Bhishma sprach:
Der Schutz der Untertanen, oh Yudhishthira, ist die Quintessenz aller königlichen Aufgaben. Der göttliche Vrihaspati lobte keine andere Aufgabe so sehr. Der heilige Usanas mit der großen Sicht und der strengen Buße, der tausendäugige Indra, Manu, der Sohn der Prachetas, der göttliche Bharadwaja, der heilige Gaurasiras, sowie alle, die Brahma gewidmet sind und das Brahma sprechen, haben die Aufgaben der Könige erklärt. Sie alle loben besonders die Aufgabe des Beschützens, oh Erster der Tugendhaften. So höre nun über die Mittel, wodurch der Schutz gesichert werden kann. Diese Mittel bestehen in der Beschäftigung von Spionen und Dienern, die ihren gerechten Lohn erhalten, in angemessenen Steuern, die man nicht räuberisch oder grundlos fordert, oh Yudhishthira, in der Auswahl ehrlicher Menschen (für Staatsämter), im Heldentum, in Erfahrung und Weisheit, in der Wahrhaftigkeit, im Streben nach dem Wohl aller Untertanen und im konsequenten Kampf gegen alle Feinde, in gerechter Bestrafung durch körperliche Züchtigung und Geldbußen, im besonderen Schutz und der Beschäftigung der Ehrlichen und Hochgeborenen (im Staatsdienst), in der Bewahrung des Bewahrenswerten, in der Gesellschaft mit Weisen und Gelehrten, in einer wohlversorgten Armee, in der Beobachtung der Untertanen, in der Beständigkeit der Geschäfte, im Füllen der Schatzkammer, in vertrauenswürdigen Wächtern der Stadt, im Schlichten von Streitigkeiten unter den Bürgern, in der Pflege von Freundschaften und Bündnissen, in der genauen Beobachtung von Dienern und Offizieren des Staates, im Schutz der Städte und der Erhaltung alter, baufälliger Bauwerke, im beständigen Kampf gegen die Feinde mit den Mitteln der Versöhnung, Spaltung, Diplomatie, Krieg, usw., ohne dabei einen Feind zu ignorieren, in der ständigen Handlungsbereitschaft und indem man sich von den Übelgesinnten trennt. Die Bereitschaft zur Anstrengung ist für Könige die Wurzel aller königlichen Aufgaben. Dies wurde von Vrihaspati so verkündet. Höre die von ihm gesungenen Verse:
„Durch Anstrengung wurde das Amrit gewonnen. Durch Anstrengung wurden die Dämonen geschlagen, und durch Anstrengung gewann Indra die Souveränität im Himmel und auf Erden. Der Held der Taten ist höher als der Held der Worte. Die Helden der Worte sind die Diener und Verehrer der Helden der Tat. Ein König ohne Anstrengung, selbst wenn er mit Intelligenz begabt ist, ist wie eine Schlange ohne Gift und wird stets von seinen Feinden überwältigt.“
Ein König sollte niemals einen Feind ignorieren, auch wenn er sich stark fühlt und den Feind als schwach betrachtet. Denn selbst ein kleiner Funke kann eine Feuersbrunst erzeugen, und ein Tropfen Gift kann töten. Mit nur einer Art der militärischen Kräfte kann ein Feind aus einer Festung heraus das ganze Land sogar eines mächtigen und wohlhabenden Königs quälen. Die Geheimnisse eines Königs, die Stärken der Truppen, die innersten Wünsche seines Herzens, seine hohen Ziele und die Fehler, die er machte oder machen wollte, sollten stets hinter einer starken königlichen Erscheinung verborgen sein. So sollte er immer gerecht auftreten, um sein Volk zu regieren. Denn ein ungerechter König kann niemals auf Dauer die Last eines umfassenden Reiches tragen, wie auch ein kraftloser König keinen hohen Status durch den Verdienst seiner Taten gewinnt. Ein Königreich, das der hungrige Feind wie einen Batzen Fleisch begehrt, kann niemals durch Redseligkeit und Einfältigkeit beschützt werden. Ein König, O Yudhishthira, sollte deshalb stets den guten Mittelweg zwischen Offenheit und Geheimhaltung suchen. Wenn sich ein König zum Schutz seines Volkes in Gefahr begibt, gewinnt er großen Verdienst. So sollte das Verhalten von Königen sein. Damit habe ich dir einen Teil der königlichen Aufgaben erzählt. Sage mir, oh Bester der Kurus, was du noch erfahren möchtest.
Vaisampayana fuhr fort:
Nach diesen Worten sprachen die versammelten Ruhmreichen, wie Vyasa, Devasthana, Ashwa, Vasudeva, Kripa, Satyaki und Sanjaya, voller Freude und mit Gesichtern, die aufgeblühten Blumen glichen: „Ausgezeichnet! Ausgezeichnet!“, und sangen das Lob für diesen Tiger unter den Menschen, Bhishma, diesen Ersten aller Tugendhaften. Dann berührte Yudhishthira, dieser Führer der Kurus, mit traurigem Herzen und tränengebadeten Augen freundlich die Füße von Bhishma und sprach:
Oh Großvater, ich werde dich morgen nach jenen Sachen weiter befragen, über die ich meine Zweifel habe. Denn für heute ist die Sonne, welche die Feuchtigkeit aller irdischen Dinge aufgesaugt hat, am Untergehen.
Dann grüßten Kesava, Kripa, Yudhishthira und die anderen all die Brahmanen und umrundeten den Sohn der Ganga, um dann zufrieden auf ihre Wagen zu steigen. Danach badeten sie alle, die vorzügliche Gelübde beachteten, im Strom der Drishadwati. Dort opferten sie ihren Vorfahren Wasser, rezitierten still ihre heiligen Mantras und führten die anderen verheißungsvollen Handlungen durch. Und als das Abendgebet mit den ordnungsgemäßen Riten vollbracht war, betraten diese Feindevernichter die nach dem Elefanten benannte Stadt (Hastinapura).