Vaisampayana sprach:
Die vedischen Texte sagen, daß dieses ganze Universum von Brahma wie ein goldenes Ei existiert. Am Ende der tausend Mahayugas zerbricht der Herr das Ei am oberen Ende, und um die Welt zu erneuern, zerbricht er auch den unteren Teil. Der Herr und Schöpfer der Welt, der alle Lokas kennt, teilt dieses Ei immer wieder in acht Regionen. Die Luftblase an der Oberseite des Eis wurde zum Himmel, das Ziel für all jene, die tugendhaft handeln. Auf der anderen Seite entstand die Unterwelt (Rasatala bzw. Hölle). Die Region unterhalb der Götterregion (Satyaloka) teilte der Herr in acht Haupt- und Nebenhimmelsrichtungen und diese wiederum in zwei (oben und unten, die zehn Richtungen des Raumes). Aus den farblichen Schattierungen der Eierschale wurden die verschiedenen Wolken, und das goldfarbene Eigelb wurde zur Erde. Und wie die Welt während der universalen Auflösung vom Ozean bedeckt wird, so wird auch im Ei die Erde von Wasser umgeben. Wo immer das Wasser, das für den Himmel geschaffen wurde, die Erde berührte, wuchsen goldene Berge. Dieses Wasser erfüllte in allen Richtungen den Raum zwischen Himmel und Erde, wo sich die goldenen Berge formten. Damit wurde die Erde immer fester und grober. Belastet von den Bergen, die sich über viele Yojanas erstreckten, wurde sie zunehmend schwerer. Und immer weiter floß das strahlende, heilige und reine Wasser in goldenen Adern auf die Erde, das in seinem Wesen Narayana ist. Bald konnte sie diese Last vom Herrn der Welt nicht mehr ertragen und begann, in die niedere Region der Unterwelt zu sinken. Als Vishnu, der Madhu Vernichter, die Erde versinken sah, entschied er sich zum Wohle aller Wesen, sie zu erheben.
Der Herr sprach:
Bedrückt von meiner Energie versinkt die tugendhafte Göttin Erde in die Unterwelt (Rasatala), wie eine hilflose Kuh im Sumpf.
Darauf sprach die Erde:
Verehrung dem Höchsten der Männer, der über grenzenlose Kraft verfügt und mit drei Schritten die ganze Welt erobert hat, der das mystische Srivatsa auf seiner Brust trägt, dem Menschlöwen und Vierarmigen, der mit Bogen, Diskus, Schwert und Keule bewaffnet ist. Oh Herr, du bist die Höchste Seele des ganzen Universums, der Schöpfer, Beschützer und Zerstörer aller körperlichen Wesen der Welt. Nur weil du diese Welt trägst, kann ich durch deine Gunst die Geschöpfe tragen. Was du nicht trägst, kann auch ich nicht tragen. Du bist der Träger von Allem. Oh Narayana, in jedem Zeitalter erleichterst du zum Wohl der Welt meine Last. Von deiner Energie bedrängt drohe ich in die Unterwelt zu versinken. So suche ich Zuflucht bei dir. Bitte rette mich, oh Erster der Götter! Wenn ich von übelgesinnten Dämonen und Rakshasas bedrückt werde, dann suche ich deinen Schutz, denn du bist der Ewige und Wahre! Wenn mein Geist von Angst ergriffen wird, dann bete ich immer wieder zu dir, dem mächtigen Bullen, und suche Zuflucht.
Und der Herr antwortete:
Oh Erde, fürchte dich nicht! Zügle deinen Geist und über dich in Geduld. Wie du es wünschst, werde ich dich an den rechten Ort bringen.
Daraufhin bedachte der Höchste Herr in seinem Geist eine himmlische Form und überlegte:
In welcher Gestalt sollte ich die Erde aus dem Wasser hervorheben? In welcher Gestalt kann ich sie retten?
Da dachte der Herr, der sich im Wasser erfreut, an die Gestalt eines Ebers (Varaha). So entschloß sich Hari, der Träger aller Geschöpfe, die Erde hervorzuheben. Diese Gestalt, die in der Welt bekannt ist, übertraf alles Bisherige. Der Eber war über zehn Yojanas lang und hundert Yojanas hoch. Er erschien wie eine dunkelblaue Wolke, und seine Stimme war wie der Donner. Er war stark wie ein Bergmassiv und hatte leuchtendweiße Hauer. Er übertraf den Glanz des Blitzes und die Strahlen der Sonne. Er hatte breite und mächtige Schultern. Sein Gang glich einem stolzen Tiger. Sein Rücken war gewölbt, und er trug alle Zeichen eines gewaltigen Stiers. So nahm Hari die Gestalt eines riesigen Ebers an und stieg in die Unterwelt, um die Erde hervorzuheben. Seine Füße waren die Veden, seine Hauer die Opferpfähle, seine Zähne die Opfer, sein Mund der Opferplatz, seine Zunge das Opferfeuer, sein Fell des Kusha Gras und sein Kopf der Oberpriester. Die Augen von diesem Ersten der Yogis waren Tag und Nacht, sein Schmuck waren die Zweige der Veden und andere heilige Schriften, seine Nase die Opferbutter, seine Nasenlöcher die Opferlöffel und sein tiefes Grunzen die Rezitation des Saman Veda. Er war eine Verkörperung von Wahrheit und Dharma. Der gewaltige Körper erstrahlte in göttlicher Würde und war mit größter Kraft und Beweglichkeit begabt. Seine Hufe waren die Bußübungen, die Knie die Opfergaben, seine Eingeweide die Opferverse, sein Penis die Opferhandlung, sein Samen die Früchte und Heilkräuter, sein Lebensatem die Seele und sein Anus die Mantras. So erschien der Mächtige. Sein Blut war der Soma Trank, seine Schulter der Opferaltar, sein Atem der Weihrauch, seine schnelle Bewegung die Opfergabe an die Götter und Ahnen (Havya und Kavya), sein Körper der Raum, wo sich die Teilnehmer des Opfers versammeln, seine strahlende Herrlichkeit waren die Initiationen zum Opfer, und sein Herz war der Opferlohn (das Dakshina). So erschien der große Yogi als ein Wesen des Opfers. Seine Lippen waren die ergänzenden Riten, sein Nabel die Pravargya Riten, sein Weg die verschiedenen vedischen Metren, seine Hinterbacken die heiligen Upanishaden, und sein Schatten im Wasser war seine Gattin. Er erstrahlte so gewaltig wie der Gipfel des Berges Meru. Auf diese Weise nahm der Herr und Meister der Welt die Gestalt des Opfer-Ebers an und begab sich in die Region der Unterwelt. Dort erblickte er die Erde von einer riesigen Menge an Wasser bedeckt. So betrat der Herr die Unterwelt Rasatala und hob die versunkene Erde mit seinen Hauern zum Wohle der Welt hervor. Dann setzte er sie wieder an ihren angestammten Platz, gab sie (über dem Wasser) frei und wurde durch seine Energie zum Erhalter der Erde. Und weil der Herr selbst die Erde stützt, erreichte sie große Zufriedenheit (wurde zum Symbol der Geduld), verneigt sich vor Vishnu und verehrt ihn.
Das war die Geschichte, wie der Herr des Universums zum Wohlergehen aller Wesen die Gestalt eines Opfer-Ebers angenommen hatte und die Göttin Erde hervorhob. Und nachdem dieser Erste der Götter die Erde aus der Unterwelt gehoben hatte, richtete er seinen Willen darauf, die Welt in verschiedene Bereiche aufzuteilen. Wahrlich, so nahm der ruhmreiche, alldurchdringende, unvergleichlich mächtige und ewige Herr die Gestalt eine riesigen Ebers an und hob die ganze Erde mit nur einem seiner Hauer zum Wohlergehen der Welt aus dem Wasser hervor.