Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

3.3. Die Entwicklung des Kali-Yugas

Janamejaya sprach:
Oh Vyasa, da wir nicht wissen, ob der Zeitpunkt unseres Todes nah oder fern ist, möchte ich gern über die Entwicklung des Kali-Yugas hören, das dem Dwapara folgte. Wenn wir auch in diesem dunklen Zeitalter geboren wurden, so wünschen wir doch, dem Dharma zu folgen und wollen versuchen, selbst mit kleinen Taten Verdienste anzusammeln.

Da sprach Saunaka:
Oh Kenner des Dharma, auch wir leben im fortschreitenden Kali-Yuga, das den Geschöpfen viel Leiden bringt, weil Tugend und Gerechtigkeit vergehen und die Sünde wächst. So berichte uns bitte, was Vyasa damals erzählt hatte.

Und Sauti sprach:
Als der Heilige Vyasa auf diese Weise vom großen König befragt wurde, dachte er über die Entwicklung der Wesen im fortschreitenden Kali-Yuga nach und begann, diese Zeit zu beschreiben.

Vyasa sprach:
Oh Janamejaya, im Kali-Yuga werden die Könige ihre Untertanen immer weniger beschützen und zunehmend an sich selber denken, obwohl sie von ihnen die Steuern eintreiben. Immer weniger Könige werden wie Kshatriyas handeln, die Brahmanen werden ihren Unterhalt wie Shudras verdienen, und die Shudras werden sich als Brahmanen ausgeben. Im Laufe dieses Zeitalters werden die vedengelehrten Brahmanen Waffen ergreifen und die Opfer vernachlässigen. Die Menschen werden alle die gleiche, ungesegnete Speise essen. Sie werden oberflächlich leben, die Illusion pflegen, dem Alkohol- und Fleischgenuß verfallen und sogar die Ehepartner ihrer Freunde verführen. Im Laufe dieses Zeitalters werden Diebe zu Herrschern und Herrscher zu Dieben. Die Diener wollen wie Könige leben, der eigene Reichtum steht über allem, tugendhaftes Verhalten wird verachtet, und lasterhafte Gewohnheiten werden gelobt. Das unterscheidende Bewußtsein für Tugend und Sünde wird vergehen, und Witwen mit offenem Haar, Mönche und Minderjährige werden lasterhaften Geschlechtsverkehr treiben. An jeder Ecke werden die Hausväter Speise und Getränke verkaufen, die Brahmanen die heiligen Veden und die Frauen ihre verführerischen Körper. Im Laufe dieses Zeitalters wird sich jeder für einen Lehrer der Wahrheit halten, und die Diener verlieren den Respekt vor ihren Herren. Die Brahmanen werden die Früchte ihrer Askese und Opfer verkaufen, und die Jahreszeiten kommen durcheinander. Shudras werden mit weißen Zähnen und Kollyrium in den Augen ihre Köpfe scheren, ockergelbe Kleider tragen und den Lehren des Buddha aus dem Shakya Stamm folgen. Im Laufe des Kali-Yugas werden die fleischfressenden Tiere zunehmen, die Kühe abnehmen und die Nahrungsmittel immer ungesünder. Die barbarischen Stämme werden die zentralen Städte erobern, und die edlen Stämme ziehen sich in Randgebiete zurück. Die Ochsen werden schon mit zwei Jahren vor den Pflug oder Karren gespannt, und es wird übermäßigen Regen oder Dürre geben. Die Menschen werden wie Diebe leben und sich gegenseitig ihren Besitz stehlen. Schnell werden sie reich und schnell wieder arm. Im Laufe des Kali-Yugas werden die Menschen ihre Aufgaben im Leben weder erkennen noch erfüllen. Das Land wird veröden, und die Städte werden überfüllt sein. Die Söhne werden das Erbe ihrer Väter zerteilen und verschwenden, denn jeder will ein Händler sein. Von Begierde und Neid getrieben werden die Menschen gegeneinander kämpfen und sich bestehlen. Mangels Schönheit, Charme und Ornamenten wird das Haar der einzige Schmuck der Frauen sein. Im Laufe des Kali-Yugas werden die Hausväter kaum noch Interesse an ihrer Nachkommenschaft haben und nur noch zum Genuß mit ihren Frauen schlafen. Es wird viele übelgesinnte Menschen geben, und die Frauen werden in der Überzahl sein. Darin zeigt sich der Verfall am Ende der vier Zeitalter. Dann wird sich jeder wie ein Bettler verhalten und keiner will noch uneigennützig etwas geben. Sogar von Unwürdigen werden bedenkenlos Geschenke erwartet und angenommen. Bedrückt von Herrschern, Räubern und Leidenschaften werden die Menschen immer schwächer. Die Pflanzen werden zunehmend unfruchtbar, und schon die jungen Menschen fühlen sich alt.

So wird im Kali-Yuga eine zunehmende Unzufriedenheit herrschen. Während der Regenzeit werden Stürme und Hagelschauer toben. Die Leute werden immer mehr Zweifel bezüglich der jenseitigen Welt hegen. Die dämonische Natur wird sich entfalten und das Göttliche sowie den Dharma verleumden. Entsprechend wächst der Egoismus, und die Menschen werden immer zorniger. Die Kshatriyas werden sich wie Vaisyas verhalten, zum Lebenserwerb Landwirtschaft und Handel betreiben und sich dabei wie Brahmanen fühlen. Im Laufe des Kali-Yugas werden Verträge und Versprechen ihren Wert verlieren und Schulden nicht mehr beglichen. Das Glück wird unfruchtbar und der Zorn fruchtbar sein. Anstatt Kühe wird man Ziegen melken. Ungelehrte werden sich als Gelehrte geben, und Unwissende werden die Gesetze auslegen. Im Laufe des letzten Yugas wird jeder alles wissen wollen, ohne von den Alten zu lernen und ihnen zu dienen. Die Brahmanen werden ihre Aufgabe als Lehrer versäumen und die Kshatriyas wie Diebe handeln. In dieser Zeit des Niedergangs werden sich Lasterhafte, Trinksüchtige und Lügner als Brahmanen geben und Tieropfer durchführen. Aus Begierde nach Reichtum werden sie als Opferpriester für Unwürdige amtieren und verbotene Nahrung verzehren. Die Menschen werden sich respektlos behandeln, und keiner wird noch die Veden mit wahrhafter Hingabe studieren. Zum Ende dieses Zeitalters werden sogar die Sterne und Planeten lügen, und alles kehrt sich um. Der Himmel wird sich rot färben, als würden die Himmelsrichtungen in Flammen stehen. Die Söhne werden ihre Väter anstellen und die Schwiegertöchter ihre Schwiegermütter. Männer werden Tiere begatten und ihre Frauen von Fremden schwanger. Die Schüler werden ihre Lehrer mit scharfen Worten verletzen und unanständige Reden führen. Die Brahmanen werden essen, ohne geopfert zu haben, und die Hausväter ohne die Gäste zu versorgen. Die Frauen werden ihre Männer und die Männer ihre Frauen betrügen. So wird im Laufe des Kali-Yugas kein Mensch mehr von körperlichen und geistigen Krankheiten sowie von Neid und Begierde frei sein.


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