Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 278 - Der Weg zur Befreiung

Yudhishthira sprach:
Durch welches Verhalten, welcherlei Taten, welches Wissen und welche Hingabe kann der Mensch das unvergängliche Brahman erreichen, das jenseits aller Natur ist?

Bhishma sprach:
Wer dem Weg der Befreiung folgt, enthaltsam in der Ernährung ist und seine Sinne beherrscht hat, der kann diese Natur überwinden. Er sollte seine Häuslichkeit aufgeben, Gewinn und Verlust im ewigen Licht durchschauen, die Sinne zügeln, die heranstürmenden Begierden mit Gelassenheit betrachten und auf diese Weise ein Leben der Entsagung führen. Weder in Gedanken, Worten noch Taten sollte man irgendetwas mißbilligen. Noch sollte man schlecht über eine Person sprechen, ob sie es hört oder nicht. Man sollte kein Wesen verletzen und Wohlwollen üben, wie die Sonne ihre Strahlen allen schenkt. Ist man nun einmal in dieses Leben gekommen, möge man zufrieden sein und keine Feindschaft hegen. Jede arrogante Überheblichkeit kann man vermeiden und Verleumdungen gelassen ertragen. Auch wenn man von anderen bedrängt wird, kann man stets freundlich sprechen. Selbst wenn man verleumdet wird, kann man voller Mitgefühl antworten, ohne die Verleumdung zu erwidern. Inmitten vieler Menschen möge man schweigen. Auf seinem Bettelgang sollte man nicht zu viele Häuser besuchen, noch sollte man jene Häuser bevorzugen, wo man freundlich empfangen wurde. Und selbst wenn man mit Dreck beworfen wird, man sei beständig in seinem Gelübde und enthalte sich jeder unfreundlichen Antwort. Man sollte immer Mitgefühl üben und kein Wesen verletzen. Man sollte furchtlos durch das Leben gehen und jedes Eigenlob vermeiden. Der Selbstgezügelte sollte seine Almosen in den Wohnstätten der Hausväter erst suchen, wenn die Herdfeuer erloschen sind und kein Rauch mehr aufsteigt, wenn die Stößel der Mörser schweigen, die Bewohner ihre Mahlzeiten beendet haben und das Geschirr abgeräumt wurde. Er sollte nur so viel essen, damit Leib und Seele noch zusammenhalten können, und im Essen keine Befriedigung suchen. Wenn er nichts bekommt, sei er zufrieden. Wenn er viel bekommt, sei er ebenso zufrieden. Die Begierden gewöhnlicher Menschen sollte er alle aufgeben. Er sollte jene Häuser nicht bevorzugen, wo er respektvoll zum Essen eingeladen wird, denn Ehre und Unehre sei ihm einerlei. Er sollte die Nahrung, die ihm gegeben wird, weder bemäkeln noch loben. Lager und Sitz suche er in der Einsamkeit, weit entfernt von den Tummelplätzen der Menschen, sei es ein verlassenes Haus, der Fuß eines Baums, ein Wald oder eine Höhle. Unbeachtet von der Menge gehe er im Stillen den inneren Weg, um sein wahres Selbst zu finden. Verbunden mit dem Yoga und losgelöst von der Gesellschaft, sollte er vollkommen Eins werden, beständig und ausgeglichen. So reinigt und befreit er sich von Verdienst und Sünde all seiner Taten. Dann verweilt er stets zufrieden, mit heiterem Angesicht und lichtvollen Sinnen, furchtlos und vertieft in Meditation und heilige Mantras, schweigsam und der Entsagung hingegeben. Er erkennt das wiederholte Werden und Auflösen seines eigenen Körpers mit allen Sinnen, wie sich alles aus den Elementen bildet, um sich dann wieder in die Elemente aufzulösen. Er durchschaut das Erscheinen und Vergehen aller Geschöpfe, wird von Begierde frei, betrachtet alles mit dem Auge der Einheit und lebt von dem, was ihm gegeben wird, sei es gekochte oder rohe Nahrung. Enthaltsam in der Ernährung und mit beherrschten Sinnen erreicht er die Stille im Selbst durch das Selbst.

Man sollte das Aufbrausen von Rede, Gedanken, Zorn, Neid, Hunger, Durst und Lust beherrschen. Der Entsagung widme man sich, um das Herz zu reinigen. So möge man alles auflösen, was im Herzen durch Kritik getroffen werden kann. Man sollte völlig unparteiisch leben, ohne Zu- und Abneigung, gleichmütig in Lob und Tadel. Das ist wahrlich der heilige und höchste Pfad der Sannyasa Lebensweise. Mit reiner Seele sollte der Sannyasin seine Sinne von allen Objekten zurückziehen und jegliche Bindung und Anhaftung lösen. Er sollte seine Vergangenheit überwinden und seinen Lebensweg im Nichts auflösen. Harmlos für alle Wesen und ohne feste Heimat möge er allein der Meditation im Selbst gewidmet sein, ohne noch mit Hausvätern und Waldeinsiedlern zu verkehren. Er sollte mit der Nahrung zufrieden sein, die ihm ohne Mühe gegeben wird, und sich weder in Freude noch Leid verlieren. Für die wahrlich Weisen ist dieser Weg der vollkommenen Entsagung das Mittel zur Befreiung. Für die Unwissenden (ohne Selbsterkenntnis) ist es dagegen nur ein Weg voll unsäglicher Qualen. Das ist der ganze Pfad zur Erlösung, wie ihn der Weise Harita verkündet hat. Wer sein Haus verläßt und allen Wesen seine vollkommene Harmlosigkeit versichert, der erreicht viele lichtvolle Bereiche der Glückseligkeit, die sich als ewig und zeitlos erweisen.


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