Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.32. Rudra und das Opfer von Daksha

Vaisampayana sprach:
Oh Bharata, daraufhin erfreuten sich alle in Frieden und ein Königreich des Wohlstandes wurde aufgerichtet. Damals gab es keinen geistigen Unterschied zwischen Göttern und Menschen. Sie lebten vereint miteinander und pflegten die Erkenntnis des Selbst. So nahmen die Götter auch alle Opfer von den Menschen bereitwillig an.

In jenen Tagen wollte der Stammvater Daksha, der Sohn der Prachetas, ein großes Pferdeopfer durchführen, und der göttliche Lehrer Vrihaspati erschien persönlich zusammen mit den Rishis zur Initiation. Doch in diesem Opfer kam es zum Streit zwischen Daksha und Rudra, dem sein Opferanteil vorenthalten wurde. Denn aus Unwissenheit wurden in diesem Opfer weder Rudra noch der höchst tugendhafte Nandi eingeladen. So kam er mit Nandi, der eine Verkörperung von Rudra war und auf Wunsch seines Herrn in menschlicher Gestalt erschien, um dieses Opfer zu behindern. Als die heiligen Mantras von den Rishis rezitiert wurden und das unvergängliche Opfer vollbracht werden sollte, stürzte Rudra mit seiner schrecklichen Geisterschar über den Opferplatz her. Sie erschienen mit riesigen Augen und dicken Bäuchen, waren groß wie Riesen oder klein wie Zwerge, mit wilden Haaren oder kahlen Köpfen, mit drei Augen oder spitzen Ohren, in Bast oder Tierfelle gekleidet, mit schweren Keulen oder scharfen Schwertern bewaffnet und mit Armbändern, goldenen Ohrringen und Gürteln aus Schilf geschmückt. Sie schlugen verschiedene Trommeln und bliesen Muschelhörner oder Trompeten. Der große Gott trug den Bogen Pinaka, Muschel, Trommel und den schrecklichen Dreizack. Er erschien inmitten dieses Opfers wie der Tod selbst oder das lodernde Feuer zur Auflösung des Universums. So zerstörte Shiva zusammen mit Nandi das höchst ausgezeichnete Opfer wie zum Untergang der Welt. Schnell überwältigten sie alle Beteiligten, und ihre Schläge waren vernichtend wie am Ende der Yugas. Die Wanderer der Nacht schlugen Terror in die Herzen der Munis, die Bastkleider und Tierfelle trugen. Sie stürmten mit zornesroten Augen voran, um die Opferpfähle zu entwurzeln, leckten mit ihren Zungen die Opferbutter, verschlangen mit aufgerissenem Rachen das Opferfleisch und erschlugen mit den Pfählen die Opfertiere. Andere schütteten Wasser in die Opferfeuer und lachten laut und schrecklich. Mit blutroten Augen raubten sie den Soma Trank und zerstreuten mit ihren Händen, so groß wie Lotusblätter, das Kusha Gras. Sie zerbrachen die Gefäße mit den Opfergaben und dem geheiligten Wasser und entwurzelten die goldenen Bäume, die das Opfer schmücken sollten. Sie zerschlugen die Altäre, aßen die Reisbällchen und zerbrachen die Feuerhölzer und anderen Opferutensilien oder zerkratzen sie mit ihren scharfen Nägeln. So wurde das große Opfer über den Tag bis in die Nacht gequält, und es begann zu stöhnen, wie der aufgewühlte Ozean. Da ergriff Rudra den mächtigen Bogen aus Kichaka Bambus, der ihm von Brahma verliehen worden war, und zielte mit einem Pfeil auf das Opfer. Wie ein Jäger spannte er den Bogen und verwundete das Opfer, das nun wie ein Reh mit lautem Schrei aufsprang und flüchtete. Doch von seinen Pfeilen verfolgt konnte es auf Erden nirgendwo Schutz finden. So erhob es sich schwer verletzt in den Himmel und suchte bei Brahma Zuflucht. Und Brahma sprach mit freundlichen und gewichtigen Worten zum Opfer, das wie ein Reh geflüchtet war:
Oh großes Opfer, du wurdest vom dreiknotigen Pfeil des Gottes durchbohrt und besiegt. So wirst du im Himmel bleiben müssen. Hier sollst du vereint mit Rudra und dem ewigen Soma (dem Mond) als Heim der Planeten leben (als Mrigasira Nakshatra, auch „Rehkopf“ im Orion). Du wirst mit den funkelnden Sternen verbunden sein und deinen ewigen Lauf um den Himmelspol (Dhruva) nehmen. Und das himmlische Blut, das auf deinem Weg durch den Himmel aus deinen Wunden tropfte, wird verschiedene Farben hervorbringen und in der Region von Ketu (dem weißen Planeten) berühmt werden. Während der Regenzeit soll es für die Geschöpfe ein Wahrzeichen des Regens werden, und der Anblick soll ihnen Hoffnung und Gottesfurcht schenken. Auf ewig soll es die Sinne erfreuen und in der Welt als Regenbogen von Indra gefeiert werden. Oh König, die Menschen werden voller Bewunderung ihre Augen zum Himmel erheben. Es wird ein wunderbarer Anblick sein, ein lebendiger und vollkommener Ausdruck des Geistes von Brahma. Dieser Regenbogen wird nur im Licht des frühen oder späten Tages erscheinen und niemals in der Nacht. Er wird sich von der Erde bis in den Himmel erheben.

So sprach Brahma, und wie das Opfer selbst, so flohen auch die Beschützer von Dakshas Opfers vor Rudra in alle Richtungen davon. Nandi stand umgeben von der Geisterschar mit dem Bogen Pinaka in der Hand, wie das Zepter von Brahma am Ende der Welt. Gegenüber erhob sich der mächtige Vishnu mit Bogen, Diskus, Muschelhorn und Keule in seinen vier Händen und stellte sich dem Kampf mit Rudra. Hinter ihm sammelten sich die himmlischen Heerscharen, und Vishnu erschien mit erhobenen Waffen, Fingerschutz und Rüstung so strahlend wie der von Wolken umgebene Vollmond. Die strahlenden Götter und Vasus standen auf Seiten von Vishnu, während die Maruts und Viswadevas Rudra unterstützten. Die Gandharvas, Kinnaras, Nagas, Yakshas und Rishis entsagten dem Kampf und wünschten beiden Seiten Gutes. Sie rezitierten die Namen Gottes zum Wohlergehen aller Welten und für universalen Frieden. Dann attackierte Rudra an der Spitze des Kampfes Brust und Gelenke von Vishnu mit scharfen Pfeilen. Doch Vishnu, die Seele und der Urgrund von allem, schwankte nicht. Obwohl er die sechs Sinne besaß, wurde sein Geist nicht vom Zorn erfaßt. Gelassen spannte er seinen Bogen, zielte und schoß im gleichen Moment einen Pfeil, wie das Zepter von Brahma, auf die Brust von Rudra. Doch wie der Berg Mandara vom Donnerblitz unberührt bleibt, so wurde auch Rudra von diesem Pfeil nicht erschüttert. Daraufhin sprang Vishnu blitzschnell auf und ergriff die Kehle von Rudra. Seitdem wird dieser Gott auch der „Blaukehlige“ („Nilakantha“) genannt. Da sprach Rudra:
Oh ewiger Gott ohne Geburt und Tod, vergib mir! Du bist der Meister aller Geschöpfe und Gesetze. Ich erkenne dich!

Oh Nachkomme des Bharata, der Herr ist der Handelnde in allen Taten und durch seine Grenzenlosigkeit das höchste aller Wesen. Er ist die erste Ursache des Universums und das Universum selbst. So vollbringt er alle vorzüglichen Werke. Daraufhin hörte man vom Himmel herab die wundervollen Worte aus dem Mund der Siddhas: „Verehrung dir, oh ewige Gottheit!“ Bei diesen Worten hob der mächtige Nandi den Bogen Pinaka und schlug ihn auf das Haupt von Vishnu. Da richtete der alldurchdringende Herr seinen lächelnden Blick auf Nandi, der sogleich erstarrte und sich nicht mehr bewegen konnte. So stand in diesem Kampf Vishnu, der dem Leben das Höchste geben kann, voller Vergebung und in seiner eigenen Energie strahlend, wie ein unbesiegbarer Berg. Obwohl der ewige, unvergleichliche und unschlagbare Hari so mächtig wie das Feuer der universalen Auflösung war, zeigte er sein gütiges Wesen, war zufrieden und gewährte dem weisen Rudra einen Anteil am Opfer. Damit richtete Vishnu, der Erste der Götter, der frei von jeglicher Begierde voller Tugend und Gerechtigkeit ist, das heilige Opfer auf Erden wieder auf und gab allen Göttern ihren Platz, wie es dem Dharma entspricht.

Oh König, das ist die Geschichte, die man über den Kampf zwischen Vishnu und Rudra erzählt, wie das große Opfer von Daksha behindert und schließlich gerettet wurde. Das wahre Opfer ist unvergänglich und ein Segen für alle lebenden Wesen. Durch die Gnade von Vishnu konnte der Stammvater Daksha seine Unwissenheit überwinden und empfing die heiligen Früchte des Opfers.

Diese ganze Geschichte über die Lotusverkörperung des Großen Vishnus in Pushkara wurde ursprünglich vom inselgeborenen Vyasa erzählt, und ich habe sie dir wiederholt. Wer sie mit Achtsamkeit hört, kann sich alle Wünsche in dieser Welt erfüllen und Glückseligkeit in der kommenden erreichen. Der Gelehrte, der sie gereinigt und selbstgezügelt vor Brahmanen rezitiert, erreicht das Verdienst geistigen Studiums und das Lob in der Welt der Götter.


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