Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 18 - Arjuna über die Tugenden des Hauslebens

Vaisampayana sprach:
Als Yudhishthira nach diesen Worten verstummte, sprach Arjuna gequält von den Worten des Königs und in Sorgen und Kummer brennend noch einmal zu seinem ältesten Bruder:
Die Leute erzählen eine alte Geschichte, oh Bharata, über ein Gespräch zwischen dem Herrscher der Videhas und seiner Königin. Diese Geschichte überliefert die Worte, welche die tieftraurige Gattin des Herrschers der Videhas zu ihrem Herrn gesprochen hatte, als dieser sein Königreich aufgeben wollte und entschlossen war, ein Leben als Bettler zu führen. König Janak schor sich den Kopf, trug das Gewand eines Bettelmönches und entsagte Reichtum, Kindern, Ehefrauen, allem wertvollen Besitz, dem gewöhnlichen Pfad und sogar dem Opferfeuer selbst, um religiöses Verdienst zu erwerben. Seine liebende Gattin erblickte ihn ohne Reichtum im Gelübde der Bettelmönche, entschlossen, kein Wesen mehr zu verletzen, jeglichen Stolz verwerfend und bereit, von einer Handvoll Gerste zu leben, die vom Halm gefallen ist. Sie näherte sich ihrem Herrn, als niemand anderes zugegen war, und dann sprach die Königin, die mit großer Geisteskraft begabt war, furchtlos und entschlossen zu ihm:

Warum hast du ein Leben der Bettelei angenommen und dein Königreich aufgegeben, das mit Reichtum und Getreide gefüllt ist? Eine Handvoll herabgefallene Gerste kann für dich nicht das Rechte sein! Dein Handeln widerspricht der Tugend, die du beabsichtigst, wenn du dein großes Königreich aufgibst, oh König, um eine Handvoll Korn zu begehren! Mit dieser Handvoll Gerste willst du deine Gäste, Götter, Rishis und Ahnen befriedigen? Dieses Vorhaben wird vergeblich sein. Ach, alle diese Götter, Gäste und Ahnen verlassend, willst du ein Leben als wandernder Bettler führen, oh König, und alle Handlungen verwerfen. Du warst einst der Ernährer von tausenden Brahmanen, die in den drei Veden und vielem mehr erfahren sind. Wie kannst du nun von ihnen dein Essen erbitten? Deinen strahlenden Wohlstand gibst du auf und wirfst nun deine Blicke umher wie ein Hund (nach Futter). Deine Mutter verliert heute durch dich ihren Sohn und deine Gattin, die Prinzessin von Kosala, wird zur Witwe gemacht. Viele abhängige Kshatriyas warteten dir für Erfolg und religiöses Verdienst auf und setzten all ihre Hoffnungen auf dich. Indem du nun ihre Hoffnungen zerstörst, in welche Bereiche wirst du gehen, oh König, besonders, wenn Erlösung zweifelhaft ist und die Wesen von ihren Handlungen abhängig sind? Von Sünde erfüllt, hast du weder diese Welt noch die kommende gewonnen, weil du leben möchtest, nachdem du deine anvertraute Ehefrau verlassen hast. Wahrlich, warum willst du ein Leben als wandernder Bettler führen, dich aller Handlungen enthalten und Girlanden, Düfte, Ornamente und Roben ablegen? Du warst ein großer und heiliger See für alle Geschöpfe, ein mächtiger, verehrungswürdiger Baum, der allen Schutz gewährte. Ach, wie kannst du nun anderen aufwarten und sie anbeten? Wenn ein Elefant alles Handeln vermeidet, würden Fleischfresser in Scharen kommen sowie unzählige Würmer und ihn einfach auffressen. Was wäre dann von dir zu sagen, der du noch kraftloser bist? Wie konnte dein Herz dieser Lebensweise verfallen, die einen irdenen Topf und einen dreiköpfigen Stock benötigt, die dich zwingt, deine eigentliche Kleidung abzulegen, und nur die Annahme einer Handvoll Gerste erlaubt, weil man allem entsagen will? Wenn du auch meinst, daß dir ein Königreich und eine Handvoll Gerste das Gleiche sind, warum verläßt du dann dein Königreich? Wenn diese Handvoll Gerste zum Ziel deiner Anhaftung wird, dann ist dein ursprünglicher Entschluß (zur Entsagung von allem) bereits zerfallen. Wenn du entschlossen bist, alles aufzugeben und niemand zu verletzen, wer bin dann ich zur dir und du zu mir, und wo ist dein Mitgefühl zu mir? Wenn du zum Mitgefühl neigst, dann herrsche über diese Erde! Wer sein Glück wünscht, aber sehr arm, verdienstlos und von allen Freunden verlassen ist, der möge diese Art der Entsagung üben. Aber wer dieses Leben als Bettler nur imitiert, indem er Paläste, Betten, Wagen, Roben und Ornamente verwirft, der handelt im Grunde ungerecht. Der eine nimmt immer nur, der andere gibt beständig. Erkenne den Unterschied! Wahrlich, welches dieser beiden sollte als Höher betrachtet werden? Wenn ein Geschenk dem gegeben wird, der immer nur nimmt, oder einem, der vom Stolz besessen ist, dann wird es vergeblich sein, wie geklärte Butter, die (ohne Opfersprüche) in einen unersättlichen Waldbrand gegossen wird. Wie ein Feuer nicht stirbt, oh König, bis es alles verbrannt hat, was hineingeworfen wurde, so kann auch ein Bettler seine Neigungen niemals stillen, so lange er von Almosen lebt.

In dieser Welt ist die Nahrung, die von einer wohltätigen Person gegeben wird, die sichere Ernährung der Frommen. Wenn aber sogar der König nicht gibt, wohin sollen die Frommen gehen, die nach Erlösung streben? Jene, die Nahrung besitzen, sind die Hausväter. Die Bettler werden von ihnen ernährt. Das Leben fließt aus der Nahrung. Wer deshalb Nahrung gibt, der gibt auch Leben. Geboren von denen, die ein Hausleben führen, leben Bettler von diesen Wohltätern, von denen sie kommen. Der Selbstgezügelte, der so handelt, erwirbt und genießt Ruhm und Kraft. Man wird nicht Bettelmönch genannt, nur weil man auf seine Besitztümer verzichtet, oder ein Leben der Abhängigkeit von Wohltätern annimmt. Nur wer dem Besitz und den Vergnügungen dieser Welt in einem aufrichtigen Geist entsagt, sollte als wahrer Bettelmönch betrachtet werden. Ungebunden im Innersten, obwohl er äußerlich abhängig erscheint, jenseits der Welt stehend, alle Fesseln gelöst, weder Freund noch Feind kennend, solch ein Mensch, oh König, gilt als Befreiter! Mit kahlgeschorenem Kopf und in braune Roben gekleidet, mag der Menschen nur aussehen, als ob er ein Leben als wandernder Bettelmönch führt, obwohl er noch durch vielfältige Fesseln gebunden ist und stets nach unnützem Reichtum Ausschau hält. Wer die drei Veden verwirft, seinen gewöhnlichen Beruf und seine Kinder, um ein Leben der Bettelei anzunehmen, indem er den dreiköpfigen Stab und die braune Robe ergreift, hat wirklich wenig Verstand. Ohne den Zorn und andere Sünden zu überwinden, nur die braune Robe anzuziehen, dies erkenne als Begehren, oh König, um die eigene Ernährung zu gewährleisten. Jene Kahlköpfigen, die das Banner der Tugend vor sich hertragen, tun dies oft für eigensinnige Ziele im Leben. Deshalb, oh König, zügle deine Leidenschaften und gewinne die Bereiche der Seligkeit, indem du jene unterstützt, die aufrichtig fromm unter den Menschen mit verfilzten Locken oder rasierten Köpfen, nackt oder in Lumpen, mit Fellen oder braunen Roben gekleidet sind. Wer ist tugendhafter als der, der sein heiliges Feuer bewahrt, der Opfer mit Geschenken von Tieren und Dakshinas durchführt und tagtäglich Wohltätigkeit übt?

Arjuna fuhr fort:
König Janak wird in dieser Welt als ein Kenner der Wahrheit betrachtet. Doch sogar er war in dieser Sache der Illusion verfallen. Mögest du frei von Täuschung sein! Denn so werden die Aufgaben der Häuslichkeit von jenen beachtet, die Wohltätigkeit üben. Indem wir das Wohl aller suchen, indem wir Begierde und Haß überwinden, zum Schutz aller Geschöpfe handeln, die ausgezeichnete Aufgabe der Wohltätigkeit beachten und letztlich durch unseren Dienst an Höhergestellten und Altehrwürdigen, werden wir jene Bereiche der Seligkeit erreichen, die wir wünschen. Durch ordnungsgemäße Befriedigung der Götter, Gäste und aller Wesen, durch Verehrung der Brahmanen und durch Wahrhaftigkeit werden wir sicher zu jenen wünschenswerten Bereichen der Glückseligkeit gelangen.


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