Pushpak Mahabharata Buch 10Zurück WeiterNews

Kapitel 2 - Die Antwort von Kripa

Kripa sprach:
Wir haben alles gehört, was du gesprochen hast, oh Mächtiger. So höre nun auch einige Worte von mir, oh Starkarmiger. Alle Menschen sind zwei Kräften unterworfen und werden von ihnen regiert, das Schicksal und die persönliche Anstrengung. Nichts ist mächtiger als diese beiden. Unsere Taten sind weder allein durch das Schicksal noch allein durch die Anstrengung erfolgreich, oh Bester der Männer. Der Erfolg kommt aus der Verbindung dieser zwei. Alle Ziele, die hohen und die niederen, sind von diesem Paar abhängig. In der ganzen Welt sieht man die Menschen durch diese beiden ihre Taten vollbringen oder vermeiden. Welche Frucht kann ein Samen auf blankem Felsen bringen? Und welche Frucht in kultivierter Erde? Anstrengung, wo das Schicksal ungünstig ist, oder fehlende Anstrengung, wo das Schicksal günstig ist, sind beide unfruchtbar. Das ist die Wirklichkeit dieser Welt. Wenn der Regen ein wohlbestelltes Feld befeuchtet, bringt der Samen großen Ertrag. Das ist das Wesen des menschlichen Erfolges. Manchmal wirkt das Schicksal auch wie von selbst in einem bestimmten Lauf der Taten (ohne auf persönliche Anstrengung zu warten). Trotzdem stützt sich der Weise mithilfe seiner Erfahrung auf die Anstrengung. Denn schließlich werden alle Ziele der menschlichen Taten mithilfe dieser beiden gemeinsam vollbracht, oh Bulle unter den Männern. Unter ihrem Einfluß sieht man die Menschen kämpfen oder zurückweichen. Man sollte stets Zuflucht zur Anstrengung nehmen, die durch das Schicksal erfolgreich sein kann. Es ist die Wirkung des Schicksals, daß eine Person, die sich zu einem Werk entschließt, abhängig von der Anstrengung zum Erfolg gelangt. Die beste Anstrengung jedoch, selbst eines fähigen Menschen, ist ohne die Unterstützung des Schicksals erfolglos und unfruchtbar, wie man überall in der Welt sehen kann. Deshalb mißachten nur die Müßigen und Dummen unter den Menschen die eigene Anstrengung. Ein Weiser wird niemals so denken.

Im allgemeinen ist keine Handlung in dieser Welt völlig frucht- und wirkungslos. Selbst das Verweigern einer Handlung kann ernstes Leiden bewirken, wie man oft sieht. Es gibt wohl keine Person, die etwas auf sich hält und ganz ohne irgendwelche Anstrengung wäre, wie es auch keine gibt, die nichts auf sich hält und voller Anstrengung ist. Wer handelt, kann sein Leben bewahren. Wer jedoch faul und träge ist, wird keinerlei Glück finden. In dieser Menschenwelt sieht man gewöhnlich, wie die Menschen in allen Handlungen vom Wunsch nach ihrem Wohlergehen getragen werden. Wer sich dem Handeln widmet, um ein Ziel zu erreichen, ist in keiner Weise tadelnswert, sei er erfolgreich oder nicht. Wer dagegen in der Welt die luxuriösen Früchte der Handlungen genießt, aber faul und träge ist, der erntet Spott und wird getadelt oder sogar gehaßt. Wer die Gesetze der Handlungen mißachtet und anders lebt, gilt als ein Mensch, der sich selbst verletzt. Das lehren die Weisen.

Anstrengungen können durch zwei Gründe erfolglos sein: Schicksal ohne Anstrengung und Anstrengung ohne Schicksal. Ohne Anstrengung ist keine Tat in dieser Welt erfolgreich. Wer dagegen dem Handeln gewidmet ist, Erfahrung sammelt und mit Verneigung vor den Göttern seine Ziele zu erreichen sucht, der ist nie verloren. Dasselbe gilt für den, der durch rechten Dienst an den Altehrwürdigen nach Erfolg strebt, indem er sie befragt, was zu seinem Guten ist, und ihren wohlwollenden Ratschlägen folgt. Die Menschen, die vom Alter erprobt wurden, sollten stets als Vorbild dienen und befragt werden, wenn man sich einem Werk widmet. Diese Menschen sind die unfehlbare Wurzel der rechten Mittel, denn der Erfolg ist von den Mitteln abhängig. Wer sich dem Werk zuwendet, nachdem er den Rat der Alten angehört hat, erntet bald reiche Früchte aus seiner Anstrengung. Wer jedoch ohne Verehrung und Respekt vor den Alterfahrenen seine Ziele verfolgt, getrieben durch Leidenschaft, Wut, Angst und Habgier, verliert bald seinen Wohlstand.

Dieser Duryodhana, der von Habgier befleckt, vom Stolz ergriffen und der Weitsicht beraubt ist, hatte ohne einen Rat anzunehmen in seiner Unwissenheit ein undurchdachtes Projekt verfolgt. Er hatte alle Wohlgesinnten ignoriert und sich von den Übelgesinnten leiten lassen, und trotz aller Mahnungen die Feindschaft mit den Pandavas gesucht, die ihm in allen Tugenden überlegen sind. Er war von Anfang an höchst übelgesinnt und konnte sich nicht zurückhalten. Die Bitten seiner wahren Freunde hat er in den Wind geschlagen. So brennt er jetzt im Leiden inmitten dieser Katastrophe. Und weil wir diesem sündhaften Übeltäter gefolgt sind, deshalb hat auch uns diese große Katastrophe eingeholt, die meine ganze Vernunft verbrennt. Überwältigt von bohrenden Gedanken, kann ich nicht mehr sehen, was zu unserem Wohl ist! Ein Mensch, der verwirrt ist, sollte den Rat seiner Freunde suchen. In solchen Freunden hat er seine Vernunft, seine Demut und seinen Wohlstand. Sie sollten die Wurzel all seiner Handlungen sein. Man sollte das tun, was die weisen Freunde vernünftigerweise raten. So laßt uns deshalb zu Dhritarashtra und Gandhari sowie dem hochbeseelten Vidura gehen und sie fragen, was wir tun sollen. Von uns befragt, werden sie sagen, was auch langfristig zu unserem Wohlergehen ist. Dann sollten wir ihrem Rat folgen. Das ist meine Überzeugung. Jene Menschen, deren Taten auch nach solcher Anstrengung nicht erfolgreich sind, können zweifellos als vom Schicksal verdammt betrachtet werden.


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