Vaisampayana sprach:
Am nächsten Morgen erhoben sich die Pandavas und Yadavas von ihren Betten, führten die Morgenriten durch, die in den heiligen Schriften geboten werden, und fuhren auf ihren Wagen, die befestigten Städten glichen, zum Feld der Kurus, um sich dem sündlosen Bhishma zu nähern. Dort erkundigten sie sich bei diesem Ersten der Wagenkrieger, ob er die Nacht glücklich verbrachte hatte. Und nachdem sie all die Rishis gegrüßt und von ihnen gesegnet wurden, nahmen die Könige ihre Plätze um Bhishma herum ein. Dann sprach der gerechte König Yudhishthira mit der großen Energie, nachdem er Bhishma ordnungsgemäß verehrt hatte, mit gefalteten Händen die folgenden Worte.
Yudhishthira sprach:
Oh Bharata, woher stammt das Wort Raja (König), das auf Erden verwendet wird? Erzähle mir das, oh Feindevernichter! Begabt mit Händen, Armen und Kopf wie viele andere, mit Verstand und Sinnen wie andere, mit den gleichen Freuden und Leiden, mit Rücken, Mund und Bauch wie der Rest der Welt, mit Lebenssaft, Knochen, Mark, Fleisch und Blut, mit Ein- und Ausatmung, mit Odem und Körper, mit Geburt und Tod wie andere Menschen begabt und wahrlich gleich in allen Eigenschaften des Menschseins - aus welchem Grund wird ein Mensch zum König, um die anderen vielen Menschen in der Welt zu regieren, die ebenfalls voller Intelligenz und Mut sind? Woher kommt es, daß ein Mensch über die weite Welt herrscht, die von tapferen, kraftvollen und hochgeborenen Menschen mit gutem Verhalten übersät ist? Warum bemühen sich alle Menschen, gerade seine Gunst zu gewinnen? Warum ist das ganze Reich erfreut, wenn dieser eine Mensch sich freut, und das ganze Reich verwirrt, wenn dieser Eine verwirrt ist? Darüber wünsche ich, oh Stier der Bharatas, ausführlich zu hören. Oh Erster der Redner, sag mir alles darüber. Oh König, dafür muß es einen sehr gewichtigen Grund geben, wenn man bedenkt, daß sich das ganze Reich vor einem Menschen verbeugen soll wie vor einem Gott.
Bhishma sprach:
Höre mit konzentriertem Geist, oh Tiger unter den Königen, ausführlich, wie einst im goldenen Krita Zeitalter die königliche Herrschaft entstand. Am Anfang gab es keine Herrschaft, keinen König, keine Bestrafung und keinen Bestrafer. Alle Menschen lebten friedlich zusammen, von der Wahrheit beschützt. Doch als sie so gemeinsam lebten, oh Bharata, fanden sie mit der Zeit, daß ihre Aufgaben (bzw. Tätigkeiten) leidvoll wurden. Unvollkommenheit begann ihre Herzen anzugreifen. Und der Unvollkommenheit unterworfen, wurde die Wahrnehmung der Menschen getrübt, und damit begann ihre Wahrhaftigkeit zu schwinden. Und als ihre Wahrnehmung verdunkelt wurde und die Menschen der Unwissenheit verfielen, wuchs die Begierde in ihnen, oh Führer der Bharatas. So bemühten sich die Menschen um Dinge, die ihnen nicht gegeben wurden, und die Habgier wuchs in ihnen als eine Leidenschaft. Als sie der Habgier unterworfen wurden, verunreinigte sie bald der Zorn als weitere Leidenschaft. Und einmal dem Zorn unterworfen, verloren sie alle Weisheit bezüglich dessen, was getan oder gelassen werden sollte. Sie gaben sich ungehemmt dem sexuellen Genuß hin. Sie logen, wie sie wollten, und jegliche Unterscheidung zwischen reiner und unreiner Nahrung, zwischen Tugend und Laster verschwand. Als diese Verwirrung unter die Menschen kam, verschwanden auch die Veden. Und mit den Veden ging die Gerechtigkeit (das Dharma) verloren. Als sowohl die Veden wie auch die Gerechtigkeit verloren waren, wurden die Götter von Sorge erfüllt. Und überwältigt von Kummer, oh Tiger unter den Männern, suchten sie bei Brahma Zuflucht. Nachdem sie den großen göttlichen Vater des Weltalls verehrt hatten, sprachen sie sorgengequält mit gefalteten Händen:
Oh Gott, die ewigen Veden (bzw. ewige Ordnung) in der Welt der Menschen werden durch Unvollkommenheit und Habgier äußerst bedrängt. Deshalb sind wir schwer besorgt. Durch den Verlust der Veden, oh Höchster Herr, ist auch die Gerechtigkeit verlorengegangen. Oh Herr der drei Welten, damit beginnen wir, auf das Niveau der Irdischen zu sinken. Die Menschen pflegten uns einst mit Opfern zu erhöhen, während wir sie mit fruchtbarem Regen ernährten. Weil nun aber die frommen Riten unter den Menschen verkommen, ist große Sorge unser Los. So bedenke, oh Großer Vater, was uns nützen könnte, damit dieses durch deine Macht geschaffene Weltall nicht untergeht.
So angesprochen, antwortete ihnen der selbstgeborene und göttliche Herr:
Ich werde bedenken, was zum Nutzen aller ist. Laßt eure Sorgen zerstreut sein, ihr Ersten der Götter!
Der Große Vater erschuf daraufhin durch seine Intelligenz eine Ansammlung von Wissen, die aus hunderttausend Lehren bestand. In diesem Werk wurden die Lebensziele von Tugend, Gewinn und Liebe dargelegt, welche der Selbstgeschaffene die dreifache Belehrung nannte. Dann lehrte er ein viertes Ziel, die sogenannte Befreiung mit entgegengesetztem Sinn und Wirkung. Darin werden die drei Grundeigenschaften (Gunas) hinsichtlich der Befreiung behandelt, nämlich die Güte, Leidenschaft und Dunkelheit (Sattwa, Rajas und Tamas), sowie ein weiteres Thema (der Yoga ohne Hoffnung auf Seligkeit oder Belohnung in dieser oder einer anderen Welt). Eine weitere Belehrung handelt vom dreifachen Leiden bezüglich Geburt, Altern und Sterben, sowie von den Sechs (Bedingungen einer Handlung), wie Selbst, Ort, Zeit, Mittel, Tat, Verbindung und Ursachen. Auch die religiösen Riten, die in den drei Veden erklärt werden, der Erkenntnisprozeß, die notwendigen Handlungen zum Lebenserwerb (Landwirtschaft, Handel, usw.) und der sehr umfassende Bereich der strafenden Gesetze gehören zu diesem Wissen. Auch die Themen zum Verhalten gegenüber Beratern, Spionen, Prinzen, Agenten und Gesandten mit den Mitteln der Versöhnung, Spaltung, Bestechung, Bestrafung und Toleranz als fünftes werden, oh König, ausführlich dargelegt. Auch die vielfältigen Überlegungen und ihre Fehler, Ratschläge zur Politik, die Ergebnisse guter und schlechter Ratschläge, sowie schlechte, mittelmäßige und gute Bündnisse, die aus Angst, Diplomatie oder für Gewinn geschlossen werden, sind ausführlich beschrieben. Auch die vier Zeiten für militärische Unternehmungen und die drei Arten des Sieges, durch Gerechtigkeit, Reichtum und Macht oder Betrug sind in diesem Wissen enthalten. Auch die drei Attribute von schlecht, mittelmäßig und gut bezüglich der fünf (Berater, Königreich, Festung, Armee und Schatzkammer), sowie die zwei Arten der Kriegsführung, nämlich offen und verdeckt, die acht Arten der offenen Kriegsführung und die acht Arten der verdeckten werden ausführlich behandelt. Kampfwagen, Elefanten, Pferde und Fußsoldaten, oh Sohn des Pandu, sowie Handwerker für die Waffen, Versorgungstroß, bezahlte Spione und ortskundige Führer aus dem Land, wo der Krieg stattfindet, sind die acht Instrumente für die offene Kriegsführung oder die äußeren Kräfte, oh Kauravya. Der Gebrauch von organischem und anorganischem Gift im dreifachen Einsatz durch Berührung, in Nahrung oder Getränken, sowie Beschwörungsformeln (werden als Mittel der verdeckten Kriegsführung dargelegt). Auch Feinde, Verbündete und Neutrale werden erklärt, (sowie die Bedingungen für die Kriegsführung wie) die verschiedenen Eigenschaften von Straßen und Gelände, der Selbstschutz, die Aufsicht über den Aufbau der Wagen und der anderen Kriegs- und Gebrauchswerkzeuge, die verschiedenen Mittel, um Männer, Elefanten, Wagen und Rosse zu beschützen und zu kräftigen, die verschiedenen Arten von Kampfreihen, Strategien und Kriegsmanövern, die speziellen Konstellationen der Planeten und Sterne als unheilsame Vorboten, Katastrophen (wie Erdbeben), geschickte Methoden des Angriffs und Rückzugs, die Kenntnisse der Waffen und ihres richtigen Gebrauchs, die Ordnung der Truppen, die Mittel zur Motivation der Armee durch Heiterkeit und Vertrauen, Krankheiten, Zeiten der Not und Gefahr, das Wissen über die führenden Soldaten im Kampf, die Methoden für Alarm- und Befehlsweiterleitung, das Einschüchtern des Feindes durch die Demonstration prachtvoller Standarten, die verschiedenen Methoden, um das feindliche Königreich durch Räuber, Verbrecher, Brandstifter und Giftmörder zu quälen, die Spaltung unter den Führungskräften der feindlichen Armee, das Zerstören von Getreide und Pflanzungen sowie der feindlichen Elefanten, Alarme provozieren, Bestechung, Vertrautheit erwecken, auch Anwendung, Wachstum und Harmonie der sieben wesentlichen Herrschaftsprinzipien, die Kapazität für (geplante) Arbeiten und die nötigen Mittel, die Methoden, um das Königreich zu erweitern, die Mittel, um den Feind zu besiegen, die Bestrafung und Zügelung von Starken, die gerechte Justizpflege, die Bekämpfung des Feindes durch Ringen, Schießen und Werfen von Waffen, die Methoden des Verschenkens und des Gebens notwendiger Dinge, die Bedürftigen versorgen und die Versorgten überwachen, die rechte Zeit für reiche Geschenke, die Freiheit von Lastern und Leidenschaften, die Eigenschaften des Königs und die Qualifikation von militärischen Offizieren.
Auch die Quellen von Verdienst und Sünde, die verschiedenen Arten übelgesinnter Motivation, das Verhalten von Abhängigen, die stetige Wachsamkeit und die Überwindung der Unachtsamkeit, der Erwerb von Reichtum, die Bewahrung des Erreichten, die Gaben an Würdige und die Verwendung des Reichtums zu frommen Zwecken, um alle Wünsche zu erfüllen und die Gefahr und das Leid des Lebens zu zerstreuen, werden in diesem Werk erklärt. Auch die unheilsamen Laster, die aus Zorn und Begierde (aus Abneigung & Zuneigung) geboren werden, sind in allen zehn Arten vom Selbstgeschaffenen in diesem Werk genannt worden. So bezeichnen die Gelehrten die Jagdsucht, Spielsucht, Trinksucht und Sexsucht als die vier Laster, welche aus der Begierde entspringen, weiterhin Grobheit der Rede, Gewalttätigkeit, Ungerechtigkeit, Selbstquälung, Selbstmord und Frustration als die sechs Laster, die aus dem Zorn geboren werden. Sogar die verschiedene Arten von (Kriegs-)Maschinen und ihren Funktionen sind dort beschrieben worden, wie auch die Verwüstung feindlicher Länder, die Angriffe der Feinde, die Zerstörung und Veränderung von Grenzsteinen, das Niederbrennen von Wäldern, die Belagerung von Festungen, die Nutzung der Landwirtschaft und des Handwerks, die Lagerung von Proviant, Kleidung und Rüstungen (für die Soldaten) und die besten Wege ihrer Herstellung. Auch die Eigenschaften und der Gebrauch von Panavas, Anakas, Muschelhörnern und Trommeln, die sechs Arten des Reichtums (Juwelen, Tiere, Länder, Roben, Dienerinnen und Gold) und die Wege für deren Erwerb und Verlust, die Befriedung neuerworbener Territorien, die Honorierung der Guten und die Kultivierung der Freundschaft mit den Gelehrten, die Regeln bezüglich der Opfergaben und religiösen Riten wie das Homa, die Berührung von verheißungsvollen Artikeln, das rituelle Schmücken des Körpers, die Arten der Vorbereitung und Verwendung des Essens, das fromme Verhalten, die Wege zum Wohlstand, wie wahrhaftige und freundliche Rede, die Gelübde und Handlungen bei Festivitäten, Versammlungen und im Haushalt, die offenen und heimlichen Taten aller Personen an Versammlungsorten, die beständige Beobachtung des Verhaltens der Menschen, die Immunität der Brahmanen vor Strafe, die angemessene Bestrafung, die Ehrung von Abhängigen hinsichtlich Verwandtschaft und Verdienst, der Schutz der Untertanen und die Mittel zur Erweiterung des Königreichs, die Ratschläge, die ein König bezüglich der vier Arten von Feinden beachten sollte, wenn er zwischen anderen Königen steht, die vier Arten von Verbündeten und die vier Arten der Neutralen, die zweiundsiebzig Handlungen, die in medizinischen Werken über den Schutz der Gesundheit aufgezählt sind, Übung und Training des Körpers sowie die Methoden von besonderen Ländern, Stämmen und Familien sind in diesem Werk behandelt bezüglich der vier Lebensziele von Tugend, Gewinn, Liebe und Befreiung mit den verschiedenen Mitteln ihres Erwerbs, wie auch die Wünsche nach verschiedenstem Reichtum. Oh Freigiebiger, die Methoden, wie die Landwirtschaft und andere Wirtschaftszweige, die zur Hauptquelle der Staatseinnahmen werden, die verschiedenen Mittel, um Illusionen zu erzeugen und zu benutzen, sowie auch das Wissen, daß stehendes Wasser (toter Reichtum) mit der Zeit verfault, sind in diesem Werk enthalten. So ist, oh Tiger unter den Königen, dieses gewaltige Wissenswerk geschaffen worden, um die Menschen zurück auf den Pfad der Gerechtigkeit und Tugend zu führen.
Und nachdem er dieses riesige Werk mit nützlichem Wissen in die Welt gebracht hatte, sprach der himmlische Vater zu den Göttern mit Indra an ihrer Spitze:
Zum Nutzen der Welt und um die dreifache Anhäufung (von Tugend, Gewinn und Liebe) hervorzubringen, habe ich dieses Wissen geschaffen, das die Quintessenz der Sprache repräsentiert. Mit Hilfe der Gesetze wird dieses Wissen die Welt stützen. Durch Belohnung und Strafe wird dieses umfangreiche Wissen unter den Menschen seine Funktion erfüllen. Und weil die Menschen durch diese Bedrängnis (zum Erwerb ihrer Lebensziele) geführt werden, oder mit anderen Worten, weil Bedrängnis alles führt und regiert, deshalb soll dieses Wissen in den drei Welten Dandaniti (bedrängendes, beherrschendes Wissen) heißen. Es enthält die Essenz aller sechs Handlungen im Staat (Frieden, Krieg, Angriff, Rückzug, Verteidigung, Diplomatie) und möge von allen hochgeborenen Personen stets beachtet werden. So sind (die vier Lebensziele von) Tugend, Gewinn, Liebe und Erlösung darin ausführlichst behandelt.
Danach war der Herr der Uma, der göttliche und vielgestaltige Shiva mit den großen Augen, diese Quelle allen Segens, der Erste, der dieses Werk studierte und meisterte. Doch in Anbetracht der allmählichen Abnahme der menschlichen Lebenszeit kürzte der göttliche Shiva dieses bedeutungsvolle Wissen, das von Brahma angesammelt wurde. Die gekürzte Sammlung, die Vaisalakasha genannt wird, bestand aus zehntausend Lehren und wurde von Indra studiert, der dem Brahma gewidmet und mit großem asketischem Verdienst begabt war. Indra kürzte es auf fünftausend Lehren und nannte es Vahudantaka. Später kürzte es der mächtige Vrihaspati durch seine Intelligenz auf dreitausend Lehren und nannte es Varhaspatya. Dann kürzte es Kavya (Sukra), dieser berühmte und asketische Lehrer der Dämonen mit der unermeßlichen Weisheit, auf eintausend Lehren. Und angesichts der menschlichen Lebenszeit und des allgemeinen Verfalls kürzten die großen Rishis dieses Wissen zum Wohle der Welt noch weiter. Da näherten sich die Götter dem Herrn der Wesen und sprachen zu Vishnu:
„Oh Gottheit, bestimme einen Würdigen unter den Sterblichen, der die Herrschaft über alle anderen haben möge!“
Der göttliche und mächtige Narayana überlegte einen Moment und erschuf durch seinen Willensbeschluß einen Sohn namens Virajas, der aus seiner Energie geboren wurde. Doch der hochselige Virajas wünschte die Herrschaft auf Erden nicht. Sein Geist, oh Sohn des Pandu, war einem Leben der Entsagung zugeneigt. Virajas hatte einen Sohn namens Krittimat. Auch der entsagte den irdischen Freuden. Und Krittimat hatte einen Sohn namens Kardama. Auch Kardama übte strenge Entsagung und zeugte einen Sohn namens Ananga, der (erste) Herr der Wesen. Ananga wurde durch seine Frömmigkeit zum Beschützer der Geschöpfe und war mit dem Wissen der Herrschaft wohlbekannt. Ananga zeugte einen Sohn namens Ativala, der in der Politik erfahren war. Doch durch das umfassende Reich, daß er nach dem Ableben seines Vaters erhielt, wurde er zum Sklaven seiner Leidenschaften. Mrityu, oh König, hatte eine geistgeborene Tochter die unter dem Namen Sunitha in den drei Welten gefeiert wurde. Sie war mit Ativala verheiratet und brachte einen Sohn namens Vena zur Welt. Doch auch Vena war ein Sklave des Zorns und der Böswilligkeit und verhielt sich ungerecht zu allen Wesen. Die Rishis, die das Brahma sprechen, schlugen ihn mit ihren Klingen aus Kusha Gras, die mit Mantras gestärkt waren. Und ihre Mantras murmelnd, durchbohrten sie den rechten Schenkel von Vena. Daraufhin erschien aus diesem Schenkel ein Zwerg auf Erden wie eine glühende Kohle mit blutroten Augen und schwarzem Haar. Und jene Brahmanen sprachen zu ihm: „Nishida (sitz) hier!“ Aus ihm entsprangen daraufhin die Nishadas, nämlich jene übelgesinnten Stämme, die in den Bergen und Wäldern wohnen, sowie jene Hunderte und Tausende, die Mlechas genannt werden und auf den Vindhya Bergen leben. Dann durchbohrten die großen Rishis den rechten Arm von Vena. Da entsprang eine Person, die einem zweiten Indra glich. In Rüstung gehüllt, mit Krummsäbeln, Bögen und Pfeilen bewaffnet und in der Waffenkunst wohltrainiert, kannte er alle Veden und ihre Zweige. Und das ganze Wissen der Herrschaft, oh König, kam zu diesem Besten der Menschen.
Dann sprach dieser Sohn von Vena mit gefalteten Händen zu den großen Rishis:
Ich habe ein Verständnis erreicht, das sehr scharf ist und die Gerechtigkeit kennt. Sagt mir ausführlich, was ich damit tun soll. Jede nützliche Aufgabe, die ihr mir freundlicherweise zeigen möget, werde ich ohne Zögern vollbringen.
So angesprochen, antworteten ihm die anwesenden Götter wie auch die Rishis:
Vollbringe furchtlos all jene Aufgaben, in denen Gerechtigkeit wohnt. Betrachte alle Wesen mit gleichen Augen ohne Rücksicht auf deine Vorlieben. Überwinde Begierde, Zorn, Habsucht und Stolz und beachte stets die Gebote der Gerechtigkeit. So bestrafe mit deinen eigenen Händen jene Menschen, wer auch immer sie sind, die vom Pfad ihrer Aufgaben abgehen. Schwöre, daß du in Gedanken, Worten und Taten stets die Tugenden bewahrst, die auf Erden durch die Veden aufgestellt wurden. Schwöre auch weiter, daß du furchtlos die Aufgaben bewahrst, die in den Veden durch das Wissen der Herrschaft aufgestellt wurden, und daß du niemals eigensinnig handelst. Oh Mächtiger wisse, daß Brahmanen von der Strafe freigestellt wurden und gelobe, die Welt vor einer Vermischung der Kasten zu beschützten.
So angesprochen, antwortete der Sohn von Vena den durch die Rishis angeführten Göttern:
Wenn die Götter und Brahmanen mir helfen, werde ich diese Aufgabe erfüllen.
Und die Brahmanen sprachen „So möge es sein!“. Dann wurde Sukra, diese tiefe Brahma Quelle, zu seinem Priester. Die Valakhilyas wurden seine Berater und die Saraswatas seine Begleiter. Der große und berühmte Rishi Garga wurde sein Astrologe. Die Srutis loben Prithu, den Sohn von Vena, unter den Herrschern als den achten nach Vishnu (Vishnu->Viraja-> Krittimat->Kardama->Ananga->Ativala->Vena->Prithu). Etwas vor ihm wurden Suta und Magadha geboren, die seine Barden und Lobsänger wurden. Zufrieden mit ihren Diensten gab Prithu, der königliche Sohn von Vena mit der großen Heldenkraft, dem Suta das Land an der Meeresküste und dem Magadha das Land, das heute als Magadha bekannt ist. Wir haben auch gehört, daß die Oberfläche der Erde damals noch sehr uneben war, und erst Prithu sie geglättet hat. Denn am Anfang eines jeden Manwantara (der Zyklus eines Manus, jeder Brahmatag hat 14 Manwantaras) ist die Erde sehr uneben. Der Sohn von Vena entfernte die überall herumliegenden Felsbrocken mit dem Horn seines Bogens, oh Monarch, wodurch all die Hügel und Berge aufgeschüttet wurden. Danach versammelten sich Vishnu, Indra mit den Göttern, die Rishis, die Regenten der Welten und die Brahmanen, um Prithu (als König der Erde) zu krönen. Die Erde selbst, oh Sohn des Pandu, kam in ihrer verkörperten Form, um ihren Tribut an Juwelen und Edelsteinen zu zahlen. Auch der Ozean als Herr der Flüsse, der Himavat als König der Berge und Indra als König der Götter schenkten ihm unerschöpflichen Reichtum, oh Yudhishthira. Sogar der große Meru, dieser goldene Berg, gab ihm reichlich von diesem Edelmetall. Der göttliche Kuvera, der auf den Schultern der Menschen getragen wird, dieser Herr der Yakshas und Rakshasas, gab ihm ebenfalls genügend Reichtum, um die irdischen Bedürfnisse von Tugend, Gewinn und Liebe zu befriedigen. Rosse, Wagen, Elefanten und Menschen kamen zu Millionen in die Welt, sobald der Sohn von Vena es wünschte. Zu jener Zeit gab es weder Altersschwäche, noch Hungersnot, Katastrophen oder Krankheit (auf Erden). Aufgrund des von diesem König gewährten Schutzes hatte niemand Angst vor Reptilien, Dieben oder ähnlichem. Wenn er über das Meer gehen wollte, pflegte sich das Wasser zu verfestigen. Die Berge gaben ihm den Weg frei und seine Standarte wurde nirgendwo behindert. Er zog aus der Erde, wie ein Melker von einer Kuh, die siebzehn Arten Getreide für die Nahrung aller Wesen mit all den Yakshas, Rakshasas und Nagas. Dieser hochbeseelte König veranlaßte alle, die Gerechtigkeit als wichtigstes Gut zu betrachten. Und weil er alle Leute zufriedenstellte, wurde er Raja (König) genannt. Und weil er die Brahmanen beschützte, verdiente er den Namen Kshatriya. Und weil die Erde (in seinem Reich) für ihre Tugend berühmt wurde, nannte man sie auch Prithvi (die Tochter von Prithu). Der ewige Vishnu selbst, oh Bharata, bestätigte seine Macht, indem er zu ihm sprach: „Keiner, oh König, soll dich übertreffen!“ Und der göttliche Vishnu erfüllte den Körper dieses Monarchen aufgrund seiner Entsagung. Deshalb verehrte das ganze Weltall den göttergleichen Prithu als Größten der menschlichen Götter (der Könige).
Oh Monarch, dein Königreich sollte immer mit Hilfe dieses Wissens von der Herrschaft beschützt werden. Du solltest dein Reich durch sorgfältige Beobachtung mittels deiner wandernden Spione auf solche Art und Weise bewahren, daß es keiner verletzen kann. Alle guten Taten, oh König, führen zum Wohl. So sollte das Verhalten eines Königs durch seine hohe Vernunft geführt werden, entsprechend den vorhandenen (irdischen) Möglichkeiten und Mitteln. Welche andere Ursache könnte es geben, weshalb die Menge in Folgsamkeit für einen Monarchen lebt, als die Göttlichkeit ihres Herrschers? In jener Zeit (als die Herrschaft in die Welt kam) wuchs eine goldene Lotusblume aus der Augenbraue von Vishnu. Und aus der Lotusblüte wurde die Göttin Shri geboren. Sie wurde die Gattin des höchst intelligenten Dharma. Und mit Shri zeugte Dharma den Sohn Artha. Damit sind alle drei, nämlich Dharma, Artha und Shri (Tugend, Verdienst und Wohlstand) in der Herrschaft gegründet. Ein König, der mit dem Wissen der Herrschaft begabt ist, nimmt seine Geburt, indem er durch die Erschöpfung seines Verdienstes vom Himmel auf die Erde kommt. Solch eine Person hat göttliche Größe und ist wahrlich ein Teil von Vishnu auf Erden. Er entfaltet große Intelligenz und gewinnt Überlegenheit über andere. Ihn überschreitet keiner, denn die Götter haben ihn eingesetzt. Aus diesem Grund folgt jeder in der Welt einem solchen Herrscher, dem die weltliche Befehlsgewalt gegeben wurde. Ein guter Herrscher, oh König, führt zum Guten. Deshalb folgt die Menge seinen Geboten, obwohl er derselben Welt angehört und ebenfalls aus Fleisch und Blut ist. Jeder, der einmal das liebenswürdige Gesicht von Prithu erblickt hatte, wurde ihm gehorsam. Von da an betrachtete er ihn als herrlich, wohlhabend und höchst gesegnet. Aufgrund der Kraft seines Zepters entfaltet sich die Moral und Gerechtigkeit auf Erden, womit sich auch die Tugend wieder verbreiten konnte.
So, oh Yudhishthira, wurde die Geschichte aller vergangenen Ereignisse, der Ursprung der großen Rishis, des heiligen Wassers, der Planeten, Sterne und Sternbilder, der Aufgaben bezüglich der vier Lebensweisen, sowie die vier Arten des Homa, die Eigenschaften der vier Kasten der Menschen und die vier Zweige des Lernens in diesem Werk (in Form von Wissen) gesammelt. Alles was man auf Erden wissen kann, oh Sohn des Pandu, ist in diesem Werk des Großen Vaters enthalten: Die Geschichten und die Veden, die Wissenschaften, die Wege der Buße, der Weisheit, der Gewaltlosigkeit, der Wahrhaftigkeit, der Illusion, der hohen Tugend, der Verehrung der Alten, der Hingabe, der Reinheit, der Handlungsbereitschaft und des Mitgefühls zu allen Wesen. Daran gibt es keinen Zweifel. Seit dieser Zeit, oh Monarch, haben die Gelehrten zu lehren begonnen und sprachen, daß es keinen Unterschied zwischen einem Gott und einem König gibt. Damit habe ich dir jetzt alles über die Größe der Könige erzählt. Über welches Thema soll ich als nächstes sprechen, oh Führer der Bharatas?