Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 163 - Kunti beruhigt ihre Gastfamilie

Da sprach Kunti:
Weine nicht, oh Brahmane, und fürchte nicht länger die Gefahr. Ich sehe einen Weg, dich vor dem Rakshasa zu retten. Du hast nur einen Sohn, der auch noch sehr jung ist. Und du hast nur eine Tochter, auch sie ist jung und hilflos. Ich möchte nicht, daß einer der beiden, deine Frau oder du selbst zum Rakshasa gehen muß. Ich habe fünf Söhne, oh Brahmane. Laß einen von ihnen an deiner statt den Tribut zum Rakshasa tragen.

Der Brahmane erwiderte:
Niemals werde ich dies auf mich nehmen, um mein eigenes Leben zu retten. Ich werde niemals das Leben eines Brahmanen oder eines Gastes opfern, um mich selbst zu retten. Selbst Menschen von niederer Herkunft oder Sünder lehnen so etwas ab. Man sagt, daß man sich selbst und seine Kinder für einen Brahmanen opfern sollte. Ich erachte diesen Rat als hervorragend und folge ihm gern. Wenn ich zwischen dem Tod eines Brahmanen und meinem eigenen Tod wählen müßte, würde ich meinen eigenen vorziehen. Das Töten eines Brahmanen ist die höchste Sünde. Dafür gibt es keine Sühne. Ich denke, es ist besser, widerwillig sich selbst, als widerwillig einen Brahmanen zu opfern. Oh gesegnete Dame, wenn ich mich selbst opfere, werde ich nicht der Selbstzerstörung schuldig. Keine Sünde kann an mir haften, wenn ein anderer mein Leben nimmt. Doch wenn ich bewußt dem Tod eines Brahmanen zustimme, wäre dies eine grausame und sündige Tat, deren Konsequenzen ich niemals entkommen könnte. Die Gelehrten haben gesagt, daß das Verstoßen eines Menschen, der zu deinem Haus kam und deinen Schutz suchte, und das Töten eines Menschen, der den Tod durch deine Hand suchte, grausam und sündhaft sind. Und die Ruhmreichen unter jenen, die sich mit den erlaubten Mitteln in Notsituationen auskennen, haben gesagt, daß man unter keinen Umständen eine grausame und verurteilenswerte Handlung begehen sollte. Es ist wohl gut, daß ich bald mit meinem Weib sterben werde. Niemals würde ich den Tod eines Brahmanen gutheißen.

Kunti sprach:
Auch ich bin der festen Überzeugung, daß Brahmanen immer beschützt werden müssen. Und auch für mich gilt: Und wenn ich hundert Söhne hätte, wäre mir keiner lieber als meine fünf. Doch dieser Rakshasa wird nicht in der Lage sein, meinen Sohn zu töten. Denn dieser Sohn von mir verfügt über große Macht und Energie, und er ist geübt in Mantras. Er wird dem Rakshasa treulich die Nahrung bringen, und sich selbst retten. Das weiß ich sicher. Ich habe meinen heldenhaften Sohn schon mit gewaltigen Rakshasas mit riesigen Leibern kämpfen sehen, und immer wurden sie von ihm getötet. Doch, oh Brahmane, erzähle dies niemanden. Denn wenn seine Macht bekannt wird, werden die Menschen meine Söhne aus Gier nach dieser Macht ständig verfolgen. Aber die Weisen haben gesagt, wenn mein Sohn ohne Erlaubnis seines Lehrers dieses Wissen an irgend jemanden weitergibt, dann wird er nicht länger davon Gebrauch machen können.

Vaisampayana erzählte weiter:
Nach diesen Worten wurden der Brahmane und seine Frau wieder fröhlich, und erleichtert stimmten sie Kuntis nektargleichem Vorschlag zu. Dann begab sich Kunti mit dem Brahmanen zu Bhima, dem Sohn von Vayu, und baten ihn, die schwere Tat zu vollbringen. Und Bhima antwortete: „So sei es.“


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