Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 273 - Die Wege der Sünde, Tugend, Entsagung und Befreiung

Yudhishthira fragte:
Auf welchen Wegen wird ein Mensch sündig, wodurch erreicht er Tugend, wodurch Entsagung und wodurch Befreiung?

Bhishma sprach:
Du kennst bereits alle Aufgaben und Wege. Aber wenn du zur Bestätigung fragst, so höre über die wahren Wurzeln von Befreiung, Entsagung, Sünde und Tugend. Der Wahrnehmung jener fünf Sinnesobjekte (Form, Geschmack, Geruch, Klang und Berührung) geht der Wunsch (bzw. die Unwissenheit) voraus. Und wenn man sie für wahr genommen hat, entstehen Begierde und Haß. Man beginnt, um diese Objekte zu kämpfen, und investiert persönliche Kraft. War man erfolgreich, dann bemüht man sich um so mehr, den Erfolg wiederholt sinnlich zu genießen. So wachsen allmählich Anhaftung und Abneigung und schließlich Habgier und Verblendung. Und wer durch Habgier und Verblendung überwältigt wurde und von Anhaftung und Abneigung beherrscht wird, dessen Geist ist nicht mehr der Wahrhaftigkeit geneigt. So versucht er, mit Unwahrhaftigkeit das Gute und Heilsame zu tun. Wahrlich, mit Unwahrhaftigkeit bemüht er sich um Tugend und Gerechtigkeit, und mit Unwahrhaftigkeit bemüht er sich um Reichtum. Wer jedoch im Gewinnen von Reichtum durch Unwahrhaftigkeit erfolgreich war, der verliert sich bald ganz darin. So begeht er immer neue sündhafte Taten trotz aller Warnungen der Wohlgesinnten und Weisen. Für ihn wird die Illusion zur Wahrheit, und all seine Rechtfertigungen erscheinen ihm vernünftig und den Geboten der Veden zu entsprechen. Aus Anhaftung und Verblendung geboren häufen sich seine Sünden schnell an, weil er sündhaft denkt, sündhaft spricht und sündhaft handelt. Die Tugendhaften erkennen ihn auf seinem Weg der Sünde, während die Gleichgesinnten Freundschaft mit ihm schließen. Damit verliert er sich in dieser Welt in Illusion und Sünde. Wie könnte er in der jenseitigen glücklich werden? Dies ist der Weg der Sünde.

Doch höre nun, wie ich über den Weg der Rechtschaffenen spreche. Solch ein Mensch erreicht sein Wohl, indem er für andere wohltätig wirkt. Er handelt stets zum Wohle aller Wesen und erreicht damit höchsten Verdienst. Wer mithilfe der Weisheit die oben genannten Sünden voraussehen und vermeiden kann, wer in der Beurteilung von heilsam und unheilsam erfahren ist, wer das Leiden und dessen Ursache erkennt und den Tugendhaften dient, der wird auf dem Weg der Tugend vorankommen, sowohl durch seine Wahrhaftigkeit wie auch durch seine Gesellschaft mit den Rechtschaffenen. Er findet Freude an der Tugend und lebt durch die Tugend. Wenn er nach Reichtum strebt, wünscht er nur solchen Reichtum, wie er auf rechtschaffene Weise erworben werden kann. Wahrlich, er wässert nur jene Wurzeln, woraus er tugendhafte Früchte wachsen sieht. Auf diesem Wege wird er rechtschaffen und findet edle Freunde. Aufgrund seiner Tugend erwirbt er gute Gesellschaft, Wohlstand und Nachkommenschaft, wodurch er in dieser und der kommenden Welt glücklich sein wird. Die hohe Frucht seiner Tugend ist die Beherrschung der Sinne bezüglich Klang, Gefühl, Geschmack, Form und Geruch, oh Bharata. Doch obwohl er solche Frucht der Tugend gewinnt, oh Yudhishthira, verliert sich solch ein Mensch nicht in der Freude darüber, sondern übt damit Entsagung, die zum Auge der Erkenntnis führt. Wenn das Licht der Erkenntnis dämmert, hört er auf, in der Befriedigung der Sinnesbegierden sein Glück zu suchen, und zügelt sein Denken, damit es nicht dem Klang, der Berührung, der Form, dem Geruch oder Geschmack hinterherläuft. So kann er sich von der Begierde befreien und ist nur doch der Tugend und Gerechtigkeit (dem Dharma) verbunden. Schließlich erkennt er die Vergänglichkeit aller Welten und überwindet sogar die Bindungen an die Tugend (bezüglich ihrer Früchte in Form von Himmel und Glück), um damit den Weg zur höchsten Befreiung zu gehen. So hat er allmählich alle sündhaften Taten aufgegeben, sich der Entsagung gewidmet und als Rechtschaffener schließlich die Befreiung erreicht. So habe ich dir, oh Sohn, deine Frage über die Wege von Sünde, Gerechtigkeit, Entsagung und Befreiung beantwortet. Mögest du, oh Yudhishthira, in allen Situationen stets die Tugend und Gerechtigkeit bewahren, dann wird ewiger Erfolg dein sein, oh Sohn der Kunti!


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