Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 57 - Bhishma über die Tugend der Könige

Bhishma sprach:
Ein König, oh Yudhishthira, sollte immer handlungsbereit sein. Er ist nicht des Lobes würdig, wenn er kraftlos wie eine Frau ist. Diesbezüglich hat der heilige Usanas einen Sloka gesungen. Oh König, höre aufmerksam, wie ich ihn rezitiere:

„Wie eine Schlange Mäuse verschlingt, so verschlingt die Erde diese Beiden: Einen König, der dem Kampf abgeneigt ist, und einen Brahmanen, der übermäßig an Ehefrauen und Kindern haftet und sein Hausleben nicht verlassen will.“

Mögest du das, oh Tiger unter den Königen, immer in deinem Herzen tragen! Schließe Frieden mit jenen Feinden, mit denen man Frieden halten sollte, und wage Krieg mit denen, die bekämpft werden müssen. Sei er dein Lehrer oder dein Freund, wer feindlich gegen dein siebenfaches Königreich handelt (König, Armee, Minister, Volk, Schatz, Land und Städte), sollte geschlagen werden. Dafür gibt es einen alten Sloka, der von König Marutta mit Zustimmung von Vrihaspati über die Aufgaben der Könige gesungen wurde:

„Entsprechend der ewigen Ordnung gibt es auch Strafe für den Lehrer, wenn er hochmütig und zügellos wird und nicht beachtet, was getan oder gelassen werden sollte.“

Der weise König Sagar, der Sohn von Bahu (bzw. Asit), verbannte zum Wohl der Bürger seinen ältesten Sohn Asamanj. Denn Asamanj, oh König, ertränkte die Kinder der Bürger in der Sarayu, und sein Vater bestrafte ihn deshalb mit der Verbannung. Auch der Rishi Uddalaka verstieß seinen bevorzugten Sohn und großen Asketen Swetaketu, weil er die Brahmanen unaufrichtig behandelte. Das Glück seiner Untertanen, Gerechtigkeit und wahrhaftes Verhalten sind die ewigen Pflichten der Könige. Ein König sollte niemals den Reichtum von anderen begehren. Er sollte rechtzeitig geben, was gegeben werden sollte. Wenn er kraftvoll handelt, wahrhaft spricht und maßvoll vergibt, kann sein Wohlstand niemals sinken. Mit einer von Lastern gereinigten Seele sollte der König fähig sein, seinen Zorn zu beherrschen, und all seine Beschlüsse sollten den Geboten der heiligen Schriften entsprechen. Er sollte stets (vernünftig) nach Tugend, Gewinn, Liebe und Erlösung streben. Er sollte jedoch seine Absichten bezüglich der drei weltlichen Lebensziele (von Tugend, Gewinn und Vergnügen) stets verbergen. Denn kein größeres Übel kann dem König widerfahren als die Enthüllung seiner Absichten.

Könige sollten stets die vier Kasten in der Erfüllung ihrer Aufgaben beschützen. Es ist ihre ewige Pflicht, eine Verwirrung der Aufgaben zwischen den Kasten zu verhindern. Der König sollte weder zu wenig, noch zu viel Vertrauen haben. Mit Weisheit sollte er die Vorteile und Nachteile der sechs wesentlichen Mittel der Herrschaft bedenken (Frieden, Krieg, Angriff, Verteidigung, Bündnisse und Spaltung). Der König, der die Schwächen seiner Feinde aufmerksam beobachtet und im Streben nach Gerechtigkeit, Gewinn und Vergnügen vernünftig bleibt, der kluge Spione einsetzt, um Geheimnisse zu erkunden, und sich bemüht, die Offiziere seiner Feinde durch reiche Geschenke zu werben, der verdient Lob. Der König sollte wie Yama Recht sprechen und wie Kuvera Reichtum sammeln. Er sollte achtsam die Vor- und Nachteile seiner Einnahmen und Ausgaben im Herrschaftsgebiet beobachten. Er sollte diejenigen unterstützen, die seiner Unterstützung wirklich bedürfen und ein wachsames Auge auf sie haben. Mit freundlicher Rede begabt, sollte er mit einem Lächeln (und nicht mit saurer Miene) sprechen. Er sollte es nie versäumen, den Altehrwürdigen aufzuwarten. Er sollte nie begehren, was anderen gehört. Er sollte sich stets gerecht verhalten und sich sorgfältig beobachten. Er sollte niemals die Rechtschaffenen unterdrücken. Den Reichtum der Straftäter möge er den Tugendhaften übergeben. Und weil der König über Nehmen und Geben entscheidet, sollte er sein Innerstes stets unter Kontrolle haben, wie auch seine äußerliche Erscheinung. Mit gerechtem Verhalten sollte er zur richtigen Zeit geben oder auch nehmen.

Der König, der Wohlstand wünscht, sollte zu seinem Dienst stets tapfere Männer verpflichten, die hingebungsvoll, zuverlässig, hochgeboren, gesund und wohlgebildet sind, die aus guten Familien stammen, die wohlerzogen, anständig, höflich, ehrlich, gelehrt in der Wissenschaft, erfahren in der Welt, ihre Aufgaben kennen und standhaft wie Berge sind, wobei sie niemals das Wohl kommender Welten vergessen. Es sollte keinen Unterschied zwischen ihm und ihnen bezüglich der weltlichen Freuden geben. Die einzige Unterscheidung sollte im königlichen Schirm und der Befehlsmacht bestehen. Sein Verhalten vor ihrem Angesicht und hinter ihrem Rücken sollte stets dasselbe sein. Der König, der sich so verhält, wird nie in Sorgen versinken. Ein unaufrichtiger und begehrlicher König, der jeden verdächtigt und seine Untertanen mit Steuern schwer belastet, wird bald sein Leben durch seine eigenen Diener und Verwandten verlieren. Doch der König, der Gerechtigkeit übt und stets bestrebt ist, die Herzen seines Volkes zu gewinnen, wir nie ganz versinken, selbst wenn er durch Feinde angegriffen wird. Schnell gewinnt er seine Position zurück. Wenn der König nicht gewalttätig ist, wenn er keine schlechten Gewohnheiten hat, in seinen Strafen gerecht urteilt und seine Leidenschaften zügelt, dann wird er für alle zum Gegenstand des Vertrauens, wie die Berge des Himavat. Jener ist der Beste der Könige, der stets mit Weisheit handelt, der Großzügigkeit bewahrt, der bereit ist, die Schwächen seiner Feinde zu nutzen, der angenehme Eigenschaften hat, der das Wohl aller vier Kasten beobachtet, der im Handeln fleißig ist, der seinen Zorn unter Kontrolle hat, der nicht rachsüchtig, sondern hochgesinnt und friedvoll ist, der das Opfer und andere religiöse Handlungen pflegt, nicht der Prahlerei verfällt und kraftvoll alle beabsichtigten Werke verfolgt. Und der ist der Beste unter den Königen, in dessen Herrschaftsgebiet die Menschen ohne Angst leben, wie die Kinder in ihrem Vaterhaus, und dessen Untertanen ihren Reichtum nicht verstecken müssen und wissen, was heilsam und unheilsam für sie ist. Der ist wahrlich ein König, dessen Untertanen ihre jeweiligen Aufgaben erfüllen und sogar bereit sind, ihren Körper für die Pflichterfüllung zu opfern, dessen wohlbehütetes Volk friedlich lebt, gehorsam, demütig, fügsam, keinen Streit liebt und zur Wohltätigkeit geneigt ist. Ein König erntet ewiges Verdienst in dessen Herrschaftsgebiet weder Boshaftigkeit, Heuchelei, Betrug noch Neid leben. Ein König verdient wirklich die Herrschaft, der die Weisheit, die heiligen Schriften und das Wohl seiner Leute achtet, der den Pfad der Rechtschaffenen beschreitet und tolerant ist. Ein König verdient die Herrschaft, dessen Spione und Absichten bezüglich dessen, was getan und nicht getan werden soll, seinen Feinden verborgen bleiben. Der folgende Vers wurde in alten Zeiten von Usanas aus dem Bhrigu Stamm im „Rama Charita“ bezüglich der königlichen Aufgaben gesungen:

„Zuerst sollte man einen König haben, dann eine Ehefrau und dann Reichtum. Denn wenn es keinen König gibt, wer sollte Familie und Reichtum beschützen?“

Für jene, die ein Königreich wünschen, gibt es keine andere ewige Aufgabe, die wichtiger wäre, als das Beschützen. Der Schutz, den der König seinen Untertanen gibt, erhält die ganze Welt. Manu, der Sohn der Prachetas, sang dazu die folgenden zwei Verse bezüglich der Aufgaben von Königen. Höre sie aufmerksam:

„Folgende sechs Personen sollten wie ein undichtes Boot auf dem Meer gemieden werden: Ein Lehrer, der nicht lehrt. Ein Priester, der die Veden nicht studiert hat. Ein König, der keinen Schutz gewähren kann. Eine Ehefrau, die nicht liebevoll ist. Ein Kuhhirte, der gern in der Stadt umherstreifen, und ein Friseur (bzw. Handwerker), der lieber in den Wäldern wandern würde.“


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