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3.133. Die Geschichte vom Untergang Tripuras

Janamejaya sprach:
Oh Brahmane, bitte erzähle mir noch die Geschichte, wie der dreiäugige Gott die drei Festungen der Dämonen zerstörte, die durch den Himmel fliegen konnten.

Und Vaisampayana sprach:
Oh König, höre ausführlich die Geschichte, nach der du mich gefragt hast. Shiva verbrannte damals mit drei wohlvereinten Pfeilen diese heldenhaften Dämonen, die mit übernatürlicher Kraft begabt waren und durch ihren Stolz den Wesen großes Leiden brachten. Die drei Festungen, von denen du schon oft gehört hast, flogen wie Wolken durch den Himmel und waren aus bestem Metall gemacht. Mit ihren dicken Mauern und Toren aus Metall, die mit Edelsteinen verziert und Ornamenten geschmückt waren, blendeten sie alle Augen und glänzten wie die Städte der Gandharvas. Geflügelte Pferde mit großer Kraft und wie die Sonne strahlend zogen sie nach dem Wunsch ihrer Bewohner überall hin. Wenn sie wie der Wind galoppierten, entfalteten sie ihre ganze Kraft, wieherten laut und ließen am Himmel die Abdrücke ihrer Hufe zurück. Nur die ehrwürdigen Weisen, die großen Rishis, die durch Askese gereinigt erstrahlen und Selbsterkenntnis erreicht haben, können diese Festungen mit ihren Augen sehen. Dann erscheinen sie wie die fliegenden Städte der Gandharvas voller Sänger und Musiker. Die herrlichen Paläste strahlen in goldenen Farben, sind mit zahllosen Ornamenten geschmückt, allen Arten von Waffen gefüllt und gleichen dem Palast von Indra, dem Herrn der Götter. Die hohen Paläste dieser Städte ragen wie der Gipfel vom Kailash empor und erscheinen wie ein wunderbarer Himmel voller Sonnen. Und die goldenen Türmchen und Pavillons erglänzen wie das Firmament voller Sterne. Die Festungen hallen vom Löwengebrüll der Krieger wider, und die Straßen sind mit zahllosem Volk und geschäftigem Lärm gefüllt. Die Parks gleichen dem himmlischen Garten Chaitraratha, und tausende Fahnen ragen in die Luft, als wäre der Himmel von Blitzen übersät.

Oh Bharata, in diesen Festungen lebten die mächtigen Könige Suryanabha und Chandranabha (Sonnen- und Mondkreis?) sowie andere Dämonen mit unterschiedlichsten Kräften. (Vielleicht auch: In diesen Festungen, die dem Lauf von Sonne und Mond folgten, lebten mächtige Dämonen mit unterschiedlichsten Kräften.) Sie waren dem Genuß gewidmet und voller Stolz auf ihren Segen von Brahma (der ihnen vermeintliche Unsterblichkeit verliehen hatte). Und verwirrt durch ihre Übermacht, begannen sie, auf den Pfaden zu wandeln, die den Göttern und Ahnen bestimmt waren. So blockierten diese mächtigen Dämonen mit dem Bogen in der Hand diese beiden Wege, die für sie nicht geschaffen waren (den Devayana und Pitriyana, den Götter- und Väterweg). Durch diese Behinderung wurden die Götter verdrängt, konnten ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen und erschienen mit bleichen Gesichtern vor Brahma und klagten:
Oh Großer Vater, du hast den Göttern ihre Pflichten bestimmt, doch nun werden wir von unseren Feinden behindert und gequält. Zeige uns den Weg, wie wir die Dämonen schlagen und besiegen können.

Darauf sprach Brahma mit wohlwollenden Worten:
Oh ihr unsterblichen Götter, wendet euch an Shiva. Er allein hat die Macht, die Festungen der Dämonen zu zerstören.

Die Götter hörten die Worte aus dem Mund von Brahma und begaben sich als Shiva Verehrer auf die Erde hinab. Dort übten die Söhne von Kasyapa am Fuße der Vindhya Berge wie am Meru im Zentrum der Erde harte Askese. Die Munis vertieften sich im Yoga, rezitierten heilige Texte und sangen das OM, um die Gunst von Shiva zu erreichen. Sie entsagten allen Reizen der schönsten Frauen, schliefen auf einer Matter aus Kusha Gras, trugen nur Ornamente aus Eisen und Kupfer und kleideten sich in die Felle schwarzer Antilopen, die eines natürlichen Alterstodes gestorben waren. Diese Felle waren ihnen so weich und angenehm wie Tigerfelle und beschützten sie vor allen weltlichen Verführungen. Nach langer Zeit erhoben sie sich zum Himmel und betraten das Reich von Shiva. In Tierfelle gehüllt und von Schmerzen abgezehrt, verneigten sie sich vor den Füßen des Herrn der Welten und sprachen demütig:
Oh Gott, die besten Segen, die uns verliehen wurden, sind ohne deine Hilfe so wertlos, wie Opfergaben, die Unwissende in ein Feuer geben, das von Asche erstickt wird. So achte die Worte, die Brahma im Himmel zu uns gesprochen hat, zur rechten Zeit und am rechten Ort.

So sprachen die Unsterblichen zu dem mächtigen Wesen, das sowohl von Göttern als auch Dämonen verehrt wird. Von den Qualen der Götter berührt, beschloß Shiva, der den Bullen im Banner trägt, den Untergang jener Dämonen. Er ergriff seine Waffen, schwang sich auf sein Reittier und sprach zum Gefolge von Indra:
Folgt mir, die ihr alle den Untergang von Tripura wünscht! Wir erfüllen, was Brahma bestimmt hat, und heilen eure Leiden.

Sogleich bewaffnete er sich wie auch die Götter mit Indra an der Spitze. Dann bestiegen die Götter einen mächtigen Kampfwagen, der wie Gold strahlte und wie Feuer loderte. Den wilden Rudras gleich griffen sie mit Shiva zu den Waffen, begaben sich auf den Weg der aufgehenden Sonne, loderten wie ein Feuer, das seine Feinde verbrennen will, und erschienen so groß wie Berge. So vereinten sich die Götter, die in ihrer universalen Form jede Gestalt annehmen können, zum Untergang der Dämonen. Und mit den berühmten Göttern vereint begann Shiva den Angriff auf Tripura und schnell flogen die Pfeile von seinem Bogen. Die überraschten Dämonen wurden durchbohrt und stürzten von den Terrassen ihrer Paläste wie Steine. Die Dämonen, die zum Kampf eilten, wurden verwundet und fielen wie vom Blitz zertrümmerte Felsen. Die gewaltigen Dämonenkörper wurden von den Schwertern, Speeren, Disken, Äxten und Pfeilen der Götter getroffen und stürzten aus ihre Höhe wie die Berge, denen Indra einst die Flügel abschlug. Verbrannt vom zunehmenden Glanz der Götter schwand die Kraft der Dämonen. So griffen sich die rivalisierenden Parteien verbissen an, und wer sich inmitten dieser wilden Schlacht erkennen wollte, bedurfte mehr als gewöhnlicher Augen. Dafür brauchte man die himmlische Sicht.

Doch als sich die Sonne gen Westen neigte, und ihr Glanz schwächer wurde, gewannen die geschlagenen und blutbedeckten Dämonen einige Vorteile zurück. Und während der Nacht wurden die Dämonen wieder siegreich und ließen ihr Löwengebrüll wie das Donnern von Gewitterwolken ertönen. Ihre spitzen Pfeile durchbohrten die erschütterten Götter, und durch ihren Triumpf im Kampf wurden sie immer leidenschaftlicher. Die mächtigen Dämonen kämpften mit Steinen, Speeren, Schwertern und Keulen. Und von den Opferriten ihres Lehrers Sukra gestärkt, erstrahlten sie voller Herrlichkeit auf dem Schlachtfeld.

Da erhob sich Shiva auf seinem Wagen, sammelte all die Götter und begann, die Dämonen mit seinen Pfeilen zu stoppen. Alle Himmelsrichtungen wurden von ihm erleuchtet, und er loderte wie die Sonne am Ende der Welt, die alle Geschöpfe verbrennt und nach der allgemeinen Vernichtung allein übrigbleibt. Der Wagen der Götter, der von gedankenschnellen Pferden gezogen wurde und das Banner mit dem Bullen trug, erstrahlte in der Mitte des Himmels und glich einer donnernden Gewitterwolke voller Blitze, die vom Regenbogen geschmückt war. Bei dieser wunderbaren Erscheinung priesen die heiligen Siddhas den dreiäugigen Gott, der den Bullen im Banner führt und dem Wohl der Wesen gewidmet ist. Diesem Lobgesang für Shiva schlossen sich die Rishis an, die durch Askese die Wahrheit schauen, die zahllosen Himmlischen, die vom Trank der Unsterblichkeit leben, sowie die wohlklingenden Gandharvas und tanzenden Apsaras. So erfüllte sich der Himmel mit großer Freude und hellem Glanz bis zu den Bereichen der Ahnen. Dann attackierten die Götter die gewaltige Festung der Dämonen mit hohen Mauern und Türmen, auf denen schreckliche Waffen standen, die mit einem Schlag hunderte töten konnten. Doch die kampferfahrenen Dämonen wehrten sich, überschütteten die feindlichen Angreifer mit einem Hagel aus brennenden Pfeilen, Speeren und Dreizacks, und zeigten ihre wunderbare Macht. Im Kampf höchst erfahren, zerstörten sie Keulen mit Keulen, Speere mit Speeren, himmlische Waffen mit himmlischen Waffen und den Zauber der Illusion mit dem Zauber von Illusionen. Dann schossen die Dämonen tausende Pfeile, Speere, Äxte und schreckliche Schwerter von allen Seiten auf die Götter, und schwer getroffen standen sie an der Pforte des Todes. So sank schließlich der Götterwagen von Shiva, der einer fliegenden Stadt der Gandharvas glich, unter den Schlägen der Feinde. Die Götter waren von den Waffen der Dämonen schwer bedrängt, konnten diese Laste nicht mehr ertragen, wurden gequält und sogar Indra, der Gatte der Sachi, war hilflos. Da ging ein Aufschrei durch den ganzen Himmel, und die großen Rishis, die Söhne von Brahma, riefen:
Der Götterwagen von Shiva droht auf die Erde zu fallen! Er ist unzerstörbar und wird vor den weltlichen Augen der Wesen alles vernichten. Oh Herr der Welten, wenn dieser gewaltige Wagen von Shiva auf die Erde fällt, werden alle lebenden Geschöpfe erschlagen. Die großen Berge werden wanken, die hohen Bäume stürzen, die weiten Ozeane über ihre Ufer treten, und alle Himmelsrichtungen in Dunkelheit versinken.

Daraufhin begannen die uralten Brahmanen die heiligen Mantras zu singen, die den Sieg mit der ewigen Brahman Kraft rufen, die in jeder Weise allen Wesen Glück und Frieden in dieser und der jenseitigen Welt gewährt. Der Herr des Universums hörte die Saman Gesänge, konzentrierte seinen Geist, folgte dem Dharma Weg und verkörperte sich durch seine Yoga Kraft. Augenblicklich erstrahlte der ganze Wagen und vereinte die Kräfte von Vishnu, Shiva und allen Göttern sowie den Rishis und Heiligen, die im Wald leben und Entsagung üben. Vishnu, der große Yogi, verkörperte sich in Gestalt eines Bullen, hob den Wagen auf seinen gewaltigen Hörnern mit allen Göttern, die Kraft und Mut verloren hatten, wieder in den Himmel und ließ sein lautes Gebrüll ertönen wie das Brüllen des Ozeans. Vishnu, der sich als Bulle verkörpert hatte, rannte bis in die dritte Region von Vayu (des Windes, im Yoga auch der Punkt zwischen den Augenbrauen) und brüllte wie der anschwellende Ozean während des Vollmondes. Da ging ein großer Schrecken durch die heldenhaften Dämonen, und sie griffen erneut zu ihren Waffen. Voller Stolz auf die Kraft ihrer Arme, ihren Mut, ihre Waffen und ihre Fähigkeiten waren sie überzeugt, die Götter im Kampf besiegen zu können.

Doch nun legte der unvergängliche Shiva drei brennende Pfeile auf seinen Bogen und vereinte sie mit der himmlischen Brahmastra Waffe. Dann schoß er diesen dreifachen Pfeil wie das Zepter von Brahma gegen die dreifache Festung der Dämonen. In dieser Waffe verband er durch geistige Konzentration die drei heiligen Kräfte von Brahman-Erkenntnis, Verehrung und Askese, die in ihrer Einheit jeden Dämon vernichten können. Dieser Pfeil loderte wie ein rauchloses Feuer und war so edel wie reines Gold. Für die Dämonen war er höchst schrecklich, tödlich wie das Gift einer Schlange und allesvernichtend. So erreichte der brennende Pfeil die dreifache Festung der Dämonen, verbrannte die mächtigen Tore und stürzte die Mauern ein, die so hoch wie die Vindhya Berge waren. Alle drei Städte wurden augenblicklich mit all ihren Palästen und Bewohnern zu Asche verbrannt und dem Erdboden gleichgemacht. Die Macht der Brahmastra Waffe vernichtete Tripura und stürzte sie aus dem Himmel herab wie ein Regen aus schwarzer Asche vom hohen Gipfel eines Berges. So hatten die himmlischen Götter die Festung der Dämonen besiegt und baten mit vereinter Stimme:
Oh Höchster Geist, mögen alle unsere Feinde, die in der Welt übermächtig werden, auf diese Weise untergehen!

Damit wurde Vishnu, der als großer Yogi stets ein Lächeln trägt, von allen Rishis und Heiligen gepriesen wie auch von Brahma, Shiva und den anderen Göttern, die schließlich ihre Herrschaft wiedergewonnen hatten.


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