Pushpak Mahabharata Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 5 - Kripas Beschwichtigungsversuch

Kripa sprach:
Eine Person, die der Vernunft beraubt ist und ihre Leidenschaften nicht unter Kontrolle hat, kann all die Gebote der Moral nicht verstehen, selbst wenn er pflichtbewußt seinen Vorgesetzten dient. Das ist meine Meinung. Ähnlich scheitert daran auch eine intelligente Person, die ohne Demut ist. Ein tapferer Mensch, dem dieses Verständnis fehlt, wird, selbst wenn er sein ganzes Leben einem Gelehrten dient, seine Aufgabe im Leben nicht erkennen, wie ein hölzerner Schöpflöffel die Suppe nicht schmecken kann. Der weise Mensch jedoch, selbst wenn er nur kurze Zeit einem Lehrer dient, wird seine Aufgabe verstehen, wie die Zunge die Suppe schmeckt (sobald er mit den Herausforderungen in Kontakt kommt). Der Intelligente, der seinen Vorgesetzten aufwartet und seine Leidenschaften zügelt, der kann alle Regeln der Moral ergründen und streitet nicht über das, was offensichtlich ist. Eine unbelehrbare und lasterhafte Person mit übelgesinnter Seele begeht dagegen viele Sünden auf der Suche nach ihrem Wohlergehen, indem sie das Schicksal mißachtet.

Wohlgesinnte bemühen sich stets, ihre Freunde von der Sünde zurückzuhalten. Wer sich belehren lassen kann, der wird Wohlstand gewinnen. Der Unbelehrbare dagegen wird viel Elend ernten. Wie eine verwirrte Person durch besänftigende Worte beruhigt wird, so sollte ein Freund von seinen Wohlgesinnten zurückgehalten werden. Wer sich auf diese Weise zügeln läßt, wird nicht zur Beute des Elends. Wenn ein kluger Freund eine übelgesinnte Tat vorhat, werden seine weisen Wohlgesinnten immer wieder bestrebt sein, ihn mit ganzer Macht zurückzuhalten. So setze dein Herz auf das, was wirklich nützlich ist und zügle dich selbst auf meine Bitte hin, oh Sohn, so daß du es später nicht bereuen mußt!

In dieser Welt wird das Töten von schlafenden Menschen entsprechend den Geboten der Moral nicht gelobt. Dasselbe gilt für jene, die ihre Waffen niedergelegt haben und vom Wagen oder den Rossen abgestiegen sind. Auch jene sollten nicht geschlagen werden, die sich ergeben und sagen „Ich bin dein!“, sowie die Verwirrten und jene, deren Tiere getötet oder Wagen zerbrochen sind. All die Panchalas werden heute nacht schlafen, oh Herr, ohne Rüstung und vertrauensvoll im Schlaf versunken, wie Tote. Der hinterlistig gesinnte Mensch, der auf diese Weise den Kampf sucht, wird sicherlich in eine tiefe und grenzenlose Hölle ohne jegliches Rettungsfloß versinken. In dieser Welt wirst du als einer der Besten Waffenkenner gefeiert. Du hast bis heute nicht die kleinste Übertretung begangen. Wenn sich die Sonne morgen früh erhebt und das Licht alles enthüllt, kannst du wie eine zweite Sonne an Glanz den Feind im Kampf überwinden. Doch eine solche tadelnswerte Tat, die für einen wie dich unmöglich ist, wird wie ein blutroter Punkt auf einer reinweißen Platte erscheinen. Das ist meine Meinung.

Darauf sprach Aswatthaman:
Zweifellos ist es so, wie du sagst, oh Onkel. Die Pandavas haben jedoch zuvor die Brücke der Gerechtigkeit in hundert Stücke zerbrochen. Vor den Augen aller Könige und auch vor deinen wurde mein Vater, nachdem er seine Waffen niedergelegt hatte, durch Dhrishtadyumna getötet. Auch Karna, dieser Erste der Wagenkrieger, wurde vom Träger des Gandiva getötet, nachdem das Rad seines Wagens im Schlamm versunken war, und er kampfunfähig wurde. Ähnlich wurde auch Bhishma, der Sohn von Shantanu, durch Arjuna mit Sikhandin als Schutzschild getötet, nachdem er seine Waffen niedergelegt hatte und wehrlos war. So fiel auch der mächtige Bogenschütze Bhurisrava, während er in das Praya Gelübde auf dem Schlachtfeld vertieft war, durch die Hand von Yuyudhana (Satyaki) unter den Protestrufen aller versammelten Könige. Schließlich wurde sogar Duryodhana, der sich mit Bhima im Keulenkampf traft, vor den Augen der versammelten Herren der Erde unfair geschlagen. Der König war ganz allein inmitten einer Vielzahl der mächtigsten Wagenkrieger um ihn herum. Unter solchen Umständen wurde dieser Tiger unter den Männern durch Bhimasena ermordet. Die Wehklagen des Königs, als er hingestreckt mit gebrochenen Schenkeln auf der Erde lag, die ich von den Boten gehört habe, zerreißen mir das Innerste meines Herzens. Es sind die ungerechten und sündhaften Panchalas, welche die Grenzen der Tugend gebrochen haben! Warum tadelst du nicht sie, die alle Gebote verletzten? Wenn ich die Panchalas, diese Mörder meines Vaters, in dieser Nacht schlagen kann, während sie im Schlaf versunken sind, sorge ich mich nicht um eine Wiedergeburt als Wurm oder geflügeltes Insekt. Mein Entschluß drängt mich unaufhaltsam zur Tat. Von ihm getrieben, wie könnte ich Schlaf und Frieden finden? Es gibt wohl keinen Menschen in dieser Welt, noch wird es je einen geben, der mich von diesem Entschluß abbringen könnte, den ich zu ihrem Untergang gefaßt habe.

Sanjaya fuhr fort:
Nachdem er diese Worte gesprochen hatte, oh Monarch, spannte der tapfere Sohn von Drona die Rosse vor seinen Wagen, um in Richtung seiner Feinde aufzubrechen. Da sprachen Kritavarman und der Sohn von Saradwat, diese Hochbeseelten, zu ihm:
Warum spannst du jetzt die Rosse vor deinen Wagen? Was hast du vor? Wir sind entschlossen, dich morgen früh zu begleiten, oh Bulle unter den Männern! Wir halten zu dir in Wohl und Weh. Du solltest uns nicht mißtrauen!

Doch in Erinnerung an den Tod seines Vaters sprach Aswatthaman voller Zorn erneut von seinem Entschluß, den er nun vollbringen wollte:
Als mein Vater, nachdem er hunderte und tausende Krieger mit scharfen Pfeilen geschlagen hatte, seine Waffen niederlegte, wurde er von Dhrishtadyumna getötet. Ich werde diesen Mörder heute unter ähnlichen Umständen töten, nämlich wenn er seine Rüstung abgelegt hat. Der sündhafte Sohn des Königs der Panchalas wird heute ebenfalls durch eine sündhafte Tat fallen. Es ist mein Entschluß, diesen sündhaften Prinzen der Panchalas wie ein Tier auf solche Art und Weise zu töten, daß er nicht in die hohen Bereiche gelangen kann, die von den Gefallenen im Kampf verdient werden. So legt unverzüglich eure Rüstungen an und ergreift eure Bögen und Schwerter, um mir zu helfen, oh ihr Ersten der Wagenkrieger und Feindevernichter!

So sprach Aswatthaman, bestieg seinen Wagen und brach in Richtung seiner Feinde auf. Und Kripa und Kritavarman aus dem Satwata Stamm folgten ihm, oh König. Während diese drei gegen den Feind aufbrachen, erschienen sie wie drei aufflammende Feuer in einem Opfer, das mit geklärter Butter genährt wurde. So fuhren sie, oh Herr, zum Lager der Panchalas, wo alle schliefen. Doch als sie sich dem Tor näherten, hielt der Sohn von Drona, der mächtige Wagenkrieger, noch einmal inne.


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