Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 274 - Der hohe Weg zur Befreiung

Yudhishthira sprach:
Oh Großvater, du hast gesagt, daß man die Befreiung nur durch gewisse Mittel und nicht auf anderem Wege erreicht. Über diese Mittel wünsche ich mehr zu erfahren.

Bhishma sprach:
Oh Weisheitsvoller, diese Frage, welche du mir gestellt hast, betrifft ein sehr subtiles Thema und ist deiner wahrlich würdig, weil du (als König), oh Sündloser, alle deine Ziele stets durch die Anwendung von Mitteln vollbringen möchtest. Die Gesinnung, die man beim Herstellen eines irdenen Topfes hegt, ist jedoch eine ganz andere, als wenn der vollendete Topf bestaunt wird. Entsprechend sind auch die Mittel, wodurch man den Weg der Tugend und Gerechtigkeit geht, andere als auf dem Weg zur Befreiung. Wer in der Welt den Weg zum östlichen Ozean geht, geht nicht den Weg zum westlichen Ozean. Der Weg zur Befreiung ist jedoch nur einer (der Weg der Wege, der alle Wege einschließt).

Höre mich an, wie ich ausführlich davon spreche: Durch Vergebung wird der Zorn gestillt und durch Zufriedenheit die Begierde. Durch die Qualität von Sattwa (Güte und Licht) vergeht die Schläfrigkeit, durch Sammlung die Unruhe, und durch Yoga wird der Atem beherrscht. Zuneigung, Abneigung und Sinneslust werden durch Geduld zerstreut und Fehler, Unwissenheit und Zweifel durch wahrhafte Einsicht. Träumerei und Wahn lösen sich durch Erkenntnis auf. Unausgeglichenheit und Krankheit verschwinden durch gemäßigte und gesunde Ernährung, Habgier und Sucht durch Zufriedenheit und die weltlichen Sorgen durch Wahrhaftigkeit. Durch Wohlwollen vergeht die Ungerechtigkeit, und durch das Mitgefühl für alle Wesen entstehen Tugend und Gerechtigkeit. Durch Einsicht schwinden eitle Hoffnungen für die Zukunft und durch Wunschlosigkeit die Besitzgier. Der Weise löst die Anhaftung durch die Erkenntnis der Vergänglichkeit und den Hunger (nach der Welt) durch Yoga. Durch Mitgefühl schwindet der Eigendünkel und durch Zufriedenheit jegliche Sehnsucht. Durch Heiterkeit vergeht die Trägheit, durch Gewißheit jeder Zweifel, durch Schweigen die Redseligkeit und durch Mut (bzw. Vertrauen) jede Angst. Reden und Denken wird durch Vernunft gezügelt, die Vernunft durch das Auge der Erkenntnis und die Erkenntnis durch das Selbst, während das Selbst durch sich selbst beherrscht wird. Letzteres können jene erreichen, welche die Reinheit des Handelns und die innere Stille suchen, wobei die fünf Hindernisse des Yogas zu überwinden sind, welche die Weisen kennen. Indem man Begierde und Haß, Sinneslust, Angst und Verträumtheit überwindet, sollte man schweigend den Yoga üben mithilfe von Meditation, Vedenstudium, Hingabe, Wahrhaftigkeit, Bescheidenheit, Offenheit, Vergebung, Reinheit des Herzens und maßvoller Ernährung sowie Sinneszügelung. Damit wächst die innere Energie, die Sünden verbrennen, alle Wünsche werden gestillt, und höchste Erkenntnis wird erreicht. Wenn man von Sünde gereinigt wird und die geistige Kraft anwächst, wenn man immer weniger Nahrung benötigt und die Sinne beherrscht sind, wenn man Begierde und Haß überwindet, dann geht man den Weg zum Brahman. Das Verschwinden der Unwissenheit, das Vergehen von Anhaftung, die Freiheit von Begierde und Haß, die Kraft des Yoga, das Erlöschen von Stolz und Egoismus und reine Zufriedenheit - das ist der Weg der Befreiung. Dieser Weg ist Stille, Reinheit und Seligkeit. So werden Rede, Denken und Handeln gezügelt und frei von Begierde wird die Befreiung erreicht.


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