Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 73 - Die Vermählung von Dushmanta und Shakuntala

Da sagte Dushmanta:
Alles, was du mir erzählt hast, oh gesegnete Prinzessin, war wohlgesprochen. Sei mein Weib, du Schöne! Was soll ich für dich tun? Ich gebe dir noch heute goldene Kränze, Kleidung, goldene Ohrringe, die weißesten und edelsten Perlen aus den verschiedensten Ländern, Edelsteine und feinste Tücher. Laß noch heute mein ganzes Königreich dein sein, du Schöne. Komm zu mir. Vermähle dich mit mir, du Reizende und Zarte, nach Art der Gandharvas. Oh du mit den schwellenden Schenkeln, von allen Arten der Heirat, wird die Gandharva Art als die Beste angesehen.

Shakuntala erwiderte auf seine Worte:
Oh König, mein Vater verließ die Einsiedelei, um Früchte zu sammeln. Warte nur einen Augenblick, und er wird mich dir übergeben.

Doch Dushmanta sagte:
Ach du Schöne und Makellose, ich wünsche mir deine Gesellschaft. Wisse, daß ich für dich lebe und mein Herz in dir schlägt. Und man ist gewiß sein eigener Freund und hängt von sich selbst ab. Daher kannst du dich, gemäß der Tradition, mir selbst übergeben. Es gibt acht Arten der Heirat. Es sind dies Brahma, Daiva, Arsha, Prajapatya, Asura, Gandharva, Rakshasa und Paishacha als die achte. Der Sohn des selbsterschaffenen Brahma, Manu, sprach davon, welche von ihnen für die verschiedenen Kasten passend sind. Also wisse, du Makellose, daß die ersten vier für Brahmanen und die ersten sechs für Kshatriyas geeignet sind. Für Könige ist sogar die Rakshasa Art erlaubt. Die Asura Heirat paßt für Vaisyas und Shudras. Von den ersten fünf sind drei passend und zwei unpassend, denn die Paishacha und die Asura Heirat sollten niemals praktiziert werden. Dies sagen die Gebote der Tugend, und wir sollten ihnen folgen. Die Gandharva und die Rakshasa Heirat sind für Kshatriyas üblich. Und daher sei unbesorgt. Es gibt nicht den geringsten Zweifel darüber, daß wir heiraten dürfen, sei es nun gemäß einer der beiden letztgenannten Heiratsformen oder eine Mischung aus beiden. Oh du mit dem allerschönsten Antlitz, ich bin voller Verlangen, und du bist in ähnlicher Verfassung. Sei meine Frau nach Art der Gandharvas.

Shakuntala hatte aufmerksam gelauscht und antwortete:
Oh du Bester der Pauravas, wenn dies in den religiösen Schriften steht und erlaubt ist, und ich wirklich über mich selbst verfügen kann, dann höre meine Bedingung. Versprich mir aufrichtig, hier an diesen einsamen Ort und nur unter uns beiden, daß du mir geben wirst, wonach ich verlange. Der Sohn, den ich von dir empfangen werde, soll dein Thronerbe sein. Dies ist mein fester Entschluß, oh König. Wenn du mir dies gewährst, oh Dushmanta, dann wird unsere Vereinigung stattfinden.

Vaisampayana fuhr fort:
Ohne weiter zu überlegen antwortet ihr der Monarch sofort: „So sei es. Ich werde dich sogar, oh du mit dem angenehmen Lächeln, in meine Hauptstadt mitnehmen. Ich sage dir die Wahrheit, denn du Schöne, verdienst es.“ Sprach's und vermählte sich mit der schönen Shakuntala mit dem anmutigen Gang. Und auch Shakuntala betrachtete ihn nun als ihren Ehemann. Dann versicherte er ihr seine Absicht wieder und wieder: „Ich werde meine vierfache Armee als deine Eskorte senden. Ja, so werde ich dich in meine Hauptstadt holen, oh du mit dem süßen Lächeln.“ Nun, oh Janamejaya, nach diesen wiederholten Versprechungen ging der König fort. Als er sich auf den Heimweg begab, fiel ihm der Rishi Kanwa ein und er fragte sich: „Was wird der ruhmreiche Asket sagen, wenn er alles erfährt?“ Darüber nachsinnend, kehrte er in seine Hauptstadt zurück.

Kurz nachdem der König gegangen war, kam Kanwa nach Hause. Doch Shakuntala traute sich vor Scham nicht aus dem Haus, ihn zu begrüßen. Der große Asket mit dem spirituellen Wissen wußte jedoch um alles. Seine spirituelle Sicht ließ ihn alles erfahren, und der Ruhmreiche sprach erfreut zu seiner Tochter: „Oh du Liebreizende, was du heute im Geheimen und ohne auf mich zu warten getan hast, diese Vereinigung mit einem Mann, hat deine Tugend nicht zerstört. Tatsächlich wird gesagt, daß die Vereinigung einer bereitwilligen Frau mit einem verlangenden Mann auf Gandharva Art und ohne jegliche Mantras die Beste für einen Kshatriya sei. Dieser Beste der Männer, König Dushmanta, ist außerdem hochbeseelt und tugendhaft. Du, oh Shakuntala, hast ihn als deinen Ehegatten akzeptiert. Der Sohn, dem du das Leben schenken wirst, wird mächtig und ruhmreich in dieser Welt sein. Und er wird seine Herrschaft über die ganze Erde ausdehnen bis zu den sie umgrenzenden Meeren. Die Heereskräfte dieses ruhmreichen Königs der Könige werden für Feinde unwiderstehlich sein.“ Da trat Shakuntala zu ihrem ermatteten Vater und wusch ihm die Füße. Sie nahm ihm seine Bürde ab und legte die Früchte ordentlich hin. Dann sprach sie zu ihm: „Oh Vater, bitte erweise Dushmanta nebst seinen Ministern deine Gunst, denn ich wählte ihn zu meinem Gatten.“ Kanwa erwiderte: „Oh du mit dem schönen Gesicht, um deinetwillen bin ich geneigt, ihn zu segnen. So empfange von mir die Gabe, welche du wünschst, oh Gesegnete.“ Da wünschte sich Shakuntala, ihrem Ehemann Dushmanta Gutes zu tun, und bat darum, daß die Paurava Könige allseits tugendhaft sein mögen und niemals ihren Thron verlieren sollten.


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