Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 279 - Die Geschichte von Usanas und Vritra

Yudhishthira sprach:
Alle Menschen loben uns als höchst Glückliche. Doch in Wahrheit ist wohl niemand unglücklicher als wir. Oh Bester der Kurus, obwohl wir von der ganzen Welt verehrt werden, und obwohl wir unter Menschen geboren und sogar von Göttern gezeugt wurden, sind so viele Sorgen unser Los gewesen, daß es scheint, daß allein diese verkörperte Geburt die Ursache aller Leiden ist. Ach, wann werden wir ein Leben der Entsagung annehmen, um dieses Leiden zu vernichten? Nur die Heiligen mit beständigen Gelübden, die von den siebzehn körperlichen Bestandteilen frei sind sowie von den fünf Hindernissen des Yogas (Begierde, Haß, Unwissenheit, Angst und Schlaf), welche die Hauptursachen (für die Bindung im Rad des Lebens) bilden, sowie von den fünf Sinnesobjekten und drei natürlichen Qualitäten (Sattwa, Rajas und Tamas), müssen die Wiedergeburt nicht befürchten. Wann, oh Feindevernichter, werden wir die Herrschaft ablegen können, um ein Leben der Entsagung zu führen?

Bhishma sprach:
Alles, oh großer Monarch, hat ein Ende. Alles hat seine eigenen Grenzen. Sogar die Wiedergeburt, so weiß man, hat ein Ende. In dieser Welt gibt es nichts Unvergängliches. Du denkst vielleicht, oh König, daß dies alles (eure Herrschaft, eure Körper, euer Reichtum usw.) euch fälschlicherweise so zufiel. Nein, das ist kein Zufall und auch nicht, daß wir hier darüber sprechen. Ihr seid mit der Tugend bekannt und für den Weg bereit. So werdet ihr zweifellos zur rechten Zeit das Ende all eurer Leiden erreichen. Diese körperliche Person, oh König, ist nicht Herr über ihre Verdienste und Sünden (bezüglich der Früchte in Form von Glück und Leid). Sie ist in Dunkelheit gehüllt (der Unwissenheit, woraus Anhaftung und Abneigung entsteht), welche aus ihren Verdiensten und Sünden (bzw. Karma) geboren wird. Wie der unsichtbare Wind, wenn er den Staub der Erde ergreift, verschiedene Formen und Farben annimmt, so erscheint auch die Seele, obwohl selbst formlos, in einer Form und Farbe aufgrund ihrer Umhüllung durch Unwissenheit und durch das angesammelte Karma der früheren Handlungen, wodurch sie von Körper zu Körper reist (worin ihr reines Wesen befleckt und unvollkommen erscheint). Wenn es die verkörperte Person schafft, mittels Erkenntnis diese Dunkelheit zu zerstreuen, von der sie durch Unwissenheit umhüllt ist, wird sich das unvergängliche Brahman offenbaren. Die Weisen sagen, daß man das Brahman nicht durch Handeln ergreifen kann (weil die Früchte aller Taten vergänglich sind). Hingabe ist der Weg zur Befreiung, für dich, für die Götter und die ganze Welt. All die großen Rishis sind so dem Brahman verbunden. Vernimm, oh Monarch, was diesbezüglich vor langer Zeit erzählt wurde und wie sich der Dämon namens Vritra verhielt, nachdem er seinen ganzen Wohlstand verloren hatte. Gestützt auf seine Einsicht, oh Bharata, wurde er auch inmitten seiner Feinde nicht vom Leiden überwältigt, obwohl er seine umfassende Herrschaft verlor.

Eines Tages wurde Vritra, der von seinem Thron gestürzt worden war, von (seinem Lehrer) Usanas gefragt:
Oh Dämon, hegst du aufgrund deiner Niederlage irgendwelchen Kummer?

Und Vritra antwortete:
Nachdem ich durch Wahrhaftigkeit und Entsagung das Werden und Vergehen aller Geschöpfe durchschaut und allen Zweifel zerstreut habe, werde ich weder vom Leiden noch von der Freude überwältigt. Von der Zeit getrieben sinken die Wesen hilflos in die Hölle, während andere, wie die Weisen sagen, zum Himmel aufsteigen, wo sie ihre Zeit in Seligkeit verbringen. Doch wenn ihre zugeteilte Zeit im Himmel oder der Hölle abgelaufen ist, nehmen sie aufgrund ihres unerschöpften Karmas wiederholt Geburt an, und wieder ist es die Zeit, die sie dazu treibt. So durchlaufen die Wesen von den Fesseln der Begierde gebunden Myriaden unterschiedlichster Lebensformen, und hilflos müssen sie immer wieder durch die Hölle. Ich habe gesehen, wie die Geschöpfe auf diese Weise kommen und gehen. Die Schriften lehren, daß die karmischen Anhäufungen den persönlichen Taten entsprechen. So nehmen die Wesen ihre Geburt als Menschen, Tiere oder sogar als Götter und müssen immer wieder durch die Hölle gehen. Nachdem sie im Leben gehandelt haben, das so vergeht, wie sie es verdient haben, treffen alle Wesen, die dem Gesetz des Todes unterworfen sind, auf Glück und Leid (bzw. Himmel und Hölle), auf Angenehmes und Unangenehmes. Und nachdem sie entsprechend ihrer Taten das Maß an Wohl oder Weh erfahren haben, kommen sie auf ihrem Pfad der Gewohnheit zurück, der durch ihr Karma bedingt ist.

So sprach der Dämon Vritra vom Lauf der Schöpfung, doch der berühmte Usanas fragte ihn:
Oh Weiser, warum verlierst du dich in solche Schwärmerei wie ein Unwissender, oh Kind?

Und Vritra sprach:
Die harte Askese, die ich im Streben nach dem Sieg geübt habe, ist dir und anderen Weisen wohlbekannt. Indem ich mir die Energie der Wesen aus ihrer Begierde nach verschiedenen Gerüchen und Geschmäckern angeeignet hatte, wurde ich mächtig und begann, die drei Welten zu erobern. Von einem Flammenkranz umgeben pflegte ich durch die Himmel zu wandern, konnte von keinem Wesen besiegt werden und hatte niemanden zu fürchten. Ich erreichte großen Wohlstand durch meine Askese und verlor ihn wieder durch meine eigenen Taten. Doch auf meine wahre Kraft gestützt, gräme ich mich um diese Veränderung nicht. Als ich damals den Kampf mit dem großen Indra suchte, dem hochbeseelten Herrscher der Himmlischen, da erkannte ich in diesem Kampf den berühmten Hari, den mächtigen Narayana, der auch Vaikuntha (der Eine), Purusha (der Höchste Geist), Ananta (der Ewige), Shukla (der Reine), Vishnu (der Alldurchdringende), Sanatana (der Unvergängliche), Munjakesa (der Gelbhaarige), Harishmashru (der Dunkelbärtige) und der Große Vater aller Wesen genannt wird. Zweifellos gibt es noch einen Rest meiner Verdienste aus der strengen Askese, womit ich den allmächtigen Hari erkennen konnte. Und aufgrund dieses unerschöpften Restes hege ich nun den Wunsch, oh Berühmter, dich über die Früchte der Handlungen zu befragen. Auf welcher Kaste (der Menschen) gründet sich der hohe Wohlstand von Brahma? Auf welche Weise vergeht dieser hohe Wohlstand wieder? Woraus entstehen die Geschöpfe und ihr Leben? Wodurch handeln sie? Was ist jene höchste Frucht, wodurch ein Wesen unsterblich wie das Brahman wird? Durch welche Taten oder welche Erkenntnis kann diese Frucht erreicht werden? Ich bitte dich, oh erfahrener Brahmane, belehre mich darüber!

Bhishma fuhr fort:
Oh Löwe unter den Königen, höre mit all deinen Brüdern mit ungeteilter Aufmerksamkeit, was der Weise Usanas damals antwortete, nachdem er solcherart vom König der Dämonen angesprochen wurde.


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