Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 139 - Eine Diskussion über Vertrauen

Yudhishthira sprach:
Du hast dargelegt, oh Mächtiger, daß man kein Vertrauen auf Feinde setzen sollte. Aber wie könnte ein König bestehen, wenn er niemandem vertrauen kann? Du sagtest, oh König, daß eine große Gefahr für Könige aus dem Vertrauen entsteht. Aber wie, oh Monarch, kann ein König, ohne anderen zu vertrauen, seine Feinde überwinden? Löse freundlicherweise diese Zweifel von mir. Mein Geist ist verwirrt, oh Großvater, von dem, was du über das Mißtrauen gesagt hast.

Bhishma sprach:
Oh König, höre dazu, das Gespräch zwischen Pujani und König Brahmadatta in dessem Haus. Es gab damals ein Vogelweibchen, die Pujani („Verehrenswerte“) genannt wurde und seit langem mit König Brahmadatta in den inneren Gemächern seines Palasts in Kampilya wohnte. Wie der Vogel Jivajivaka (Papagei?) konnte Pujani die Laute aller Tiere nachahmen. Obwohl ein Vogel von Geburt, hatte sie großes Wissen und war in jeder Wahrheit erfahren. Als sie dort lebte, brachte sie Nachkommenschaft mit großer Herrlichkeit hervor. Zur gleichen Zeit bekam auch der König durch seine Königin einen Sohn. Und Pujani, die für den Schutz unter dem Dach des Königs dankbar war, pflegte jeden Tag zu den Küsten des Ozeans zu fliegen und zwei Früchte als Nahrung für ihr Junges und für den jungen Prinzen zu holen. Eine Frucht gab sie ihrem eigenen Kind und die andere dem Prinzen. Die Früchte, die sie brachte, waren süß wie Nektar und vermehrten Kraft und Energie. Jeden Tag brachte sie diese Früchte und verteilte sie auf gleiche Weise. Der kleine Prinz wurde durch die Früchte von Pujani immer stärker. Doch eines Tages sah er, als er auf den Armen seines Kindermädchens getragen wurde, den kleinen Nachkommen von Pujani. Er machte sich aus den Armen los, lief zum Vogel und begann, in seinem kindlichen Trieb mit dem kleinen Vogel zu spielen und den Spaß zu genießen. Dabei ergriff der Prinz den Vogel, der im gleichen Alter war, mit seinen Händen und quetschte dessen junges Leben heraus, um dann zu seinem Kindermädchen zurückzukehren. Als die Mutter, oh König, die auf ihrer üblichen Suche nach Früchten gewesen war, zum Palast zurückkehrte, erblickte sie ihr Junges auf dem Boden liegen, vom Prinzen getötet. Beim Anblick ihres toten Sohnes weinte Pujani schwere Tränen, und mit kummervollem Herz sprach sie bitterlich klagend:
Ach, niemand sollte mit einem Kshatriya leben, ihn als Freund haben oder Freude an seiner Gesellschaft finden. Solange sie einen Grund dazu haben, üben sie sich in Höflichkeit. Ist das Ziel erreicht, verwerfen sie das Werkzeug. Die Kshatriyas bringen nur Übel. Ihnen sollte niemals vertraut werden. Zwar bemühen sie sich nach einer Verletzung stets, den Verletzten zu besänftigen, doch alles umsonst. Ich werde entsprechend Rache für diese feindliche Tat an diesem grausamen und undankbaren Verräter meines Vertrauens nehmen müssen. Er ist einer dreifachen Sünde des Tötens an einem Wesen schuldig geworden, das am gleichen Tag geboren wurde, am gleichen Ort aufwuchs, mit ihm zu essen pflegte und von seinem Schutz abhängig war.

Nachdem sie diese Worte zu sich selbst gesprochen hatte, durchstieß Pujani mit ihren Krallen die Augen des Prinzen und gewann durch diese Rachetat etwas Genugtuung. Dann sprach sie erneut:
Eine sündige Tat, die absichtlich begangen wurde, belastet den Täter unverzüglich. Wer sich dagegen für eine Verletzung rächt, verliert durch diese Tat kein Verdienst. Wenn auch die Folge einer sündigen Tat am Täter selbst nicht gleich sichtbar wird, dann wird sie sicherlich an seinen Kindern oder Enkelkindern erscheinen.

Als Brahmadatta seinen Sohn erblickte, der durch Pujani sein Augenlicht verloren hatte, betrachtete er diese Tat als gerechte Vergeltung für das, was sein Sohn getan hatte, und antwortete Pujani.

Brahmadatta sprach:
Du wurdest von uns schwer verletzt. Du hast dich gerächt, indem du uns eine Verletzung zugefügt hast. Damit ist die Schuld beglichen. Verlasse uns deshalb nicht, sondern bleibe weiterhin hier wohnen, oh Pujani.

Doch Pujani sprach:
Die Gelehrten loben es niemals, wenn man weiterhin bei jener Person wohnen bleibt, die einen einmal verletzt hat. Unter solchen Umständen ist es für den Verletzten immer besser, den Ort zu verlassen. Man sollte sein Vertrauen nie auf jenem ruhen lassen, der einen verletzt hat. Der Dummkopf, der solchen Versicherungen vertraut, trifft bald auf seinen Untergang. Feindseligkeit kühlt nicht so schnell wieder ab. Selbst Söhne und Enkel solcher Feinde treffen (durch dieses Erbe) oft noch gegenseitig auf ihre Vernichtung. Und durch diesen Untergang ihrer Nachkommenschaft verlieren sie sogar noch die folgende Welt. Unter Menschen, die einander verletzt haben, ist eher Mißtrauen für ihr zukünftiges Wohlergehen förderlich. Einem, der das Vertrauen einmal verraten hat, sollte man nie wieder im geringsten vertrauen. Man sollte auch keinem vertrauen, der es nicht verdient, noch sollte man einem Vertrauenswürdigen blind vertrauen. Die Gefahr, die aus blindem Vertrauen entsteht, verursacht einen gründlichen Untergang. Man sollte sich aber bemühen, das Vertrauen anderer zu gewinnen, ohne daß man ihnen blind vertraut.

Vater und Mutter allein sind die besten Freunde. Die Ehefrau ist der Boden, um den Samen reifen zu lassen. Der Sohn ist des Mannes Samen. Der Bruder jedoch ist ein (potentieller) Rivale, und alle Freunde oder Begleiter sind bestechlich. (Auf sie kann man sich niemals völlig verlassen.) Man genießt oder erleidet in Wirklichkeit immer nur sein eigenes Glück oder Elend. Wie sollte da ein wahrer Frieden unter Personen, die einander verletzt haben, möglich sein? Die guten Gründe, weshalb ich in deinem Haus lebte, existieren nicht mehr. Der Geist einer Person, die jemanden verletzt hat, wird ganz natürlich von Mißtrauen erfüllt, wenn er sieht, wie er vom Verletzten mit Geschenken und Respekt verehrt wird. Solches Verhalten, besonders von Starken, erfüllt die Schwachen stets mit Argwohn. Eine intelligenzbegabte Person sollte jenen Ort verlassen, wo er zuerst verehrt wurde und danach Unehre und Verletzung erfuhr. Trotz jeder nachfolgenden Ehrung, die er hier erhalten könnte, sollte er auf diese Weise handeln. Ich habe in deinem Haus lange gewohnt und wurde während dieser ganzen Zeit von dir geachtet. Doch schließlich ist ein Grund zur Feindseligkeit entstanden. Ich sollte deshalb diesen Ort unverzüglich verlassen.

Brahmadatta erwiderte:
Eine Verletzung, die als Vergeltung einer erhaltene Verletzung begangen wird, sollte nie als Beleidigung betrachtet werden. Wahrlich, der Rächende begleicht durch diese Tat nur eine offene Schuld. Deshalb, oh Pujani, bleibe hier wohnen und verlaß diesen Ort nicht.

Pujani sprach:
Keine Freundschaft kann noch einmal zwischen Person gefestigt werden, die sich gegenseitig verletzt haben. Keines der beiden Herzen kann vergessen, was geschehen ist.

Brahmadatta sprach:
Es ist stets notwendig, daß sich der Verletzende und der Rächende wieder versöhnen. Man konnte schon oft sehen, wie sich damit die Feindseligkeit wieder abgekühlt hat, und dann gab es auch keine neue Verletzung.

Pujani sprach:
Solche Feindseligkeit kann nie wieder sterben. Die verletzte Person sollte seinen Feinden nie vertrauen und denken: „Oh, ich wurde durch die Zusicherungen seines Wohlwollens besänftigt.“ Oft treffen die Menschen in dieser Welt aus (falschem) Vertrauen auf ihren Untergang. Deshalb ist es notwendig, daß wir uns trennen. Wer nicht einmal durch Gewalt und scharfe Waffen unterworfen werden kann, wird oft durch Versöhnung überwältigt, wie (wilde) Elefanten durch andere (gezähmte) Elefanten.

Brahmadatta sprach:
Allein aus der Tatsache, daß zwei Personen lange zusammen wohnten, entsteht natürliche Zuneigung und Vertrauen zwischen ihnen, selbst wenn man den anderen tödlich verletzt, wie man zum Beispiel zwischen einem (hundeessenden) Chandala und seinem Hund sehen kann. Unter Personen, die sich verletzt haben, kühlt das Miteinander die Schärfe der Feindseligkeit. Tatsächlich dauert diese Feindseligkeit dann nicht lange, sondern verschwindet bald wie das Wasser auf einem Blatt der Lotusblüte.

Pujani sprach:
Feindschaft entsteht aus fünf Ursachen. Gelehrte wissen das. Diese fünf Ursachen sind Begierde, Besitztümer, Streitigkeiten, natürliche Rivalität und Verletzungen. Wenn sich Feindschaft zu einem großzügigen Menschen erhebt, sollte er nie getötet werden, besonders nicht durch einen Kshatriya, weder durch offene noch durch verdeckte Mittel. In solch einem Fall sollte seine Schuld entsprechend aufgewogen werden. Wenn sich Feindschaft mit einem Freund erhebt, sollte kein weiteres Vertrauen auf ihn gesetzt werden. Solche Gefühle der Feindseligkeit liegen verborgen, wie das Feuer im Holz. Wie das Aurvya Feuer (der Weltvernichtung) im Wasser des Ozeans kann das Feuer der Feindseligkeit weder durch reiche Geschenke, Heldenkraft, Versöhnung oder Gelehrtheit ausgelöscht werden. Wenn das Feuer der Feindseligkeit als Ergebnis einer zugefügten Verletzung einmal entzündet ist, oh König, wird es nie erlöschen, ohne die entsprechende Ursache vernichtet zu haben. Wer eine Person verletzt hat, sollte ihr nie wieder als Freund vertrauen, auch wenn man den Verletzten mit Geschenken und Ehren besänftigt hat. Die Tatsache der zugefügten Verletzung füllt den Täter mit Angst. Ich habe dich nie verletzt, wie auch du mich nicht. Aus diesem Grund wohnte ich in deinem Haus. Das hat sich nun alles geändert, und ich kann dir deshalb nicht mehr vertrauen.

Brahmadatta sprach:
Es ist die Zeit, die jede Handlung vollbringt. Die verschiedensten Handlungen geschehen alle in der Zeit. Wer verletzte deshalb wen? Auch Geburt und Tod geschehen auf diese Weise. Die Wesen handeln durch die Zeit, und durch die Zeit vergeht ihr Leben. Manche sterben plötzlich, manche langsam und andere scheinen ewig zu leben. Wie Feuer den Brennstoff, so verbrennt die Zeit alle Geschöpfe. Oh selige Dame, ich bin deshalb nicht die (wahre) Ursache deiner Sorgen, noch bist du die Ursache der meinen. Es ist die Zeit, die stets das Wohl und Weh der verkörperten Wesen bestimmt. So bleibe hier wohnen, wie es dir beliebt, voller Zuneigung und ohne Angst vor jeglicher Verletzung von mir. Was du getan hast, habe ich dir vergeben. So vergib auch mir, oh Pujani!

Doch Pujani sprach:
Wenn die Zeit gemäß deinen Worten die Ursache aller Taten ist, dann müßte natürlich niemand Gefühle der Feindseligkeit zu irgend jemandem auf Erden hegen. Dann frage ich jedoch, warum sich Angehörige um Rache bemühen, wenn ein Verwandter getötet wurde? Und warum schlugen sich in alten Tagen die Götter und Dämonen im Kampf? Wenn es nur die Zeit ist, die Geburt und Tod verursacht sowie Wohl und Weh, warum geben dann Ärzte den Kranken Medizin? Wenn es nur die Zeit ist, die alles gestaltet, wozu dann noch Arzneimittel? Warum verlieren sich die Leute, die im Kummer aller Sinne beraubt wurden, in ihrem wahnhaften Jammer? Wenn nur die Zeit nach deinen Worten die Ursache der Taten ist, wie könnte man durch rechtes Handeln religiöses Verdienst ansammeln? Dein Sohn tötete mein Kind, und ich habe ihn dafür verletzt. Wegen dieser Tat, oh König, hättest du mich erschlagen können. Vom Kummer um mein Kind getrieben habe ich deinem Sohn diese Verletzung angetan. Höre auch den Grund, warum du mich dafür hättest töten sollen. Menschen möchten die Vögel entweder getötet als Nahrung oder lebendig in Käfigen zum Vergnügen. Ich sehe keinen dritten Grund, außer das Schlachten oder Einsperren, weshalb Menschen unsere Art begehren würden. Die Vögel suchen aus Angst davor ihre Sicherheit in der Flucht. Die Vedengelehrten sagen deshalb, daß Tod und Gebundenheit beide leidvoll sind. Das Leben ist allen lieb. Alle Wesen jammern im Leiden und Schmerz, und sie alle wünschen ihr Glück. Das Leiden entsteht aus verschiedenen Quellen. Altersschwäche, oh Brahmadatta, ist Leiden. Der Verlust von Reichtum ist Leiden. Die Verbindung mit irgendetwas Unangenehmem oder Schlechtem ist Leiden. Die Spaltung oder die Trennung von Freunden und Angenehmem ist Leiden. So entsteht das Leiden aus Tod und Gebundenheit, und damit aus den Ursachen, die mit Begierde und anderen natürlichen Erscheinungen verbunden sind. Das Leiden, das aus dem Tod der eigenen Kinder entsteht, verändert und quält alle Wesen besonders stark. Einige Stumpfsinnige behaupten, daß sie kein Leiden beim Leiden der anderen spüren. Doch nur, wer das Leiden nicht kennt, kann unter Menschen so sprechen. Wer jedoch Sorgen und Elend erfahren hat, würde eine solche Rede nie wagen. Wer die Stiche jeder Art des Leidens kennt, fühlt das Leiden der anderen wie sein eigenes. Was ich dir, oh König, angetan habe und was du mir angetan hast, kann auch in hundert Jahren nicht abgewaschen werden. Für das, was wir einander angetan haben, kann es keine Versöhnung geben. Immer, wenn du zufällig an deinen Sohn denken wirst, wird deine Feindseligkeit zu mir aufgefrischt werden. Auch wenn jemand, der sich nach einer Verletzung gerächt hat, danach noch Frieden mit dem Verletzten schließt, kann das doch die Parteien nie wieder richtig vereinen, wie die Bruchstücke eines irdenen Topfes. Die Schriftgelehrten haben dargelegt, daß solches Vertrauen niemals Glück bringt. So sang einst Usanas selbst (der Lehrer der Dämonen) zwei Verse für (den Dämonenkönig) Prahlada:

„Wer den Worten eines Feindes vertraut, seien sie aufrichtig oder nicht, trifft auf seinen Untergang wie ein Honigsucher in einer mit trockenem Gras bedeckten Grube. Man sieht oft, wie Feindseligkeiten sogar den Tod der Feinde überleben, weil die Leute immer weiter von den ehemaligen Streitigkeiten ihrer verstorbenen Väter vor den überlebenden Kindern sprechen.“

Könige löschen Feindseligkeiten aus, indem sie Zuflucht zur Versöhnung nehmen. Aber wenn die Gelegenheit kommt, zerschlagen sie ihre Feinde wie irdene Töpfe voller Wasser, die auf Steine geschleudert werden. Wenn der König irgend jemanden verletzt hat, sollte er ihm nie wieder vertrauen. Wer einer verletzten Person vertraut, wird schwer leiden müssen.

Brahmadatta sprach:
Kein Mensch kann irgendein Ziel verwirklichen, wenn er keinerlei Vertrauen hat. Wer immer nur Angst (und Mißtrauen) hegt, ist verdammt, wie ein Toter zu leben.

Pujani sprach:
Wer entzündete Füße hat, wird sicher fallen, wenn er versucht zu laufen, selbst wenn er sich um Vorsicht bemüht. Wer entzündete Augen hat und sie gegen den Wind öffnet, wird sicherlich sehr darunter leiden. Wer in Überschätzung seiner Kraft einen zu steilen Bergpfad erklimmen und nicht umkehren will, verliert dabei bald sein Leben. Wer ohne nachzudenken sein Feld bestellt und dabei die Regenzeit ignoriert, wird keine gute Ernte haben. Wer täglich Nahrhaftes ißt, sei es bitter, sauer, salzig oder süß, kann ein langes Leben genießen. Wer dagegen gesundes Essen mißachtet und alles ißt, ohne die Folgen zu beachten, wird wohl bald sterben. Schicksal und persönliche Anstrengung wirken in gegenseitiger Abhängigkeit. Die Hochbeseelten vollbringen gute und große Werke, während die Unfruchtbaren nur dem Schicksal zollen. Sei es hart oder nicht, eine Handlung, die das Wohlergehen sichert, sollte getan werden. Der Untätige wird unglücklich werden und durch jegliche Katastrophen überwältigt. Deshalb sollte man seine eigene Kraft entfalten, auch wenn man alles andere aufgeben muß. Wahrlich, ohne Anhaftung sollte der Mensch tun, was zu seinem Wohle ist. Wissen, Mut, Klugheit, Kraft und Geduld gelten als seine natürlichen Freunde. Wer mit Weisheit gesegnet wurde, verbringt in dieser Welt sein Leben mithilfe dieser fünf. Dagegen bezeichnen die Gelehrten Häuser, Edelmetalle, Land, Ehefrauen und Freunde als zweitrangige Quellen des Wohlstandes. Diese kann man überall finden. Wer aber mit Weisheit gesegnet wurde, wird auch überall glücklich sein. Solch ein Mensch überstrahlt alle, und niemand hat Angst vor ihm. Selbst wenn er bedroht wird, überwältigt ihn nie die Angst. Der kleinste Reichtum von einem solchen Menschen wird sich beständig vermehren, denn er vollbringt jede Handlung mit Weisheit. Durch seine Selbstdisziplin wird er großen Ruhm gewinnen. An ihrer Umgebung verhaftete Menschen mit wenig Verständnis müssen ihre streitsüchtigen Ehefrauen beherbergen, die ihr Fleisch verzehren, wie die Nachkommenschaft mancher Krabben ihre Mutter verzehren. Es gibt Menschen, die aufgrund ihrer Unwissenheit ganz verzweifeln, wenn sie ihr Zuhause verlassen müßten. Sie sagen sich selbst: „Das sind meine Freunde! Das ist mein Land! Ach, wie könnte ich sie verlassen?“ Man sollte sogar sein Vaterland verlassen, wenn es durch Plagen oder Hungersnot gequält wird. Man kann geachtet im eigenen Land leben oder auch in ein fremdes gehen. Ich werde mich deshalb an einen anderen Ort begeben. Denn ich wage es nicht länger, hier zu leben, weil mir dein Sohn, oh König, ein großes Unrecht angetan hat. Eine schlechte Ehefrau, einen schlechten Sohn, einen schlechten König, einen schlechten Freund, eine schlechte Verbindung und ein schlechtes Feld sollte man verlassen. Man sollte kein Vertrauen auf einen schlechten Sohn setzen. Welche Freude kann man an einer schlechten Ehefrau haben? Es kann auch kein Glück in einem schlechten Königreich geben. Von einem schlechten Feld kann man seinen Lebensunterhalt nicht erhoffen. Es kann keine beständige Gemeinschaft mit einem schlechten Freund geben, dem man nicht vertrauen kann. Eine schlechte Verbindung, zu der es keine Notwendigkeit gibt, bringt nur Schande. Sie ist wahrlich wie eine Ehefrau, die nur freundlich spricht. Nur der ist wahrlich ein Sohn, der seinen Vater glücklich macht. Nur der ist wahrlich ein Freund, dem man vertrauen kann. Nur das ist wahrlich ein fruchtbares Feld, mit dem man sein Leben fristen kann. Und nur der ist ein wahrhafter König, der gerecht und ohne Unterdrückung regiert, der auch die Armen ernährt und in dessen Reich es keine Angst gibt. Ehefrau, Land, Freunde, Kinder, Angehörige und Verwandte - alles kann man haben, wenn der König fähig ist und eine tugendhafte Sicht hat. Wenn der König aber sündhaft ist, werden seine Untertanen aufgrund seiner Quälerei bald untergehen. Der König ist die Wurzel der dreifachen Anhäufung (von Tugend, Reichtum und Vergnügen). Er sollte seine Untertanen mit Achtsamkeit beschützen. Wenn er von ihnen den sechsten Teil ihrer Gewinne nimmt, sollte er sie auch alle beschützen, ansonsten ist er wahrlich ein Dieb. Der König, der seinen Schutz zugesichert hat und dann aus Habgier diese Pflicht nicht erfüllt, ist ein Herrscher mit übelgesinnter Seele, lädt sich alle Sünden seiner Untertanen auf und sinkt schließlich in die Hölle. Der König dagegen, der Schutz versprochen hat und seine Aufgabe erfüllt, wird dafür als umfassender Wohltäter von all seinen Untertanen geachtet. Manu, der Vater aller Wesen, hat gesagt, daß der König sieben Eigenschaften hat: Er ist Mutter, Vater, Lehrer, Beschützer, Feuer, Vaisravana (König des Reichtums) und Yama (Herr des Todes). Indem sich der König voller Mitgefühl zu seinem Volk verhält, wird er ihr Vater genannt, und der Untertan, der ihn betrügt, wird im folgenden Leben als Tier wiedergeboren. Indem er seinen Untertanen Gutes tut und auch die Armen ernährt, wird der König seinem Volk eine Mutter. Indem er die Übeltäter bestraft, wird er als Feuer betrachtet, und indem er die Sünder zügelt als Yama. Indem er reiche Geschenke den Würdigen gibt, gilt der König als Kuvera, der König des Reichtums. Indem er bezüglich Moral und Tugend belehrt, wird er zum Lehrer, und indem er die Aufgabe des Schutzes erfüllt, zum Beschützer. Der König, der die Bewohner seiner Städte und Provinzen durch diese Fähigkeiten erfreut, wird durch diese Pflichterfüllung sein Königreich nie verlieren. Der König, der weiß, wie man seine Untertanen achtet, wird weder in dieser noch in der folgenden Welt leiden müssen. Der König dagegen, dessen Untertanen in stetiger Angst leben, von Steuern erdrückt und durch vielfältige Übel heimgesucht, trifft bald auf eine Niederlage aus den Händen seiner Feinde. Der König jedoch, dessen Untertanen wie eine große Lotuspflanze in einem See wachsen, erhält bereits in dieser Welt jegliche Belohnung und schließlich alle Ehren im Himmel. Eine Feindschaft mit einer mächtigen Person, oh König, wird niemals gelobt. Der König, der die Feindschaft eines wesentlich Stärkeren provoziert, verliert sowohl sein Königreich als auch sein Glück.

Bhishma fuhr fort:
Nachdem der Vogel diese Worte zu König Brahmadatta gesprochen hatte, oh Monarch, verließ er ihn und flog dahin, wie es ihm beliebte. So habe ich dir, oh Erster der Könige, das Gespräch zwischen Brahmadatta und Pujani erzählt. Was möchtest du noch hören?


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