Pushpak Mahabharata Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 17 - Die Macht des Rudra

Vaisampayana sprach:
Nachdem jene drei Wagenkrieger alle schlafenden Truppen in der Nacht geschlagen hatten, sprach König Yudhishthira voll großen Kummers zum Nachkommen der Dasarhas:
Wie, oh Krishna, konnten meine Söhne, die alle mächtige Wagenkrieger waren, durch den sündhaften und gemeinen Aswatthaman in dieser Nacht getötet werden, wozu er vorher nicht fähig war? Wie konnte der Sohn von Drona auch die Söhne von Drupada töten, die alle vollendet in der Waffenkunst waren, große Heldenkraft hatten und mit hunderttausenden Feinden gleichzeitig kämpfen konnten? Und wie konnte er auch Dhrishtadyumna, diesen Ersten der Wagenkrieger, schlagen, vor dem selbst der große Bogenschütze Drona nicht bestehen konnte? Was tat der Sohn des Lehrers, oh Bulle unter den Männern, wodurch er plötzlich diese Macht hatte, eigenhändig all unsere Männer im Kampf zu töten?

Der Heilige sprach:
Der Sohn von Drona hat die Hilfe des höchsten aller Götter, des ewigen Mahadeva, gesucht. Nur damit war er fähig, eigenhändig diese große Schar der Krieger zu schlagen. Wenn Mahadeva befriedigt wird, kann er sogar Unsterblichkeit gewähren. Shiva kann solche Tapferkeit geben, das man sogar Indra abwehren könnte. Wahrlich, ich kenne Mahadeva, oh Stier der Bharatas! Ich kenne auch all seine verschiedenen Taten der Vergangenheit. Er, oh Bharata, ist der Anfang, die Mitte und das Ende aller Wesen. Dieses ganze Weltall handelt und bewegt sich durch seine Energie.

Als der mächtige Große Vater die Lebewesen erschaffen wollte, da sah er Rudra und beauftragte ihn: „Erschaffe unverzüglich die lebenden Wesen!“ So beauftragt, sprach Rudra mit den gelbbraunen Locken "So sei es!", und tauchte ins Wasser ein, wo er lange Zeit strengste Askese übte, weil er die Unvollkommenheit der Lebewesen kannte. Doch nachdem der Große Vater lange genug auf Rudra gewartet hatte, erschuf er durch seinen Willen ein anderes Wesen, um es zum Schöpfer der vielfältigen Geschöpfe zu machen. Als dieses Wesen Rudra im Wasser erblickte, sprach es zu seinem Vater: „Wenn es kein Geschöpf gibt, das vor mir geboren wurde, dann werde ich all die Geschöpfe erschaffen!“ Und sein Vater antwortete ihm: „Es gibt niemanden, der vor dir geboren wurde! Das ist nur Rudra, der unbeweglich im Wasser weilt. So geh und erschaffe die Geschöpfe ohne jede Furcht!” Daraufhin begann dieses Wesen die Geschöpfe zu entfalten, mit Daksha als Erstem, der zum Vater der vier Arten der Lebewesen wurde. Doch sobald sie geschaffen waren, oh König, wurden sie hungrig und fielen (aus Mangel an Nahrung) über ihren eigenen Vater her, um ihn zu verschlingen. Daraufhin begab sich das zweite Wesen, das Brahma geschaffen hatte, zu ihm und suchte dessen Schutz vor seiner eigenen Nachkommenschaft (bzw. Schöpfung). Und er sprach zum Großen Vater: „Oh Ruhmreicher, beschütze mich vor diesen Geschöpfen und bestimme ihnen ihre Nahrung!“ Daraufhin gab ihnen der Große Vater die Kräuter und andere Pflanzen als Speise und bestimmte auch den stärkeren Geschöpfen die schwächeren als Mittel zur Ernährung. Nachdem ihnen die Nahrung solcherart zugewiesen war, erreichten die neuerschaffenen Wesen all ihre gewünschten Ziele und fröhlich vervielfältigten sie sich durch Vereinigung mit ihrer jeweiligen Art. Nachdem sich die Geschöpfe vermehrt hatten und der Große Vater zufrieden war, erhob sich der Älteste aus dem Wasser und erblickte die lebendige Schöpfung. Er sah, daß die verschiedenen Arten der Wesen bereits erschaffen waren und daß sie sich durch ihre eigene Kraft vermehrt hatten. Bei diesem Anblick wurde Rudra zornig und versenkte sein Zeugungsorgan (Linga) in das Innere der Erde. Der unvergängliche Brahma besänftigte ihn daraufhin mit freundlichen Worten und sprach: „Oh Rudra, was hast du im Wasser solange getan? Und aus welchem Grund hast du dein Zeugungsorgan in das Innere der Erde versenkt?“ So befragt, antwortete dieser zornvolle Herr des Universums dem Brahma: „Jemand anders hat alle diese Lebewesen geschaffen! Welchen Zweck hätte mein Zeugungsorgan noch? Ich habe durch meine Askese, oh Großer Vater, die Nahrung für all diese Lebewesen hervorgebracht. Diese Kräuter und andere Pflanzen werden sich nun genauso vermehren, wie jene, die sich davon ernähren sollen!“ Nachdem Rudra diese Worte gesprochen hatte, ging er zornig und betrübt zum Fuß der Menjavat Berge, um strengste Entsagung zu üben.


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