Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 302 - Über das Sankhya

Yudhishthira sprach:
Oh König, du hast mir der Tradition gemäß und wie es sein sollte den Pfad des Yogas erklärt, der von den Weisen gelobt wird. So spricht ein Lehrer zu seinem geliebten Schüler. Nunmehr frage ich dich über die Grundsätze des Sankhya. Belehre mich umfassend darüber, denn alles Wissen der drei Welten ist dir wohlbekannt.

Und Bhishma sprach:
So höre jetzt über die subtilen Grundsätze der Sankhya Lehre, wie sie von den großen und mächtigen Yatis begründet wurde, deren Führer Kapila war. An dieser Lehre, oh Herrscher der Menschen, ist nichts zu tadeln, denn wahrlich groß sind ihre Verdienste, und keine Fehler sind zu finden. Ihre Anhänger erfassen mithilfe der Erkenntnis die Unvollkommenheit aller existierenden Geschöpfe. Sie erkennen, wie alle Wesen in die so schwer durchschaubaren Sinnesobjekte verwickelt sind, seien es Menschen, Pisachas, Rakshasas, Yakshas, Nagas, Gandharvas, Ahnen oder die Tiere und großen Vögel (wie Garuda usw.), die Maruts, die königlichen Weisen, die Asketen, Dämonen, Viswadevas und selbst die himmlischen Rishis, die Yogis mit höchster Kraft, die Prajapatis und Brahma selbst. Sie erkennen wahrhaft, was die Lebenszeit in dieser Welt begrenzt, und auch die große Wahrheit über das, oh Erster der Redegewandten, was hier Glückseligkeit genannt wird. Sie erkennen klar das Leiden, das alle einholt, die in der Stunde des Todes an den weltlichen Dingen anhaften, und auch ganz genau das Leiden jener Wesen, die in die niederen Bereiche (der Tiere usw.) gefallen sind oder sogar in die Hölle. Sie erkennen all die Vorzüge und Mängel des Himmels, sowie die Vorzüge und Mängel der vedischen Gebote, der Yoga Praxis und der Sankhya Philosophie. Sie erkennen die zehn Eigenschaften der Qualität von Sattwa, die neun Eigenschaften des Rajas, die acht Eigenschaften des Tamas, die sieben Eigenschaften der höheren Vernunft, die sechs Eigenschaften des Denkens, die fünf Eigenschaften des Raumes, die vier Eigenschaften des Verstandes, die drei Eigenschaften des Tamas, die zwei Eigenschaften des Rajas und die eine Eigenschaft des Sattwa. Sie erkennen wahrhaft den Weg der Auflösung aller Geschöpfe und den Weg der Selbsterkenntnis. Die Sankhyas, die damit voller Erkenntnis und Erfahrung sind und herausragend in ihrer Wahrnehmung der Ursachen und in ihren Verdiensten durch Tugendhaftigkeit, erreichen auf diesem Weg die Seligkeit der Befreiung, wie die Sonnenstrahlen oder der Wind im Raum Zuflucht nehmen.

Sie erkennen: Das Auge ist mit der Form verbunden, die Nase mit dem Geruch, das Ohr mit dem Klang, die Zunge mit dem Geschmack und die Haut (bzw. der Körper) mit dem Gefühl. Der Wind ist mit dem Raum verbunden, die Verblendung mit dem Tamas (der Dunkelheit) und die Begierde mit den Sinnesobjekten. Vishnu ist mit dem Leben verbunden, Indra mit der Kraft und Agni mit der Verdauung. Die Erde ist mit dem Wasser verbunden, das Wasser mit dem Feuer, das Feuer mit dem Wind, der Wind mit dem Raum, der Raum mit dem Mahat (der universellen Intelligenz), das Mahat mit dem Bewußtsein, das Bewußtsein mit dem Tamas, das Tamas mit dem Rajas, das Rajas mit dem Sattwa, das Sattwa mit der Seele, die Seele mit dem ruhmvollen und mächtigen Narayana, Narayana mit der Befreiung, und allein die Befreiung ist unabhängig von allen Bindungen. Sie erkennen, daß dieser Körper mit den sechzehn Bestandteilen das Ergebnis der natürlichen Qualität von Sattwa ist. Sie erkennen vollkommen die Natur des körperlichen Organismus und den Charakter des Bewußtseins, das darin wohnt. Sie erkennen das eine Wesen, das in allen Körpern besteht, das Selbst, das jenseits aller körperlichen Sorgen ist, woran keine Sünde haften kann. Sie erkennen die Natur des Gegensätzlichen, wie die persönlichen Taten an den Sinnesobjekten anhaften, sowie das Wesen der Sinne und ihrer Objekte, welche sich auf die Erkenntnisfähigkeit des Selbst stützen. Sie erkennen die Schwierigkeit der Befreiung, die Gebote der Veden, das Wesen des Lebensatems, der Prana, Apana, Samana, Vyana und Udana genannt wird, sowie die zwei andere Arten, der nach unten strömende und der aufwärtsführende Wind, und jene sieben Atemwinde für die sieben verschiedenen Funktionen. Sie erkennen das Wesen der Prajapatis, der Rishis und der zahllosen hohen Pfade voller Tugend und Gerechtigkeit, die sieben Rishis und die unzähligen königlichen Rishis, oh Feindevernichter, die großen Himmlischen und anderen Rishis mit dem Glanz der Sonne. Sie erkennen, wie sie alle im Laufe vieler Zeitalter von ihrer Kraft abfallen, oh Monarch, und den Untergang sogar der mächtigsten Wesen im Universum. Sie erkennen das Leiden, oh König, das die Wesen durch sündige Taten erlangen, die Qualen jener, die in den Fluß Vaitarani im Reich von Yama fallen, die leidvollen Wanderungen der Wesen durch die verschiedenen Geburten, das unerfreuliche Verweilen im unreinen Mutterleib inmitten von Blut und Wasser, übelriechendem Schleim, Urin und Kot, und danach in Körpern, die sich mit der Verbindung von Blut und Lebenssamen aus Mark und Sehnen formen und von hunderten Nerven und Adern durchzogen sind, diese unreine Burg mit den neun Toren. Sie erkennen, was zu ihrem wahren Wohlergehen ist, und die verschiedenen Umstände, die zum Guten führen. Sie erkennen das leidbringende Verhalten der Wesen, die von den natürlichen Qualitäten der Dunkelheit, Leidenschaft und Güte geprägt sind, ein Verhalten, oh Führer der Bharatas, das für die Sankhyas mit Selbsterkenntnis hinsichtlich der Befreiung tadelnswert ist. Sie erkennen das Verschlingen des Mondes und der Sonne durch Rahu, das Fallen von Sternen aus ihrer festen Position und den Umlauf der Sternkonstellationen auf ihren Bahnen. Sie erkennen das Leiden, wenn sich alles Verbundene wieder trennen muß, das dämonische Verhalten der Wesen, die sich gegenseitig verschlingen, die Torheit der Kinder und das traurige Altern und Sterben der Körper.

Sie erkennen das Fehlen der Güte (Sattwa), wenn die Wesen von Leidenschaft und Verblendung überwältig werden. Sie erkennen, daß nur einer unter tausenden Menschen entschlossen nach der Befreiung sucht. Sie erkennen die Schwierigkeiten auf dem Weg zur Befreiung im Einklang mit den heiligen Schriften, das zehrende Verlangen der Wesen nach allen unerreichten Dingen und die Geringschätzung von dem, was man hat. Sie erkennen die leidvolle Täuschung in allen Sinnesobjekten, oh König, den schmerzlichen Anblick der Verstorbenen und das entsprechende Leiden in den Familien der Sterblichen, oh Bharata. Sie erkennen den Weg jener übelgesinnten und gefallenen Menschen, die des Brahmanenmordes schuldig werden, sowie jener übelgesinnten Brahmanen, die Alkohol und andere Rauschmittel trinken, und den ebenso traurigen Weg der Ehebrecher, die sogar mit der Gattin ihres Lehrers verkehren, oder jener Menschen, oh Yudhishthira, die ihre Mütter mißachten und nicht einmal Verehrung und Respekt vor den Göttern haben. Sie erkennen mithilfe ihrer Weisheit die Wege aller sündhaft Handelnden, und wie diese Wesen in den niederen Bereichen (der Tiere usw.) geboren werden. Sie erkennen die verschiedenen Gebote der Veden, den Lauf der Jahreszeiten, das Vergehen der Jahre, Monate, Wochen und Tage, das Zu- und Abnehmen des Mondes, das Steigen und Fallen der Meere, das Wachsen und Vergehen des Reichtums, die Verbindung und Trennung von Liebenden, das Wandeln der Yugas, den Untergang von ganzen Bergen, das Austrocknen der Flüsse, den Verfall (der Reinheit) der Kasten und ihre zyklische Erneuerung. Sie erkennen die Geburt, das Altern, den Tod und das alldurchdringende Leiden der Wesen. Sie erkennen die Mangelhaftigkeit der Verkörperung, die Sorgen der Menschen und die Vergänglichkeit aller Geschöpfe. Sie erkennen die Unwissenheit ihres Geistes und die schmerzliche Unvollkommenheit ihrer Körper.

Da fragte Yudhishthira:
Oh unermeßlich Energievoller, welchen Mangel siehst du in Verbindung mit der Körperlichkeit? Mögest du mir diesen Zweifel vollständig und der Wahrheit gemäß lösen.

Bhishma sprach:
Oh Feindevernichter, höre mich an! Die Sankhyas oder Anhänger des Kapila, die mit allen Pfaden wohlbekannt und voller Weisheit sind, sprechen von fünf Mängeln des menschlichen Körpers. Es sind Begierde, Zorn, Angst, Schlaf und Wind. Diese Mängel findet man in den Körpern von allen verkörperten Wesen. Die Weisen schlagen die Wurzel des Zornes mit dem Schwert der Vergebung ab, die Begierde überwinden sie durch Entsagung, den Schlaf durch die Entwicklung von Sattwa (dem Lichtvollen bzw. Wahrhaften), die Angst durch Achtsamkeit und den Wind durch das Fasten, oh König. Das Wesen dieser Tugenden erkennen sie in der Vielfalt hunderter Tugenden, wie auch das Wesen der Sünde in der Vielfalt hunderter Sünden und die wesenhafte Ursache in der Vielfalt hunderter Ursachen. Sie erkennen die Welt wie Schaum auf dem Wasser, umhüllt von hunderten Illusionsbildern des Vishnu, einem gemalten Bild ähnlich, ohne feste Essenz und so hohl wie das Schilfrohr. Sie erkennen die Welt wie eine dunkle Grube oder die Blasen der Regentropfen, schnell vergänglich und kurzlebig, für den Untergang geschaffen, ohne wahres Glück, in der Zerstörung endend, wovor es kein Entkommen gibt, versunken in Leidenschaft und Unwissenheit und völlig hilflos wie ein Elefant, der im Sumpf versinkt. Dies alles, oh König, erkennen die Sankhyas mit großer Weisheit und überwinden alle Anhaftungen und weltlichen Beziehungen, sogar zu ihren Kindern, mithilfe dieser umfassenden und alldurchdringenden Erkenntnis. Sie schlagen mit dem Schwert der Erkenntnis und der Keule der Entsagung, oh Bharata, alle unheilsamen Sinneseindrücke des Rajas und des Tamas sowie auch alle verheißungsvollen Sinneserfahrungen des Sattwa an ihrer Wurzel ab. Oh Bharata, durch den Yoga der Erkenntnis erreichen diese Yatis die Vollkommenheit und durchqueren den Ozean des Lebens. Dieser leidvolle Ozean hat die Sorgen als sein Wasser, die Existenzangst als seine Tiefen, die Krankheit und den Tod als seine riesigen Alligatoren, die großen Ängste im Herzen als riesige Schlangen, das Tamas als Schildkröten, das Rajas als Fische und die Weisheit als das Rettungsfloß, um ihn zu durchqueren. Die Anhaftung an die Sinnesobjekte ist sein Sumpf, das Altern und die Vergänglichkeit sind seine Klippen, die Erkenntnisse sind die Inseln, oh Feindevernichter, die karmischen Taten bilden seine große Masse, die Wahrheit ist die sichere Küste, die frommen Gelübde sind die schwimmenden Algen, die Begierden sind die schnellen und mächtigen Strömungen, die sentimentalen Gefühle des Herzens sind die Abgründe, die verschiedenen Arten der Befriedigung sind die wertvollen Edelsteine, Kummer und Fieber sind die Stürme, Elend und Durst sind die mächtigen Wirbel, schmerzhafte und tödliche Krankheiten sind die Meeresungeheuer, die Körper sind seine Wellen, der Schleim ist ihr Schaum, Geschenke sind seine Perlen, das Blut sind die roten Korallen, das laute Gelächter ist sein Brüllen, die verschiedenen Wissenschaften sind die Untiefen, die Tränen sind sein Salzwasser, die Entsagung von der Weltlichkeit ist seine hohe Zuflucht, die Verwandten sind die zahllosen Haie, die Freunde sind die Dörfer und Städte auf den Inseln, Harmlosigkeit und Wahrhaftigkeit sind die Uferlinien, der Tod ist die Springflut, das vedische Wissen bildet seine Inseln (als Zuflucht der Schiffbrüchigen), das Mitgefühl zu allen Wesen wird zu den Rettungsbojen, und die Befreiung ist die unbezahlbare Ware, die den reisenden Händlern auf der Suche nach Gewinn auf diesem Ozean angeboten wird, dessen Feuer in der Tiefe der feuerspeiende Pferdekopf ist (Hayashira, ein Aspekt von Vishnu?).

Wenn die Sankhyas alle Ursachen für die verkörperte Geburt überwunden haben, die so schwer zu überwinden sind, gehen sie in den reinen Raum ein, wo der Sonnengott Surya diese Rechtschaffenen auf seinen Lichtstrahlen trägt. Wie die Fasern im Stil der Lotusblume das Wasser hinaufziehen, wo alle Fasern zusammenlaufen, so zieht Surya alle Geschöpfe im Weltall an und erhebt sie zu den Heiligen und Weisen. Dort lösen sich alle Anhaftungen und voller Energie, mit dem Reichtum der Buße und mit Erfolg gekrönt, werden diese Yatis durch einen subtilen Wind weitergetragen, der kühlend, duftend und sanft in der Berührung ist, oh Bharata. Wahrlich, dieser Wind, der von den sieben Winden der Beste ist und in den Bereichen der großen Glückseligkeit weht, trägt sie zum Höchsten im Raum. Dann, oh Monarch, befördert sie der Raum, in dem sie getragen werden, zum Höchsten des Rajas, das Rajas trägt sie dann zum Höchsten des Sattwa, das Sattwa, oh Reiner, trägt sie zum Höchsten und mächtigen Narayana und der mächtige Narayana trägt sie schließlich als das reine Selbst zur Höchsten Seele. Wenn sie als vollkommen reine Wesen diese Höchste Seele erreicht haben, sind sie, was man „Das“ nennt. Sie haben die Unsterblichkeit erreicht und müssen nie zurückkehren, oh König. Das ist das Höchste, oh Sohn der Pritha, das von jenen Hochbeseelten erreicht wird, die den Einfluß aller Gegensätze überwunden haben.

Yudhishthira sprach:
Oh Sündloser, haben diese Gelübdetreuen, nachdem sie dieses Höchste Dasein gefunden haben, das voller Energie und Glückseligkeit ist, noch irgendeine Erinnerung an ihre Leben einschließlich der Geburt und des Todes? Mögest du mir die Wahrheit darüber sagen, oh Nachkomme der Kurus. Ich denke, es wäre nicht recht, irgend jemand anderen als dich danach zu fragen. Diesen Zweifel fand ich in den Schriften, die sich auf die Befreiung beziehen (denn manche sagen, daß mit der Befreiung das Bewußtsein verschwindet, während andere das Gegenteil erklären). Wenn die Yatis dieses Hohe Dasein erreichen und voller Bewußtsein sind, so denke ich, oh König, daß dieser Weg des Handelns wahrlich der höchste ist. Wenn jedoch mit der Erlösung das Bewußtsein verschwindet, und das Dasein nur noch einem traumlosen Schlaf gleicht, wozu dann der Weg der Erkenntnis? Es gibt wohl keine elendere Vorstellung, als mit der Befreiung alles Bewußtsein zu verlieren.

Bhishma sprach:
Oh Sohn, wenn sie auch schwierig zu beantworten ist, diese Frage die du gestellt hast, ist berechtigt. Wahrlich, diese Frage ist von einer Art, bei der sogar die großen Gelehrten bei der Antwort in Verlegenheit kommen, oh Führer der Bharatas. Dennoch höre, was ich diesbezüglich aufrichtig erkläre. Die hochbeseelten Anhänger des Kapila haben in diesem Punkt ein hohes Verständnis. Die Erkenntnissinne, oh König, welche in den Körpern der verkörperten Wesen gepflanzt sind, können nur in ihren jeweiligen Funktionen der Wahrnehmung verwendet werden. Sie sind Instrumente der Seele, womit das subtile Selbst erkennt. Sind die Sinne von der Seele getrennt, dann ähneln sie nur einem toten Holzklotz und lösen sich zweifellos auf, wie der Schaum auf den Wellen des Meeres. Wenn das verkörperte Wesen, oh Feindevernichter, mit seinen Sinnen in den traumhaften Schlaf versinkt, bewegt sich das feinstoffliche Wesen weiter wie der Wind durch den Raum. Es kann auch während des Schlafes weiterhin sehen, berühren und alles andere so erkennen, wie im wachen Zustand, oh König. Nur die grobstofflichen Sinnesorgane, jedes auf seinem Gebiet, werden in diesem Schlafzustand kraft- und machtlos, wie Schlangen, die ihres Giftes beraubt wurden. Während dieser Zeit (des Träumens) schweift das feinstoffliche Wesen durch die entsprechenden Erfahrungsbereiche der Sinne und vollbringt, wie jeder weiß, auch weiterhin all seine Funktionen. Oh Bharata, alle diese Sinne mit den Qualitäten des Sattwa (Rajas und Tamas) mit all den Eigenschaften des Verstandes, des Denkens, des Raumes, des Windes, des Feuers, des Wassers und der Erde zusammen mit dem Karma der guten und schlechten Taten wohnen, oh Yudhishthira, in der verkörperten Seele mit dem feinstofflichen Wesen, das von der Höchsten Seele bzw. von Brahman ganz durchdrungen ist. Wie die Schüler ihrem Lehrer mit Verehrung aufwarten, so dienen die Sinne der verkörperten Seele. Wenn sie diese Natur überwindet, erreicht sie das unveränderliche Brahman. Das ist das Höchste, das ist Narayana, das ist jenseits aller Gegensätze und der Natur (Prakriti). Befreit von Verdienst und Sünde, geht die verkörperte Seele in die Höchste Seele ein, die ohne alle Eigenschaften ist und die wahre Heimat aller Glückseligkeit, oh Bharata. Was bleibt, oh Sohn, ist reines Bewußtsein, dem sich im Lauf der Zeit die Sinne und Gedanken nähern wie gehorsame Schüler ihrem Lehrer.

Wer in der beschriebenen Weise nach Tugend strebt, die Selbsterkenntnis findet und Erlösung sucht, oh Sohn der Kunti, kann diesen Frieden der Befreiung von der Körperlichkeit erreichen. So sind die Sankhyas, oh König, voller Weisheit und gehen damit den höchsten Weg der Erkenntnis. Diese Erkenntnis ist unvergleichlich (und damit auch unbeschreiblich). Zweifellos kann diese Erkenntnis der Sankhyas als die Höchste betrachtet werden. Sie ist unveränderlich und zeitlos. Sie ist das ewige und vollkommene Brahman. Sie hat keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende. Sie überwindet alle Gegensätze. Sie ist die Ursache der Schöpfung des Weltalls. Sie ist Vollkommenheit. Sie ist ohne jeglichen Verfall. Sie ist Einheit und Ewigkeit. So singen die Weisen ihr Lob. Aus ihr fließt die Schöpfung, alle Umgestaltung und der Untergang. Die großen Rishis sprechen von ihr und loben sie in den heiligen Schriften. Alle gelehrten Brahmanen und rechtschaffenen Menschen sehen sie aus dem Brahman fließen, die Höchste, Göttliche, Unendliche, Unveränderliche und Unvergängliche. Alle Brahmanen, die noch den Sinnesobjekten folgen, verehren und loben sie, indem sie ihr alle illusionsbehafteten Eigenschaften zuschreiben. Diese höchste Erkenntnis ist für die meditierenden Yogis voller Entsagung und die Sankhyas mit der unvergleichlichen Einsicht identisch. Die heiligen Schriften erklären, oh Sohn der Kunti, daß die Sankhya Einsicht die höchste Form des Formlosen ist. Diese Erkenntnis, oh Führer der Bharatas, gilt als die Erkenntnis des Brahman.

Es gibt zwei Arten der Geschöpfe auf Erden, oh Herrscher, die belebten und die unbelebten. Von diesen sind die belebten höher (und der Selbsterkenntnis fähig). Diese hohe Erkenntnis der Brahmakenner, oh König, die mannigfaltig in den Veden, den verschiedenen Puranas und den anderen heiligen Schriften sowie im Yoga gefunden werden kann, ist im Sankhya vereint. Alle Erkenntnis der lehrreichen Geschichten, der großen Epen, der Lehren über den Erwerb von Wohlstand, die von den Weisen gelobt werden, wahrlich alle Erkenntnis dieser Welt, oh hochbeseelter Monarch, ist im Sankhya vereint. Die Stille der Seele, die hohe Kraft, all das subtile Wissen der heiligen Schriften, die tiefgründige Kraft der Entsagung und alle Glückseligkeiten, oh König, sind wahrhaft im Sankhya enthalten. Schon mit einem Teil dieser Erkenntnis, oh Sohn der Pritha, gelangen die Sankhyas zu den Göttern und verbringen dort viele Jahre in Glückseligkeit. Und nach der Gemeinschaft mit den Himmlischen fallen sie am Ende ihrer zugeteilten Zeit wieder unter gelehrte Brahmanen und Yatis. Und wenn sie dann ihre Körperlichkeit überwunden haben, verschmelzen diese zweifachgeborenen Sankhyas im Höchsten Brahman, wie die Himmlischen im Himmel, indem sie sich ganz der Erkenntnis hingegeben haben, die von allen Weisen verehrt wird. Alle Zweifachgeborenen, die sich der Erkenntnis des Sankhya widmen, gelangen zu hohem Ruhm, und wenn sie auch nicht gleich erfolgreich sind, so werden sie doch nie wieder in niedere Bereiche sinken oder unter sündhaften Menschen wiedergeboren. Doch jene Hochbeseelten, die das reine, tolerante, gewaltlose, umfassende, hohe, uralte, unermeßliche und ozeangleiche Sankhya vollkommen meistern, oh König, werden dem Narayana gleich.

Damit habe ich dir, oh Gott unter den Menschen, aufrichtig über das Sankhya erzählt. Es ist die Verkörperung des Narayana, des Universums, wie es seit Urzeiten besteht. Wenn die Zeit der Schöpfung reif ist, ruft Er die Schöpfung ins Leben, und wenn die Zeit für den Untergang gekommen ist, verschlingt Er wieder alles. Und nachdem Er alles in sich zurückgezogen hat, dann ruht Er, diese innerste Seele des Universums.


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