Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 238 - Über das Handeln als Weg zur Erkenntnis

Vyasa sprach:
Dies ist der wahre Weg der Brahmanen. Wer mit Erkenntnis gesegnet wird, der geht auf diesem Pfad zum Höchsten. Wenn alle Handlungen von Zweifel frei sind, führen alle Taten zum sicheren Erfolg. Die Zweifel, die hier gemeint sind, beziehen sich auf die große Frage, ob man handeln soll oder nicht. Dazu kann man grundsätzlich sagen, wenn dem Menschen eine Handlung bestimmt wurde, um die entsprechende Erfahrung zu machen, dann sollte er sie als notwendig betrachten. Darüber (wer oder was die Taten bestimmt) werde ich nun zu dir im Lichte der Vernunft und Erfahrung sprechen. Höre mich an. Bezüglich der Taten sagen einige, daß sie allein durch persönliche Anstrengung bestimmt werden. Andere sehen das Schicksal als ihre Ursache und wieder andere die Natur oder eine Mischung aus persönlicher Anstrengung, Schicksal und Natur mit verschiedenen Wichtungen. Die Leute, die in das Handeln verstrickt sind, sind sich über die Dinge dieser Welt nicht im Klaren. Sie sprechen von Sein und Nichtsein und behaupten, das eine kann existieren und das andere kann nicht existieren, oder widersprechen diesen Behauptungen. (Dies sind die vielfältigen Ansichten der Menschen.) Der Yogi jedoch erkennt das Brahman allein als die universale Ursache von allem. Im Treta, Dwapara und Kali Yuga sind die Leute diesbezüglich voller Zweifel. Dagegen waren die Menschen im goldenen Krita Yuga der Entsagung hingegeben, im Innersten gestillt und folgten zufrieden dem Dharma (der Gerechtigkeit bzw. Weltordnung). In diesem goldenen Zeitalter betrachteten alle Menschen die Rig, Saman und Yajur Veden als ein Ganzes, ohne darin Unterschiede zu sehen. Sie erkannten in sich Begehren und Abneigung und verehrten die Entsagung. Sie waren der Entsagung hingegeben, darin beständig und erfüllten sich damit all ihre Wünsche. Durch Entsagung wird man zu jener Kraft, die das ganze Weltall hervorbringt. Durch Entsagung erreicht man das Brahman. All die Erklärungen der Veden deuten auf dieses Brahman hin. Doch selbst für die besten Vedengelehrten bleibt das Brahman unbegreifbar. Auch im Vedanta wird versucht, das Brahman zu erklären, und doch läßt es sich durch kein Mittel begreifen, sondern nur auf dem Pfad des Handelns erkennen. Dafür ist den Brahmanen das Japa (das meditative Rezitieren) als Opferhandlung bestimmt, den Kshatriyas der tapfere Kampf, den Vaisyas die Landwirtschaft und Viehhaltung und den Shudras der Dienst für die drei anderen Kasten. Zum Zweifachgeborenen wird man, indem man die Veden mit ihren Zweigen studiert und alle anderen Aufgaben seiner Kaste beachtet. Zum Brahmanen wird man, indem man stets selbstlos als Freund der Wesen zum Wohle aller handelt.

Noch zu Beginn des silbernen Treta Yugas sind die Veden, die Opfer, die Kastenordnung und die verschiedenen Lebensweisen eine harmonische Einheit. Doch bereits im bronzenen Dwapara Yuga verfallen sie, wie auch die Lebenszeit schwindet. Im Dwapara und Kali Yuga werden die Veden immer komplizierter und unverständlicher. Zum Ende des Kali Yugas ist es zweifelhaft, ob sie überhaupt noch jemand kennt. In diesem Zeitalter verschwinden die Aufgaben der jeweiligen Kasten, und die Menschen werden schwer durch Ungerechtigkeit gequält. Die Kühe geben keine gesunde Milch mehr, und die heilsamen Kräfte der Erde, des Wassers und der Kräuter vergehen. Durch die allgegenwärtige Ungerechtigkeit verschwinden die Veden mit ihren Geboten und den Lebensaufgaben bezüglich der vier Lebensweisen. Wer noch die Aufgaben seiner Kaste bewahren will, wird hart bedrängt, und alle belebten und unbelebten Geschöpfe wandeln sich ins Unheilvolle.

Wie der Regen aus dem Himmel das Getreide auf Erden wachsen läßt, so lassen die Veden in jedem Zeitalter ihre Zweige (des Lernens) gedeihen. Ich habe ja bereits erklärt, wie die Zeit alle Gestaltungen wandelt. Sie hat weder Anfang noch Ende. Es ist die Zeit, die alle Wesen erzeugt und wieder verschlingt. Sie ist Anfang, Wachsen, Vergehen und Ende aller Geschöpfe. Die Zeit ist ihr wahrer Herrscher. Den Paaren der Gegensätze (wie Kälte und Hitze, Glück und Leid usw.) unterworfen, beruhen die unendlich vielfältigen Geschöpfe auf der Zeit gemäß ihrer eigenen Natur (bzw. ihrem Karma).


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