Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 7 - Die Klage von Yudhishthira und sein Wunsch zur Entsagung

Vaisampayana sprach:
Der hochbeseelte Yudhishthira begann mit bedrücktem Herzen und in Sorgen brennend, sich um diesen mächtigen Wagenkrieger Karna zu grämen. Wiederholt seufzte er und sprach zu Arjuna:
Wenn wir, oh Arjuna, ein Leben als Bettler in den Städten der Vrishnis und Andhakas geführt hätten, dann hätte uns dieses jämmerliche Ende nicht getroffen mit dem Tod all unserer Angehörigen. Unsere Gegner, die Kauravas, haben Wohlstand (im Himmel) gewonnen, während wir alles wirklich Wertvolle im Leben verloren haben. Denn was für Früchte der Gerechtigkeit könnten noch unser sein, nachdem wir an der Selbstvernichtung unseres Stammes schuldig geworden sind? Schande auf das Wirken der Kshatriyas, Schande auf Kraft und Tapferkeit, und Schande auf den Zorn, weil uns dadurch diese große Katastrophe eingeholt hat! Gesegnet sei Vergebung, Selbstdisziplin und Reinheit mit Verzicht und Demut, Friedfertigkeit und Wahrhaftigkeit bei allen Gelegenheiten, wie es von den Waldeinsiedlern geübt wird. Voller Stolz und Arroganz sind wir selbst durch Habgier und Narrheit mit dem Verlangen nach den Freuden der Herrschaft in diese Notlage gefallen. All die Angehörigen vor Augen, die beim Kämpfen um die weltliche Herrschaft auf dem Schlachtfeld getötet wurden, hat uns solches Leiden getroffen, daß uns nicht einmal die Herrschaft über die drei Welten noch erfreuen könnte. Ach, um dieser Erde willen sind solche Herrscher getötet wurden, die es nie verdient hatten, durch uns getötet zu werden. So tragen wir jetzt das ganze Gewicht der Existenz, aller Freunde beraubt und ohne alles, was lebenswert ist. Wie eine Schar Hunde untereinander um ein Stück Fleisch gekämpft haben, so hat uns diese große Katastrophe eingeholt! Und nun bringt uns dieses Stück Fleisch keinerlei Freude mehr. Im Gegenteil, es müßte sogar verworfen werden. Denn die getötet wurden, sollten nicht einmal um der ganzen Erde willen, oder um Berge von Gold, oder für alle Pferde und Kühe dieser Welt getötet werden.

Mit Neid und Verlangen nach all den irdischen Dingen erfüllt, sowie unter dem Einfluß von Zorn und Lust haben sie sich auf die lange Straße des Todes begeben, die zu den Bereichen von Yama führt. Durch Askese und Verzicht, Wahrhaftigkeit und Entsagung wünschen sich die Väter Söhne, die mit jeder Art von Wohlstand begabt sind. In gleicher Weise, durch Fasten, Opfer, Gelübde, heilige Riten und verheißungsvolle Zeremonien empfangen die Mütter. Dann tragen sie den Fötus für zehn Monate und verbringen diese Zeit voller Plage. Und in Erwartung der Frucht, fragen sie sich oft voller Angst: „Wird das Kind sicher den Mutterleib verlassen? Wird es nach der Geburt leben? Wird es kraftvoll wachsen und auf Erden geachtet sein? Wird es uns Glück in dieser und der kommenden Welt bringen?“ Ach, da nun ihre Söhne, jung an Jahren und mit Ohrringen geschmückt, getötet wurden, werden ihre Erwartungen unerfüllt bleiben! Ohne die Freuden dieser Welt genossen zu haben und ohne die Schulden gegenüber ihren Eltern und den Göttern abzuzahlen, haben sie sich zur Wohnstätte von Yama begeben. Ach, oh Mutter, diese Könige und Prinzen fielen gerade in einer Zeit, als ihre Eltern die Früchte ihrer Kraft und ihres Reichtums ernten wollten. Sie waren noch voller Neugier und sehnten sich nach den irdischen Dingen. Sie waren noch stark dem Ärger und der Freude unterworfen. Deshalb konnten sie niemals und nirgends erwarten, sich an den Früchten eines Sieges zu erfreuen. Ich denke, daß all jene unter den Panchalas und Kurus, die (in diesem Kampf) fielen, verloren sind. Und warum sollten wir, die getötet haben, durch diese Taten die Bereiche der Seligkeit erreichen? Wir werden als Ursache des Untergangs betrachtet, der über diese Welt gekommen ist. Die Schuld ist jedoch in Wirklichkeit den Söhnen von Dhritarashtra zuzuschreiben. Das Herz von Duryodhana war stets der Unwahrheit geneigt. Böswilligkeit hegend, war er an Betrug gewöhnt. Und obwohl wir ihn nie verletzten, benahm er sich doch immer feindlich gegen uns.

Wahrlich, wir haben unser Ziel nicht gewonnen, noch sie das ihrige. Wir haben sie nicht besiegt, noch haben sie uns besiegt. Die Dhritarashtras konnten diese Erde nicht genießen, noch ihre Frauen oder Musik. Denn sie mißachteten all die Ratschläge von Ministern, Freunden und Schriftgelehrten. Wahrlich, sie konnten sich nie an ihren kostbaren Juwelen, gut gefüllten Schatzkammern und ausgedehnten Territorien wirklich erfreuen. Sie brannten im Haß gegen uns und konnten weder Glück noch Frieden finden. Beim Anblick unseres Wachstums verlor Duryodhana jegliche Farbe, wurde blaß und abgezehrt. Darüber informierte Shakuni, der Sohn von Suvala, König Dhritarashtra. Und als Vater duldete Dhritarashtra, der voller Zuneigung zu seinem Sohn war, die schlechte Politik, die sein Sohn verfolgte. Zweifellos traf der alte König durch Nichtbeachtung von Vidura und dem hochbeseelten Sohn der Ganga, und aufgrund seiner Versäumnisse in der Zurückhaltung seines übelgesinnten und begehrlichen Sohnes, der völlig durch seine Leidenschaften regiert wurde, auf den Untergang, wie ich selbst. Zweifellos verlor Duryodhana, der seine leiblichen Brüder in den Tod trieb und seinen Eltern brennenden Kummer brachte, all seinen strahlenden Ruhm. Im Haß brennend, den er gegen uns trug, war Duryodhana stets der Sünde zugeneigt. Welcher Hochgeborene würde sonst aus Begierde zum Kampf solche Worte zu seinen Verwandten sprechen und das sogar in Gegenwart von Krishna? Durch die Schuld von Duryodhana sind wir (Kurus) auf ewig verloren, der wie eine Sonne mit seiner Energie alles ringsherum verbrannte. Dieser Übelgesinnte, diese Verkörperung der Feindschaft, war unser schlechter Stern. Ach, wegen der Taten von Duryodhana allein, ist unser Stamm ausgerottet worden. Wir haben diejenigen getötet, die wir nie hätten töten sollen, und haben dafür den Tadel der Welt verdient.

König Dhritarashtra, der diesen übelgesinnten Prinz mit den sündigen Taten, diesen Vernichter seiner Rasse, als Herrscher eingesetzt hatte, ist nun zu großem Elend verurteilt. Und auch wir haben eine Sünde begangen, als wir unsere heroischen Gegner getötet haben. Ihre Besitztümer und Königreiche sind verloren. Zwar sind sie alle geschlagen, und unser Zorn ist gestillt, doch mich betäubt größter Kummer! Oh Arjuna, eine begangene Sünde wird durch besondere Taten gesühnt, durch rückhaltloses Bekennen, durch Bereuen, durch Almosengeben, durch Buße, durch den Besuch von Tirthas nach umfassender Entsagung, oder durch beständige Meditation über die heiligen Schriften. Doch unter all diesen wird allein der wahrhaft Entsagende als fähig betrachtet, auch zukünftige Sünden zu vermeiden. Die Srutis erklären, daß man durch Entsagung sogar Geburt und Tod überwinden kann, und den rechten Weg findend kann dieser Beständige zu Brahma gelangen. Ich werde deshalb, oh Arjuna, in die Wälder gehen und mit deiner Erlaubnis, oh Feindevernichter, alle Paare der Gegensätze (Kälte und Hitze, Freude und Leid, usw.) überwinden, das Gelübde der Schweigsamkeit annehmen und den Weg der Erkenntnis gehen. Oh Arjuna, die Srutis erklären es, und ich selbst habe es mit eigenen Augen erkannt, daß niemand, der an diese Erde gebunden ist, irgendein wahrhaftes Verdienst erreichen kann. Bestrebt, die Dinge dieser Erde zu gewinnen, habe ich Sünden begangen, welche, wie die Srutis erklären, Geburt und Tod verursachen. Deshalb werde ich mein ganzes Königreich und all die weltlichen Dinge aufgeben und in die Wälder gehen, um den Verstrickungen dieser Welt zu entfliehen und das Leiden, sowie jegliche Anhaftung zu überwinden. Regiere du, oh Arjuna, diese Erde, die nun von allen Dornen befreit und wieder voller Frieden ist. Oh Bester der Kurus, ich habe kein Bedürfnis mehr nach dem Königreich oder weltlichen Freuden!

Nach diesen Worten schwieg der gerechte König Yudhishthira. Und sein jüngerer Bruder Arjuna rüstete sich zu einer Antwort.


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