf des Lebens und Sterbens in dieser Welt mithilfe seiner Intelligenz wahrhaft durchschaut, der muß keine Tränen mehr darüber verschütten. Wenn irgendwelche Probleme auftauchen, die körperliche oder geistige Schmerzen erzeugen und sich mit aller Achtsamkeit nicht vermeiden ließen, wozu sollte man sich darüber grämen? Die beste Medizin gegen die Sorgen ist das Zügeln der Gedanken. Durch immer neue Gedanken kann man sie nie zerstreuen, denn die Sorgen wachsen durch Gedanken. Geistige Sorgen heilt man durch Erkenntnis, wie körperliche Schmerzen durch Arzneimittel. Das ist die Macht der Erkenntnis im Gegensatz zur Unwissenheit.

Jugend, Schönheit, Leben, Reichtümer, Gesundheit und die geliebten Freunde - dies ist alles höchst vergänglich. Der Weise sollte sie nicht begehren. Er sollte sich nicht in Sorgen verlieren, die eine ganze Welt betreffen. Wenn es einen Ausweg gibt, warum sollte er sich nicht beständig um Heilung bemühen, anstatt im Kummer zu versinken? Zweifellos überwiegt in diesem irdischen Leben das Maß des Leidens im Gegensatz zum Glück. Zweifellos neigen alle Wesen zur Anhaftung an die Sinnesobjekte und hegen die Angst vor dem Tod. Wer beides überwindet, nämlich Glück und Leid, der erreicht das Brahman. Wenn solch ein Mensch aus dieser Welt geht, gibt es für die Weisen keinen Grund zur Trauer. Das Verlieren von Besitz ist leidvoll, das Beschützen von Besitz ist leidvoll, und das Erwerben von Besitz ist leidvoll. Warum trauern die Menschen, wenn sie ihren Besitz verlieren? Die Unwissenden, welche verschiedene Mengen von Reichtum erlangen, können keine Zufriedenheit mehr finden und gehen schließlich elend zugrunde. Der Weise ist unabhängig von allem stets zufrieden.

Alles Entstandene muß wieder vergehen. Alles, was aufsteigt, muß wieder fallen. Alles Hohe muß wieder niedrig werden. Alles Verbundene muß wieder in Trennung enden und jede Geburt im Tod. Das Begehren kann durch Gewinn niemals gestillt werden. Allein durch Zufriedenheit erreicht man alles. Deshalb sehen die Weisen den wertvollsten Besitz in der Zufriedenheit. Die Lebenszeit läuft beständig ab. Sie hält keinen einzigen Moment an. Wenn nicht einmal der eigene Körper haltbar ist, welches andere Ding könnte man in dieser Welt als haltbar betrachten? Jene Menschen, die auf diese Weise über die Natur aller Wesen nachdenken und erkennen, daß der egoistische Wille die Natur nicht im Griff haben kann, wenden ihre Aufmerksamkeit auf den höchsten Pfad und brechen auf, um die Befreiung vom Leiden zu erreichen. Wie ein Tiger seine Beute ergreift und davonläuft, so ergreift der Tod den Menschen und trägt ihn davon, während er noch mit dem Sammeln von Reichtum beschäftigt und ungesättigt in seinen sinnlichen Wünschen ist. Deshalb sollte man stets versuchen, sich von den Sorgen zu befreien. Man handle ohne Anhaftung so, daß man damit kein künftiges Leiden mehr ansammelt. Nur die vollkommen Reichen und die vollkommen Armen tragen aus der Erfahrung von Klang, Berührung, Form, Geruch und Geschmack nichts mit sich davon. Bevor die Wesen Verbindungen bildeten, waren sie ohne Leiden. Warum klagt man, wenn sich die Verbindungen wieder lösen und man zu seinem ursprünglichen Sein zurückkehrt, jenseits aller Leiden? Deshalb sollte man seine sexuellen Begierden sowie Hunger und Durst mithilfe geduldiger Entsagung zügeln, die Hände und Füße mithilfe der Achtsamkeit, die Augen, Ohren und anderen Sinne mithilfe des Denkens und das Denken und Reden mithilfe der Vernunft. Man überwinde die Zuneigung für Angenehmes und die Abneigung gegen Unangenehmes durch Demut. Das ist wahre Weisheit und der Weg zur Glückseligkeit. Wer in sich selbst zufrieden ist, dem Yoga gewidmet, ohne Anhaftung und Begierde, wer allein im Höchsten Selbst gegründet ist, der erreicht die zeitlose Seligkeit.


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